Am 8. März hängte sich Linus Beck an der Jugend-WM in Kirov im technischen Eisklettern (Lead) die Goldmedaille um den Hals. Obwohl der 16-Jährige als jüngster Teilnehmer seiner Alterskategorie (U19) antrat, setzte er sich gegen die überwiegend russische Konkurrenz durch. Auf den bisherigen Höhepunkt seiner sportlichen Karriere folgte in der Heimat die schlechte Nachricht: Wegen Corona wurden die Kletterhallen in der Region geschlossen. Seit Mitte Mai sind sie jedoch wieder geöffnet. Beck hat die Vielfalt im Training vermisst:
«Die Zeit ohne Klettern hat mir überhaupt nicht gefallen. Es ist schon etwas anderes, zu Hause nur ein stures Kraft- und Ausdauertraining durchzuführen.» Die Ziele des Plankners haben sich während der Coronazeit nicht verändert. Mit der Verteidigung des WM-Titels soll auch die Saison 2020/21 einen krönenden Abschluss erhalten. «Logischerweise möchte ich die Goldmedaille nächstes Jahr noch einmal holen», grinst Beck. Sein Rezept dafür hört sich einfach an: «Ich werde mich wieder gut vorbereiten und dann mein Bestes geben.»
Das Eiskletterteam des Liechtensteiner Alpenvereins (LAV), welches aus dem Plankner Geschwisterquartett Linus und Lea Beck sowie Andreas und Florian Gantner besteht, ist zurzeit oft im Sparta Bouldering in Buchs anzutreffen. «Beim Eingang erhält man ein Magnet und es sind entsprechende Wände aufgestellt. So wird kontrolliert, dass nicht zu viele Personen in einem Sektor sind. Sonst ist alles wie vorher», berichtet Linus Beck. Gemäss Schutzkonzept sind 50 Personen zugelassen. Laut eigenen Angaben ist die Boulderhalle bislang nicht an ihre Kapazitätsgrenzen angestossen, seit diese Begrenzung gilt. Bei schlechtem Wetter kommt es teilweise zu kurzen Wartezeiten.
Aktuell trainiert Linus Beck rund zweimal pro Woche in einer Kletterhalle. Hinzu kom- men Ausdauer- und Krafteinheiten. Sobald die Wettkämpfe näherrücken, wird die Vorbereitung intensiviert. Die neue Saison wird voraussichtlich Mitte Dezember der Auftakt des Swiss Cups einläuten. In der vergangenen Saison holte sich Beck in der Gesamtwertung den dritten Rang, Sieger wurde sein Plankner Teamkollege Andreas Gantner. Liechtensteins Eiskletterer wollen in der nächsten Saison erneut ein bis zwei Weltcuptermine wahrnehmen. Neu peilt man auch Auftritte im Europacup an. «Wir versuchen, mehr Wettkämpfe als in der vergangenen Saison zu absolvieren», so der 16-Jährige. Im Januar 2020 nahm er beim Weltcup in Saas-Fee zum ersten Mal an einem internationalen Turnier der internationalen Elite teil (14. Rang Lead, 18. Rang Speed).
Seit Längerem ist die internationale Alpenvereinigung UIAA darum bemüht, dass Eisklettern als olympische Disziplin anerkannt wird – dies geht unter anderem aus dem Jahresbericht 2019 hervor. Linus Beck wäre dieses Jahr fast Teilnehmer einer olympischen LOC-Mission geworden. Im Vorfeld der Youth Olympic Games 2020 in Lausanne wurde darüber diskutiert, Eisklettern ins Programm aufzunehmen. «Ich war schon angemeldet. Etwa ein halbes Jahr vor den Spielen wurde meine Disziplin wieder abgesagt», erinnert sich der Plankner. Bei den nächsten Jugendspielen 2024 in Südkorea wird Beck zu alt für eine Teilnahme sein. Die Hoffnung auf eine olympische Mission ist noch nicht ganz erloschen, allerdings kommen nur noch die Wettkämpfe der Erwachsenen infrage. Im Programm der Winterspiele 2022 in Peking ist Eisklet- tern nicht aufgeführt. Die UIAA hat ihren Blick bereits aufs Jahr 2026 gerichtet. Dann werden die 25. Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen. Falls ihre Bemühungen bis dahin Früchte tragen, könnte sich die Anzahl der Liechtensteiner Athleten vor Ort erhöhen. Jedenfalls wäre Linus Beck nicht abgeneigt, Liechtensteins Farben auf der grossen Sportbühne zu vertreten.