Aktuelles
First Adisory sucht…
… eine/n Lernende/n als Fachfrau/-Mann Betriebsunterhalt FZ
… zwei Lernende als Kauffrau/-Mann FZ
Am 7. Apri machten sich 22 Lernende mit vier Begleitpersonen auf zum Lernenden-Lager von 100pro! Berufsbildung Liechtenstein. Dieses führte die Gruppe zur Hofkellerei Wilfersdorf. Die Idee des Lagers, dass die Lernenden in diesem Jahr aus Liechtenstein zu den Liechtensteins nach Wilfersdorf fahren und vor Ort die Hofkellerei tatkräftig unterstützen, entstand anlässlich eines Besuches der Hofkellerei. Ziel des Lernenden-Lagers ist es, sich mit den anderen Lernenden zu vernetzen, die Sozialkompetenz zu steigern. Mit dem Fokus des gemütlichen Beisammenseins soll auch etwas bewirkt werden. Nach achtstündiger Busfahrt traf die Gruppe in Poysdorf ein, wo sie im Kolpinghaus untergebracht war. «Wir wurden sehr freundlich begrüsst und genossen das bereitgestellte Buffet», so Ivan Schurte von 100pro! An den kommenden Tagen arbeitete die ganze Gruppe an verschiedenen Projekten, dazu gehörten:
Weinbergpflege, Weine katalogisieren, Schreinerarbeiten an der Terrasse und Vorbereitungsarbeiten für den bevorstehenden Event. Das Highlight war am Schluss die kreative Gestaltung des Eingangsbereichs mit drei Weinfässern.
Am Mittwoch stiessen die WKL-Alumni dazu, sie bestaunten die Arbeiten der Teilnehmer und begleiteten das Rahmenprogramm. Über die Familie Liechtenstein wurde in den vergangenen 40 Jahren die ganze Geschichte zusammengetragen, diese wird heute in einer Ausstellung im Schloss Wilfersdorf präsentiert. Der Besuch dieser Ausstellung, welche einen Einblick in die Historie gibt, war somit Pflicht. Das Highlight des Lagers war der Besuch des Gartenpalais Liechtenstein in Wien. «Am Freitag wurden wir von Prinzessin Isabelle von und zu Liechtenstein und Prinz Philipp von und zu Liechtenstein begrüsst. Nach der Führung durch das Gartenpalais durften wir in Gegenwart der Gastgeber einen Lunch in der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein im Gartenpalais Wien einnehmen, bevor wir uns auf den Heimweg machten», erklärt Ivan Schurte abschliessend. (eingesandt)
Handwerksberufe im Fokus der Oberschule Vaduz
Einen Tag lang durften die Vaduzer Oberschüler bei zehn Berufen so richtig Hand anlegen und in den Betrieben oder sogar direkt auf den Baustellen die Berufe wirklich erleben also den Beruf sehen, riechen und spüren.
Das ist ein wichtiger Schritt für die Berufswahl.
In der dritten Klasse der Oberschule liegt der klare Schwerpunkt auf der Lehrstellensuche.
Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler zunächst sich selbst und ihre Stärken kennen.
Dann werden alle möglichen Lehrberufe kennen gelernt.
Bei Betriebsbesichtigungen und natürlich auch während der Berufs-Check-Woche dürfen die
Schüler dann auch vor Ort die
Berufe kurz erkunden, bevor sie
sich für die Schnupperlehren bewerben.
Da sich in den letzten Jahren
immer weniger Schüler für
Handwerksberufe interessieren,
wurde in Zusammenarbeit zwischen der Oberschule Vaduz
und 100 Pro (Wirtschaftskammer Liechtenstein)
ein Projektauf die Beine gestellt, wodurch
die Schüler wieder mehr Lust
am Handwerk finden sollten.
Dreissig Schüler, zehn
Berufe, ein Tag
An nur einem Tag konnten 30
Schüler der dritten Klasse der
Oberschule je drei Handwerksberufe aussuchen,
bei denen sie jeweils 1,5 Stunden selbst Hand anlegen konnten.
Dabei stand das «Tun» ganz klar im Vordergrund.
Filme oder Vorträge über
Berufe anzusehen, kann nie das
Gefühl vermitteln, wenn man
selbst den Hammer schwingt
oder eine Stanzmaschine wie Butter durch 10 mm starkes Metall gleiten lässt.
Zur Auswahl standen die Berufe Maurer und Strassenbauer
bei der Firma Frickbau, Automobilberufe in der Weilenmann Garage, Metallbauer bei Walser und Wohlwend, Landschaftsgärtner bei der Firma Jehle,
die Elektroberufe wurden von Mega
Solutions vorgestellt, die Aufgaben im Detailhandel konnten im Lindamarkt umgesetzt werden und bei der Plättli Ganz konnte der Beruf des Plattenlegers
unter der Leitung von Platta
Heeb und Morina Plattenbelege
ausprobiert werden. Überall
wurden die Schülerinnen und
Schüler von Lernenden und/oder Lehrlingsausbildern
begleitet, unterstützt und ausführlich über den Beruf und die Tätigkeiten informiert.
Den Mittag verbrachten die Schüler im Restaurant Pur, das
extra für diesen Tag exklusiv für die OSV offen hatte.
Dort wurden die Berufe Restaurationsfachfrau/mann und Koch bzw Köchin ausprobiert.
Die Speisen wurden von den Schülern für die
Schüler unter fachkundiger Leitung zubereitet und serviert. Der spontane Applaus nach dem Essen war der beste Beweis für das gelungene Menü.
Ein abwechslungsreicher
und lehrreicher Tag
Die Wege zwischen den verschiedenen Betrieben und
Baustellen wurden zu Fuss bewältigt, und trotz grosser Hitze gab es den ganzen Tag keinen einzigen negativen Kommentar der Schüler.
Ganz im Gegenteil, beim abschliessenden Stimmungsbild
am späten Nachmittag in der Wirtschaftskammer bekamen
alle Betriebe von den Schülern Noten zwischen fünf bis sechs.
Besser geht’s kaum.
Die Schülerinnen und Schüler waren sich einig, dass der
Tag extrem kurzweilig, abwechslungsreich und vor allem
sehr lehrreich war, was ihre Berufswahl angeht. Die meisten
wollen nun in den bevorstehenden Ferien in einen handwerklichen Beruf schnuppern und können sich gut vorstellen, dass auch ihre Bewerbung dann in diese Richtung gehen wird.
Auch alle Beteiligten sowohl die Verantwortlichen bei
100 Pro wie auch die Lehrpersonen und die
Lehrlingsausbildner haben den Tag als sehr
wertvoll erlebt und sind überzeugt, dass es im nächsten
Schuljahr eine Neuauflage geben muss.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Verantwortlichen, die
diesen Tag mitgestaltet und den Schüler diese tolle
Möglichkeit geboten haben. (pd)
Wirtschaftskammer spricht sich für „Professional Bachelour“ aus
Dunja Goop
Im Zuge der sogenannten BolognaReform wurde vor über 20 Jahren beschlossen, dass Studierende von Fachhochschulen und Universitäten ihr Studium mit den akademischen Graden
Bachelor beziehungsweise Master abschliessen.
Bereits seit geraumer Zeit geht in der Schweiz damit ein Diskurs
um die Gleichsetzung von Absolvierenden höherer Berufsbildung einher.
Schliesslich beenden diese ihre Ausbildung an Höheren Fachschulen (HF) nicht mit den international gängigen
Bezeichnungen Bachelor und Master,
sondern beispielsweise als «Dipl. Betriebswirtschaftler HF»oder «Dipl. Technikerin HF». Jüngst hat sich der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) im Rahmen einer Konsultationsantwortan das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation einmal mehr für die Titelzusätze «Professional Bachelor» bzw. «Professional Master» ausgesprochen. «Damit sich Jugendliche und ihre Eltern auch künftig fürden berufichen Bildungsweg entscheiden, ist es wichtig, dass dieser Bildungsweg gesellschaftlich eine anerkannte Positionierung erhält», so der Schweizerische Arbeitgeberverband. Das Ansinnen fndet auch jenseits des Rheins Zustimmung, wie eine Anfrage von «Wirtschaft regional» bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein zeigt. «Wir unterstützen dieses Vorhaben nicht nur, wir fordern es», betont
WK-Geschäftsleitungsmit glied Ivan
Schurte. «Der Weg, über die Berufsbildung zu einem gleichwertigen Grading zu kommen wie auf dem akademischen Weg, würde die Wichtigkeit beider Wege betonen und den praktischen Werdegang über eine berufiche
Grundbildung stärken.» Mit der Massnahme sei es möglich, wieder ein breiteres Feld an Interessenten für die berufiche Grundbildung zu gewinnen.
Zudem erfolge die höhere Fachausbildung grenznah und berufsbegleitend «das heisst, unser Arbeitsmarktpotenzial wird regional beschult und bleibt dem Werkplatz erhalten»,
so Schurte.
«Keine Konkurrenz, sondern gleichwertiger Teil»
Die Gleichwertigkeit müsse jedochnicht nur aufgezeigt, sondern auch vonder Gesellschaft akzeptiert werden:
«Die Berufsbildung darf nicht als Konkurrenz zum akademischen Weg aufgezeigt werden, sondern als gleichwertiger Teil». Indes fordert Ivan Schurte auch eine vermehrte Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Ausbildungsniveaus sowie eine Stärkung der berufichen Weiterbildung: «Wir müssen uns von alten Bildern lösen und den Weg
der Berufsbildung etwa auch Gymnasiasten aufzeigen.
Die Durchlässigkeit hat in alle Richtungen ihre Gültigkeit.»
Dass etwa Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums über eine Way-upLehre in die Höhere Berufsbildung wechseln oder Lernende via Passerelle den universitären Weg einschlagen,
sei richtig und wertvoll. Zudem solle die Weiterbildung nach der berufichen Grundbildung «als so selbstverständlich erachtet werden wie der Pfichtschulteil».
Ausbildner werden von Wissensträgern zu «Wissensmanagern»
Interview
Französischpflicht, nur noch ein Berufsschulprofil
und 120 Leistungsziele: Künftige KV-Lernende
finden ein ganz anderes Umfeld vor als ihre
Vorgänger. Die Reform ist berechtigt, doch
wurden die Neuerungen zu spät kommuniziert,
meinen Ivan Schurte und Cassandra Senti von der
«100pro»-Berufsbildung.
VON MICHAEL WANGER
«Volksblatt»: Die Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen, kurz SKKAB, hat schon vor Längerem eine neue Reform angekündigt. Im August 2023 ist es nun so weit: Die ersten Lernenden starten mit der neuen Reform. Was ändert sich konkret?
Ivan Schurte: Grundsätzlich werden Bildungsverordnungen alle fünf Jahre einmal leicht überarbeitet. Gesamtrevisionen gibt es etwa alle zehn Jahre. In beiden Fällen kommen die verschiedenen Verbände und Gremien zusammen und diskutieren, inwiefern die schulischen und beruflichen Inhalte der Ausbildung des jeweiligen Berufs noch zeitgemäss sind. Bei der aktuellen Reform ist es aber so, dass es rund 20 Jahre her ist, seit der letzten gossen Reform. In dieser Zeit hat sich die Arbeitswelt sehr stark verändert: Vieles ist automatisiert worden, es gibt QR Rechnungen, die Buchhaltung funktioniert anders und so weiter. Die Verbände haben daher beschlossen, das B- und E-Profil bei der KV Ausbildungen aufzulösen. Künftig gibt es also nur noch eine kaufmännische Lehre FZ mit oder ohne Berufsmatura oder eine zweijährige Lehre zum Büroassistenten BA. Gleichzeitig müssen sich die Arbeitgeber neu ausrichten. So gibt es beispielsweise neu circa 120 Leistungsziele, welche die Lernenden während ihrer Lehrzeit erfüllen müssen.
Cassandra Senti: Mit der aktuellen Reform liegen wir wieder bei rund 120 Leistungszielen. So viele waren es früher schon einmal, aber seit der letzten Revision waren es etwa 20 Leistungsziele, je nach Branche etwas unterschiedlich. Hinzu kommt, dass es in der Berufsschule neu keine Fächer im engeren Sinne mehr geben wird, sondern verschiedene Handlung Kompetenzen Bereich . Wenn einer dieser Kompetenzbereiche beispielsweise den Umgang mit Kunden umfasst, übernimmt ein Teil der Deutschlehrer, ein anderer der Englischlehrer und eventuell nochmals einen Teil der Wirtschaftslehrer. Das heisst, es gibt keinen Deutsch- oder Englischunterricht im altbekannten Stil mehr. Das wird für die Lehrpersonen und die Lernenden gleichermassen eine grosse Umstellung.
Was bedeutet das für die Lehrbetriebe?
Schurte: Sie müssen sich Gedanken machen, wie sie alle diese etwa 120 Leistungsziele abdecken können. Es ist Stand jetzt noch offen, wie sie das bewerkstelligen sollen vor allem Kleinunternehmen. Berufsschulen hingegen haben schon damit begonnen, den Lehrplan auf der Grundlage dieser Ziele aufzubauen. Die Uhr tickt: Bis im August müssen Betriebe startklar sein, denn dann geht es los. Das zieht allerdings einen Rattenschwanz nach sich. Dieser beginnt mit der Rekrutierung neuer Lernender. Die meisten Unternehmen haben ihren Nachwuchs bereits unter Vertrag genommen. Dabei wissen weder sie noch die Jugendlichen, welche konkreten Voraussetzungen sie in die Lehre mitbringen müssen. Neu ist zum Beispiel, dass Französisch ein Pflichtfach ist. Senti: Genauer gesagt gibt es zwei Wahlpflichtfächer, von denen beide Französisch beinhalten. Nur das Niveau unterscheidet sich. Die etwas einfachere Variante in Bezug auf das Sprachniveau ist das Wahlpflichtfach «Individuelle Projektarbeit», in dem es hauptsächlich um die Kommunikation geht. Die Reform strebt das Niveau A2 beim Schreiben und B1 beim Sprechen und Verstehen an. Beim zweiten Wahlpflichtfach handelt es sich um das Fach «zweite Fremdsprache», die Französisch ist. Hier beträgt das Niveau meines Wissens B1. Kurzum: Französisch wird künftig Pflicht für alle KV-Lernenden. Wer das nicht möchte, kann alternativ eine Lehre als Büro-assistent oder -assistentin BA antreten. Die Meinungen sind aber gespalten. Die einen Lehrpersonen sagen, dass Lernende künftig einfach mehr lernen müssen, während andere befürchten, dass 70 Prozent der heutigen B-Profil Lernenden die Lehre nach neuem Muster nicht mehr bestehen würden.
Zusammengefasst bringen die Reformen also welche Probleme mit sich?
Schurte: Betriebe haben vielleicht nicht die richtigen Kandidaten eingestellt, sie sind nicht auf die Neuerungen vorbereitet und haben abzüglich der Ferien nur noch vier Monate Zeit, Vorkehrungen zu treffen. Aus diesem Grund haben wir schon erste Anfragen erhalten, ob wir Betriebe mit unserem Betriebscoaching bei der Umsetzung der Reform unterstützen und begleiten können.
Und können Sie die Unternehmen in dieser Sache unterstützen und begleiten?
Schurte: Ja. Wir haben das Glück, dass wir ab Mai einen zusätzlichen Arbeitsplatz besetzen können. Wir sind also bereit.
Senti: Man muss sich aber bewusst sein, dass wir hier nur von der Branche Dienstleistungen und Administration sprechen. Sicher gibt es Vorgaben, die alle Branchen erfüllen müssen, aber die Banken- oder Versicherungsbranche haben von der Betrieblichen Seite teilweise natürlich andere Anforderungen oder Inhalte als wir in der Branche D&A. In der Schule werden die Branchen aber nicht unterschieden. Alle KV-Lernenden gehen gemeinsam in die Berufsschule. Demnach können wir nicht allen Betrieben gleich gut helfen. Das Ganze soll aber kein Vorwurf an Verbände wie etwa die IGKG sein. Ich weiss nämlich, dass sie alles daran setzen, Fragen zu beantworten und an Informationen zu kommen und dem Ausbildungsbetrieb so gut sie können zu helfen. Schurte: Das gilt auch für das Amt für Berufsbildung (ABB). Es macht trotz der widrigen Umstände einen tollen Job und informiert uns und die Betriebe, sobald es Neuigkeiten gibt.
Wieso ist der Zeitplan so eng?
Schurte: Der kaufmännische Beruf besteht aus rund 19 Verbänden. Er ist einer der grösste Berufe der Schweiz. Dazu gehören Branchen wie Banken, Treuhand, Verwaltung und dergleichen. Diese Verbände mussten sich erst finden und ab-schätzen, wie die Arbeitswelt in der Zukunft aussieht. Als dies feststand, entbrannte ein Streit um Grundsatz-fragen wie etwa die Verankerung einer Zweitsprache: Soll dies mit Englisch eine Fremdsprache oder mit Französisch eine Schweizer Landessprache sein? All das bremste die geplante Reform aus. Zudem kam, dass aufgrund der Coronakrise alles sehr lange stillstand. So kam es, dass sie Anfang 2021 noch nicht einsatzbereit war. Tatsächlich sind sich die Verbände auch heute noch nicht bei Allem einig. Der Reformvorschlag erreichte nur eine knappe Mehrheit. Im Idealfall wäre es so gewesen, dass die Reform im Januar präsentiert wird und sie dann im August des nächsten Jahres startet. Für die Betriebe beginnt das Lehrjahr nämlich ein Jahr vor dem ersten Schultag – und zwar mit der Rekrutierung von Lernenden. Das ist nun aber anders. Sowohl beim Beruf Kaufmann/Kauf-frau FZ als auch beim Büroassistent/Büroassistentin BA haben sich die Anforderungen verändert. So bleibt also Schülern, die kaum Französisch sprechen, nur die Möglichkeit, die Ausbildung zum Büroassistent/in BA zu machen oder einen Intensivvorbereitungskurs zu besuchen. Senti: Hier stehen wir genau wieder vor dem Problem, das ich vorhin erwähnt habe: Die einen Lehrpersonen meinen, dass sprachlich weniger begabte Lernende die FZ Lehre mit mehr Aufwand durchaus bewältigen können, während die anderen davon abraten. Aber was führt zu dieser Annahme? Bislang gibt es ja noch keine Erfahrungswerte. Bei der letzten grossen Reform im Jahr 2003 gab es zu diesem Zweck P i l o t k l a s s e n , welche die revidierte Bildungsverordnung zum Vorbild nahmen. Das gibt es dieses Mal aus welchem Grund auch immer nicht.
Wird Französisch also zur Fallnote? Sprich, wer das Fach mit einer negativen Note abschliesst, besteht die Lehre nicht?
Schurte: Nein, das ist kein KO Kriterium.
Sie haben vorhin angesprochen, dass die Lehrbetriebe alle 120 Leistungsziele abdecken müssen. Tun sich Grossbetriebe in diesem Punkt leichter als Kleinbetriebe?
Schurte: Das ist unsere grosse Bau-stelle. Denn wenn ich beispielsweise an grosse Unternehmen wie die LGT oder die Hilti denke, habe ich keine Bedenken. Dort gibt es Berufsbildner- und -Bildnerinnen, die sich dar-um kümmern werden. Bei kleineren Betrieben ist das schon eher ein Problem, zumal die Ausbildner ihre Aufgabe oftmals neben dem Tagesgeschäft wahrnehmen. Sie finden die Zeit schlichtweg nicht, sich mit den Leistungszielen zu befassen und diese später auch mit ihren Lernen-den umzusetzen.
Senti: Zu den neuen Leistungszielen kommen neu circa 60 Praxisaufträge. Solche gibt es je nach Branche schon heute, aber sie lassen sich an einer Hand abzählen. Stand jetzt wissen wir noch nicht, ob es sich bei diesen Auf-trägen um eine Empfehlung oder um eine Pflicht handelt.
Lernenden pro Praxisauftrag 15 Stunden Zeit. Bislang war es so, dass sich die Lernenden diese Zeit während der Arbeit nehmen durften. Das wird jetzt wohl nicht mehr der Fall sein. Hinzu kommt, dass Berufsbildner diese Praxisaufträge wie erwähnt auch begleiten müssen. Schurte: Beim Detailhandel sind Änderungen markanter. Auch ein gewisses Fachwissen und Infrastruktur setzen die neuen Anforderungen voraus. Lernende müssen ihre Praxisaufträge in einem speziellen Computerprogramm dokumentieren. Das heisst, dass die Jugendlichen in ihrem Betrieb künftig einen Computer Arbeitsplatz brauchen. In gewissen Branchen im Detailhandel ist das nicht selbstverständlich. Damit aber noch nicht genug, denn auch das ABB stellt dieses Jahr auf digitale Lehrverträge um. Künftig sind diese also nicht mehr physisch, sondern müssen digital von Stelle zu Stelle weitergereicht werden, bis sie das Amt freigeben kann. Eine weitere Änderung, an die sich die Betriebe gewöhnen müssen. Wir kritisieren aber einmal mehr nicht die Ziele, sondern die Vorlaufszeit.
Können Kleinbetriebe von der Vorarbeit der Grossbetriebe profitieren?
Schurte: Ich denke nicht, dass Grossunternehmen die Arbeit für kleine machen. Jede Firma muss für sich beantworten, wie sie die Leistungsziele und Aufgaben umsetzen kann.
Senti: Das wäre ohnehin schwierig, zumal jedes Unternehmen – auch wenn es sich um dieselbe Branche handelt andere Abteilungen und Aufgabenbereiche hat. Die Massnahmen und Leistungsziele liessen sich also in den meisten Fällen nicht ein-mal annähernd auf andere Betriebe übertragen.
Gelten die neuen Regeln auch für Lernende, die sich bereits in Ausbildung befinden?
Senti: Nein, sie gelten erst für die jenigen, die im August 2023 ihre Lehre starten. Das erste Qualifikations-verfahren nach dem neuen Muster findet also 2026 statt.
Welche Folgen hat es für die Berufswahl, dass sich die KV-Lehre so stark verändert?
Senti: Das kann ich nicht sagen. Es ist zwar möglich, nach der Lehre als Büroassistentin die Lehre als Kauf-frau FZ in verkürzter Form anzuhängen, aber ohne gute Französischkenntnisse ins 2. Lehrjahr mit einemvorgegebenen Sprachniveau einzusteigen, wird wahrscheinlich würde viele schwer.
Schurte: Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass ein BA keine schlechtere Ausbildung ist als ein FZ. Nur sind die Aussichten nach der Lehre etwas anders. Es gibt aber Arbeitsplätze, bei denen ein Abschluss mit Berufsattest gefragt ist. Dazu gehören Arbeitsplätze, die praktisch orientiert sind – also viele sogenannte Repetivarbeiten beinhalten. Die Frage ist nur, ob es auf dem heimischen Markt genügend Stellen für Büroassistenten gibt.
Senti: Das grössere Problem wird wohl, dass viele Leute denken, dass die eine Ausbildung besser ist als die andere. Ein solcher Vorwurf hielt sich auch lange bei den Berufsschul-Profilen: Das B- Profil sei schlechter als das E-Profil. Da-bei fehlte bei ersterem Profil nur das Fach Französisch und einzelne Themen im Fach W&G. Der Rest sowie das betriebliche Qualifikationsverfahren waren dasselbe.
Wie schaffen Sie diesen Vorwurf aus der Welt?
Schurte: Indem wir sagen, dass es die Profile nicht mehr gibt. Das wird sicher einiges an Aufklärungsarbeit mit sich bringen, aber das sind alte Zöpfe, die wir abschneiden wollen und müssen. Viel wichtiger ist es aber, dass wir den Betrieben und Berufsbildnern klar machen, dass sich ihre Stellung dank der Reform nun verändert hat. Früher waren Ausbildner Wissensträger, künftig werden sie Wissensmanager sein. Sie müssen nicht nur mehr Fragen von ihren Lernenden beantworten, sondern ihnen im Zusammenhang mit den Leistungszielen auch über die Schultern schauen und ihnen Auf-träge erteilen. Bei anderen Berufen ist das schon lange Alltag, nur bei den kaufmännischen noch nicht.
Stehen auch in anderen Berufsfeldern Reformen an?
Schurte: Das ist ein laufender Prozess. Der Detailhandel, der in der Schweiz gemeinsam mit dem KV den grössten Berufszweig darstellt, hat gerade eine Revision hinter sich. Die-se Unternehmen mussten wir zeit-gleich auf die Umstellung vor-bereiten. Bei den Mem-Berufen, also etwa Konstrukteur, Polymechaniker und Automatiker stehen die Reformen erst noch an. Diese dürften ebenfalls einen Aufschrei nach sich ziehen. Hier haben wir allerdings das Glück, dass es in dieser Branche sehr viele Grossbetriebe gibt, die sich mit den Neuerungen nicht schwer tun werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Beispiel Detailhandel gesammelt?
Schurte: Die Detailhändler sind oftmals mit dem Tagesgeschäft beschäftigt. Oftmals reagieren Berufsbildner verdutzt, wenn Lernende mit entsprechend neuen Schulaufträgen auf sie zukommen. Früher wussten Berufsbildner, was ihre Lernenden können müssen, mit der Reform tun sie dies nicht mehr. Ein aktuelles Beispiel: Ein Lernender musste vor Kurzem für die Berufs-schule ein Video zum Wareneingang drehen und schneiden. Sein Berufsbildner wusste weder, welche Kriterien die Aufnahme erfüllen muss, noch wie er sie bewerten muss. Alle Beteiligten befanden das Video für hervorragend, in der Schule reichte es aber nur für die Note 4,1. Nun ist es aber so, dass der Ausbildner die Kriterien auf einem Computerprogramm hätte nachlesen können, für das er von der Berufsschule die Zugangsdaten erhalten hatte. Dennoch wehrt er sich vehement gegen diese neuartigen Aufträge. Damit alles sauber läuft, müssen sich die Lehrlingsverantwortlichen bewusst sein, dass auch sie ihren Beitrag leisten müssen. Immerhin müssen KV Lernende während ihrer Ausbildung über 60 solche Aufgaben umsetzen.
Welche Rolle hat «100pro» in dieser Sache?
Schurte: Wir helfen den Unternehmen dabei, die Reformen umzusetzen und die Lernenden zu begleiten. Das Konzept wird mit uns gemeinsam ausgearbeitet. Unser Auftrag ist es, unsere Partnerbetriebe zu informieren. Die Kür ist, auf Anfragen vorbereitet zu sein. Aufklärungsarbeit leistet das ABB. Sie informiert alle Betriebe, die einen Lehrvertrag abgeschlossen haben.
Berufsmatura in St.Gallen wird flexibler
Das Angebot für die Matura nach der Lehre wird erweitert. Ein berufsbegleitender Kurs ergänzt das Angebot
Jochen Tempelmann
Die Berufsmatura nach der Lehre wird immer beliebter: Vergangenes Jahr erwarben im Kanton St.Gallen gemäss Bundesamt für Statistik 802 Schülerinnen und Schüler das nachträgliche Berufsmaturitätszeugnis via BM2. Hierfür war bislang an den meisten Schulen ein einjähriger Vollzeitkurs notwendig. Nun will der Kanton sein Angebot für die Zukunft rüsten und führt in St.Gallen ein zweijähriges Lehrangebot ein.
Wie das Gewerbliche Berufs-und Weiterbildungszentrum St.Gallen GBS mitteilt, wird das neue Angebot im August erstmals durchgeführt. BM2-flex stellt ein ergänzendes Angebot zur herkömmlichen Berufsmatura dar, das mit vier Semestern doppelt so lange dauert wie das bisherige. Dafür findet Präsenzunterricht nur noch freitags statt.
Ostschweizer Berufsmatura wird vielfältiger
Damit soll ein berufs-, familien- oder sportbegleitender Kurs geschaffen werden, wovon nicht nur die Lernenden, sondern auch Unternehmen profitieren sollen. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, welches Teil der IT-Bildungsoffensive ITBO des Kantons St.Gallen ist. Ziel das Kantons ist dabei, die Bildung zukunftsorientiert zu gestalten. Im Vergleich zum herkömmlichen Präsenzstudium sinkt die Anwesenheitszeit. Die Lernenden arbeiten zu einem grossen Teil selbst organisiert sowie orts- und zeitunabhängig, heisst es in der Mitteilung. Mit dem Kurs in St.Gallen nimmt die Angebotsvielfalt in der Ostschweiz weiter zu. In Buchs wird seit kurzem ein einjähriges Angebot mit zwei Tagen Online Unterricht und drei Präsenztagen angeboten. In Wil gibt es ein zweijähriges Angebot mit zwei Abendkursen und einem Präsenztag wöchentlich. In Herisau wird eine dreisemestrige berufsbegleitende Berufsmatura angeboten und im Thurgau gibt es neben dem herkömmlichen Vollzeitmodell ein zweijähriges Teilzeitmodell.
Kritik am «Zusagetag 1. November»
Ivan Schurte: «Bei den einen klingelt es unaufhörlich, bei den anderen nicht»
Jedes Jahr warten Hunderte Schüler gebannt auf den 1. November, denn dann beginnen Grossbetriebe die Zu- und Absagen für ihre Lehrstellen zu erteilen. Ein Modell, das Jugendliche unnötig unter Druck setzt, findet Ivan Schurte, Bereichsleiter «100pro!» bei der Wirtschaftskammer.
«Volksblatt»: Herr Schurte, was stört Sie am «Gentleman’s Agreement» zwischen mehreren Verbänden, Lehrstellen ab dem 1. November zu vergeben?
Ivan Schurte: Ich beginne mit den positiven Aspekten, denn da kann ich mich kurz halten: Das schönste am 1. November ist, dass er vorbei ist.
Wieso?
Stellen Sie sich vor, Paare dürften nur an einem Tag im Jahr heiraten. Das würde automatisch zu Komplikationen führen. In Bezug auf den «Zusagetag 1. November» gibt es also mehrere Punkte, auf die ich gerne eingehen würde. Da wäre erst einmal der historische Hintergrund, warum es diese Übereinkunft zwischen der Arbeitsgruppe Industrielehre (AGIL), der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) sowie der Treuhandkammer und dem Bankenverband überhaupt gibt. Dann geht es mir um den emotionalen Aspekt als Vater eines Sohnes, der mitten in der Berufswahl steckt. Und natürlich möchte ich auch aufzeigen, was der 1. November für Schüler und Lehrbetriebe bedeutet.
Dann beginnen wir doch mal bei der Geschichte. Wie ist die Idee zu dieser Übereinkunft entstanden?
Das Ganze begann vor rund 20 Jahren. Die Industriebetriebe im Land hatten Schwierigkeiten, alle guten und durchschnittlichen Schüler zu einer Schnupperlehre einzuladen – hauptsächlich bei den Berufen Konstrukteur und Polymechaniker. Damals war es so, dass die Grossunternehmen ihre Bewerber erst «sichten» wollten, sodass sowohl sie als auch die Schüler sich ein Bild machen konnten. Der 1. November verschaffte den Unternehmen somit Zeit, dieses Modell so gut wie möglich umzusetzen.
Warum November? Hätte es die Unternehmen nicht noch mehr entlastet, wenn sie diesen Stichtag nach hinten verschoben hätten?
Diese Idee gab es tatsächlich: Lehrer und Schüler brachten einmal den Vorschlag, den 1. März als Zusagetag festzulegen. Da Liechtensteiner Unternehmen auch auf der Schweizer Seite rekrutieren, wäre März eine noch grössere Reduktion dieser Sperre. Allerdings haben sich viele Mitglieder der teilnehmenden Verbände gegen diese Idee ausgesprochen. Heute steht ein beachtlicher Teil dieser Mitglieder nicht einmal mehr hinter dem 1. November. Dieser Stichtag ist einfach moralisch verwerflich. Tatsächlich ist es sogar möglich, noch im Monat des Lehrbeginns einen Lernenden einzustellen. Ganze neun Monate nach dem Stichtag im November. Solche Fälle gab es bei der «100pro!»-Berufsbildung bereits.
Vor etwa 20 Jahren war es so, dass sich Grossunternehmen schon früh die guten Schüler geschnappt haben, sodass den anderen Betrieben «nur» noch durchschnittliche Bewerber blieben. Hat ein gemeinsamer Zusagetag also nicht auch seine Vorteile?
Die Übereinkunft gilt nur für Banken, Treuhandunternehmen und grosse Industriebetriebe. Die restlichen Unternehmen haben freie Hand. Wir, die «100pro!»-Berufsbildung, haben beispielsweise im August einem Polymechaniker zugesagt. Er hat aber von sich aus gesagt, dass ihm sein Favorit erst am 2. November Bescheid geben wird. Das ist aus unserer Sicht kein Problem: Wir haben ihm diesen «Freipass» gewährt, sodass er sich denjenigen Lehrbetrieb aussuchen kann, der ihm auch am besten passt. Das ist Fairplay. Schliesslich gibt es auch bei der Berufswahl einen Markt, der leben muss.
Wie stehen Sie dem 1. November aus privater Sicht, also als Vater, gegenüber?
Hier kommt wieder das Fairplay ins Spiel. Man muss sich vorstellen, dass am 2. November alle Schüler in der Schule sitzen. Sie warten. Das setzt sie gewaltig unter Druck. Bei meinem Sohn war es so, dass ihm bereits vorher ein Betrieb zugesagt hatte. Er konnte somit entspannt im Unterricht sitzen. Bei zwei seiner Kameraden habe das Handy unaufhörlich geklingelt, bei den anderen nicht. Wo liegt da die Moral? Die einen dürfen sich freuen, die anderen gehen leer aus und jeder in der Klasse bekommt davon Wind. Hinzu kommt, dass es auch schnell die Runde macht, wer von welcher Firma angerufen wurde. Verzichtet der- oder diejenige auf die betreffende Lehrstelle, weiss «der Nächste in der Reihe», dass er nur die zweite Wahl war. Ich frage mich, warum die Betriebe nicht schon am 1. November anrufen. Dann ist ein Feiertag und die Schüler sind aller Wahrscheinlichkeit noch zu Hause. Immerhin sollte die Zusage Teil eines vertraulichen Prozesses zwischen ihnen und dem Betrieb sein. Des Weiteren könnten sich die Schüler zu Hause sogleich mit ihren Eltern beraten.
Ist es nicht ohnehin so, dass die Betriebe ab dem 1. November zusagen und nicht genau an diesem Datum respektive dem ersten Arbeitstag danach?
Ja. Das geht gerne vergessen. Dabei kommunizieren alle Verbände, dass der 1. November nur der Starttag und nicht der Endtag ist. Derzeit sind nämlich noch rund 280 Lehrstellen im Land offen.
Was wäre denn Ihrer Meinung nach die Lösung für das Problem?
Die Unternehmen könnten Bewerbungen beispielsweise erst ab dem 1. September annehmen und nicht schon im August. Dann soll der Markt seine Arbeit tun: Wenn ein Betrieb einen passenden Bewerber findet, muss er nicht lange warten, sondern soll direkt zusagen. Sonst hält er die Jugendlichen unnötig hin. Ich möchte das anhand eines Rechenbeispiels aufzeigen: Ich schreibe eine Lehrstelle für einen Informatiker aus. Dann bekomme ich 35 Bewerbungen. 15 davon fallen aus verschiedenen Gründen schon mal weg, weitere zehn sagen mir ab. Dann sind es noch zehn Bewerber. Fünf lade ich zu einem Vorstellungsgespräch ein, von denen drei schnuppern kommen. Wenn ich jetzt wieder fünf Schülern absage, kann ich mir die Verbleibenden «warmhalten». Es kann gut sein, dass zu diesem Zeitpunkt erst Anfang Oktober ist. Das heisst, dass ich die fünf Favoriten einen Monat warten lassen muss. Das ist doch nicht fair? Diese Wartezeit könnten Betriebe aushebeln, indem sie die Bewerbungsfrist eben erst später ansetzen und auch schneller entscheiden. Auch aus Sicht der Schüler übt dieses Vorgehen unnötigen Druck aus: Wer bei seinem Wunschbetrieb schnuppert, muss sich zur Sicherheit noch weitere Betriebe ansehen, weil er ja nicht weiss, ob er die Stelle bekommen wird oder nicht.
Demnach verschenkt diese Frist wertvolle Zeit?
Genau. Nehmen wir an, dass Anfang November bereits alle Stellen eines konkreten Berufs vergeben sind, müssen sich alle, die leer ausgegangen sind, neu orientieren. Das braucht Zeit. Wann sollen sie das tun? Es haben nicht alle einen Plan B. Mich stört aber noch ganz etwas anderes.
Was denn?
Gewisse Grossbetriebe laden ihre Bewerber in der engeren Auswahl und deren Eltern zu einem Infoabend mit Apéro ein. Abgesehen davon, dass es niemanden etwas angeht, wer sich beim betreffenden Betrieb beworben hat, setzt das die Schüler nur noch mehr unter Druck. So wissen nämlich alle, wer noch mit ihnen im Rennen ist. Gleichzeitig schmieren die Unternehmen den Eltern Honig ums Maul. Das geht einfach nicht.
Wieso halten AGIL, LIHK und Co. Ihrer Meinung nach an ihrem «Gentleman’s Agreement» fest? Diese Kritik wird ihnen sicher schon einmal zu Ohren gekommen sein.
Das hat wohl verschiedene Gründe. Einerseits hat das sicher mit der Vergangenheit zu tun, andererseits stehen sicher noch viele Unternehmen dahinter. Wie eingangs erwähnt, ist diese Übereinkunft inzwischen etwa 20 Jahre alt. Das war damals ganz ein neues Konzept. Die AGIL wurde damals von der Treuhandkammer und dem Bankenverband unterstützt. Das ist an und für sich eine schöne Sache. Es kommt nicht oft vor, dass mehrere Verbände miteinander arbeiten. Es ist auch sinnvoll, die Lehrstellen nicht zu früh zu besetzen – etwa in der Schweiz, wo manche Stellen bereits im August vergeben werden. Ich glaube jedoch, dass sich die Zeiten geändert haben. Damals sah die Berufswahl noch ganz anders aus. Heute haben wir Instrumente wie den «Berufscheck» oder die «NextStep»-Berufsschau. Achtklässler sind heute viel besser auf die Lehrzeit vorbereitet als noch vor wenigen Jahren.
Haben Sie dieses Thema schon einmal mit den betreffenden Verbänden angesprochen?
Bislang nicht, nur intern. Hierfür muss ich nochmals kurz ausholen: Ich bin Mitbegründer der AGIL. Ich war aber schon immer gegen den «Zusagetag 1. November». Es gab aber einen demokratischen Mehrheitsbeschluss, was für mich in Ordnung war. Ich ging sogar mit auf eine «Werbetour» für diesen Stichtag. Die teilnehmenden Verbände wollten noch andere ins Boot holen – auch über der Grenze. Die Schweizer erteilten jedoch eine Absage, obwohl es manche Unternehmen im Rheintal mal kurz versuchten. Um wieder zu Ihrer Frage zurückzukommen, es gab schon damals Funktionäre, die gegen dieses Konzept waren. Aber eben, es handelte sich um einen demokratischen Beschluss.
Wieso behielten Sie Ihre Kritik für sich?
Es war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Dieses Jahr sah ich die Problematik aber von einer ganz neuen Seite: aus der Sicht der Eltern. Ich wartete mit meiner Kritik aber bewusst bis nach dem 1. November, denn jetzt ist alles verdaut – Zusagen wie Absagen. Und natürlich wollte ich meine Aussagen intern abstimmen, sodass ich die Wirtschaftskammer mit gutem Gewissen nach aussen repräsentieren kann.
Eine Lösung haben Sie ja bereits vorgeschlagen. Wie könnte man diese anstossen?
Indem man die Schweigenden zum Reden bringt. Viele, die Teil dieses «Gentleman’s Agreements» sind, teilen meine Ansicht. Natürlich dürfen auch Lehrmeister auf mich zukommen, die dieses Jahr keinen Lehrling finden konnten, Eltern, die den Druck auf ihre Kinder wahrnehmen, oder auch Lehrpersonen, die am 1. November mehr weinende als strahlende Schüler im Unterricht hatten. Zu guter Letzt müssen auch die Medien ihren Teil zu diesem Wandel beitragen. Radio und Zeitungen bewarben den Zusagetag bislang kommentarlos.
12 neue Verbund-Lernende in Liechtenstein
Am Montag, 2. August um 8.00 Uhr war es endlich soweit. Zwölf neue Lernende starteten in ihre Verbundausbildung bei 100pro!.
Die Lernenden trafen sich heute in der Wirtschaftskammer Liechtenstein zum kick off ihrer Lehrzeit. Nach der Begrüssung durch den Geschäftsführer Jürgen Nigg und den Bereichsleiter Ivan Schurte wurden die zwölf Lernenden durch Alessio Haas in die Abläufe einer Verbundausbildung eingeführt.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es in die Verbundbetriebe wo sie den ersten Arbeitstag in Angriff nahmen. Jeder Lernende wird in 2 bis 3 Betrieben seine Lehrzeit absolvieren. Die erfolgt unter der administrativen Leitung von „100pro! berufsbildung liechtenstein“.
Foto 1: v.l.n.r. Ritter Tobias (Schreiner), Müller Benjamin (Informatiker), Neukom Laurin (Schreiner), Keel Niklas (Gebäudeinformatiker), Ajdari Elma (Kauffrau), Guerra Léonie (Sportlehre Kauffrau), Beck Michelle (Kauffrau), Hoop Leonie (Kauffrau), Gritsch Marie (Sportlehre Kauffrau), Beck Laura (Kauffrau), Marxer Selina (Kauffrau) und Rinderer Mia (Kauffrau)
Start mit Rekordteilnahme
Im ICT Campus ST.Gallen tüfteln technikbegeisterte Jugendliche an ihren eigenen Projekten.
Kaspar Enz
«Start» steht auf dem Schacht, auf zwei Seiten steckt ein Stück Alufolie drin. Ein Mädchen hält eine mit noch mehr Alu verkleidete Murmel zwischen die Folien. Die sind mit einer Schalttafel verbunden, diese wiederum mit einem Computer. «4, 3, 2, 1», tönt der Countdown. «Das haben wir selber aufgenommen.» Sie lässt die Kugel los, die rollt der Chügelibahn aus Karton entlang um eine Kurve nach unten, dort warten wieder zwei Kontakte. Trifft die Kugel, ertönt Jubel. Wenn’s denn klappt, noch rast sie übers Ziel hinaus. Nun sind noch einmal Bastelfähigkeiten gefragt.
Es ist der erste Tag des ICT Campus in St.Gallen. Um die 30 Siebtklässlerinnen und -klässler basteln Chügelibahnen, bauen Kontakte ein und programmieren mit einem einfachen Programm Effekte auf dem Computer. Viele werden wiederkommen, alle zwei Wochen, um weiter zu tüfteln. Rund 60 Prozent bleiben, so der Erfahrungswert in den bestehenden Campus, bis ans Ende der obligatorischen Schulzeit. «Wir müssen kaum je jemanden wegschicken. Diejenigen, die die Motivation haben weiterzumachen sind meist auch die Richtigen», sagt ICT-Scouts-Sprecher Dominik Strobel.
An Projekten arbeiten, Robotik, Technik, Informatik. Selbst welche entwickeln. So entsteht ein Ausweis, der künftigen Lehrbetrieben in der Informatik und technischen Branchen zeigt, was die Schulabgänger draufhaben.
Rekordteilnahme an der Premiere
Es ist schon der fünfte ICT Campus, der in der Schweiz eröffnet wurde. 2016 startete der erste in Muttenz bei Basel. Es folgten Zürich und Bern. Im Oktober eröffnete Lenzburg, heute begann das Programm in St.Gallen. Mit einer Rekordzahl an Teilnehmern. «Normalerweise starten wir mit etwa zehn Talenten», sagt Sprecher Dominik Strobel. Für die Eröffnung in St.Gallen wurden 57 eingeladen, rund 30 erschienen an der Eröffnung. Normalerweise nehmen etwa 80 Prozent die Einladung an, dass etwas weniger kamen, könnte an Corona liegen, gibt Cornelia Gut zu bedenken. Sie leitet das Smartfeld, Teil des Innovationszentrums Startfeld in St.Gallen, wo der ICT Campus eine Heimat gefunden hat.
Trotzdem ein Rekord. Die Scouts seien von den Ostschweizer Schulen unkompliziert und mit offenen Armen empfangen worden. «Das hat uns überrascht. Die Resonanz ist nicht immer so gut.» So waren die Talentsucher des ICT Campus bereits in vielen Schulen unterwegs. Bis Ende Jahr stehen weitere Klassen auf der Agenda.
Die Scouts gehen jeweils zu zweit in Schulklassen. Die Siebtklässler sollen ein Spiel programmieren. Dabei gehe es weniger um das Ergebnis, als darum, Forschergeist zu wecken und zu entdecken. Dabei scouten sie auf allen Schulstufen. Und während viele Projekte, die Kinder für technische Berufe begeistern wollen, vor allem Knaben finden: Knapp die Hälfte der Talente, die in den ICT Campus ihren Projekten nachgehen, sind Mädchen. Am ersten Tag in St.Gallen stellten sie sogar eine knappe Mehrheit. «Wir finden sie, in dem wir nicht nach ihnen suchen», sagt Strobel – jedenfalls nicht gezielt.
Teil der IT-Bildungsoffensive
Die Projekte, an denen die Schülerinnen und Schüler im ICT Campus selbständig arbeiten, vereinfachten den potenziellen Ausbildungsbetrieben die Lehrlingssuche, ist Strobel überzeugt. So könne man Stärken und Interessen besser erkennen als mit herkömmlichen Methoden. Einige Unternehmen aus dem Informatik-Bereich hätten bereits zugesagt, den St.Galler Campus als Mitlgieder zu unterstützen. Wichtig seien diese nicht nur als Lehrmeister – der Campus soll zu einem guten Teil privat finanziert werden.
Mit dem Startfeld und dem Verein IT rockt! hat der ICT Campus lokale Partner, die gut mit der Wirtschaft vernetzt sind. Doch auch Verwaltung und Politik schauen wohlwollend auf das neue Angebot im Smartfeld. So sandten die Nationalrätin Franziska Ryser und der Leiter der Dienststelle Schule der Stadt St.Gallen ihre Grüsse – per Video, was in Coronazeiten kaum noch überrascht.
Regierungsrat Stefan Kölliker nahm am Samstag selbst einen Augenschein. Für ihn als Erziehungsdirektor sei der Campus ein Baustein der IT-Bildungsoffensive. Er schaut interessiert auf die Experimente der Jugendlichen. Für ihn selber wäre das damals aber wohl nichts gewesen, sagt er. «Die Kompetenzen, die hier gefragt sind, gingen mir ab. Aber wenn mein Sohn ein Jahr jünger wäre, wäre er hier am richtigen Ort.»
Etablierte Elite-Sportschule
Vor Fünf Jahren schloss die erste Klasse die United School of Sports ab. Ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft.
Fusballerin Noëlle Maritz, Hürdenläuferin Larissa Bertényi, Unihockeyspieler Claudio Mutter und Fussballer Silvan Hefti: Sie alle haben es mindestens an die nationale Spitze geschafft. Eine Gemeinsamkeit auf ihrem Karriereweg: Sie haben die United School of Sport in St.Gallen absolviert.
Im Jahr 2011 eröffnete die Privatschule in St.Gallen nach Zürich ihren zweiten Standort, 2015 schloss die erste Kalsse die Ausbildung ab. Seither hat sich einiges verändert. Der Start in St.Gallen war ein Stück weit eine Reise ins Ungewisse. Die Nachfrage nach einer Eliteschule für Sportler war in der Region zwar vorhanden. Doch mussten die Verantwortlichen anfänglich ein funktionierendes Netzwerk etablieren. Das klappte erstaunlich rasch, weil die Schule von Beginn weg auf Partner wie den FC St.Gallen oder den LC Brühl zählen konnte.
Richtig in St.Gallen angekommen ist die United School of Sport dann vor sechs Jahren. Damals stand der Umzug aus der Altstadt in die neuen Räumlichkeiten hinter dem Hauptbahnhof an. «Es war ein gute Gefühl, endlich ein eigenes Heim zu haben », sagt Simon Massari. Er hat die Schule in St.Gallen aufgebaut und bis 2019 geleitet.
Die Möglichkeit, zweigleisig zu fahren
Das Konzept der United School of Sports ist im Grunde simpel: Hochbegabte Sportlerinnen und Sportler profitieren von optimalen Trainingsbedingungen und machen gleichzeitig mit einer kaufmännischen Ausbildung den ersten Schritt ins «normale» Berufsleben. Talentierte Nachwuchsathleten erhalten so die Möglichkeit auf den Sport zu setzen, ohne dass sie, falls es doch nicht ganz reicht, mit leeren Händen dastehen. Auch für Talente aus finanziell wenig ertragreichen Sportarten ist die Schule damit eine reizvolle Option;in St.Gallen absolvierten in den letzen Jahren auch Orientierungsläufer, Judokas und Basketballer die duale Ausbildung.
«Die Schule soll ein Gefäss für Toptalente bleiben.»
Andreas Masina
Schullteiter
Der Aufnahme an der Schule geht ein detailliertes Prüfungsprozdere voraus. Die Bewerber müssen eine Vielzahl an Voraussetzungen erfüllen, sportlich, schulisch und charakterlich. «Die Aufnahmerichtlinien sind klar. Ohne regionale Talentcard ist der Schulbesuch nur in absoluten Ausnahmefällen möglich», sagt Andreas Masina – er hat die Geschicke in St.Gallen vor einem Jahr von Massari übernommen.
Bei den Talentcards handelt es sich um eine Art Sportlerpass von Swiss Olympic, der ein Talent als besonders förderungswürdig ausweist und offiziell bescheinigt, Mitglied eines regionalen Leistungskaders zu sein. Ausserdem beantwortet die Talentcard die Frage nach der Finanzierung: Bis auf eine Semesterpauschale wird alles vom Kanton bezahlt.
Qualität ist wichtiger als Quantität
Das ist mit ein Grund, weshalb Masina keine Wachstumsgedanken für die Schule hegt: «Die Schule soll ein Gefäss für Toptalente bleiben. Die Kantone lassen sich die Ausbildung etwas kosten, was uns verpflichtet, denjenigen die Chance zu geben, die sehr grosses Potenzial haben – und nur denjenigen.»
Auch ohne Wachstumsorientierung warten künftig zahlreiche Herausforderungen auf Masina und sein Team. Aufgrund des Coronavirus ist Flexibilität gefragt. Zudem modernisiert der Branchenverband die kaufmännische Ausbildung im Jahr 2022, was für die Schule ebenfalls zahlreiche Umstellungen bedeutet.
Für das eingangs erwähnte Quartett war die Schule ein Grundstein für ihre erfolgreiche Karriere. Noëlle Maritz wurde mit Wolfsburg deutscher Fussballmeister und Champions-League-Siegierin. Heute spielt sie als Profi für Arsenal. Silvan Hefti war Captain des FC St.Gallen und ist nun bei den Young Boys Stammspieler. Leichtathletin Larissa Bertényi triumphierte mehrfach an den Schweizer Nachwuchsmeisterschaften und startet an Europa- und Weltmeisterschaften. Und Claudio Mutter wurde mit dem U19-Nationalteam zweimal Viezeweltmeister und gehört mittlerweile der Unihockey-Nationalmannschaft an, welche zu den welbesten Teams gehört.
Lehrstellen stossen auf Interesse
Am Samstag erfolgt die Präsentation der Lehrstellen am Lehrstelleninfo-Familyday 2021. 100pro! berufsbildung liechtenstein präsentiert über 30 Lehrstellen im Bereich der Verbund bzw. des Betriebs-Coaching.
In den Räumlichkeiten der Wirtschafskammer Liechtenstein versammelten sich knapp 40 Personen, um sich die ausgeschriebenen Lehrstellen präsentieren zu lassen, dies unter Einhaltung des Hygieneschutzkonzepts. Ivan Schurte (Bereichsleiter 100pro!) moderierte die Veranstaltung und hiess alle Interessierten im Namen der Wirtschaftskammer Liechtenstein zum Familyday 2021 willkommen. Er präsentierte den Ablauf und stellte dabei die Initivative und die Produkte 100pro! berufsbildung liechtenstein vor. Nach der Präsentation wechselten alle in den zweiten Raum, wo David Galehr (Verbund Lernender erstes Lehrjahr) einen Marktplatz aufgebaut hatte. Im Marktplatz wurden die Verbundausbildung (VA), das Betriebs-Coaching (BC) sowie das Lernenden-Coaching (LC) erklärt. Cassandra Senti gab Informationen zu den Lerhstellen im BC, Alessio Haas zu den Lerhstellen in der VA. Ivan Schurte und David Galehr beantworteten allgemeine Fragen. Bei Gipfeli, Kaffee und Mineral wurden alle Fragen in einem familiären Umfeld beantwortet. Mit dieser Veranstaltung startet 100pro! berufsbildung liechtenstein die Rekrutierung der Lehrstellen 2021. Da noch Lehrstellen in Planung sind, sind wir sicher, dass sich ein Blick auf die Homepage www.lehrstellen.li immer lohnt, denn wir schalten immer wieder neue Lehrstellen auf.
Beck (Lernender 100pro!) will WM-Titel verteidigen
Der 16-jährige Plankner ist zurück in der Halle und bereitet sich auf die nächste Eisklettersaison vor.
Am 8. März hängte sich Linus Beck an der Jugend-WM in Kirov im technischen Eisklettern (Lead) die Goldmedaille um den Hals. Obwohl der 16-Jährige als jüngster Teilnehmer seiner Alterskategorie (U19) antrat, setzte er sich gegen die überwiegend russische Konkurrenz durch. Auf den bisherigen Höhepunkt seiner sportlichen Karriere folgte in der Heimat die schlechte Nachricht: Wegen Corona wurden die Kletterhallen in der Region geschlossen. Seit Mitte Mai sind sie jedoch wieder geöffnet. Beck hat die Vielfalt im Training vermisst:
«Die Zeit ohne Klettern hat mir überhaupt nicht gefallen. Es ist schon etwas anderes, zu Hause nur ein stures Kraft- und Ausdauertraining durchzuführen.» Die Ziele des Plankners haben sich während der Coronazeit nicht verändert. Mit der Verteidigung des WM-Titels soll auch die Saison 2020/21 einen krönenden Abschluss erhalten. «Logischerweise möchte ich die Goldmedaille nächstes Jahr noch einmal holen», grinst Beck. Sein Rezept dafür hört sich einfach an: «Ich werde mich wieder gut vorbereiten und dann mein Bestes geben.»
Das Eiskletterteam des Liechtensteiner Alpenvereins (LAV), welches aus dem Plankner Geschwisterquartett Linus und Lea Beck sowie Andreas und Florian Gantner besteht, ist zurzeit oft im Sparta Bouldering in Buchs anzutreffen. «Beim Eingang erhält man ein Magnet und es sind entsprechende Wände aufgestellt. So wird kontrolliert, dass nicht zu viele Personen in einem Sektor sind. Sonst ist alles wie vorher», berichtet Linus Beck. Gemäss Schutzkonzept sind 50 Personen zugelassen. Laut eigenen Angaben ist die Boulderhalle bislang nicht an ihre Kapazitätsgrenzen angestossen, seit diese Begrenzung gilt. Bei schlechtem Wetter kommt es teilweise zu kurzen Wartezeiten.
Aktuell trainiert Linus Beck rund zweimal pro Woche in einer Kletterhalle. Hinzu kom- men Ausdauer- und Krafteinheiten. Sobald die Wettkämpfe näherrücken, wird die Vorbereitung intensiviert. Die neue Saison wird voraussichtlich Mitte Dezember der Auftakt des Swiss Cups einläuten. In der vergangenen Saison holte sich Beck in der Gesamtwertung den dritten Rang, Sieger wurde sein Plankner Teamkollege Andreas Gantner. Liechtensteins Eiskletterer wollen in der nächsten Saison erneut ein bis zwei Weltcuptermine wahrnehmen. Neu peilt man auch Auftritte im Europacup an. «Wir versuchen, mehr Wettkämpfe als in der vergangenen Saison zu absolvieren», so der 16-Jährige. Im Januar 2020 nahm er beim Weltcup in Saas-Fee zum ersten Mal an einem internationalen Turnier der internationalen Elite teil (14. Rang Lead, 18. Rang Speed).
Seit Längerem ist die internationale Alpenvereinigung UIAA darum bemüht, dass Eisklettern als olympische Disziplin anerkannt wird – dies geht unter anderem aus dem Jahresbericht 2019 hervor. Linus Beck wäre dieses Jahr fast Teilnehmer einer olympischen LOC-Mission geworden. Im Vorfeld der Youth Olympic Games 2020 in Lausanne wurde darüber diskutiert, Eisklettern ins Programm aufzunehmen. «Ich war schon angemeldet. Etwa ein halbes Jahr vor den Spielen wurde meine Disziplin wieder abgesagt», erinnert sich der Plankner. Bei den nächsten Jugendspielen 2024 in Südkorea wird Beck zu alt für eine Teilnahme sein. Die Hoffnung auf eine olympische Mission ist noch nicht ganz erloschen, allerdings kommen nur noch die Wettkämpfe der Erwachsenen infrage. Im Programm der Winterspiele 2022 in Peking ist Eisklet- tern nicht aufgeführt. Die UIAA hat ihren Blick bereits aufs Jahr 2026 gerichtet. Dann werden die 25. Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo ausgetragen. Falls ihre Bemühungen bis dahin Früchte tragen, könnte sich die Anzahl der Liechtensteiner Athleten vor Ort erhöhen. Jedenfalls wäre Linus Beck nicht abgeneigt, Liechtensteins Farben auf der grossen Sportbühne zu vertreten.
Klarheit für Lehrstellensuchende
Für die Lehrstellensuchenden läuft der Berufswahlprozess ab Juni im gewohnten Rahmen ab. Wie üblich werden die freien Lehrstellen fürs kommende Jahr anfangs September veröffentlicht.
Vertreter der Liechtensteinschen Industrie- und Handelskammer, des Liechtensteinischen Bankenverbandes und der Wirtschaftskammer Liechtenstein sowie des Schulamtes und des Amtes für Berufsbildugn und Berufsberatung konnten das weitere Vorgehen betreffend der Berufswahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger auf Sommer 2021 fixieren. Das erfreuliche Resultat: Für die Lehrstelensuchenden läuft der Berufswahlprozess ab Juni 2020 im gewohnten Rahmen ab. Die Kernpunkte dabei sind: Veröffentlichung der freien Lehrstellen ab 1. September 2020. Ab 2. November erfolgt der Startschuss für die fortlaufende Lehrstellenzusage bis hin zum Sommer 2021. Zusätzlich werden Vertreter der Wirtschaftsverbände im Zusammenarbeit mit dem Schulamt bei den betroffenen Schulklassen bis Anfang September im Rahmen eigens organisierter Elternabend auf Anliegen und Fragen der Erziehungsberechtigten eingehen. Dadurch sollen Unklarheiten bei Eltern, welche bei ihren Kindern, aufgrund der coronabedingten Verzögerungen im Rahmen der Berufswahlvorbereitung im März und April entstanden sind, soweit als möglich geklärt werden.
Termine:
- August / September: Elternabende mit Wirtschaftsvertretern
- ab 1. Spetember: Veröffentlichung der freien Lehrstellen
- ab 2. November: Fortlaufende Lehrstellenzusage bis Sommer 2021
Erfolgreiche Lehre nach Covid-19
Die von 100pro! initiierte «Hausaufgaben Lobby» (Halo) – ein Angebot für Lernende, um ihre schulischen Leistungen zu verbessern – hat sich etabliert. Die durch Covid-19 verursachte Zwangspause endet nach den Sommerferien.
Während der Coronapause hatten die Lernenden kaum Prüfungen. Ab dem 8. Juni durften die Jugendlichen unter gewissen Auflagen wieder zurück in die Berufsfachschulen.
Lernende, die Lernschwächen haben bzw. beim Lernen unorganisiert sind, wurden in diesen drei Monaten abgehängt. Für die Schulzeugnisse wurden noch andere Leistungen dazugerechnet, sodass das Zeugnis den aktuellen Bildungsstand nicht zeigt. 100pro! Berufsbildung Liechtenstein ist sich dieser besonderen Situation bewusst. Aufgrund dessen bietet die Institution nach der Sommerpause, ab dem 17. August, nach Bedarf die Halo wieder an. Allen Lehrbetrieben wird empfohlen, die Schulleistungen der Lernenden im Sommersemester kritisch zu hinterfragen, da die Leistungsziele für die Lehrzeit dieselben bleiben. Das heisst, dass die Berufsfachschulen die entstandenen Bildungslücken schliessen müssen und somit weniger Zeit für die Lerninhalte haben werden.
Lernenden, bei denen das Semesterzeugnis nur knapp genügend ausgefallen ist, wird geraten, dringend Hilfe zu suchen (Notenschnitt bis 4,5). Das Halo-Programm ist dafür sicherlich sehr geeignet. Für die Kaufleute wird zusätzlich in W&G einen Repetitionskurs angeboten, für alle drei Lehrjahre.
Die Halo wird unterstützt durch: Liechtensteinische Landesbank AG, Jeeves Group, Radio L und Zürich Generalagentur Robert Wilhelmi.
Künftige Lernende dürfen Mut schöpfen
Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung und die Wirtschaft sind sicher: Corona wird die Berufswahl letztlich kaum beeinträchtigen.
Mögliche Negativeffekte der Coronapandemie auf die Besetzung von Lehrstellen sind ein gegenwärtig viel diskutiertes Thema. Zuvorderst bei den direkt Betroffenen, den künftigen Lernenden sowie deren Eltern, die sich um die Perspektiven und Chancen ihres Nachwuchses sorgen. Aber auch aufseiten der Wirtschaft und der zuständigen staatlichen Behörden, die im Wissen um die bestehenden Ängste gefordert sind, diesen mit Argumenten, Lösungen und glaubhaftem Optimismus entgegenzutreten.
Und das tun sie auch. «Ich habe mir die Thematik erst vor zwei Wochen gemeinsam mit der AGIL (Arbeitsgruppe Industrielehre, Anm. d. Red.) angeschaut», berichtet beispielsweise Brigitte Haas, Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Handelskammer (LIHK). «Dabei habe ich die Rückmeldung erhalten, dass Corona kaum Auswirkungen auf die Situation der Lernenden haben wird. Sie werden genau im gleichen Masse eingestellt wie vor der Pandemie.»
Die Lehrstellen mit Start Sommer 2020 waren zu ganz grossen Teilen ohnehin schon vor Ausbruch der Krise besetzt, wie Ivan Schurte von «100pro!», dem Berufsbildungsprogramm der Wirtschaftskammer, erklärt. «Für diese Rekrutierungen waren die ab März ergriffenen Covid-19- Massnahmen nicht so schlimm.» Werner Kranz, Leiter des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) bestätigt das mit Verweis auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage: «Sie zeigt, dass von den diesjährigen insgesamt rund 300 Schulabgängern – Oberschulen, Realschulen, 10. Schuljahr und Formatio – bereits 97 Prozent eine für sie geeignete Anschlusslösung im Rahmen ihrer Berufswahl auf Sommer 2020 gefunden haben.» Dabei hätten sich analog zu den Vorjahren gut zwei Drittel für den dualen Bildungsweg entschieden. Aber auch die wenigen Schulabgänger, die auf der Suche nach einer Lehrstelle für 2020 noch nicht fündig geworden sind, müssen gemäss den Wirtschaftsverbänden keine Angst haben, leer auszugehen. Die Rekrutierungsphase sei noch nicht abgeschlossen, betonen Haas und Schurte unisono. Und es seien – wie in jedem Jahr – auch nach wie vor noch Ausbildungsplätze verfügbar. «Es liegt an uns, den Eltern nun zu vermitteln, dass bis im August problemlos Lehrverträge mit Start August 2020 abgeschlossen werden können», so Schurte.
Unbestritten komplizierter gestaltet sich die Situation aktuell für jene Schüler, denen der Schritt in die Berufsausbildung im Sommer 2021 bevorsteht. Gemäss Berufswahlfahrplan beginnt mit der achten Klasse jene Phase, in der die Jugendlichen ihre Optionen aufgezeigt erhalten und ein Gespür dafür entwickeln sollen, in welche Richtung sie sich nach der obligatorischen Schulzeit entwickeln möchten. Das Coronavirus hat dies zuletzt allerdings enorm erschwert. Wichtige Veranstaltungen wie die Berufscheck-Woche «mussten abgesagt werden», berichtet Kranz. Auch die sogenannten Schulhaussprechstunden hätten nur teilweise durchgeführt werden können. Vor allem aber fielen die Schnupperlehren, die Achtklässler üblicherweise ab März verstärkt absolvieren, um Einblicke in die Berufswelt zu erlangen, in den zurückliegenden Monaten fast komplett ins Wasser. «Die meisten LIHK-Betriebe durften überhaupt keinen externen Personen Zutritt gewähren, also auch keinen Schnupperlehrlingen», weiss Haas. Zwischen März und Mai, sagt auch Schurte, seien Schnupperlehren an den meisten Orten nicht möglich gewesen. «Am stärksten betroffen waren dabei sicher jene Branchen, die den Betrieb gänzlich einstellen mussten, zum Beispiel das Gastgewerbe, Friseure, der ganze Handel oder die Gesundheitsberufe.»
All das mag Verunsicherung schüren. Die Ausnahmesituation soll die Perspektiven der Jugendlichen letztlich aber auch hier nicht beeinträchtigen, wie die befragten Akteure mehrfach versichern. Stellvertretend die Aussage von Werner Kranz: «Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass (…) für die Schüler des 8. Schuljahres, über den ganzen Berufswahlprozess bis hin zum Sommer 2021 gesehen, kein wesentlicher Nachteil bei der Berufswahl entstehen sollte.» Dafür sorgen sollen diverse, bereits beschlossene Massnahmen. Laut Kranz haben die Berufsberater des ABB in Abstimmung mit den Klassenlehrern beispielsweise schon frühzeitig Kontakt zu den betroffenen Schülern aufgenommen, «um den aktuellen Stand betreffend die Berufswahl auf Sommer 2021 abzuholen und den weiteren Beratungsbedarf gemeinsam abzustimmen.» Dies vor allem, um die Absage der Berufscheck-Tage zu kompensieren. Ferner haben die Bildungsbehörden ABB und Schulamt gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden LIHK, Wirtschaftskammer, Bankenverband und Treuhandkammer entschieden, in diesen herausfordernden Zeiten die Kommunikation zu intensivieren. «Wir werden deshalb nach den Sommerferien damit beginnen, Elternabende an den Schulen abzuhalten, um gezielt auf Unklarheiten und Sorgen eingehen zu können», so Haas.
Eine weitere Massnahme besteht im Angebot des ABB an die Liechtensteiner Betriebe, Schnupperlehren, Tagespraktika und Infonachmittage fortan auf der Webplattform next-step.li anzukündigen. Das wiederum macht eines ganz deutlich – und wird von Haas denn auch entsprechend herausgestrichen: «Die Jugendlichen sollen trotz allem schnuppern können.» Der ganze Prozess habe sich lediglich nach hinten verschoben und werde sich in den nächsten Monaten entsprechend verdichten. «Womöglich», ergänzt Schurte, «werden aber auch mehr Schnupperlehren als üblich nötig sein, weil Veranstaltungen wie Berufscheck oder die Ostschweizer Bildungsausstellung ausgefallen sind.» Der Berufsbildungssektor, hält er fest, wisse um die speziellen Umstände. Und er möchte diesen Rechnung tragen. Doch wird die coronagebeutelte Wirtschaft 2021 tatsächlich genügend Lehrstellen für die heutigen Achtklässler im Angebot haben? Eine kürzlich publizierte Studie der Universität Bern malt die Zukunft diesbezüglich nicht eben in den buntesten Farben. Bis 2025, prognostizieren die Forscher darin, wird Corona den Abschluss von rund 20 000 Lehrverträgen vereitelt haben.
Bei den hiesigen Wirtschaftsverbänden ist man da zuversichtlicher. Womöglich werde sich der grosse Lehrstellenüberhang der zurückliegenden Jahre aufgrund der einen oder anderen Betriebsschliessung ein wenig verkleinern, sagt Haas zwar. Einen Rückgang im grösseren Stil kann sich die LIHK- Geschäftsführerin jedoch nicht vorstellen. «Die duale Berufsbildung ist die Zukunft der Unternehmen. Und sie ist ein Standortvorteil, den kein Betrieb aufgeben möchte.» Auch Ivan Schurte vermag dem von den Forschern in Aussicht gestellten Szenario wenig abgewinnen: «Ich bin ein Optimist und kann solchen Prognosen nicht folgen. Wir haben die Zukunft in der Hand – nicht eine Studie.» Zumindest kurzfristig, sprich für Sommer 2020, blieb die Coronakrise bezogen auf die Verfügbarkeit von Lehrstellen bislang fast folgenlos. «In Zeiten von Covid-19 wurde ein Lehrverhältnis aufgelöst, wobei gemeinsam eine rasche Anschlusslösung gefunden werden konnte», berichtet Kranz. Eine Garantie, dass es so weitergeht, gibt es freilich nicht, wie er betont: «Es ist derzeit für alle Beteiligten schwierig, abzuschätzen, welchen Effekt Corona auf die Entwicklung der künftigen Anzahl von der Wirtschaft zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze haben wird.» Daher werde es eine zentrale Aufgabe der Verbundpartner der dualen Bildung sein, wachsam zu bleiben und gegebenenfalls geeignete Massnahmen zu ergreifen, um die Entwicklung positiv zu beeinflussen.
Rauchfreie Lehre 2019–20 erfolgreich abgeschlossen
Rauchfrei sein ist cool, spart Geld und macht unabhängig. Du riechst gut, Dein Atem ist frisch und Du bist fitter beim Sport.» 93 Lernende haben sich im Herbst 2019 dafür entschieden, auf Tabakkonsum zu verzichten und bei Rauchfreie Lehre mitzumachen. 80 von ihnen haben es geschafft, was einer Erfolgsquote von 86 Prozent entspricht.
Aufgrund der Coronakrise fand dieses Jahr keine Abschlussveranstaltung statt. Die Programmleitung verloste am 10. Juni unter Aufsicht einer Mitarbeiterin vom Amt für Soziale Dienste die Hauptpreise. Zuvor waren die Teilnehmenden eingeladen worden ihren Tabakverzicht während der Projektdauer im Sinne einer Eigendeklaration nochmals zu bestätigen. Jeder Person, die sich meldete, wurde ein Los zugeordnet, welches in die anonyme Ziehung gelangte. Der Hauptpreis in Form eines 2-Tagespasses für zwei Personen mit Übernachtung im Europapark Rust wurde an Theresa Laternser (Wirtschaftskammer) überreicht. Weitere Hauptpreise in Form von Bargeld in Höhe von je 100 Franken gewannen Jara Ackermann (Oerlikon), Fabienne Bürzle (First Advisory Trust), Etienne Frick (Kaiser Partner Trust Services), Samuel Marock (Hoval AG), Elena Patsch (Wirtschaftskammer) und Patricia Rinner (Inconsult Anstalt). Als Zusatzpreise wurden sechs Bargeldpreise in Höhe von je 50 Franken verlost. Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt. Alle weiteren erfolgreichen Teilnehmer erhalten einen Eintritt ins Skino Schaan.
Das Programm wird in Liechtenstein seit dem Lehrjahr 2014–15 durchgeführt. Insgesamt durften 569 Teilnehmer gezählt werden. 470 von ihnen schafften den Tabakverzicht, was einer Erfolgsquote von 82,5 Prozent entspricht. Aller Voraussicht nach wurde die Rauchfreie Lehre im Lehrjahr 2019–20 in Liechtenstein zum letzten Mal durchgeführt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für ein Anschlussprojekt, das im Herbst erstmals starten soll. Die Lernenden, Lehrbetriebe wie auch die Öffentlichkeit werden zu einem späteren Zeitpunkt darüber informiert.
Ohne Schnuppern harzt der Lehrbeginn
Die Coronakrise erschwert die Lehrstellensuche. Brückenangebote sind deshalb besonders gefragt. Das führt zu Besorgnis.
Boden-Parkettlegerin, Bekleidungsgestalter, Informatikerin: Die Berufe sind so unterschiedlich wie die Jugendlichen selbst. Rund 40 Lernende aus der Ostschweiz erzählen auf der Internetseite des Vereins Triebwerk in kurzen Videos von ihren Berufslehren. Von Jobsuche, Bewerbung und Alltag im Betrieb. Geschäftsführerin Priska Ziegler schweben insgesamt 65 Videos vor – eines für jeden Lehrberuf, in die der Verein sonst Einblicke gibt. Über ein Crowdfunding auf der Plattform lokalhelden.ch sammelt Triebwerk bis Ende Juni Geld für das Projekt – für Kommunikation und Mitarbeitende. Hintergrund ist die Coronakrise. «Sie stellt Oberstufenschüler im Berufswahlprozess vor eine schwierige Situation», sagt Ziegler. Vor der Krise sind über den Verein regelmässig Lernende aus der ganzen Ostschweiz an Schulen gegangen. In kleinen Gruppen konnten Schüler ihnen Fragen stellen. «Das fällt seit dem 16. März weg», sagt Ziegler. Schnupperlehren seien ausgefallen, ebenso Bewerbungsgespräche, im August wird die Ostschweizer Bildungsausstellung OBA ausfallen. «Es gibt viele Jugendliche in der Ostschweiz, die in den letzten Wochen wenige oder gar keine Lehrberufe kennenlernen konnten.» Dessen ist sich der Kanton bewusst. Ende April richtete sich das Bildungsdepartement mit einem Appell an Lehrer und Lehrbetriebe: Schülerinnen und Schüler sollten von ihren Lehrpersonen zum Schnuppern ermutigt werden, sobald es wieder möglich ist. Und Lehrbetriebe sollten, «wenn immer machbar», Schnuppertage anbieten, und die Durchführung in einem Schutzkonzept berücksichtigen. «Den Jugendlichen der zweiten Oberstufenklasse sollte Zeit gelassen werden», schrieb das Departement weiter. «Sowohl für die Schnupperphase als auch bis zum Lehrvertragsabschluss.» Schnuppern sollte auch in den Sommerferien und darüber hinaus möglich sein und der Abschluss eines Lehrvertrags bis im späten Herbst.
Wie viele Jugendliche noch auf Lehrstellensuche sind, kann Bruno Müller, Leiter Amt für Berufsbildung Kanton St.Gallen, nicht sagen. Bekannt ist: Mitte Mai waren 250 Lehrverträge weniger abgeschlossen worden als zum Vorjahreszeitpunkt. Bereits Ende Mai waren es noch 60 weniger als im Vorjahr, insgesamt 4454. In den meisten Branchen gibt es aktuell noch unbesetzte Lehrstellen, insgesamt 1600. Die Lage bewegt sich gemäss Müller «in einem recht normalen Rahmen».Auch schweizweit geht der Trend aufwärts, wie Umfragen bei Lehrbetrieben zeigen, welche die ETH in der Coronakrise durchführt. Waren im April noch 77 Prozent der Lehrstellen ab August besetzt, sind es im Mai bereits 81 Prozent gewesen. Betreffend Übertritt in den Arbeitsmarkt meldeten die Lehrbetriebe im Mai, dass sie vermutlich 18 Prozent weniger Lehrabgänger beschäftigen können, als sie dies normalerweise tun würden. Im April waren es noch 25 Prozent weniger gewesen. Im Kanton St.Gallen seien die Auswirkungen der Coronakrise hauptsächlich bei den vermehrten Anfragen von Betrieben zu Themen wie der Schnupperlehre zu spüren sowie bei einer «gewissen Zurückhaltung» bei Lehrbetrieben in Branchen, die besonders von der Pandemie betroffen sind, sagt Müller. Noch etwas beobachtet er: mehr Anmeldungen bei den Brückenangeboten. «Eine logische Konsequenz, wenn Schnupperlehren nicht möglich sind.» Jigme Shitsetsang nimmt den Anstieg um 20 Prozent mit Besorgnis zur Kenntnis. Der FDP-Kantonsrat hat jüngst eine Einfache Anfrage zur «angespannten Lehrstellensituation aufgrund der Corona-Pandemie» eingereicht. Shitsetsang möchte wissen, welche Massnahmen der Kanton plant. Das Brückenangebot sei keine ideale Alternative, um fehlende Lehrstellen zu kompensieren. Es sei primär für Schulabgänger mit schulischen Defiziten vorgesehen oder für die Vorbereitung der Berufswahl geeignet. Politiker der SP fordern in einem Vorstoss Antworten zu ähnlichen Fragen. Ihnen geht es um die Auswirkungen der Coronapandemie auf Lehrstellensuche und Jugendarbeitslosigkeit. Amtsleiter Müller geht davon aus, dass die Anmeldezahlen für Brückenangebote abnehmen werden, «da die Jugendlichen aufgefordert sind, eine Lehrstelle zu suchen». Priska Ziegler ist überzeugt, wie er auf Anfrage sagt: «Die Lage für Lernende bleibt schwierig. Wir steuern auf eine Rezession zu.» Und einige Betriebe seien weiterhin im Homeoffice. Ihr Verein macht sich deshalb für digitale Schnupperlehren und Bewerbungsgespräche stark. Auch Bruno Müller sagt, «eine gewisse Angst vor einer Rezession» sei da. Sollte eine Konkurswelle auf den Kanton zukommen, würden das auch die Lernenden spüren. Doch es gebe keinen Anlass, mit Panik in die Zukunft zu blicken.
Eine Studie der Universitäten Bern und Zürich kommt zum Ergebnis, dass die Coronakrise in der Berufsbildung erst im Jahr 2025 ausgestanden sein wird. Im Vergleich zu einer Welt ohne Coronavirus werden in den nächsten fünf Jahren total 5000 bis 20 000 weniger Lehrverträge abgeschlossen. Stefan Wolter, Mitautor der Studie und Professor in Bern, sagte dieser Zeitung: «Schulisch schwache Schüler riskieren, mehrere Jahre in Zwischenlösungen steckenzubleiben.»
Lehrbetriebe und Berufsberater bemühen sich in der Coronakrise
Zwei Drittel der Schulabgänger hat sich für eine Berufslehre mit Lehrbeginn Sommer 2020 entschieden. Die Coronakrise erschwert zwar das Schnuppern in den Berufen, aber die Lehrbetriebe bemühen sich.
Insgesamt 314 liechtensteinische Jugendliche schliessen im Sommer 2020 gemäss der Schulstatistik die Schule ab.
Während 203 Lehrverträge bereits abgeschlossen wurden, sind auf der Webseite «next-step.li» des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) derzeit noch 135 freie Lehrstellen gemeldet. Das sei aber nicht der Coronakrise geschuldet. «Die Anzahl an Schulabgängern, die noch auf der Suche nach einer für sie geeigneten Anschlusslösung sind, entspricht trout der Coronakrise in etwa den Vorjahreswerten», erklärt Werner Kranz, Leiter des ABB. Nebst der Berufslehre hätten sich weitere Schulabgänger bereits für eine andere Anschlusslösung wie beispielsweise für das Gymnasium, eine Mittelschule, ein Brückenangebot oder für eine praktische Zwischenlösung entschieden, wie Kranz erläutert.
Doch was machen nun Jugendliche, die keine Anschlusslösung finden? Kranz beruhigt: «Die Berufsberater stehen in direktem Kontakt mit den Jugendlichen und begleiten diese nach ihren individuellen Bedürfnissen.» Trotz der aktuellen Situation würden Beratungen im ABB unter Einhaltung der Schutzmassnahmen stattfinden, je nach Kundenwunsch könne aber auch eine Fernberatung via Telefon oder E-Mail-Verkehr durchgeführt werden.
Mit den praktischen Einblicken ist es in der Coronapandemie allerdings nicht mehr ganz so einfach wie früher. Viele Unternehmen bieten trotzdem Schnuppertage an – zumindest, wo dies möglich ist. «Wir hatten früher an einem Infonachmittag immer mehrere Schüler bei uns oder durften Schnupperwochen anbieten», erklärt etwa Sascha Fehr von der Kaiser AG. Heuer sei es aber so, dass nur ein Schüler pro Tag kommen darf. In der Logistik und der Produktion sind Schnuppertage laut Fehr kein Problem, wobei in den Lehrberuf Konstrukteur gar nicht reingeschnuppert werden kann. «Viele unsere Mitarbeiter sind immer noch im Homeoffice und so gibt es keine Begleitperson vor Ort in dieser Branche», erklärt Fehr. Das Unternehmen versuche aber, gemeinsam mit den Jugendlichen eine gute Lösung zu finden, um ihnen den bestmöglichen Einblick in die Berufe zu garantieren. Zudem bietet das ABB den Lehrbetrieben die Möglichkeit, Informationen sowie Ansprechpersonen auf der Webseite in Form einer Liste zu veröffentlichen. Laut Kranz sind dort die einzelnen Schnupperberufe sowie die dazugehörigen Ansprechpersonen und deren Daten aufgelistet. «Die Liste ist auf der Webseite next.step.li aufgeschaltet und kann heruntergeladen werden», erklärt Kranz. Sie werde laufend aktualisiert, damit Sekundarschüler sowie deren Eltern und Lehrpersonen eine Übersicht erhalten. «Denn Infonachmittage, Tagespraktika oder Schnupperlehren können in diesen besonderen Zeiten – unter Einhaltung der Schutzmassnahmen – trotzdem durchgeführt werden», erläutert Kranz.
Das erwartet Lehrlinge bei ihrer praktischen Abschlussprüfung
Lange war unklar, unter welchen Bedingungen Lehrabschlussprüfungen dieses Jahr stattfinden werden. Nun steht fest, dass es zumindest praktische Prüfungen geben wird. Doch auch dort geht nichts ohne strikte Schutzmassnahmen.
Wie führt eine angehende Kauffrau eines Reisebüros, ein Beratungsgespräch? Hinter einer Plexiglasscheibe? Muss ein Kochlehrling das zubereitete Menü seinen Experten etwa mit einer Atemschutzmaske und Handschuhen servieren? Und wie bitteschön soll eine Friseurin bei ihrer Abschlussprüfung Abstand zu ihrem Kunden halten? Alles Fragen, die sich in den vergangenen Wochen wohl so mancher Lehrling und Ausbildner gestellt hat. Ähnlich mag es den Schweizer Berufs- und Gewerbeverbänden ergangen sein. Diese mussten nämlich im Eiltempo eine Antwort auf all diese Fragen finden, denn die Termine für die Lehrabschlussprüfungen (LAP) rückten mit jedem Tag einen Schritt näher. Vor Kurzem wurde bekannt, dass es keine schriftliche, sondern nur praktische Prüfungen geben wird.
An eine LAP nach «traditionellem» Verfahren werden diese Prüfungen nur wenig erinnern. Besammlungen, Einführungen in die Prüfungsaufgabe oder auch den Austausch in der Mittagspause wird es in diesem Sinne nicht geben: «Die Schutz- und Hygienemassnahmen müssen während der Prüfung strikt eingehalten werden», sagt Werner Kranz vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) auf Anfrage. In den vergangenen Wochen mussten die Berufs- und Gewerbeverbände ihre Konzepte ausarbeiten und beim Bund einreichen. Dieser musste die Konzepte anschliessend genehmigen. «Die Prüfungsorganisation musste dem Bund klar aufzeigen können, dass sie alle vorgeschriebenen Massnahmen einhalten», erklärt Kranz. Seit Ende April steht nun fest, wie die LAPs in den verschiedenen Berufsrichtungen aussehen werden. Und da Liechtenstein den Schweizer Prüfungsorganisationen untersteht, betreffen diese Massnahmen auch die Lehrlinge aus dem Fürstentum.
Die diesjährigen LAPs verlaufen nach drei verschiedenen Mustern: Bei der ersten Variante führt der Lehrbetrieb entweder eine individuelle oder vorgegebene praktische Arbeit (IPA/VPA) durch. Diese Arbeiten gehören ohnehin zum «gewöhnlichen» Qualifikationsverfahren. Bei LAPs, die sich an der zweiten Variante orientieren, findet eine zentrale VPA statt. Das heisst, dass ein Lehrling seine praktische Prüfung in offiziellen Räumlichkeiten der Prüfungsorganisation absolviert. Zu guter Letzt gibt es noch Variante Nummer 3: Betriebe können die Kompetenz und Leistung des Lehrlings anhand eines Bewertungsrasters beurteilen. Dieses Raster ist schweizweit vereinheitlicht. Diese Variante erlaubt auch noch eine zweite Vorgehensweise: Lehrbetriebe können nämlich – sofern vorhanden – auch Bewertungen oder Noten von überbetrieblichen Kursen (ÜK) in die Beurteilung einfliessen lassen.
Wie kann man sich den Prüfungsablauf nun konkret vorstellen? Zwar gelten in allen Berufen unterschiedliche Vorschriften, aber ein Blick auf die LAP verschiedener Elektroberufe (Varianten 1 und 2) zeigt, wie drastisch diese teils sein können: Aus dem Konzept des Verbands der Thurgauer Elektroinstallationsfirmen geht hervor, dass die Lehrlinge bei ihrer Ankunft im Schulhaus zum Prüfungsraum geleitet werden. Nicht etwa durch eine Person, sondern durch einen Infozettel. Vor dem Prüfungsraum müssen die Lehrlinge erst einmal warten – natürlich im Abstand von zwei bis drei Metern. Entsprechende Bodenmarkierungen würden darauf aufmerksam machen. Selbst die Begrüssung und die Einführung darf nicht im Plenum stattfinden: Hierfür teile die Prüfungskommission die Kandidaten in drei Gruppen auf, die dann alle zur selben Zeit in drei verschiedenen Räumen ihre Instruktionen erhalten. Das soll verhindern, dass sich mehr als fünf Personen gleichzeitig in einem Raum befinden.
Selbst während der Prüfung müssen die Kandidaten Abstand und Hygienemassnahmen einhalten. So müssen die Lehrlinge stets ihre Hände desinfizieren, bevor sie den Raum betreten oder verlassen. Das bedeutet aber nicht, dass sie ausserhalb der Prüfungsräume von diesen Massnahmen entbunden sind – im Gegenteil – denn auch für die Mittagspause gibt es strikte Vorschriften: Sich während der Mahlzeit mit seinem Gegenüber auszutauschen ist nicht möglich, zumal es kein Gegenüber geben wird. Die Kandidaten müssen ihr Mittagessen nämlich an einem Einzeltisch einnehmen.
Alleine «speisen» müssen auch die Experten der Kochlehrlinge: In den Präsentations- und Degustationsräumen sitzt jeder an einem separaten Tisch. So schreibt es der Verband «Hotel & Gastro Formation» vor. Die «Testmahlzeiten» erhalten die Experten vom Lehrling, der während der ganzen LAP einen Mundschutz tragen wird. Für Küchen gelten nämlich noch härtere Hygienemassnahmen als bei anderen Berufen. Die Arbeitsflächen würden nach jedem Prüfungsdurchgang desinfiziert. Des Weiteren dürfen sich Kandidaten, Experten sowie der technische und rückwertige Dienst lediglich in vorgegebenen Bereichen der Küche aufhalten und bewegen.
Es steht damit ausser Frage, dass sich die LAPs dieses Jahrgangs mit keinem anderen zuvor dagewesenen Szenario vergleichen lassen werden.
Schnuppern trotz Corona
Der Lockdown verschiebt manche Schnupperlehre. Eine Lehrstellenlücke tut sich in der Region aber noch nicht auf.
Noch steht die Santitätsbahn still, die Gästezimmer im Hotel Schwägalp sind leer. Keine lehrreiche Zeit für Oberstufenschüler, die eine Laufbahn im Tourismus anstreben. Einige Schnuppertermine wurden verschoben, sagt Personalverantwortliche Elsbeth Frischknecht. „Jetzt müssen wir erst abwarten, ob auch Gäste kommen, wenn wir nächste Woche öffnen.“ Aber sie ist zuversichtlich, dass die jungen Leute bald Hotelluft schnuppern können – mit leichten Anpassungen an die Situation. Für die Hotelfachleute seien Abstände einfacher einzuhalten als im Restaurant. “ Aber es ist ja nicht verboten eine Gesichtsmaske anzuziehen.“ Trotz Corona seien die Lehrstellen für den Sommer besetzt. Und für das kommende Jahr suchen Hotel und Bergbahnen gleich viele Lehrlinge wie sonst auch. „Wir legen jetzt wieder voll los.“ Auch nach der Coronakrise sind die Schweizer Unternemen auf qualifizierten Berufsnachwuchs angewiesen. Deshalb ruft der schweizerische Gewerbeverband die Firmen dazu auf, auch weiterhin auszubilden und Schnupperlehren durchzuführen, trotz der ausserordentlichen Situation. Diese legt auch der Berufslehre Steine in den Weg. So wurden in Wattwil und Wil Lehrstellenforen verschoben. Und an der Uni Bern prognostizierten Forscher kürzlich, dass als Folge der Krise Tausende Lehrstellen fehlen könnten.
Von dieser Lücke ist in der Ostschweiz aber noch wenig zu sehen. „Wir reduzieren die Zahl der Lehrstellen nicht“, sagt Claudia Nef, Sprecherin des Gebäudetechnickunternehmens Hälg Group. Die Schnupperlehren für die Lernenden, die 2021 beginnen, wurden im März und April zwar ausgesetzt. Aber bereits für den Mai seien wieder Schnupperlehren geplant. „Natürlich unter Einhaltung der Schutzbestimmungen“. Die Jugendlichen, deren Schnupperzeit verschoben wurde, hätten Verständnis für die Situation. „Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagt Nef. Tätsächlich will Hälg sogar mehr tun um Lehrlinge zu gewinnen: Mit mehr Veranstaltungen an Schulen, verstärkter Onlinepräsenz, aber auch über persönliche Kontakte. Denn schweizweit schreibt Hälg im Jahr gegen 30 Lehrstellen aus. Und wie vielen Firmen, die handwerkliche Berufe ausbilden, habe Hälg oft Mühe, die Stellen zu besetzten.
Auch der Kreuzlinger Stahl und Anlagenbauer Neuweiler AG will die Zahl der Lehrstellen nicht reduzieren. Diesen Sommer wprden gar mehr Lernende anfangen als üblich, sagt der Personalverantwortliche Daniel Steinemann. Nach einem Unterbruch der Schnupperlehren würden diese Ende Monat wieder aufgenommen. „Dabei müssen wir noch schauen, wie wir die Sicherheitsvorschriften einhalten können“, sagt er. Denn die Schnupperstifte müssten schon vor Ort sein. Über Video oder Telefon sehe man zu wenig vom Handwerk. Andere Unternehmen setzten durchaus Videokonferenz ein. So führte die SFS Group für die wenigen noch offenen Lehrstellen im Sommer auf diesem Weg Bewerbungsgespräche durch. Nun würden im eingeschränkten Aussmass wieder Schnupperlehren möglich, sagt SFS-Sprecher Claude Stadler. Allerdings seien während des Lockdowns wenige Anfragen dafür eingegangen. „Seit einigen Tagen verzeichnen wir aber eine deutliche Zunahme.“ Der Rheintaler Konzern will nächstes Jahr gleich viele Lehrstellen anbieten wie üblich.
Das gilt auch bei der Thurgauer Kantonalbank. Dort hat die Coronakrise den Prozess kaum beeinträchtigt. Wie üblich fanden die Schnupperlehren bereits im Februar und März statt, also noch vor dem Lockdown. Wenn die angehenden Banklehrlinge im Spätsommer zu Bewerbungsgesprächen kommen sollen, sei dies hoffentlich wieder möglich, sagt TKB-Sprecherin Sabrina Dünnenberger. Ungewohnt war dieses Jahr nur der Informationsanlass für Schüler und Eltern. Der wurde über Videokonfernez durchgeführt. „Das Interesse war etwa gleich gross wie in den Vorjahren.“
Eine Lehrstellenlücke kann auch Bruno Müler. Leiter des Amts für Berufsbildung des Kantons St. Gallen noch nicht erkennen. „Die Zahl der unterschriebenen Lehrverträge ist nur ganz leicht unter dem Vorjahr, aber im üblichen Rahmen.“ Er hofft, dass das auch so bleibt. Problematisch wäre es, wenn es in den nächsten Monaten zu vielen Konkursen käme – dann wären auch Lernende betroffen. „Aber wir hoffen, dass man für diese jeweils eine Lösung findet. Das hat schon in anderen Fällen gut funktioniert.“ Das tut es bereits. „Wir haben in den letzten zwei Monaten zwei Lernende übernommen, die ihre alte Lehrstelle verloren haben“, sagt Hälg-Sprecherin Nef. Zumindest eines dieser Lehrverhältnisse sei wegen Corona aufgelöst worden, sag sie. Bei Hälg sei man demgegenüber offen. „Wir haben für den Sommer noch offene Lehrstellen.“
Berufsschule einmal online bitte
Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs unterrichtet in zwanzig verschiedenen Berufen auf Distanz.
Seit Montag sind die virtuellen Klassenzimmer wieder gefüllt und der Fernunterricht geht weiter – auch am Berufs- und Weiterbildungszentrum (BZB) in Buchs. Am BZB haben die Ler-nenden am 23. März – eine Woche nach der offiziellen Schliessung der Schulen durch den Bundesrat – damit begonnen. Obwohl man im BZB bereits seit fünf Jahren Pilotklassen hatte, in denen der Unterricht «digital» geführt wurde, war es für das BZB eine Herausforderung, vollkommen auf Fernunterricht umzustellen. Denn es sind nur schon in der BZB Grundbildung 20 verschiedene Berufsgattungen, 2800 Lernende, 120 Lehrpersonen betroffen. Weitere 1800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind es bei der BZB-Weiterbildung.
«Wir wurden alle ins kalte Wasser geworfen, doch es können nun alle schwimmen», sagt Peter Keller, Prorektor und Leiter Grundbildung am BZB. Jede Lehrperson sei im Boot und jeder einzelne Lernende. Peter Keller selber war eine dieser Lehrpersonen.
«Vor meiner ersten Lektion Fernunterricht war ich nervöser, als damals als Junglehrer zu Beginn meiner Berufsschullehrertätigkeit», sagt er. Im Fernunterricht müsse er den Unterricht noch stärker strukturieren und vor Beginn der Stunde alles digital aufbereitet haben. «Man kann nicht spontan rasch etwas an der Wandtafel zeichnen oder schreiben», sagt er. Inzwischen mag Peter Keller zwar noch nicht von Routine sprechen, doch scheint er zufrieden, wie gut das Distance Learning funktioniert. «Wir hatten bereits ein Pilotprojekt zum digitalen Lernen und unsere pädagogischen IT-Fachleute sind schon sehr erfahren und zum Teil schweizweit anerkannt», so Peter Keller. Es handelt sich dabei um Pädagogen mit den entsprechenden Weiterbildungen im digitalen Bereich. Diese haben zunächst, ebenfalls bereits auf Distanz, sämtliche Lehrpersonen des BZB im Erteilen von Fernunterricht weitergebildet. Damit diese nun ihrerseits Distance Learning mit den Lernenden durchführen können. Schriftliche Prüfungen finden innerhalb des Distance Learning allerdings nur wenige statt. «Auch die schulischen Prüfungen für den Lehrabschluss werden dieses Jahr am BZB entfallen», sagt Peter Keller. «Für den Berufsabschluss werden die Zeugnisnoten der bisherigen Semester gewertet. Die durch die Berufsverbände organisierten praktischen Prüfungen finden aber statt – vielleicht in etwas abgewandelter Form.» Peter Keller betont: «Auch die diesjährigen Berufsabschlüsse und Berufsmaturadiplome sind repräsentativ für die Fähigkeiten der jungen Leute und werden den gleichen Wert auf dem Arbeitsmarkt haben.»
«Der digitale Unterricht wird den Präsenzunterricht nie zu 100 Prozent ersetzen können. Das will auch gar niemand», sagt Peter Keller, Prorektor und Leiter Grundbildung am Berufs- und Weiterbildungszentrum (BZB) deutlich. Dennoch werden die Erfahrungen, die man nun aus dem Fernunterricht aufgrund der Pandemie macht, dazu beitragen, den digitalen Wandel im Schulzimmer zu optimieren. Davon sind sowohl Peter Keller als auch Christian Broekstra, Experte für Lehren und Lernen mit digitalen Medien sowie Lehrperson am BZB, überzeugt. Nach dem Entscheid des Bundesrates Mitte März, alle Schulen zu schliessen, haben es die Lehrpersonen am BZB geschafft, innerhalb einer Woche den Unterricht für 20 verschiedene Berufe auf Fernunterricht umzustellen.
«Wir führen bereits seit fünf Jahren Pilotklassen mit digitalem Unterricht», sagt Peter Keller. Die Lehrmittel sind digital verfügbar und es wird mit verschiedenen Tools gearbeitet. Die Lehrpersonen, welche diese Klassen führen, sind die Spezialisten, die dann innerhalb einer Woche alle Lehrpersonen des BZB mit den Möglichkeiten des digitalen Lehrens vertraut gemacht haben. «Rund die Hälfte unserer Lehrpersonen konnte aber bereits auf genügend Erfahrung mit digitalem Unterricht zurückgreifen. Andere mussten sich auf etwas Neues einstellen», so Peter Keller.«Seit Beginn der Frühlingsferien steht den Lehrpersonen eine Hotline zur Verfügung, welche jegliche technische und vor allem pädagogisch-methodische Hilfestellung bietet.» So konnte der Fernunter- richt am BZB am 23. März starten. In den vergangenen Frühlingsferien konnten sich die Lehrpersonen nun weiter vertiefen, Verschiedenes ausprobieren und Fragen stellen. «Die Schulungshotline wurde rege genutzt», sagt Peter Keller. «Zusätzliche Kosten im monetären Sinne sind keine entstanden, sieht man vom Kauf von wenig kurzfristig angeschaffter Lernsoftware und der Anschaffung von Headsets und Mikrofonen für die Schulleitung ab, da auch wir zurzeit ausschliesslich per Videokonferenz kommunizieren und führen», sagt Keller.
Die Infrastruktur war aber bei den Lernenden eine Herausforderung. «KV-Lehrlinge, Konstrukteure oder Informatiker sind demgegenüber natürlich affin und gut ausgerüstet, doch wir haben auch andere Berufe. Inzwischen haben aber alle eine Möglichkeit gefunden, digital zu lernen. Oft stellt auch der Ausbildungsbetrieb die Infrastruktur zur Verfügung und die Lernenden können im Geschäft ihre Aufträge erledigen», so Peter Keller. Eine Lehrperson, die in verschiedenen Berufsgattungen Lernende unterrichtet, ist Christian Broekstra. Gleichzeitig ist er einer der pädagogischen IT-Spezialisten am BZB. Er sieht sich zurzeit mit der Doppelbelastung konfrontiert, die anderen Lehrpersonen zu unterstützen und gleichzeitig von zu Hause aus zu unterrichten, während die eigenen Kinder ebenfalls zu Hause unterrichtet werden. Christian Broekstra findet diese Zeit aber auch «sehr spannend». Er sagt: «Vieles kommt in Schwung. Ein Lehr- und Lernkulturwandel wird sich schneller vollziehen als ohne Coronakrise – mit allen Vor- und Nachteilen.» Interessant sei, dass ausgerechnet zuvor recht skeptische Lehrpersonen nun am meisten Begeisterung für den Fernunterricht zeigen würden. Nach wie vor sieht der Unterricht jedoch auch gemeinsame Phasen vor, in welchen Inhalte besprochen oder Problemstellungen gemeinsam diskutiert werden können. «Früher war das physisch im Klassenzimmer, heute digital in einem Chat», sagt Broekstra.
Was fehlt, ist allerdings die Rückmeldung aus Mimik und Gestik. «Einzelne Schüler können sich vielleicht eher verstecken.» Auf der anderen Seite erhält der Lehrer mehr Einzelanfragen in privaten Chats. «Es scheint so, als getraue man sich eher, nachzufragen, als wenn man das vor der ganzen Klasse tun müsste», sagt er. Es dauerte rund eine Woche, bis alle Lernenden sich im Fernunterricht so weit eingelebt hatten, dass es gut funktionierte. Sie seien sehr motiviert und würden ihre Aufgaben pflichtbewusst erledigen.«Die Lernenden sind gefordert. Der Einsatz digitaler Unterrichtswerkzeuge bringt mit sich, dass die Lehrlinge eigenständiger lernen müssen und mit mehr Selbstorganisation. So wie dies eben auch im betrieblichen Lernen oft der Fall ist. Aber auch die Lehrerrolle verändert sich dadurch stark», betont Christian Broekstra. «Die Motivation hat aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob der Unterricht digital oder analog stattfindet», ist Christian Broekstra überzeugt und – «die menschliche Komponente kann nicht ersetzt werden.» Streiche spielen funktioniert allerdings auch digital. «In unserem Tool kann während einer Konferenz ein anderer Teilnehmer auf stumm geschaltet werden, auch die Lehrperson», erzählt Broekstra. «Die Lernenden fanden dies zu Beginn recht lustig – die Lehrer weniger.»
Einer der 2800 Lernenden ist Aaron Teschler. Er schliesst seine Lehre zum Konstrukteur diesen Sommer ab. Am Anfang fand er den Fernunterricht ungewohnt und befremdlich. Jetzt gehe es aber gut. «Ich fühle mich keineswegs benachteiligt, da ich schon immer gern für mich allein gearbeitet habe und so auch produktiver sein kann», sagt er. Aber auch Gruppenarbeiten hätten sie schon gemacht über eine Videokonferenz zu viert. Gedanken darüber, dass er zu dem Jahrgang gehört, der keine schriftliche Abschlussprüfung schreiben muss, mache er sich schon. Allerdings findet er, dass die Leistung vorher mehr zähle. «Meistens macht doch die Abschlussprüfung dann auch keinen grossen Unterschied mehr», ist er überzeugt. Seine Individuelle Praktische Arbeit, also den Praxisteil seiner Lehrabschlussprüfung, hat er bereits abgegeben. «Die Präsentation muss ich noch organisieren, allenfalls findet diese auch über eine Videokonferenz statt», sagt er. Sorgen darüber, dass er aufgrund der besonderen Schulsituation jetzt nach seinem Abschluss keine Arbeitsstelle findet, macht er sich nicht.
Christian Broekstra sieht beim Lehren und Lernen mit digitalen Tools Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen zählt, dass orts- und zeitunabhängig gelernt werden kann. Man ist nicht zwingend an einen fixen Stundenplan gebunden. Durch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung sei ein hoher Individualisierungsgrad möglich. Ist ein Auftrag erteilt, können so sehr eigenständige Lernende im eigenen Tempo arbeiten, während die Lehrperson mehr Zeit für Lernende habe, die mehr Betreuung benötigen. Ausserdem würden digitale Kompetenzen geschult, dies befähige die Lernenden, sich später als mündige Teilnehmer in einer digitalisierten Gesellschaft zurechtzufinden.
Zu den Nachteilen gehöre sicher, dass sich der persönliche Kontakt nicht ersetzen lasse. Man bemerke über die digitalen Kanäle sicher weniger, wem es gerade nicht so gut gehe und wo man mal nachfragen müsse. Ausserdem seien die technischen Voraussetzungen bei den Lernenden sehr unterschiedlich. «Zukünftig wird wohl jeder Lernende am BZB mit einem eigenen Gerät für den Unterricht ausgerüstet sein», sagt Christian Broekstra. Dies bedeute jedoch nicht, dass die jungen Erwachsenen diese auch automatisch sinnstiftend für ihr Lernen einsetzen können. Obwohl diese «digital» aufgewachsen seien, fehle vielen das Wissen, wie Lernprozesse damit optimiert werden können. «Alle sind gefordert, Lehren für den Unterricht aus der Coronazeit zu ziehen und diese Erkenntnisse für das zukünftige Unterrichtsverständnis nutzen zu können», sagt der Fachmann.
Lehrabschlussprüfung: Sonderlösungen werden geprüft
Von den Massnahmen betroffen ist auch der gesamte Bereich rund um die duale Berufsausbildung. Hier laufen Abklärungen.
Im Bereich der beruflichen Grundausbildung sind auch alle drei Lernorte, die Lehrbetriebe, die Berufsfachschulen sowie die überbetrieblichen Kurse von der herausfordernden Ausnahmesituation bzw. den Massnahmen rund um das Coronavirus betroffen. Seit dem 23. März erfolgt die schulische Bildung auch hier in Form von Fernunterricht. Und alle Schulveranstaltungen, Exkursionen und Sprachreisen sind abgesagt, wie Werner Kranz, Leiter des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung, informierte.
Für die Vorbereitung und Durchführung der Qualifikationsverfahren bis hin zum Sommer werden laut Kranz derzeit Sonderlösungen geprüft. «Ziel ist es, dass die Qualifikationsverfahren 2020 möglichst regulär durchgeführt werden können», so Kranz. Die Qualität der Lehrabschlussprüfungen müsse aber insbesondere mit Blick auf die Arbeitsmarktfähigkeit hochgehalten werden. Deshalb werde derzeit eine mögliche Anpassung der Modalitäten und der Organisation der Qualifikationsverfahren unter Einbezug der zuständigen Trägerschaften geprüft. «Eine diesbezügliche Arbeitsgruppe wurde von den Verbundpartnern in der Schweiz am 19.März eingesetzt. Rückmeldungen dieser Gruppe werden Anfang kommende Woche erwartet», so Werner Kranz. Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung stehe mit den dafür zuständigen Schweizer Institutionen in engem Austausch und werde, sobald die Modalitäten der Lehrabschlussprüfung vorliegen, die betroffenen Lernenden und die Lehrbetriebe entsprechend informieren. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen wurde auch die Form der Dienstleistungserbringung vonseiten des Amtes leicht angepasst. Die individuellen Ausbildungsberatungen folgen laut Kranz, wo immer möglich, in Form von Fernberatungen – also via E-Mail, Telefon, Chat oder Videokonferenz. Die Infothek des Berufsinformationszentrums bleibe bis auf Weiteres geschlossen. «Unsere Mitabeitenden werden aber ihr Dienstleistungsangebot weiter aufrechterhalten und stehen täglich in engem Kontakt mit allen relevanten Gremien.»
Auszubildende profitieren
Die Max Heidegger AG in Triesen verfügt über ausgewiesene Fachleute und Fachwissen rund um das Auto sowie im kaufmännischen Bereich. Dem Unternehmen ist es ein grosses Anliegen, dieses Wissen an möglichst viele Lernende weiterzugeben. In Zusammenarbeit mit der Abteilung «100pro!» der Wirtschaftskammer kann sie ihr Potenzial optimal ausgeschöpften.
«Es ist uns überaus wichtig, Sie alle sowie die Lernenden auf dem Laufenden zu halten und ich begrüsse Sie ganz herzlich im Namen der Mitarbeiter der Max Heidegger AG», sagte Geschäftsleitungsmitglied Jasmin Collini Heidegger zur Begrüssung der sieben Lernenden – einer davon ein zukünftiger ab dem kommenden Ausbildungsjahr – und ihrer Eltern am gestrigen Elternabend in den Firmen- und Ausstellungsräumen. Es sei dem Unternehmen wichtig, junge Menschen auf dem handwerklichen Weg zu begleiten und ihnen die Basis für ein spannendes Berufsleben zu geben. Es sind daher vier Berufe, der Automobil-Mechatroniker, der Automobilfachmann, der Karosserie-Lackierer und der Kaufmann bzw. die Kauffrau , in denen die Max Heidegger AG junge Berufsleute ausbilde. Sie arbeite aber bereits an neuen Zertifizierungen für weitere Ausbildungen.
Vergangenen Sommer habe die Max Heidegger AG sich für eine Kooperation mit der Abteilung «100pro!» der Wirtschaftskammer ausgesprochen. «Der Vorschlag kam von meiner Schwester Jasmin und ich hatte keine Ahnung, was uns erwartet. Heute bin ich aber sehr froh, dass wir uns für die Zusammenarbeit entschieden haben. Sie entlastet uns in administrativen Belangen, bietet aber auch den Lehrlingen grosse Unterstützung», sagte Jakob Heidegger, ebenfalls Mitglied der Geschäftsleitung.
Bevor sich die Lernenden und ihre Eltern bei einem Apéro für allfällige Fragen an die Ausbilder, die Geschäftsleitung der Max Heidegger AG und die Verantwortlichen von «100pro!» wenden konnten, ergriffen die Letzteren das Wort. Ivan Schurte, Bereichsleiter bei der Wirtschaftskammer, brachte seine Freude über die Zusammenarbeit zum Ausdruck. «Wir verfügen über den administrativen Hintergrund, in der Fachausbildung sind die Mitarbeiter der Max Heidegger AG die Experten. Die Gewinner sind aber auf jeden Fall die Lernenden. Die Kooperation ist jedoch auch ein grosses Kompliment und eine Wertschätzung für unsere Arbeit.» Alessio Haas ist als Verbundberater der Wirtschaftskammer im Bereich «100pro!» tätig und betreut die Lehrlinge der Max Heidegger AG. Er sei von der Rekrutierung bis zum Lehrabschluss in deren gesamte Laufbahn involviert und sowohl der Ansprechpartner der Max Heidegger AG als auch der Lernenden. Mit den Auszubildenden treffe er sich mindestens einmal pro Monat, gleichzeitig stehe er aber auch in engem Kontakt mit den Teamleitern und der Geschäftsleitung. «So weiss jeder, was läuft, und Probleme lassen sich rasch sowie für jeden Beteiligten zufriedenstellend aus der Welt schaffen. Mir macht die Zusammenarbeit grossen Spass. Ich treffe in der Max Heidegger AG stets auf fröhliche Mitarbeiter – das gilt genauso für die motivierten Lehrlinge wie für die Teamleiter, denen ich die Freude am Ausbilden anmerke. Die Zusammenarbeit ist eine runde Sache.»
Liechtensteins Eiskletterteam überzeugte
Andreas Gantner holt sich in der Speed-Wertung den Schweizer Meistertitel und im Lead den Swisscup-Gesamtsieg. Es ist bisher die erfolgreichste Klettersaison in der Karriere des 22-jährigen Plankners. Auch die weiteren Liechtensteiner Teilnehmer konnten in Saas Fee voll überzeugen.
Zum Abschluss des Swiss Ice Climbing Cup 2019/20 wurden die Schweizer Meister im Eisklettern erkoren. Das fünfköpfige Eiskletterteam Liechtenstein, betreut durch Benjamin Giger, reiste mit hohen Erwartungen nach Saas Fee, da sie vor zwei Wochen am Swiss Cup Malbun in der Disziplin Lead (technisches Klettern) überzeugen konnten. Und sie enttäuschten nicht: In allen Disziplinen konnten die FL-Athleten einen Podestplatz erreichen.
Auch dieses Jahr war der Andrang der Herren mit 26 Athleten an den Schweizer Meisterschaften sehr gross. Mit Platz 3 im Lead und Platz 1 im Speed an der Schweizer Meisterschaft holte sich der Plankner Andreas Gantner auch noch den Gesamtsieg im Swisscup. Auch die anderen Liechtensteiner zeigten hervorragende Leistungen. Sein Bruder Florian Gantner holte sich den Vize-meistertitel im Speed und verpasste mit dem vierten Platz das Podest bei der Swisscup-Gesamtwertung nur knapp. Linus Beck verpasst das Podest mit Platz vier in der Speedwertung ebenfalls nur knapp. Dafür konnte sich Linus Beck beim Gesamtsieg des Swisscups den dritten Platz sichern. Seine Schwester Lea Beck konnte den Vizemeistertitel im Speed verbuchen.
Nächstes Wochenende geht die Eiskletterwettkampf-Saison mit dem Weltcup in Saas Fee weiter. Dabei weden sich Andreas Gantner, Florian Gantner, Linus Beck und Lea Beck mit den besten Eiskletterern der Welt messen.
Wenn ein Amt das Gesetz (über-)dehnt
«Die wöchentliche Höchstarbeitszeit beträgt 40 Stunden für jugendliche Arbeitnehmer, die mindestens 15 Jahre aber noch nicht 18 Jahre alt sind.» So steht es in Art. 9 Abs. 1c des Liechtensteiner Arbeitsgesetzes.
Das Gesetz sieht auch vor, dass in Ausnahmefällen oder in Fällen, in denen dies durch objektive Gründe gerechtfertigt ist, von der festgelegten wöchentlichen Höchstarbeitszeit abgewichen werden kann. Die Kontrolle darüber liegt beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung, welche die Lehrverträge zu genehmigen und somit die Abweichungen von der Höchstarbeitszeit zu bewilligen hat. Diesbezüglich scheint das Amt mit der Bewilligung von Ausnahmefällen sehr grosszügig umzugehen. Wie die zuständige Regierungsrätin Dominique Hasler bei der Beantwortung meiner Kleinen Anfrage ausführte, wird die gesetzlich vorgeschriebene Höchstarbeitszeit für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren nur bei 27 Prozent aller Lehrverträge eingehalten. Bei 47 Prozent der Lehrverträge wurde eine höhere Wochenarbeitszeit vereinbart und vom Amt bewilligt. Bei dieser Grössenordnung kann nicht mehr von Ausnahmefällen gesprochen werden. Diese Zahlen belegen, dass das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung das Gesetz dehnt, für mich wird es damit überdehnt. Es war sicher nicht im Sinne des Gesetzgebers, dass Ausnahmefälle zur Regel werden und nur noch bei rund einem Viertel aller Lehrverträge mit Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren die gesetzlich vorgeschriebene Höchstarbeitszeit von 40 Stunden verankert ist.
Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Einerseits, weil unser Land darauf achten muss, dass unsere Lehrausbildung dem Abkommen mit der Schweiz über die gegenseitige Anerkennung von Fähigkeitszeugnissen und Berufsattesten der beruflichen Grundausbildung entspricht. Diesbezüglich gibt es ein Regelungsgefälle, schreibt die Schweiz doch eine tägliche Arbeitszeit für Jugendliche von maximal neun Stunden vor, was einer Wochenarbeitszeit von 45 Stunden entspricht. Andererseits, weil die vorgeschriebene wöchentliche Höchstarbeitszeit von 40 Stunden für das Gewerbe zu erheblichen Schwierigkeiten in Bezug auf die betriebsinterne Organisation und Arbeitsabläufe führt. Es kommt nämlich nicht von ungefähr, dass 51 Prozent jener Lehrverträge, welche eine höhere Wochenarbeitszeit als 40 Stunden vorschreiben, mit Gewerbebetrieben abgeschlossen wurden.
Die Lösung eines solchen Problems sollte es nicht sein, das Gesetz einfach zu überdehnen und gesetzlich vorgeschriebene Ausnahmefälle zur Regel zu machen. Dies widerspricht dem vom Gesetzgeber vorgesehen Schutz von Jugendlichen, zumal sie auch noch für ihre Lehre ausserhalb des Lehrbetriebs viel Zeit aufwenden müssen. Sollte eine gesetzliche Vorgabe nicht mehr zeitgemäss sein und zu Umsetzungsproblemen führen, hat die Regierung das Heft in die Hand zu nehmen und Gesetzesanpassungen vorzuschlagen, mit welchen die bekannten Probleme ausgemerzt oder zumindest gemindert werden. So könnten zum Beispiel für Lehrlinge die Kompensationsregelungen von Überzeit grosszügiger ausgestaltet werden oder eine etwaige höhere Wochenarbeitszeit mit ausgeweiteten Ferienansprüche kompensiert werden. Das Dreiecksverhältnis – Schutz der Jugendlichen, internationale Anerkennung des Lehrabschlusses, optimale Rahmenbedingungen für Lehrbetriebe ist aus dem Lot geraten. Höchste Zeit, dass Regierungsrätin Dominique Hasler dafür sorgt, dass es wieder ins Gleichgewicht gerät, zum Vorteil aller Beteiligten.
Lehrbetriebe online
Liechtenstein hat seit Kurzem ein digitales Portal, das den Austausch mit Lehrbetrieben erleichtert.
Die Digitalisierung krempelt das Berufsbildungswesen um: Liechtenstein besitzt seit Anfang Dezember ein digitales Berufsbildungsportal, das es den Lehrbetrieben und dem Land Liechten- stein erlaubt, administrative Aufgaben schnell, unkompliziert und kostengünstig zu erledigen. «Alle Lehrbetriebe wurden angeschrieben, dass sie zu der Plattform wechseln können. Zur Zeit ist das Angebot aber noch freiwillig», erklärt Ivan Schurte, Bereichsleiter von 100pro. Die Testphase des Portals habe aber bereits im Frühjahr dieses Jahres begonnen.
Die einzelnen Betriebe erhalten neu die Möglichkeit, ihre Lehrverträge direkt auf der Online-Plattform zu erfassen, wo der Landesangestellte sie einsehen, bearbeiten und auch grünes Licht geben kann. Lehrzeitverlängerungen und -auflösungen können eingereicht, Lehrvertragsdaten eingesehen und bearbeitet oder Daten zu Berufsbildnern erfasst und angepasst werden. Zudem können Anträge für Bildungsbewilligungen eingereicht und freie Lehrstellen erfasst und mutiert werden. «Die bis anhin erhaltenen Rückmeldungen von Seiten der Lehrbetriebe sind durchwegs positiv. Die Unternehmen schätzen die eigenständige Bewirtschaftung ihrer Lehrbetriebs- und Lernendendaten sowie die zeitunabhängige Kommunikation mit dem Amt für Berufsbildung und Be- rufsberatung (ABB) sehr», sagt Werner Kranz, Leiter des ABB. Nicht jeder Betrieb wird aber gleich das Angebot nutzen, da kleine Unternehmen teilweise nur alle drei bis vier Jahre einen neuen Lehrling einstellen. Zudem bedarf es noch der Eingewöhnung und der Weiterentwicklung des Systems. «Wie alles Neue hat es noch Tücken», sagt Schurte. Wenn ein Unternehmen früher mit dem Land wegen einer Lehrlingsangelegenheit in Kontakt treten musste, geschah das in den meisten Fällen noch über die Post. Diese Zeiten werden mit dem neuen Berufsbildungsportal bald der Vergangenheit angehören. Die Datenqualität und -transparenz könne erhöht und Prozesse optimiert werden, sagt Kranz.
Zudem werde der Papierverbrauch eindeutig reduziert. Die neue Plattform wurde auch schon in mehreren Schweizer Kantonen mit Erfolg eingeführt: So haben Luzern, Solothurn, Appenzell, Thurgau oder Graubünden die Digitalisierung in der Verwaltung der Berufsbildung auch schon eingeführt und bauen sie stetig aus.
Lehrverträge unter 18: Mehrheit mit Höchstarbeitszeiten über 40 Stunden
Noch nicht volljährige Arbeitnehmer dürfen höchstens 40 Stunden pro Woche beschäftigt sein. Wie kann es dann sein, dass die grosse Mehrheit Lehrverträge mit Höchstarbeitszeiten von über 40 Stunden hat?
Eine Verordnung über den Schutz der jugendlichen Arbeitnehmer schreibt vor, dass schulentlassene Jugendliche nicht länger als die berufsübliche Arbeitszeit und höchstens 40 Stunden pro Woche beschäftigt werden dürfen. Wie Alexander Batliner (FBP) aufgefallen ist, werde diese Höchstarbeitszeit von 40 Stunden jedoch nicht durchgehend eingehalten. So hätte das zuständige Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) gar Lehrverträge genehmigt, in welchen eine Arbeitszeit von bis zu 44 Stunden pro Woche vorgeschrieben sind. Und tatsächlich: Laut Regierungsrätin Dominique Hasler hat die grosse Mehrheit (536 der derzeit 835 Lernenden unter 18 Jahren) Lehrverträge, bei denen die wöchentliche Höchstarbeitszeit über 40 Stunden liegt – insbesondere ist dies in den Sektoren Gewerbe, Gesundheit, Industrie oder den Banken der Fall.
Das bedeutet aber nicht, dass die Jugendlichen mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten – zumindest nicht im Gesamtdurchschnitt. Wie Dominique Hasler die Kleine Anfrage beantwortete, gebe es die sogenannte Vorholzeitregelung: «Die Bestimmung lässt eine längere Wochenarbeitszeit zu, insofern diese Vorholzeit für Brückentage, nicht gesetzliche freie Tage etc. berücksichtigt und diese Gleitzeit wieder innert Frist kompensiert werden kann.» Zudem könne in Ausnahmefällen oder in Fällen, in denen dies durch objektive Gründe gerechtfertigt ist, von der Höchstarbeitszeit abgewichen werden – laut Ministerium würden dann mit den Betroffenen und dem ABB entsprechende Massnahmen festgelegt. Die maximale Arbeitszeit dürfe die im Gesetz festgelegten 45 Stunden für Arbeitnehmer in industriellen Betrieben sowie für Büropersonal, technische und andere Angestellte, mit Einschluss des Verkaufspersonals in Grossbetrieben des Detailhandels sowie die definierten 48 Stunden für alle übrigen Arbeitnehmer festgelegte Höchstarbeitszeit jedoch nicht überschreiten.
Das Onlineportal für Lehrbetriebe
Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung setzt ab sofort das elektronische Berufsbildungsportal für Lehrbetriebe produktiv ein.
Dadurch können Lehrbetriebe die Lehrverträge online und medienbruchfrei zur Genehmigung einreichen. Zusammen mit sieben Schweizer Kantonen hat das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) ein Onlineportal für Lehrbetriebe erarbeitet. Im Frühjahr 2019 wurde dieses Berufsbildungsportal in Liechtenstein erfolgreich von einzelnen Pilot-Lehrbetrieben getestet. Ab sofort steht das Berufsbildungsportal allen Lehrbetrieben in Liechtenstein zur Verfügung. Sie können online: Lehrverträge erfassen oder zur Genehmigung einreichen; Lehrzeitverlängerungen einreichen; Lehrvertragsauflösungen einreichen; Lehrvertragsdaten einsehen und bearbeiten; Daten zu Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern erfassen und anpassen; Anträge für Bildungs- bewilligungen einreichen; freie Lehrstellen erfassen und mutieren. Die entsprechenden Zugangsdaten wurden den Lehrbetrieben per Post zugestellt. Mit dem Berufsbildungsportal werden die Datenqualität und Datentransparenz erhöht und die Prozesse optimiert. Die Bewirtschaftung der Lehrbetriebs- und Lernendendaten sowie die zeitunabhängige Kommunikation zwischen Lehrbetrieb und ABB werden möglich. Zudem wird der Papierverbrauch reduziert. Insbesondere der Prozess der Lehrvertragsgenehmigung wird mit dem Berufsbildungsportal angepasst und digital abgebildet.
Drei Jugendliche berichten: «Wir droppen Xans»
Cannabis, Hustensirup, Xanax oder Kokain werden bereits im jungen Alter konsumiert – Prävention wurde laut Betroffenen nicht ergriffen.
Der Drogenkonsum ist unter Jugendlichen in Liechtenstein stark angestiegen. Das belegen teilweise die spärlich vorhandenen Zahlen: Laut Kriminalstatistik wurden 2018 bei den 14- bis 18-Jährigen in Liechtenstein rund 60 Vorfälle registriert. Im Vorjahr waren es noch gut die Hälfte. Es handelte sich dabei um Kontrolldelikte. Die Dunkelziffer dürfte jedoch um einiges höher sein. Das «Vaterland» hat mit drei Jugendlichen gesprochen, die Auskunft geben, welche Drogen und verschreibungspflichtige Medikamente sie missbrauchen, wie sie über die vorhandenen Gefahren denken und wie die Prävention und die Schule an ihnen vorbeiredet, in dem diese Stellen sich auf das Thema Cannabis versteifen, obwohl andere Rauschmittel genauso aktuell wären. Die Jugendlichen nennen Namen von Schmerzmitteln und codeinhaltigen Hustensirups, Beruhigungsmitteln wie Xanax und berichten darüber hinaus, wie Drogen wie Speed, Kokain und Ecstasy unter Gleichaltrigen eine weite Verbreitung «im Ländle» finden. Den Ernst der Lage erfahren sie dabei im Selbsttest. Die verschiedenen Medikamente und Drogen erhalten sie von verschiedenen Dealern. Ein beliebter Kommunikationskanal, um die Rauschmittel zu ordern, ist übrigens Snapchat.
Alessandro, 18
«Die negativen Folgen des Konsums habe ich selbst erlebt. Ich begann etwa vor zwei Jahren mit «Lean» (Anm. d. Red.: Hustensaft gemischt mit Sprite), «Xans» (Anm. d. Red.: Xanax) und so weiter. Man merkt wie die schulische Leistung nachlässt und wie die Vergesslichkeit sowie die Angst vor der Polizei steigt. Freunde, die nicht konsumieren, wenden sich ab. Die Freundin hat sich auch schneller verabschiedet, als man denken kann. Depressionen ergreifen folglich schnell von einem Besitz. Das Geld reicht plötzlich nicht mehr aus. Dies führt zu schlimmen Gedankengängen, wie zum Beispiel selbst mit dem Dealen anzufangen oder auch zu stehlen. Der Drogenkonsum, die sich verschlechternden Lebensumstände und die Depressionen bilden einen Teufelskreis. Das sind sicher Gründe, wieso man die Finger davon lassen sollte. Man ist schneller im Sumpf, als man angenommen hat, und der Entzug davon ist, wie ich von
Freunden gehört habe, grauenhaft.
Kevin, 19
In unserem Kreis ist der Gebrauch von Makatussin, Xanax, Oxycodon, Prometh Codeine und Ritalin gang und gäbe. Dies wird aber von Altersgenossen «im ganzen Ländle» konsumiert; neben den üblichen Drogen wie Kokain oder Speed. Erwachsene haben davon oftmals keinen Schimmer, Lehrer sowieso nicht. Man weiss oftmals, wer was nimmt, doch auch Jugendliche sprechen ausserhalb des eigenen Kreises nicht offen darüber. Passiert sind mir im Rauschzustand schon einige üble Geschichten – vom Handyverlust bis auf das Herumlungern, «high» vor der Polizeistation. Wohl eines der härtesten Erlebnisse war, als ich mir über das Wochenende 50 mg Xanax eingeworfen habe. (Anm. d. Red.: Es gibt Xanax-Pillen in verschiedenen Dosierungen. Die niedrigste weist 0,5 mg auf. Diese hat bereits eine starke Wirkung. Das Medikament hat eine Halbwertszeit von 12 bis 15 Stunden.) Ich konnte mich im Nachhinein an das Wochenende und die darauffolgende Woche nicht mehr erinnern. Bekannten von mir ist etwas Tragischeres passiert: Sie haben mehr als zwei Flaschen Hustensaft konsumiert, reagierten darauf mit epi- leptischen Anfällen und ihnen quoll Schaum aus dem Mund. Es ist auch schon passiert, dass Dealer, die «Maka» vertickt haben, Messer zogen. Doch es ist zum Glück nichts Gröberes passiert. Grundsätzlich konsumieren ich und meine Freunde Drogen, die «down keepen» und nichts Aufputschendes. MDMA oder Speed sind nicht unser Film, doch natürlich kennen wir Leute, die auch das konsumieren. Wir benutzen nur Ritalin zum Lernen, man kann sich besser konzentrieren und sich den Schulstoff nach dem ersten Mal Anschauen merken. Den besten Rausch habe ich mit «zwei Bottles Makatussin, einem Back- wood Blunt und meinem favorite Sound».
Sandra, 18
Ich trinke nur Alkohol und rauche «Dope». An das andere Zeug habe ich mich noch nie rangewagt, doch das tun viele meiner Freunde, egal ob männlich oder weiblich. Natürlich ist es schwierig zu schätzen, doch ich würde sagen, dass das Geschlechterverhältnis 50 / 50 ist. Auch Speed, Kokain und Ecstasy sind «in». Es gibt MDMA-Partys in Garagen. In der Schule konzentrierte man sich hinsichtlich Prävention lediglich auf Gras und verteufelte es. Das ist nicht mehr zeitgemäss, weil Alkohol die schlimmere Wirkung hat, wie man weiss. Andere Sachen wie den Hustensaft Makatussin hat man nie diskutiert. Viele meiner Freunde prüfen die Verträglichkeit auf die Drogenmengen im Selbsttest, ein «safer» Umgang wird einem nicht beigebracht. Jeder Körper reagiert auch anders, deswegen nützen Anleitungen aus dem Internet nichts. Der Einfluss, solchen «Stuff» einzuwerfen, stammt sicher von der Musik, vom «Trap-Sound» und von Instagram.
Gemeinsam gegen Fachkräftemangel
Die deutschsprachigen Berufsbildungsexperten haben sich am Kammertreffen in Bern und Spiez über die aktuellen Bildungsthemen ausgetauscht. Fazit: Auf europäischer Ebene wird eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den sieben Ländern angestrebt. Damit will man die höhere Berufsbildung noch mehr stärken.
Seit mehreren Jahren treffen sich im Herbst regelmässig rund 40 Berufsbildungsexpertinnen und -experten aus den Kammer- und Arbeitgeber- organisationen von Deutschland, Österreich, Luxemburg, Belgien, Südtirol, Liechtenstein und der Schweiz zum traditionellen europäischen Kammertreffen. In diesem Jahr fand der Bildungsevent in Bern und Spiez statt. Hauptthema war der Austausch über die Entwicklungen in der Berufsbildung der verschiedenen Länder. Ein erster Höhepunkt war der Besuch einer Nationalratssitzung im Bundeshaus.
Im Ausbildungszentrum der Schweizer Fleischwirtschaft in Spiez wurden die Gespräche weitergeführt. Vertreterinnen und Vertreter des Zentralverbands des Deutschen Handwerks ZDH sowie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages DIHK erzählten von ihren Erfahrungen mit der Einführung des Berufsabiturs oder mit neuen Marketingmethoden. So will man Berufslernende erfolgreich rekrutieren. Aufschlussreich aus Schweizer Sicht ist die geplante Entwicklung des deutschen Berufsbildungsgesetzes, in welchem neu der Begriff der höheren Berufsbildung, in Ergänzung zur Meisterausbildung, verankert wird. Auch die englischen Titel «Master Professional» und
«Bachelor Professional» sollen dabei aufgenommen werden. Ein Projekt der Wirtschaftskammer Österreich WKÖ sieht vor, die Zielgruppe der Jugendlichen, die sich für eine Berufslehre eignen, sukzessiv zu erweitern. Mit einer Auslandserfahrung wird dabei die Attraktivität einer beruflichen Grundbildung gesteigert. Auch ist geplant, alle Qualifikationen im nationlen Qualifikationsrahmen NQR einzuordnen und sichtbar zu machen.Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe nimmt in Liechtenstein ab. Eine erfolgreiche Massnahme dagegen ist die Aktion «100Pro» der Wirtschaftskammer. Die Luxemburger Handelskammer sowie die Luxemburger Handwerkskammer haben die World Skills zum Anlass genommen, Berufswettbewerbe im eigenen Land als Attraktivitätssteigerung der Berufsbildung zu fördern. Im deutschsprachigen Südtirol hat man in einem Erasmus-Projekt eine grosse Studie zu den Gelingensfaktoren in der Berufsbildung durchgeführt. Dabei richten die Lehrbetriebe ihren Fokus bei der Rekrutierung von neuen Lehrlingen vermehrt auf sogenannte «Soft Skills», wie beispielsweise Zuverlässigkeit oder Interesse am Beruf, und weniger auf Schulwissen oder spezielle Fertigkeiten. Auch in der deutsch- sprachigen Gemeinschaft Belgiens werden die Kräfte der Partner im Bereich der Berufsbildung so gebündelt und neu strukturiert, um gemeinsam mit der Wirtschaft dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Die Schweizer Bildungsexperten in- formierten vor allem über die Initia- tive «Berufsbildung BB 2030», aber auch über die Weiterentwicklung der höheren Berufsbildung, im Speziel- len der höheren Fachschulen. Zudem präsentierten die KMU Frauen Schweiz ihren eigens dafür entwickelten Weg des Gleichwertigkeitsverfahrens (Validation des acquis d’expérience VAE) zum eid- genössischen Fachausweis «Unternehmensführung KMU».
Die deutschsprachigen Bildungsexperten waren sich einig, dass auf europäischer Ebene vermehrt gemeinsame Initiativen gestartet oder weitergeführt werden müssen. «Das Beispiel der höheren Berufsbildung zeigt, dass man dank eines guten Austausches und einer engen Zusammenarbeit diesen wichtigen Bereich für die Wirtschaft stärken kann. Notabene vor mehreren Jahren wurde die höhere Berufsbildung noch in allen deutschsprachigen Ländern völlig unterschiedlich be- urteilt», sagt Christine Davatz, sgv- Vizedirektorin und Bildungsverantwortliche Fazit des internationalen Bildungstreffens:
Der Fachkräftemangel, der in den meisten europäischen Ländern vorherrscht, soll und kann gar nicht durch akademische Bildung gedeckt werden, sondern es braucht eine starke höhere Berufsbildung, welche in erster Linie von der Wirtschaft direkt getragen wird. Dafür setzen sich diese Organisationen ein.
Seit Montag, bis Freitag: Vierte Europäische Berufsbildungswoche
Die europäische Berufsbildungswoche («VET Week») findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Die Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten (AIBA) hofft auf zahlreiche Nachahmer anlässlich der fünften Berufsbildungs- woche im Jahr 2020.
Die Berufsbildungswoche ist eine tolle Chance die Stärke der dualen Berufsbildung, wie wir sie in Liechtenstein kennen, aufzuzeigen. Die Berufsbildung ist mit ihren Strukturen und Traditionen stark in Liechtenstein verwurzelt und generiert täglich einen grossen Mehrwert für den liechtensteinischen Standort. Junge Berufsleute sollen inspiriert werden, über die Grenzen hinaus zu denken. Genau hier setzt die europäische Berufsbildungswoche an. Sie zeigt auf, wie vielfältig, attraktiv und durchschlagsstark die duale Berufsbildung ist. In diesem Jahr beteiligen sich 45 europäische Länder mit gesamthaft 1302 Anlässen zur Förderung der Berufsbildung.
Liechtenstein ist dank der «Erasmus+»-Initiative durch die Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten (AIBA) erstmals an dieser europäischen Berufsbildungswoche vertreten. Der Geschäftsführer der AIBA, Stefan Sohler, betont: «Wir haben im Erasmus+-Programm tolle Berufsbildungsprojekte, die exakt aufzeigen, dass die Berufsbildung spannend, vielfältig und innovativ ist. Genau diese Kombination soll mit dem ersten liechtensteinischen Beitrag zur VET Week zum Ausdruck kommen.»
Hierzu wurden die liechtensteinischen «Erasmus+»-Projektträger aus dem Berufsbildungsbereich eingeladen, ihr «Erasmus+»-Projekt vorzustellen. Das Ergebnis dieser Projektvorstellung ist in einem Film zusammengefasst. Der Film über die «Erasmus+»-Projektträger, die «VET Week» und die AIBA wird heute ab 18 Uhr bis Freitag, den 18. Oktober, im 1FLTV ausgestrahlt. Dieser Beitrag zur Berufsbildungswoche im Jahr 2019 soll die zahlreichen grossartigen Ausbildungsbetriebe und Berufsbildungsorganisationen in Liechtenstein anregen, sich an der nächsten, der fünften Berufsbildungswoche im Jahr 2020, zu beteiligen. Die liechtensteinischen Betriebe und Bildungsorganisationen führen beispielhafte Massnahmen, wie die Schnupperwoche, die Berufstage etc. durch. All diese alltäglichen Massnahmen sind tolle und gut transportierbare Themen, die an der Berufsbildungswoche in einem europäischen Schaufenster präsentiert werden können.
Vereinigung Bäuerlicher Organisationen: «Landwirtschaftliches Traineeprogramm während der beruflichen Ausbildung»
Amt für Berufsbildung und Berufsberatung: «Mobilität während der Lehre»
Kubus Kulturvermittlung: «Die Künstlerbrille – Künstlerische Denk- und Arbeitshaltungen visualisieren und vermitteln»
i-smARt Trust reg.: «Principles for effective Learning – Analytics in Augmented-Reality-Learning Applications for Professional Education»
Kunstschule Liechtenstein: «Art Mobility»
Förderverein Worldskills Liechtenstein: «Vocational Education and Training to Excellence 2018»
Wirtschaftskammer Liechtenstein: «Gelingensfaktoren in der Berufsbildung»
Universität Liechtenstein, KMU-Zentrum: «ECVAET 3: Die europäische Meisteraus- bildung in der Veranstaltungstechnik»
Förderverein Worldskills Liechtenstein: «Vocational Education and Training to Excellence 2016»
i-smARt Trust reg.: «ECVET und der europäische Fachkräfteaustausch in der Veranstaltungstechnik»
Liechtensteiner Forstverein: «Neue Impulse für Forstwarte»
Eine Messe als Mutmacher
Die Berufs- und Bildungstage «Next Step» haben die dort vertretenen Handwerksfirmen Zuversicht schöpfen lassen.
Der demografische Wandel hat viele Gesichter. Eines davon sind die vielen Lehrstellen, die aufgrund sinkender Schülerzahlen jährlich unbesetzt bleiben. Die handwerklichen Berufe bekommen diesen Effekt besonders zu spüren. Durch den fehlenden Nachwuchs hätten es Schulabgänger gegenüber früher schlichtweg leichter, in den «schönen» Berufen Unterschlupf zu finden, erklärte Ivan Schurte von «100pro!», dem Berufsbildungsprogramm der Wirtschaftskammer, neulich gegenüber «Wirtschaftregional». «Schön», weil Schüler, vor allem aber auch deren Eltern, mit einer Tätigkeit am Schreibtisch oftmals bessere Karrierechancen assoziieren. «Dem Handwerk», so Schurte, «verbleiben so weniger Lehrlinge.»
Versuche, dieser Schieflage entgegenzuwirken und die betroffenen Berufe ein Stück weit zu rehabilitieren, gibt es schon länger. Vor einigen Jahren, berichtet Schurte, hätten das Amt für Berufsbildung und das Schulamt den überholten Berufswahlfahrplan renoviert. Die Sekundarschüler werden auch auf gymnasialer Ebene so bereits ab der achten statt der neunten Klasse auf das vorbereitet, was der Berufsbildungsweg für sie bereithält. Dabei, so Schurte, werden auch die Eltern gezielt mit ins Boot geholt und informiert. Eine der zentralen Botschaften, die im Rahmen von Informationsabenden, Projektwochen oder online transportiert wird: Die Handwerkslehre ist mit keinerlei Einschränkungen für den eigenen Werdegang verbunden.
«Sie ist keine Sackgasse», wie der Mann von «100pro!» betont. «Es stehen einem alle Wege offen, um sich weiterzuentwickeln.» Doch ist der proklamierten Durchlässigkeit auch die erhoffte Resonanz beschieden? Ändert sich die Perspektive auf die handwerklichen Berufe allmählich? Die Berufsmesse «Next Step», die in der vergangenen Woche in Schaan über die Bühne ging, hat durchaus Indizien für eine solche Entwicklung geliefert.
«Im Vergleich zu früheren Jahren sind die Eltern viel offener dafür geworden, dass ihr Kind sich für eine handwerkliche Lehre entscheiden könnte», sagt beispielsweise Schurte. Das habe er in mehreren Gesprächen, die er am Stand von «100pro!» geführt habe, deutlich gespührt. Positive Eindrücke sind auch bei Martin Bernegger haften geblieben, der an der «Next Step» die regionalen Schreinerverbände repräsentierte. Die Zahl der interessierten Besucher habe zwar nicht unbedingt zugenommen, sagt er. «Aber das Interesse war qualitativ ein anderes als in früheren Jahren. Die Gespräche gingen viel mehr in die Tiefe.» Deshalb ist er auch guter Hoffnung, dass die Wertigkeit einer handwerklichen Lehre nach und nach anders wahrgenommen wird:
«Ein Handwerk ist eine wertvolle Grundausbildung, eine Basis, die dir alle Möglichkeiten lässt und auf die du immer wieder zurückgreifen kannst egal in welche Richtung du strebst.» Antonio Barrella ist hierfür gewissermassen ein Musterbeispiel, wie er selbst sagt. Der Inhaber der Farbraum AG, der den jungen Erwachsenen in Schaan den Malerberuf näherbrachte, absolvierte einst die Malerlehre, anschliessend mehrere Weiterbildungen und studierte schliesslich Innenarchitektur. «Aufgrund dessen konnte ich bezüglich Durchlässigkeit natürlich sehr viel aus meiner persönlichen Erfahrung berichten.» Das heutige Bildungssystem, ergänzt er, biete jedem sehr gute Voraussetzungen, um dorthin zu gelangen, wo man hinwolle.
Auch in seinem Fall scheint der verhältnismässig rege Besuch des Farbraum-Stands eine Bewusstseinsveränderung beim Publikum zumindest anzudeuten. «Das Interesse am Malerberuf ist wieder da», konstatiert Barrella erfreut. Vor allem bei den Männern sei es gegenüber früheren Jahren angestiegen. Allerdings vermutet er, dass hier auch die generell grössere Aufmerksamkeit, welche die Gesellschaft den Feldern Ästhetik und Lifestyle zuteil werden lässt, eine wesentliche Rolle spielen dürfte. «Ob in Magazinen, auf Pinterest oder auf Instagram diese Themen sind heute allgegenwärtig.» Und der Malerberuf biete in seiner Vielfalt, die er mittlerweile aufweise, zahlreiche Möglichkeiten, sie umzusetzen.
Bei aller positiven Stimmung schlägt Barrella aber auch mahnende Töne an. Die Handwerksbetriebe seien nun noch stärker gefordert, sich zu engagieren egal in welcher Branche. «Wir müssen zusehen, dass wir die Leute erreichen.» In der Vergangenheit sei man hier viel zu wenig aktiv gewesen. Damit liegt er mit Patrick Hermann, Inhaber bei der Roman Hermann AG, auf einer Wellenlänge. Ohne Frage: Auch das Gipserei- und Gerüstbauunternehmen hat an der «Next Step» 2019 viele erfreuliche Erkenntnisse gewonnen. Der Ansatz, den jungen Erwachsenen vor Ort Material zur Verfügung zu stellen und sie mit dem Beruf unmittelbar in Berührung kommen zu lassen, sei sehr gut angenommen worden, berichtet Hermann. «Das Interesse für den Gipser- sowie den Gerüst- bauerberuf ist wieder verstärkt vorhanden.» Zugleich prophezeit er sämtlichen Handwerksbranchen aber noch viel Arbeit. Wobei der Blick zuallererst nach innen zu richten sei. «Derzeit sind es vornehmlich Einzelfirmen, welche die Initiative ergreifen», sagt Hermann. Doch es seien die Verbände, die gefordert wären. Als Kollektive könnten dann gezielt gemeinsame Anstrengungen unternommen werden etwa eine ausgebaute Präsenz an der «Next Step»- Messe oder der Besuch von Schulen. «Wir können nicht warten, bis potenzielle Lehrlinge auf uns zukommen, wir müssen auf sie zugehen.» Wie sehr sich das lohnen kann, hat Patrick Hermann erst kürzlich erfahren als ein junger Mann, welcher der Roman Hermann AG an der «Next Step» im Vorjahr einen Besuch abgestattet hatte, seinen Ausbildungsvertrag unterschrieben hat.
Gipfeltreffen – Lehrstellen-Family-Day 2020
Am Samstag lancierte 100pro! berufsbildung liechtenstein die Rekrutierungsphase für die Lehrstellenausschreibung 2020.
Dazu waren Eltern, Lehrer und Schüler eingeladen. Mit «Gipfeli», Kaffee und Oran- gensaft wurden die Gäste um 09.30 Uhr in Empfang genommen. Anschliessend folgte eine Begrüssung durch Ivan Schurte. Er erklärte den Teilnehmern den Aufbau des aufgebauten Marktplatzes und wie sich die 35 Lehrstellen auf die Produkte von 100pro! verteilen. Die zirka 50 interessierten Gäste hatten anschliessen die Möglichkeit, sich mit den Verantwortlichen und Lernenden unterhalten.
Die Lohnschere beginnt in der Lehre
Für 5500 St.Galler Lehrlinge hat das Berufsleben begonnen. Ihre Löhne sind sehr unterschiedlich, was die Berufswahl aber kaum prägt.
Mit dem Schulbeginn hat für die meisten der über 5500 St.Galler Lehrlinge das Berufsleben begonnen. 5593 Lehrverträge mit Lehrbeginn Sommer wurden im Kanton per 31. Juli abgeschlossen, einige dürften im August noch dazugekommen sein. Offene Lehrstellen gibt es aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen noch immer mehr als genug: Aktuell sind über 1438 St.Galler Lehrstellen frei, aufgelistet auf der Seite www.berufsberatung.ch, wobei diese ihre Daten in der Zwischenzeit bereits auf den Lehrbeginn 2020 umgestellt hat.
Der Lehrbeginn betrifft weitaus die meisten St.Galler Jugendlichen: Gemäss Umfrage des Amts für Berufsbildung treten fast drei Viertel aller Schulabgänger eine Berufslehre an, die nach zwei Jahren mit dem Attest (EBA) und nach drei oder vier Jahren mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen wird. Anders als ihre Schulkollegen, die eine weiterführende Schule besuchen (9 Prozent) oder eine Zwischenlösung bevorzugen (12 Prozent), startet für die Lehrlinge nun ein Leben mit monatlicher Entlöhnung.
Erstaunlicherweise beginnen beim Lohn bereits die Unterschiede: Schon der Monatslohn im ersten Jahr kann im Extremfall über 1000 Franken variieren. So beginnt ein Printmedientechniker Werbetechnik mit dem Tiefstlohn von 250 Franken, derweil am andern der Skala ein Grundbauer der Arbeiter, der den Boden für Bauten verfestigt bereits im ersten Jahr 1300 Franken verdient. Diese Spitzenplätze bleiben bis zum Ende der Lehre: Besagter Printmedientechniker erhält nach zwei Jahren (EBA) gerade einmal 350 Franken, der Grundbauer hingegen als einziger Lehrling im Kanton über 2000, nämlich 2100 Franken. Die beiden Lohnextremfälle sind auch sonst Ausnahmen: In beiden Berufen gibt es im Kanton lediglich einen einzigen Lehrling.
Die Statistik der Lehrlöhne, die das Amt für Berufsbildung führt, zeigt allerdings markante Lohnunterschiede auch in den beliebtesten Berufen. So verdienen die 327 Fachpersonen Gesundheit im ersten Lehrjahr 691 Franken, derweil die 88 angehenden Köchinnen und Köche mit 1023 Franken beginnen. Im dritten und letzten Lehr- jahr beträgt der Unterschied immer noch über 300 Franken: Im Gesundheitsberuf sind es 1222, in der Küche 1539 Franken. Während die weiteren gängigen Berufe wie Kaufmann verschiedener Richtungen, Elektroinstallateur oder Logistiker sich in der Bandbreite um 600 bis 700 Franken zum Anfang und 1000 bis 1300 Franken zum Ende bewegen, fallen die Löhne der 79 Coiffeusen und Coiffeure deutlich ab: Mit 386 im ersten und 597 Franken im dritten (letzten) Lehrjahr sind sie die mit Abstand am schlechtesten bezahlten Lehrlinge im Vergleich der zwanzig beliebtesten Berufe.
Die Lohnschere ist keineswegs eine St.Galler Spezialität, sondern betrifft mit regionalen Ausprägungen die ähnlichen Berufe in der ganzen Schweiz. Und sie gilt auch für die internationale Nachbarschaft: So verdient eine Friseuse im ersten Ausbildungsjahr in Ba- den-Württemberg 510 Euro, halb so viel wie der Spitzenreiter Industriekaufmann, der monatlich 1037 Euro erhält.
Ein Hauptgrund für die Lohndifferenzen lautet ebenfalls grenzüberschreitend gleich: Lernende in der Coiffeurbranche absolvieren eine zeitintensive Ausbildung und können erst am Ende der Lehrzeit voll eingesetzt werden, während etwa die oft gutbezahlten Lehrlinge im Bau schon nach kurzer Zeit wichtige und fast vollwertige Mitarbeiter in ihren Firmen sind. Welche Rolle aber spielt der Lohn für die Berufswahl eines «Stiftes»? Fast keine, wie die Vertreter der Berufsbildung und des Gewerbes sagen. Wichtiger seien die späteren Aussichten im Beruf, wie gute Anschlusslösungen, eine sichere Stelle und die Lohnentwicklung, meint Markus Sieger, «Bildungschef» beim St.Galler Gewerbeverband. Sabine Reinecke, Leiterin Zentralstelle für Berufsberatung, bestätigt dies: «Der Lehrlingslohn spielt eine Rolle, aber nicht die ausschlaggebende. Wenn, dann geht es eher um den Einstiegslohn nach der Ausbildung.» Massgeblicher seien der Beruf und der Lehrbetrieb, sprich erreicht worden «wie die Lernenden aufgenommen, betreut und unterstützt werden». Eine kleine Umfrage im Bekanntenkreis belegt diese Aussagen: Väter und Mütter erklären einhellig, dass das Geld bei der Berufswahl völlig nebensächlich war, jedenfalls in der Lehre. «Der Lohn war bei unserer Tochter kein Thema, entscheidend waren die guten Erfahrungen beim Schnuppern», sagt ein Vater.
Zum Lehrbeginn 2019 sind denn auch nicht die Lehrlingslohnunterschiede, sondern weiterhin die unbesetzten Lehrstellen das meistdiskutierte Thema. Aufgrund der niedrigen Schülerzahlen müssen sich in der Ostschweiz wie anderswo fast alle Branchen «stärker um den Nachwuchs kümmern», meint Sabine Reinecke. «Es gibt Berufe, die es etwas schwerer haben, wegen unregelmässiger Arbeitszeiten, härterer körperlicher Arbeit, Schmutz, Lärm oder ähnlichem.» Branchen benennen aber will man auf dem Amt nicht, weil das nur das Image verhärte: «Jeder Beruf hat seine Sonnen- und Schattenseiten.» Bekannt in der Region ist das Problem in der Metzgerbranche: Noch vor einem Monat bangte der Fachlehrer der Fleischfachleute am Toggenburger Berufs- und Weiterbildungszentrum, ob seine Klasse überhaupt gebildet werden kann. Nun ist die Zahl von 25 Fleischfachfrauen oder Fleischfachmännern, die für die beiden Klassen in Wattwil und Rorschach nötig sind, doch noch erreicht worden mit 11 respektive 14 Berufsschülern.
Für den Lehranfang ist es nicht zu spät: Wer jetzt noch keine Lehrstelle hat, sollte sich nach wie vor bemühen. Die meisten Betriebe zeigten sich im Fall verspäteter Entscheide kulant, wissen die Bildungsfachleute. «Im August und September ist noch nichts verloren.» Wer sucht, hat gute Chancen: Wie gesagt sind 1438 Lehrstellen frei, merklich mehr als zum gleichen Zeitpunkt in den Vorjahren 2018 (1355) und 2017 (1328). Hilfreich für Lehr- oder andere Anschlusslösungen nach Abschluss der Schule ist auch die Ostschweizer Bildungsausstellung (OBA), die am letzten Augustwochenende stattfindet.
Was steckt hinter 100pro! liechtenstein?
100pro! ist eine Initiative der Wirtschaftskammer. Sie setzten sich zum Beispiel dafür ein, dass kleinere Betriebe im Verbund miteinander Lehrstellen anbieten können. Sie unterstüzt ausserdem Lerende die Hilfe benötigen, und Firmen gleichermassen. Ivan Schurte ist der zuständige Bereichsleiter. Die „lie:zeit“ hat sich mit ihm kurz unterhalten.
Was steckt hinter 100pro?
Ivan Schurte: „100pro! berufsbildung liechtenstein“ setzen sich für die Berufsbildung ein und wurde als Initiative der Wirtschaftskammer Liechtenstein im Jahre 2010 ins Leben gerufen. Durch die finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Wirtschaft und der Wirtschaftskammer Liechtenstein wurde es möglich, die notwendige Untersützung für Lernende und Lehrbetriebe bieten zu können.
Das Lernenden- und Betriebs-Coaching entwickelt sicht stets nach der Bedürfnissen der Lehrbetriebe und Lernenden weiter. Durch die Umsetzung der Bedürfnisse in konkrete Dienstleistungen stellen wir sicher, stet am Puls der Zeit zu sein. Bei der Verbundausbildung bieten wir Hand für jene Betriebe, welche keine ganzeheitliche Ausbildung offerieren könnnen bzw. nicht die Ressourcen für einen Lernenden haben. Die Verbundausbildung wurde 2017 und 2018 durch „Best palce to start“ als einer der besten Lehrbetriebe in der Schweiz ausgezeichnet. Unser Name steht für unseren Inhalt: Zu 100 Prozent setzen wir uns für die Berusbildung ein und lassen unseren Funken täglich auf über 150 Lernende in rund 60 verschiedene Betrieben überspringen. Wir überzeugen durch Qualität, Leidenschaft und Sensibilität für unsere Kunden.
Wie verteilen sich die 150 Lernende auf die Produkte von 100pro?
Ab August 2019 sind 28 Lernende in einer Verbundausbildung. D.H, die Lernenden sind bei uns angestellt, arbeiten aber in mindestens zwei Verbundbetrieben.
Eine sehr attraktive Form, seine Berufsausbildung zu starten.
Beim Lehrbetriebs-Coaching holt sich ein bestehender Lehrbetrieb 100pro! als Verstärkung mit an Bord. 100pro! entlastet den Lehrbetrieb in der administrativen Arbeit und ermöglicht jedem Betrieb eine professionelle Berufsausbildung.
Beim Lernenden-Coaching betreuen wir zurzeit ca. 55 Jugendliche. Diese verteilen sich auf die individuelle Betreuung oder auf die Hausaufgaben-Hilfe HALO (Hausaufgaben-Lobby).
Was macht die Verbundausbildung so erfolgreich?
Die Jugendlichen finden es interessant, in mehreren Betrieben ihre Lehre zu machen. In den meisten Fällen sind es eher kleinere Unternehmen. So kommt man in ein eher familiäres Unternehmen. Die Betreuung durch die Leitorganisation 100pro! bedeutet auch hier professionelle Berufsbildung.
Durch die Anzahl der Lernenden ist es uns natürlich möglich, sehr viel neben der beruflichen Ausbildung anzubieten: schulische Unterstützung, Telefonkurse, QV-Vorbereitungen, Lager, Sozialanlässe (Kino, Grillen etc.).
Ein Angebot von 100pro! ist der Family-Day am 24. August. Was erwartet die angehenden Berufsleute dort?
Der Family-Day 2020 ist der Startschuss für die Rekrutierung in all unseren Produkten. Wir schreiben in Betriebs-Coaching und Verbundausbildung über 30 Lehrstellen aus. Am Family-Day stellen wir allen Interessierten 100pro! und unsere Rekrutierungs-Prozesse vor. Die Schüler, Eltern, Lehrer etc. können vor Ort mit Lernenden oder Berufsbildnern sprechen. Auf einem Art Marktplatz kann jeder die Infos abholen, welche ihn interessieren. Natürlich gehört zum „Gipfeltreffen“ auch ein Gipfeli für jeden Teilnehmer. Anmeldungen sind unter 100pro.li möglich.
Was ist dieses Jahr neu am Family-Day?
Wir wollen mit den Besuchern mehr Interaktionen. Bisher hatten wir eher Diskussionsrunden auf dem Podium. Dieses Mal wird es ein Initialreferat geben, und danach holt sich jeder seine individuellen Informationen ab.
Der Wettkampfmodus ist aktiviert
Mit der gestrigen Verabschiedung der WorldSkills-Delegation durch die Regierung fiel der Startschuss für Kasan. Ab jetzt gilt es ernst.
Nun geht es Schlag auf Schlag. Die ersten Delegationsmitglieder von WorldSkills Liechtenstein werden bereits morgen und die letzten am Sonntag ihre Reise nach Kasan antreten. An den diesjährigen 45. Internationalen Berufsweltmeisterschaften messen sich ab dem 23. August rund 1350 Kandidatinnen und Kandidaten aus über 60 Na- tionen in 56 Berufen. Unter ihnen die sechs Liechtensteiner WorldSkills-Athleten Desirée Ackermann, Lena Schädler, Nicola Batliner, Luzian Clavadetscher, Luca Hogge und Dominik Manser. Während gut eines Jahres haben sie sich gemeinsam mit ihren Experten intensiv auf den Grossanlass vorbereitet, welcher die duale Berufsausbil- dung hochleben lässt und jedem Teilnehmenden einzigartige Erfahrungen beschert. «Vergleichsweise ist ein Jahr nicht viel. Doch ihr habt in dieser Zeit enorm viel lernen und mitneh- men können. Das wird euch über die Berufsweltmeisterschaften hinaus von grossem Nutzen sein», sagte Stefan Sohler, Offizieller Delegierter von WorldSkills Liechtenstein, an der gestrigen offiziellen Verabschiedung durch die Regierung. Der Anlass sei ein wichtiger Tag des Abenteuers «WorldSkills 2019», fuhr er fort. «Denn ab jetzt müsst ihr vom Trainings- in den Wettkampfmodus umschalten, der über die kommenden zwei Wochen bestehen bleibt.»
Auch Bildungsministerin Dominique Hasler sprach von einem Meilenstein von zahlrei- chen, welche die Athleten auf ihrem Weg bisher erlebt haben.
«Für Liechtenstein ist es wiederum von unendlicher Bedeutung, auch 2019 an den Berufs- weltmeisterschaften vertreten zu sein», begann sie ihre Gruss- worte im Namen der Regierung.
Die Bildungsministerin hält grosse Stücke auf die sechs WorldSkills-Teilnehmenden wie auch auf WorldSkills Liechtenstein selbst. Denn sie alle seien ein wesentlicher Bestandteil der dualen Berufsbildung und repräsentierten in diesem Sinne ganz Liechtenstein. «Obwohl sich der Leistungsdruck in den vergangenen Jahren verändert hat, scheut ihr den Vergleich mit anderen Nationen nicht», sagte Hasler an die gesamte Delegation gewandt. Sich fürchten muss sich die WorldSkills-Liechtenstein-Delegation mit einem Blick auf den Medaillenspiegel in der Tat nicht: Seit der ersten Teilnahme 1968 hat Liechten- stein 17 Mal Gold, 13 Silber- und 20 Bronzemedaillen sowie eine Vielzahl an Leistungsdiplomen mit nach Hause nehmen können. Das zeigt laut Hasler die Hochwertigkeit des hiesigen Bildungssystems klar auf. Und auch in diesem Jahr stehen die Chancen wieder gut «schliesslich gehört ihr zu jenen unter den rund 100 000 Anwärtern für einen Platz im Team der jeweiligen Delegationen, die sich ihre Stellung auch sichern konnten.» Das, schwärmte Dominique Hasler weiter, sei grossartig und alles andere als selbstver- ständlich. An dieser Stelle lag das Wort bei Stefan Sohler, der nun auch der Regierung seinen Dank aussprach: «Wir funktio- nieren so gut, weil alle zusammenarbeiten. Hierzu gehört gleichermassen unsere Politik, die der dualen Berufsbildung einen hohen Stellenwert zuschreibt.»
Und nicht zuletzt tragen die Experten ebenso ihren Anteil zum Erfolg bei. Für Russland sind vier neue Experten im Einsatz. An allen sechs liegt es laut der Bildungsministerin, aus Herausforderungen neue Chancen für ihre Schützlinge zu kreieren. Zum ersten Mal bestreiten Katharina Lorenz-Klemm (Pflege Sozialbetreuerin), Claudio Nigg (CNC Fräsen), Riccardo Somma (IT Software-Applika- tionen für Unternehmen) und
Manuel Steiner (Sanitär- und Heizungsmonteur) das Abenteuer WorldSkills. Dominik Gruber im Beruf Malerin ist zum zweiten Mal und Stefan Wachter (IT Netzwerk und Systemadministration) bereits zum sechsten Mal mit dabei. Ausserdem befinden sich zwei Jubilare unter den Delegationsmitgliedern, bei denen sich Dominique Hasler für ihre Treue und den langjährigen Einsatz besonders bedankte. Gerichtet waren die Worte an Stefan Sohler, der zum fünften Mal als Offizieller Delegierter die WorldSkills-Liechtenstein-Delegation anführt, und an Giorgio Di Benedetto. Er wird in Russland bereits zum zehnten Mal als Teamleiter der Teilnehmer antreten und sich
um das Wohl der Athleten kümmern.
Erstmals überhaupt werden die Internationalen Berufsweltmeisterschaften in Russland durchgeführt. Das Land verbindet mit WorldSkills eine Bildungsoffensive. Dafür nimmt der Staat rund eine halbe Milliarde Dollar in die Hand, um verstärkt in die duale Berufsbil- dung zu investieren. Gängige Praxis ist es in diesem Rahmen, dass jede Delegation eine Schu- le in der jeweiligen Austra- gungsnation besucht. Der Pro- grammpunkt nennt sich «One School One Country».
Die Liechtensteiner Athleten haben von «ihrer» Schule, der «Grammar school N94», als Geschenk bereits einen traditionell russischen Teller erhalten. Gestern stellten die Kandidaten Dominik Manser und Luca Hogge der Bildungsministerin ihr Gastgeschenk vor. «Der Auftrag lautete, dass es nicht allzu gross und persönlich sein soll», erklärte Luca Hogge. Nachdem die sechs Athleten ihre Köpfe über mehrere Wochen hinweg zusammengesteckt hatten, ka- men sie auf die Lösung: In sechs Glassockel sind ihre Porträts eingraviert, die mit LED-Beleuchtung zum Strahlen ge- bracht werden. Umrahmt wird das Ganze von der Liechtensteiner Bergwelt, die von Luzian Clavadetscher aus Metall angefertigt wurde.
Gesucht: Tausende Lehrlinge
In diesen Tagen beginnt vielenorts das neue Lehrjahr. Und wieder bleiben viele Lehrstellen offen. Bald könnte sich das aber ändern.
Eigentlich sollten im Betrieb von Markus Bär heute zwei neue Lehrlinge anfangen. Doch so weit kommt es nicht. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Haustechnikfirma mit 40 Angestellten konnte nur eine seiner zwei Lehrstellen besetzen. Bär hat zwar einen Sanitärlehrling gefunden. Aber keinen Heizungsmonteur. Und das, obwohl die Stelle über ein Jahr lang ausgeschrieben war.
Markus Bär führt die Firma im aar- gauischen Aarburg seit bald 30 Jahren. Er hat sie einst von seinem Vater übernommen und schon über 100 Lehrlinge ausgebildet. Die Suche nach passendem Nachwuchs, sagt Bär, ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Für seine Firma ist das aus verschiedenen Gründen ein Problem: Bär kann sein Team nicht so zusammensetzen, wie ihm das vorschwebt. Und dann ist da noch der Blick in die Zukunft. Die unbesetzte Lehrstelle wird sich dann noch einmal auswirken, weil ein ausgebildeter Fachmann fehlt, den es eigentlich brauchte.
Geschäftsführer Bär ist mit seinen Sorgen nicht allein. Im ganzen Land sind auch in diesem Jahr wieder Tausende Lehrstellen offengeblieben. Laut «berufsberatung.ch», dem Lehrstellenportal der Kantone, sind derzeit noch rund 8500 unbesetzt, wobei es tatsächlich noch deutlich mehr sein könnten. Denn gewisse Firmen dürften ihre Angebote bereits wieder entfernt haben. Besonders zu kämpfen hat der Detailhandel, auch an Coiffeusen fehlt es. Weiter sind viele handwerkliche Lehrstellen noch frei.
Die Schweizer Firmen kämpfen heute mit allen Mitteln um die Lehrlin- ge. Sie bauen an Berufsmessen grosse Stände auf, stellen bunte Websites ins Internet, lassen sich Werbesprüche einfallen und vieles andere, um ihren Beruf im besten Licht darzustellen, Für die Schulabgänger, die eine Berufslehre absolvieren wollen, ist die Situation komfortabel, Doch das dürfte sich schon bald ändern. Der Bildungsexperte Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung sagt: “ Für die nächste Generationen sind die Aussichten nicht so rosig wie für jene, die jetzt eine Lehre antreten.“
Für den Lehrstellenmarkt gibt es zwei wesentliche Grössen. Die eine ist die Konjunktur, die andere die demografische Entwicklung. In den letzten Jahren ist das Lehrstellenangebot dank der guten wirtschaftlichen Lage stabil geblieben, während die Schülerzahl und damit das Angebot an potenziellen Lehrlingen rückläufig war. Nun verschieben sich die Gewichte aber, und zwar deutlich. Stefan Wolter spricht von einem „spektakulären Babyboom“ ab Mitte der 2000er Jahre, Der hat zur Folge, dass die Zahl der Lernenden auf der Sekundarstufe I in den nächsten Jahren stark anstiegt. 2017 betrug sie rund 238’000; für das Jahr 2021 rechnet das Bundesamt für Statistik in seinem Referenzszenario bereits mit 252 000 Schülern. Und für 2027 gar mit 275 000 ein einsamer Rekord im langjährigen Vergleich.
Das sind rosige Aussichten für die Schweizer Lehrbetriebe. Markus Bär hofft, dass sein Unternehmen von der demografischen Entwicklung profitieren kann. «Das ist auf jeden Fall eine Chance für uns», sagt Bär. Ähnlich sieht man das auch beim Arbeitgeberverband. Nicole Meier, die dort für die Berufsbildung verantwortlich ist, sagt:
«Die Firmen wollen von der Entwicklung profitieren, gerade auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.» Der Lehrstellenmarkt wird also in Bewegung geraten zuungunsten derjenigen, die eine Lehrstelle suchen.
«Wir gehen davon aus, dass das Angebot knapper wird», sagt Katrin Frei, Leiterin Berufsbildungspolitik beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation. Droht bald gar wieder eine Situation wie Ende der 1990er-Jahre, als Lehrstellen rar waren, so sehr, dass Jugendorganisationen eine Initiative einreichten, um das Pro- blem anzugehen? Frei glaubt nicht, dass es so weit kommt. «Die Entwicklung wird uns nicht mehr so überraschend treffen wie damals», sagt sie. Zudem stünden in den Kantonen heute Instrumente bereit, die man jederzeit aktivieren könne eine Lehrstellenförderung etwa oder Coaching- und Mentoring-Angebote.
Bildungsforscher Stefan Wolter sagt, er gehe davon aus, dass die Zeiten des Lehrstellenüberhangs bald der Vergangenheit angehören. Doch auch er sieht wenige Anzeichen, dass der Markt in eine ähnliche Schieflage wie vor 20 Jahren gerät. Als Grund führt er unter anderem den Trend zur Matura an. Wenn sich dieser fortsetzt, werden dem Lehrstellenmarkt auch mehr potenzielle Interessenten entzogen. „Für die Jugendlichen wird sich die Situation aber verschärfen, weil die Konkurrenz grösser wird und damit die Aussicht auf die gewünschte Stellen kleiner“, sagt Wolter. Profitieren wird davon auch die Bär Haustechnika AG in Aarburg. Denn wenn der Wettbewerb um die Lehrstellen sich intensiviert, löst das einen Dominoeffekt aus, der letztlich allen Firmen nützt.
Schädler: Intensive Vorbereitung inmitten der Lehrabschlussprüfung
Auf ihre Sommerferien musste die «WorldSkills»-Kandidatin dieses Jahr verzichten. Vielmehr stellte sie sich erneut der Herausforderung bei einem weiteren Training.
Ein regelrechtes Heimspiel könnte man das letzte Training von «WorldSkills»-Kandidatin Lena Schädler auch nennen. Vom 19. bis 21. Juli, also rund einen Monat vor den Berufsweltmeisterschaften, konnte die Fachfrau Gesundheit (FaGe) nämlich im Berufs- und Weiterbildungszentrum in Sargans (BZSL) an der Seite der Kandidaten aus der Schweiz, Italien und Kolumbien trainieren. Das BZSL ist laut Expertin Katharina Lorenz-Klemm nicht nur Schädlers Berufsfachschule, sondern sei für die Schweizer beziehungsweise italienische Kandidatin zentral für das Training gelegen. Darüber hinaus habe der Kandidat aus Kolumbien gute Verbindungen vom Flughafen her gehabt. «Das BZSL hat eine gute Infrastruktur», so Lorenz-Klemm gegenüber dem «Volksblatt». «Sie haben mehrere Räumlichkeiten mit Spitalbett und Nachtkästchen.» Zudem verfügten sie über genügend Material zum Beispiel für verschiedene Verbände und hätten auch verschiedene Geräte, Rollatoren und Rollstühle, die für die Betreuung und Pflege der Patienten benötigt werden. Ein zusätzlicher Vorteil am BZSL sei zudem, dass während des Trainings keine Patienten gestört würden.
Mehr Austausch statt Wettkampf
Wer sich an die Generalprobe im vergangenen Mai erinnert, weiss, dass die Kandidaten damals darunter auch Schädler unter enormem Druck arbeiteten. Laut Lorenz-Klemm war dies beim Training im BZSL allerdings nicht der Fall: «Es gab keine Besucher und die Simulationspatienten wurden von uns abwechselnd gespielt.» Einen Nachmittag lang habe auch die amtierende Weltmeisterin, Irina Tschuor aus Graubünden, das Training besucht. «Sie hat uns sehr unterstützt, indem sie wertvolle Tipps gegeben hat, eine Simulationspatientin gespielt hat und wichtige Erfahrungen mit uns geteilt hat», so Lorenz-Klemm. Das Training erinnerte somit mehr an einen Austausch als an einen Wettkampf. Das Feedback von den verschiedenen Experten und auch der Vergleich mit der «Konkurrenz» war sehr wertvoll für die Vorbereitung. Auch war wichtig, dass Lena Teilnehmer und Experten kennenlernen durfte vor dem Wettbewerb. In einer völlig neuen Umgebung bereits bekannte Gesichter zu sehen, kann hilfreich sein.
Zurücklehnen konnte sich Schädler bei ihrem Training allerdings nicht. Nach wie vor galt es, bei all ihren Aufgabenbereichen die bestmöglichste Leistung zu zeigen. Diese Aufträge umfassten laut Lorenz-Klemm unter anderem Arbeitsorganisation und -management, Kommunikation und zwischenmenschliche Fähigkeiten sowie Bedarfsermittlung und Planung der Patientenbetreuung. «Jede dieser Fähigkeiten wird in verschiedenen sogenannten Settings geprüft. So zum Beispiel im Spital, bei der Langzeit- oder Tagespflege oder bei der Pflege zu Hause. Jedes dieser Settings wird an einem Wettkampftag geprüft», erklärt Lorenz-Klemm.
Mit der letzten Trainingseinheit vor den «WorldSkills» endet für Schädler eine intensive Zeit, in der sie sich nicht nur auf die Berufsweltmeisterschaften vorbereiten musste, sondern auch ihre Lehrabschlussprüfung sie zusätzlich belastete. Nun zieht sie aber ein zufriedenes Fazit aus ihrer Arbeit: «Meine Expertin wusste nach einigen Trainings genau, was ich brauche und wie sie mich am besten unterstützen kann. Während ich parallel noch meine Abschlussprüfungen hatte, war es schwierig für mich, mich auf beides zu konzentrieren. Als dies dann alles vorbei war, bemerkten wir beide, dass ich einen grossen Fortschritt gemacht hatte. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung und mit meinem Wissen, dass ich mir angeeignet habe und weiss, dass ich für Russland bestmöglich vorbereitet bin», so Schädler. Auch ihre Expertin ist mit Schädlers Arbeit mehr als nur zufrieden. Im letzten Training habe sie vor den anderen Kandidaten eine sehr gute Leistung erbracht. «Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit bis Kazan», sagt Lorenz-Klemm. «Wir haben bislang noch am Feinschliff gearbeitet. Wichtig ist nun, dass wir die Batterien vor dem Wettbewerb füllen.»
Auf der Jagd nach Edelmetall
Keine zwei Wochen mehr dauert es, bis für die sechs liechtensteinischen «WorldSkills»-Kandidaten in Kazan die Berufsweltmeisterschaften beginnen. Für sie geht es aber nicht nur um einen Podestplatz, sondern um die persönliche Erfahrung.
Auf einem Podest zu stehen und dabei eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille um den Hals gehängt bekommen ein unbezahlbarer Moment für alle Betroffenen, der für Aussenstehende automatisch an das Ende einer wichtigen Sportveranstaltung erinnert. Dass es aber nicht nur bei den Olympischen Spielen oder im Wintersport um das begehrte Edelmetall geht, zeigen die «WorldSkills», die Berufsweltmeisterschaften, die alle zwei Jahre stattfinden. Bereits seit 1968 ist auch Liechtenstein immer mit einer Delegation vertreten. Seither erhielten 50 Kandidaten für ihre Leistung beim Wettbewerb eine Medaille verliehen: 17-mal Gold, 13 -mal Silber und 20-mal Bronze. In der jüngeren «WorldSkills»-Geschichte kam es dann allerdings zu einem Unterbruch im «Goldregen». Wie das «Volksblatt» am 7. August 2015 berichtete, wartete man sehnsüchtig auf die «erste Goldmedaille seit zehn Jahren».
Und tatsächlich: Bei den damaligen «WorldSkills» in São Paulo holte der Gipser Lukas Beck Gold für sich und Liechtenstein. Damit aber noch nicht genug, nur zwei Jahre später bei der 44. Austragung der «WorldSkills» in Abu Dhabi setzte Becks Bruder Raffael nochmals einen drauf. Er verteidigte den Weltmeistertitel im Beruf Stuckateur und Trockenbauer. Damit scheint die «Goldflaute» der vergangenen Jahre endgültig ein Ende gefunden zu haben. In wenigen Tagen machen sich nun auch die aktuellen «WorldSkills»-Kandidaten auf nach Russland, in der Hoffnung, ebenfalls eine Medaille für ihre erbrachte Leistung zu erhalten. Ob wohl jemand die Erfolgsserie der Beck-Brüder fortsetzt?
Erfolg misst sich nicht nur materiell
Letzten Endes geht es bei den «WorldSkills» aber nicht nur um Podestplätze oder Medaillen, sondern auch um die persönliche Erfahrung, die man während der Vorbereitungsphase und während des Wettbewerbs sammelt. Dies hatten die ehemaligen Teilnehmer beim Teamanlass im März immer wieder aufs Neue betont. Alleine der Wettbewerb selbst sei schon eine Belohnung für jeden Teilnehmer, sagte «WorldSkills»-Botschafterin Nathalie Egger damals. Mehr als ein Jahr bereiten sich die Teilnehmer intensiv auf diese wenigen Wettbewerbstage vor und müssen dabei Hobbies und ihr Privatleben auf Sparflamme setzen. Umso mehr freue man sich dann darüber, dass die Sache endlich angepackt werden kann.
In etwa eineinhalb Wochen können die sechs Teilnehmer nun ihr Können unter Beweis stellen. Dann werden rund 1300 junge Berufsleute aus 80 Ländern gegeneinander antreten. Und das in über 50 verschiedenen Berufen aus zahlreichen Gewerben.
Endspurt auf Lehrstellenmarkt
Zwei Drittel aller Schulabgänger werden diesen Sommer eine Lehre antreten. Während in vielen Bereichen schon alle Stellen vergeben sind, warten vor allem handwerkliche Betriebe noch auf Lehrlinge.
Während 388 Lehrverträge bereits abgeschlossen wurden, sind auf der Homepage next-step.li des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung derzeit noch 89 freie Lehrstellen gemeldet. In den Bereichen Druck, Informatik, Gestaltung und Kunst, Textilen, Bildung und Soziales sowie in der Kultur sind bereits alle Lehrstellen vergeben. Das Angebot an Ausbildungsplätzen werde grundsätzlich von dem entsprechenden Berufsfeld beziehungsweise den in diesen Bereichen tätigen Lehrbetrieben, gesteuert. «Des Weiteren sind in den genannten Berufsfeldern eher Kleinbetriebe tätig, die aus Ressourcen- oder anderen Gründen nicht die Möglichkeit besitzen, jährlich einen Ausbildungsplatz anbieten zu können», erklärt Werner Kranz, Leiter des Amtes für Berusfsberatung und Berufsbildung (ABB).
Rekrutierung aus dem Ausland
Gemäss der Schulstatistik schliessen im Sommer 2019 insgesamt 264 liechtensteinische Jugendliche die Schule ab. Davon absolvieren 184 aller Schulabgänger eine Berufslehre, 75 davon besuchen eine Vollzeitberufsschule, Mittelschule oder haben sich für eine andere Zwischenlösung wie das 10. Schuljahr entschieden. Lediglich 5 Schulabgänger sind noch auf der Suche nach einer für sie geeigneten Anschlusslösung. «Diese werden im Bedarfsfall von den zuständigen Stellen die notwendige und individuelle Hilfestellung erhalten», so Kranz.
Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Liechtenstein sei das Angebot an Ausbildungsplätzen der heimischen Wirtschaft grundsätzlich höher als die jährliche Anzahl an Schulabgängern. Die Rekrutierung von Auszubildenden müsse deshalb auch im Ausland erfolgen. Insgesamt beginnen in diesem Sommer 388 Jugendliche eine Berufslehre. Zwei Drittel davon kommen aus Liechtenstein, während das restliche Drittel vorwiegend Personen aus der Schweiz sind. «Seit Jahren rekrutiert die heimische Wirtschaft sowohl Lernende als auch Arbeitnehmende aus dem benachbarten Ausland», weiss Werner Kranz.
Baubranche attraktiver darstellen
Die Palette der freien Lehrstellen sei von Jahr zu Jahr unterschiedlich und ziehe sich praktisch über alle Berufsfelder hinweg. «Bei der Berufswahl sind die Neigung sowie die Eignung des Jugendlichen für einen Lehrberuf massgeblich», sagt Kranz. Dennoch finden sich heuer die meisten offenen Lehrstellen laut next-step.li in eher handwerklichen Berufen. Auf dem Bau und in der Gebäudetechnik sind derzeit jeweils 16 noch zu besetzende Stellen gemeldet, in der Elektrotechnik sind es 10 Stellen und in der Metall- und Maschinenbranche sind es derzeit 8 Lehrstellen, die noch zu besetzen sind. Diese Entwicklung wird auch vom Baumeisterverband beobachtet. Beat Gassner, der Präsident des Baumeisterverbandes Liechtenstein, sprach bei der Podiumsdiskussion «Baubranche Next Generation» im vergangenen Mai über das Fehlen der Bewerber für freie Lehrstellen in diesem Gewerbe. Dabei mahnte er, dass der Anteil der Lernenden im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten zu gering sei. «Wir sind angewiesen auf Pendler, wir können unsere Leute nicht aus dem Nachwuchs rekrutieren.» Weiter führte Gassner aus, dass die Digitalisierung der Branche durchaus helfen könnte, um wieder attraktiver für Berufsanfänger zu werden. Dass das Baugewerbe ein schlechteres Image hat als andere Branchen, merke man bei Berufswahlberatungen jedoch nicht, so Kranz. Eine viel wichtigere und entscheidendere Rolle bei der Berufswahl würden die Eltern spielen. «Es ist somit naheliegend, dass nicht nur die Schüler selbst von der Berufswahl überzeugt sein müssen, sondern auch deren Eltern.» Um die Attraktivität und das Image einzelner Berufsgruppen aufwerten zu können, werde es notwendig sein, die Eltern von den Berufen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu überzeugen.
Roman Hermann AG feiert erfolgreiche Lehrabschlüsse
Patrick Hermann, Geschäftsführer der Roman Hermann AG aus Schaan, hat zur Feier der erfolgreichen Lernenden Dave de Kock, Moris Frick und René Uhlmann deren Familien und Arbeitskollegen zur Diplomübergabe eingeladen.
Dave de Kock hat seine Lehre als Gerüstbauer absolviert und musste von Beginn seiner Lehrzeit an lernen, was es heisst, mit Gefahren umzugehen, Gefahren zu beherrschen und damit Verantwortung für sich und seine Arbeitskollegen mitzutragen. Sowohl Moris Frick als frisch ausgebildeter Gipser-/Trockenbauer sowie René Uhlmann als nun gelernter Gipser- und Trockenbauer haben einen sehr schönen und vielseitigen Beruf erlernt, in dem Strukturen, Formen und Stuckaturen ein wichtiger Bestandteil sind. Gerade auch bei diesen Berufen steht man täglich im Einsatz und Dienst für die Kunden und ein hoher Qualitätsstandart ist oberste Priorität.
Eigens aus Gossau angereist, übergab Felix Widmer als Präsident des Schweizerischen Maler- und Gipser- unternehmer-Verbands Ostschweiz die Diplome an Moris Frick und René Uhlmann. Dave de Kock erhielt sein Diplom von seinem Chef Patrick Hermann.
In der Festansprache betonte Patrick Hermann: «Dave, Moris und René sind jetzt Kollegen auf Augenhöhe. Ihr habt euren Beruf erlernt. Es ist nun an euch, daraus das Beste zu machen. Diese berufliche Grundlage kann euch niemand nehmen.»
Mit Dave de Kock, Moris Frick und René Uhlmann setzt die Roman Hermann AG die lange Tradition fort, junge Berufsleute auszubilden. Zu den Ausbildungsberufen des Unternehmens gehören Gipser/Trockenbauer, Gerüstbauer und kaufmännische Angestellte.
Druckerei Gutenberg gautschte ihre Lehrabgänger
Die Lehrlinge Xenia Vogt und Ahmet Yilzdiz von der Buchdruckerei Gutenberg haben sich ihren Abschluss redlich verdient. Grund genug, sie ins Wasser zu tauchen oder besser ausgedrückt zu gautschen.
Bis ins 16. Jahrhundert lässt sich dieser Brauch der Buchdrucker- Zunft zurückverfolgen, in dem der Gäutschling im Zuge der Freisprechungszeremonie von Gautschmeister, Schwammhalter und Packern insWasser bugsiert wird. Der Gautschakt rührt also aus der frühen Neuzeit her, die Johannes Gutenberg mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern gut 100 Jahre zuvor eingeläutet hatte. Über die historische Gewichtigkeit ihres Handwerks wissen die Buchdrucker der Gutenberg AG Bescheid, denn sie führen das Gautschen gewissenhaft aus.
«Nicht alle Druckereien praktizieren diesen Brauch noch»,sagte Thomas Mandel, Leiter des Verkaufs, «obwohl er schön ist und Geschichtevermittelt».Während dieser Erklärung sammelten sich die Arbeitskollegen der Lehrabschlussgänger, deren Eltern, Schaulustige, Kameramänner und Journalisten um die Käfige, in denen Vogt und Yildiz zuvor von den Packern eingesperrt worden waren, und schossen Fotos. Beide wussten zuvor nichts über das Datum und den Zeitpunkt dieser Aktion. Doch obwohl sie Sprüche einstecken mussten («Mit Gefangenen redet man nicht»), behielten sie ihren Gleichmut. Die Palette, auf welcher der Käfig stand, stiessen die Packer mit dem Hubwagen Richtung Brunnen an der Feldkircher Strasse, wo der Gautschmeister Florian Eschenmoser sie in seiner Tracht erwartete. Alle waren heiterer Laune,das mag nicht nur an die Historie liegen, die das Gautschen mit sich bringt, sondern an der Tat an sich, jemanden ins Wasser zu tauchen. Der Gautschmeister hielt eine zweiminütige Ansprache: «… Dass die ehrsame Jüngerin und der ehrsame Jünger unserer hochedeln Druckerkunst, Xenia Vogt, Ahmed Yildiz, nach altem Brauch und Herkommen die Wassertaufe Aposteriorum erhalten werden». Es wurde der Käfig geöffnet und Vogt sowie Yildiz, nachdem sie der Reihe nach auf einen nassen Schwamm gesetzt und in den Brunnen geworfen wurden,in die Freiheit entlassen. Nervös seien sie zuvor nicht gewesen, wie sie sagten,aber nach der Wassertaufe würden sie sich richtig gut fühlen. Passend zum Feierabend fand nun das ebenfalls traditionelle Gautschfest statt.
Es finden sich kaum noch Leute für Berufe, wo man dreckig wird
Der Bereichsleiter von «100pro!», Ivan Schurte, ist so nah an den handwerklichen Lehren wie wenig andere im Land. Im Gespräch spricht er über falsche Vorstellungen über die Lehre, mögliche Massnahmen, um gegenzusteuern, und natürlich auch über Geld.
Herr Schurte, würden Sie heute wieder eine Lehre machen oder doch ans Gymi?
Nein. Sofort eine Lehre.
Wieso?
Obwohl ich ein sehr schönes Zuhause hatte, wollte ich so schnell wie möglich selbstständig leben. Ich wollte nicht mehr von Mamas und Papas Portemonnaie abhängig sein. Dieses Ziel habe ich direkt nach dem Lehrabschluss erreicht, weil ich per 1. August von zu Hause auszog. Wäre ich ins Gymnasium gegangen, wäre ich auch noch während des Studiums von den Eltern abhängig gewesen.
Wie geht es nun bei den eigenen Kindern? Haben sie die gleiche Einstellung wie der Vater?
Ich habe drei Kinder und drei Varianten. Der Älteste ging aufs Gymnasium und studiert nun in Basel. Die mittlere Tochter ist zwar ebenfalls am Gymi, hat aber immer ein Auge auf die Lehre. Bei ihr wird es vielleicht eine Way-up-Lehre, also eine verkürzte Lehre nach der Matura. Und der jüngste Sohn ist sich gleich sicher wie ich. Er ist ein Macher und will in die Lehre.
Dann war die Entscheidung pro oder kontra Lehre auch immer eine Frage des Typs?
Ja, natürlich.
Ich frage deshalb, weil sich immer weniger Jugendliche für eine Lehre entscheiden. Da scheint die Entscheidung oft weniger eine Frage des Typs zu sein als vielmehr eine Frage der gesellschaftlichen Anerkennung.
Ich glaube, das hier beides hineinspielt. Insgesamt hat sich der Wirtschaftsstandort Liechtenstein ständig nach vorne entwickelt. Der Standard geht ständig nach oben. Da kann im Elternhaus der Wunsch aufkommen, dass es die Kinder vermeintlich besser machen sollen als die Eltern. Dazu kommt die Vorstellung, dass je mehr man lernt, desto mehr man später verdienen wird. Das stimmt allerdings nicht in jedem Fall.
Wie kommt es zu diesen Vorstellungen? Meiner Meinung nach hat das oft mit Unwissenheit zu tun. Als ich nach der Lehre mein Studium als Chemieingenieur beendet hatte, verdiente ich weniger als ein Freund von mir, der eine Zimmermannlehre machte und sich anschliessend zum Zimmermeister weiterbildet. Nur möglichst viel zu lernen ist keine Garantie für ein gutes Gehalt und Sicherheit. Das zeigt auch die Arbeitslosenstatistik.
Inwiefern?
Schauen Sie sich die Statistiken von Ländern wie Spanien oder Griechenland an. Am meisten betroffen von der Arbeitslosigkeit sind die Akademiker. Das Sprichwort «Handwerk hat goldenen Boden» hat nach wie vor seine Gültigkeit.
Trotzdem ist der Ruf des Handwerks nicht der beste.
Viele glauben, dass man auf handwerklichen Berufen keinen Hirnschmalz braucht. Das ist absolut falsch. Früher konnte man davon leben, indem man einfach Dachstühle zimmerte. Die Zeiten sind längst vorbei. Heute muss ein Zimmermann viel flexibler sein, mit neuen Maschinen, Möglichkeiten und Problemstellungen zurechtkommen. Das gilt im Übrigen für alle handwerklichen Branchen.
Trotzdem gehen immer mehr ins Gymnasium.
Das ist richtig. Deshalb braucht es meiner Meinung nach eine fixe Quote an gymnasialen Maturanden.
Das dürfte nicht reichen, wurden doch seit Beginn der Bildungsstatistik 2006 noch nie so wenig Lehrbetriebe wie heute gezählt. Damals waren es 389, 2018 waren es gerade noch 282 Lehrbe- triebe. Wo bringen wir die Lehrlinge unter?
Das stimmt zwar, ist aber auf den zweiten Blick nicht ganz so dramatisch, wie es scheint. Früher hab es mehr Kleinbetriebe, die Lehrlinge hatten. Dazu kommen einige Betriebe, die zwar eine Bildungserlaubnis haben, aber aus unterschiedlichen Gründen keine Lehrlinge mehr ausbilden. Dazu kommt, dass es immer mehr Firmen gibt, die ihre Lehrstellen nicht mehr besetzen können. Als wir 2006 das Brückenjahr einführten, nahm die Zahl an unbesetzten Lehrlingsstellen drastisch zu. Betrachtet man aber die grossen Arbeitnehmer, so haben die seit 2006 praktisch alle die Anzahl an Lehrlingsplätzen ausgebaut. Dazu kamen wir mit 100pro! – statt 70 einzelnen Unternehmen sind nun nur noch wir in der Statistik aufgeführt. Die Lehrstellen haben also nicht markant abgenommen, sondern wurden nur verlagert.
Dann ist die Lage also gar nicht so schlimm, wie es die Zahlen vermuten lassen?
Doch, in den einzelnen Branchen schon. Früher gab es Betriebe in Liechtenstein, die für die Lehre als Haustechniker aus einer Vielzahl von Bewerbungen aussuchen konnten. Heute bringt man kaum mehr alle Stellen zu besetzen. Das ist ein Beispiel eines Be- rufes, bei dem man noch dreckige Hände kriegt. Dafür finden sich kaum mehr Leute. Das hängt auch mit der demografischen Entwicklung zusammen.
Inwiefern?
Wir haben viel mehr Lehrstellen als potenzielle Lehrlinge. Gleichzeitig haben wir immer weniger Schüler. Das bedeutet, dass immer mehr Schüler in die «hübschen» Berufe können. Ergo bleiben dem Handwerk weniger Lehrlinge als vor zehn Jahren. Das ist keine gute Entwicklung.
Auch nicht für die Jugendlichen. Absolut. Die Folge der demografischen Entwicklung war, dass Betriebe Kompromisse eingingen und teilweise Lehrlinge aufnahmen, die nicht für den Job geeignet waren. Das führte zu zahlreichen Lehrabbrüchen. Solche Notbesetzungen funktionieren nicht. Das haben wir auch bei unserem Erasmusprojekt «Gelingungsfaktoren der Berufsbildung» festgestellt, welches im August vorgestellt wird.
Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Das Handwerk muss sich der neuen Situation stellen und extrem viel unternehmen, damit es erfolgreich sein kann. Das beginnt bei der Bewerbung der Lehrberufe oder dem Umgang mit anderen Kulturen. Wie bringt man Kaderleuten die Lehre näher und macht sie auf die Vorteile der Lehre aufmerksam? Das sind nur zwei Massnahmen von einem ganzen Strauss, welche wir angehen müssen.
Gehört dazu auch die Verbundsausbildung «100pro»?
Auch wir sind ein Teil, ganz klar. Es kommen Leute zu unseren Infoveranstaltungen, weil sie wissen, dass wir gute Lehrplätze anbieten. Manchmal erfahren sie dort auch von Lehrstellen, von denen sie gar nichts wussten. Das ist unser Erfolgsgeheimnis. Wir haben auf den Markt gehört und der Markt auf uns.
Wie viele Lehrlinge betreuen Sie derzeit? Ungefähr 170. Damit sind wir mit unseren Personalressourcen am Anschlag.
Reden wir über Geld: Vor einigen Jahren veröffentlichte ein Schweizer Professor seine Studie «Beschäftigungs- und Lohnperspektiven nach einer Berufslehre». Darin hielt er fest, dass die Achillesferse der Lehre die flache Lohnkurve über die Lehre hinaus sei. Dies schmälere die Anziehungskraft der Berufsbildung.
Da kann ich ihm teilweise zustimmen.
Wieso nur teilweise? Wenn man nach der Matura langfristig mehr verdient, dann ist das doch attraktiver?
Das mag sein, doch es kommt auf den Beruf an. Es gibt Berufe, bei denen man trotz langjähriger Erfahrung und zahlreicher Fortbildungen kaum über das Lohnminimum hinauskommt. Das schmälert die Attraktivität, ganz klar. Ausserdem wird mit so tiefen Löhnen die Schwarzarbeit gefördert. Das trifft aber beispielsweise für das Bauhaupt- und das Baunebengewerbe meiner Ansicht nicht in diesem Mass zu.
Weshalb?
Wenn einer nach einer Lehre nichts mehr in seine Entwicklung investiert, dann unterschreibe ich das Fazit des Professors. Dieser wird sich längerfristig nicht gross nach oben bewegen. Wenn aber einer an sich arbeitet, vielleicht eine Höhere Fachschule besucht oder eine Vorarbeiterschule, dann kann man sich zu sehr schönen Löhnen hocharbeiten.
Blicken wir noch etwas nach vorne: Wir haben nur über den Fachkräftemangel und die mangelnde Attraktivität, gerade für handwerkliche Berufe, gesprochen. Glauben Sie, dass wir die Talsohle nun erreicht haben?
Lassen Sie mich zuerst etwas sagen: Ich hoffe, dass sich der Fachkräftemangel noch massiv verschärft. Das würde nämlich bedeuten, dass unsere Wirtschaft weiter wächst. Die demografische Entwicklung hingegen läuft in eine andere Richtung. Wir werden nicht mehr genügend eigene Leute für all die offenen Stellen finden. Schauen Sie nur mal heute, wie viele offene Lehrstellen und Stellen es derzeit in Liechtenstein gibt.
Dann brauchen wir mehr Einwanderer.
Das dürfte ein möglicher Weg sein.
Workshop zur Bildungsstrategie
Die breite Beteiligung an der Bildungsstrategie ist bedeutend für die Zukunft unseres Landes», freute sich Bildungsministerin Dominique Hasler über die grosse Teilnahme am Workshop vom 17. Juni im Auditorium der Universität Liechtenstein.
Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Anspruchsgruppen wie beispielsweise der Schulleitungen der öffentlichen und privaten Schulen und Bildungsinstitutionen, der Eltern- und Lehrervereinigungen, der Gemeinde- und Landespolitik, der Wirtschaft, des LANV sowie Vertretungen aus Ämtern und weiteren interessierten Kreisen sind der Einladung des Bildungsministeriums gefolgt.
Nach der Begrüssung durch Regierungsrätin Hasler und einer kurzen Einführung des projektverantwortlichen Regierungsmitarbeiters Johann Wucherer und der Projektleiterin Anette Leimbeck (Leiterin der pädagogischen Arbeitsstelle beim Schulamt) stand der Workshop im Zentrum der Veranstaltung. Während jeweils einer halben Stunde wurde nach der «World-Café-Methode» in drei Runden die Bedeutung von Ent- wicklungstrends und deren Auswirkungen auf das liechtensteinische Bildungssystem diskutiert. Die Projektgruppe hat dafür als Diskussionsgrundlage basierend auf dem OECD-Bericht «Trends Shaping Education 2019» eine Präsentation erarbeitet. Im «World-Café» gab es dann für jeden Trend (Globale Schwerpunktverlagerung; öffentliche Angelegenheiten; Demokratie und staatsbürgerliches Engagement; Sicherheit in einer unsicheren Welt; länger und besser leben; Moderne Lebensformen) einen Thementisch, wo die diskutierten Erkenntnisse für die Bildungsstrategie gesammelt und festgehalten wurden. Zudem wurde das Format um zwei themen offene Tische sowie einen Tisch «Bildungsstrategie: Vision und Ansprüche» ergänzt. Der Aspekt «Technologie» ist mittlerweile so eng mit dem gesamten modernen Leben ver- zahnt, dass auf ihn bei allen Trends eingegangen wird. Am Ende präsentierten die Tischmoderatorinnen und moderatoren die in den engagierten Diskussionen entstandenen Ergebnisse zu den einzelnen Trends. Diese stellen für die Projektgruppe nun eine wichtige Grundlage für die weitere Erarbeitung der Bildungsstrategie dar. Es ist geplant, dass die weiteren Arbeiten der Projektgruppe an einer öffentlichen Informationsveranstaltung präsentiert werden, und anschliessend im Sinne eines Hearings die Möglichkeit besteht, weitere Rückmeldungen zu geben, bevor die Bildungsstrategie definitiv verabschiedet wird.
Lernende der Holzbranche zeigen sich sehr kreativ
Lernende des Liechtensteiner Holzgewerbes bauen derzeit an originellen Sitzgelegenheiten für den Liechtenstein-Weg, der am Sonntag feierlich eröffnet wird.
Der Verein Holzkreislauf schreibt sich auf seine Fahne, die Verarbeitung des heimischen Holzes in allen Bereichen weiterzuentwickeln. Dies beinhaltet auch die Förderung der Nachwuchskräfte, ohne die in Zukunft weder die Bereitstellung des eigenen Rohstoffes Holz noch dessenfachgerechte Weiterverarbeitung sichergestellt ist. Damit die einzelnen Glieder der Holzkette optimal ineinander greifen, ist es wichtig, dass jeder das Handwerk des anderen ein wenig kennt.Genau darum geht es, wenn sich die Lernenden der Holzbranche regelmässig mit ihren «hölzigen» Kolleginnen und Kollegen austauschen. Ein schönes Beispiel für diesen berufsübergreifenden Erfahrungsaustausch war das Lehrlingsprojekt «Brücken bauen», das im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Vor einigen Wochen wurde der Verein Holzkreislauf mit der Idee konfrontiert,den unmittelbar vor der Einweihung stehenden Liechtenstein Weg mit attraktiven Sitzgelegenheiten aus heimischem Holz auszustatten. Nach Rücksprache mit den Lehrmeistern haben sich zehn Lernende aus Forst-, Schreinerei- und Zimmereibetrieben gemeldet, bei diesem von der jeweiligen Standortgemeinde unterstützten Bauvorhaben aktiv mitzuarbeiten.
Nach Bekanntgabe der Objektstandorte durch die Bauherrschaften galt es für die Lernenden, in einem ersten Schritt den Ort hinsichtlich der sich dort bietenden Sitzgelegenheiten zu beurteilen. In der anschliessenden Kreativphase ging es vorerst nur darum, möglichst viele unterschiedliche Ideen zu entwickeln. Um die Kreativität hierbei wenig einzuschränken, gab es seitens der Bauverantwortlichen nur wenige Vorgaben: 1. Als Baustoff kommt verständlicherweise nur heimisches Holz in Frage. 2. Das Objekt muss bezüglich Bauzeit und Materialkosten im vorgegebenen Rahmen bleiben. 3. Das Ergebnis muss sich harmonisch in die Landschaft einfügen.
Die auf zwei Zweier- und zwei Dreier-Teams aufgeteilten Gruppen konnten sich glücklicherweise recht schnell auf eine gemeinsam zu realisierende Idee einigen. So gingen sie mit klaren Vorstellungen von ihrem Objekt in die Phase der Detailplanung und Projektumsetzung.Weil mit der Wegeröffnung der Zeitpunkt der Fertigstellung gegeben war, galt es von Beginn an, keine Zeit zu verlieren. Nachdem die Baudetails bestimmt waren, ging es an die Materialbestellung sowie die Organisation des Arbeitsplatzes. Zudem musste ein Zeitplan erstellt werden, wann man wo zusammenkommt,um die anstehenden Arbeitenfristgerecht erledigen zu können.
Wenn nichts Unvorhersehbares dazwischen kommt, können sämtliche Objekte im Verlaufe dieser Woche wunschgemäss fertiggestellt werden. Besonders erfreulich ist dabei die Tatsache, dass die Ergebnisse von der Idee über die Konstruktion bis hin zur handwerklichen Umsetzung zu überzeugen vermögen. Für die Lernenden ist es einmal mehr eine besondere Genugtuung, einhölzernes Unikat geschaffen zu haben, das weit über ihre Lehrzeit hinaus Bestand haben wird. Zudem ist es ein schönes Gefühl, für sich in Anspruch nehmen zu dürfen, an der 300-jährigen Geschichte Liechtensteins ein klein wenig mitgebaut zu haben.
Nach der Generalprobe ist die Zuversicht gross
Am Samstag ging die viertägige Simulation für die WorldSkills zu Ende. Die Athleten und ihre Experten zeigten sich optimistisch, dass sie gut gerüstet sein werden.
Eigentlich haben die Kandidatinnen und Kandidaten der internationalen Berufsweltmeisterschaften die ersten beiden Tage der Generalprobe gut überstanden. Lediglich die Zeit hatte ihnen etwas zu schaffen gemacht und beim Blick auf die Uhr den Puls das eine oder andere Mal in die Höhe schnellen lassen. So war das Ziel für Freitag, die verlorene Zeit so gutes geht aufzuholen.Dem einen Teilnehmer ist das gut gelungen, dem anderen weniger. Doch das spielte im Grunde genommen keine Rolle,denn schliesslich war die viertägige Simulation genau dazu da,um seine Stärken auszuspielen, die eigenen Schwachpunkte zu erkennen und in den verbleibenden 94 Tagen daran zu arbeiten.So fiel das Fazit bei den Athleten und Experten ähnlich aus: Man ist auf einem guten Weg, Verbesserungspotenzial ist aber noch vorhanden. Für die beiden Kandidaten Nicola Batliner (FL) und Patrick Grepper (CH) im Beruf Sanitär und Heizungsmonteur lief der Countdown bereits am Freitagabend ab.Denn schon am Samstag machten sie sich auf denWeg nach Russland, um in Kazan ein weiteres Training zu absolvieren. Die restlichen 12 Teilnehmenden kämpften in der Spörryhalle und in der Hoval weiter gegen die Zeit. Und noch eine weitere Hürde kam hinzu: Die Erschöpfung.
«Nach diesen vier Tagen weissi ch, dass Durchhaltevermögen zu meinen Stärken zählt»,berichtete Luca Hogge, Kandidat im Beruf IT Netzwerk- und Systemadministration. «Die Generalprobe war zäh. An Tag vier war die Luft dann komplett raus», führt er fort. So war Luca Hoggein erster Linie er- leichtert, als der Schlusston erklang.Er habe durchgehalten und wisse nun,dass er strategischer an die Aufgaben herantreten müsse. Sein Experte Stefan Wachter teilte diese Einschätzung:«Ich bin stolz auf Luca. Dennoch habe ich vermisst,dass er Vollgas gegeben hat.
Wahrscheinlich lag es daran,dass er manchmal nicht genau wusste, wie er vorgehen sollte.»Dem Duo bleibt noch Zeit, um an diesem Schwachpunkt zu arbeiten – das werden sie auch.Denn laut Wachter treten an den WorldSkills die Besten der Besten an. «Wir müssen auf dieses Niveau kommen.» Zuversichtlich nach dem ersten Gradmesser zeigte sich ebenfalls Riccardo Somma,der Experte von Dominik Manser (Unternehmer IT Software-Applikationen):
«Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben ist mit Kazan vergleichbar. Dominik ist noch nicht so schnell, wie er sein sollte, aber das wird er noch werden.»Verbesserungspotenzial sieht Dominik Manser vor allem im Bereich Android-App- Entwicklung,seine Stärke liege in des in der Zuversicht,das Beste zu geben.Eine Grundvoraussetzung hierfür ist,dass ihm das Programmieren im Falle der Generalprobe einer Flugbuchungswebseite Spass macht.«Esgehtdarum,verschiedene Teilstücke zu konstruieren, die am Ende ein Ganzes ergeben», erklärte er. Und schliesslich musste auch Luzian Clavadetscher, Kandidat im Beruf CNC- Fräsen, ein gutes Auge beim Programmieren beweisen. Denn die Bewertung beruht auf der Genauigkeit der Masse. «Wir sprechen hier von zwei bis vier Hundertstel, die darüber entscheiden,ob Luzi an Punkte erhält. Daher müssen die Massangaben beim Programmieren exakt stimmen», so sein Experte Claudio Nigg. Wie gut es Luzian Clavadetscher an der Generalprobe gelaufen ist, wird sich erst zeigen, wenn die Masse ausgewertet wurden.Er selbst hat ein gutes Gefühl:«Ich war zwar angespannt, aber nicht nervös. Genügend Zeit hatte ich auch, um alles noch einmal zu kontrollieren.»
Experimentierlabor «pepperMINT» baut wegen grossen Erfolgs aus
Die Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein erweitert das Experimentierlabor «pepperMINT», stellt zusätzliche Personalressourcen bereit und gibt Änderungen im Stiftungsrat bekannt.
Bereits 16 Monate nach der Eröffnung von «pepperMINT» wurden an der Landstrasse 114 in Vaduz zusätzliche Flächen bezogen. «Mit den neuen Räumen kann der Bereich Bodenrobotik ausgebaut werden. Damit dürfen nun zwei Schulklassen parallel im Experimentierlabor entdecken. erfinden. erleben. und sich für die MINT-Fächer begeistern lassen», teilte die Förderstiftung am Mittwoch mit. Auch die Betreuung wurde den Angaben zufolge erweitert: Seit März unterstützt Doris Engler den «pepperMINT»-Geschäftsführer in allen Belangen. Martin Büchel: «Zu zweit können wir einerseits die Betreuungsqualität für grössere Schulklassen sicherstellen und andererseits zukünftig zwei Gruppen gleichzeitig im pepperMINT empfangen.»
Die Erweiterung der Personalressourcen und der Räume sei die Antwort auf den überwältigenden Ansturm auf das Experimentierlabor. So hätten im Jahr 2018 über 2200 Schülerinnen und Schüler mit über 200 Lehrpersonen das Angebot von «pepperMINT» genutzt. Der Präsident der Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein, Klaus Risch, erklärt dazu: «Die Nachfrage nach den von uns angebotenen Modulen hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Deshalb ist es uns wichtig, die Kapazität von pepperMINT auszubauen, um die Lehrpersonen der liechtensteinischen Schulen jederzeit unterstützen zu können.»
Wie es in der Mitteilung weiter heisst, nimmt neu Michèle Frey-Hilti, Geschäftsführerin der Hilti Familienstiftung, Einsitz im Stiftungsrat der Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein. Sie ersetzt Egbert Appel, der altershalber aus dem Stiftungsrat ausscheidet. «Egbert Appel hat die MINT Initiative von Beginn an mitgeprägt und einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg von pepperMINT geleistet. Der gesamte Stiftungsrat freut sich über die grossartige Entwicklung des Experimentierlabors pepperMINT», heisst es in der Medienmitteilung abschliessend.
Die Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein ist eine gemeinnütze Stiftung, die das Interesse und die Kompetenz von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in Liechtenstein fördert. Die Stiftung wird vom Land Liechtenstein und allen Gemeinden, von der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) und der Wirtschaftskammer Liechtenstein, von der Hilti Familienstiftung und von 40 Partnern aus der Wirtschaft unterstützt. Weitere Informationen gibt es auf www.peppermint.li.
«Die Nachfrage nach den von uns angebotenen Modulen hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.»
«WorldSkills»-Kandidat Clavadetscher trainiert in Deutschland unter Wettbewerbsbedingungen
CNC-Fräser Luzian Clavadetscher konnte beim Intensivtraining in Deutschland zum ersten Mal Erfahrungen auf der Maschine sammeln, die er auch bei der Berufsweltmeisterschaft in Kazan bedienen wird.
Zurzeit bereitet sich Luzian Clavadetscher in zwei deutschen Unternehmen auf die Berufsweltmeisterschaften in Kazan vor. Dabei sammelt er zum ersten Mal Erfahrung mit der Maschine, die er dann auch in Russland bedienen wird.
Vergangene Woche begann für «WorldSkills»-Kandidat Luzian Clavadetscher das zweiwöchige Intensivtraining in Deutschland. In der ersten Trainingseinheit bei der DMG Mori in Seebach ging es für den CNC-Fräser vor allem um ein Training auf der Wettbewerbsmaschine unter Wettkampfbedingungen, wie Claudio Nigg, Fachexperte für CNC-Fräsen, auf Anfrage erklärt. «Das Training soll Luzian Vertrauen und Sicherheit in sich selbst und die Maschine geben», so Nigg. So könne der Kandidat wertvolle Finessen, Tipps und Tricks kennenlernen. Doch warum trainierte Clavadetscher gerade in diesem Unternehmen? «Grund dafür ist, dass in der DMG Mori exakt die gleiche Wettbewerbsmaschine zur Verfügung steht, wie in Kazan. Alle europäischen Länder, die an den WorldSkills in Kazan teilnehmen, können hier ein Training absolvieren», erklärt Nigg.
Insgesamt dauerte das erste Intensivtraining in Seebach fünf Tage. Luzian Clavadetscher zieht daraus eine positive Bilanz: Auch wenn für ihn die Arbeit an der neuen Maschine eine Umstellung gewesen sei, habe er sich doch schnell zurecht gefunden. «Ich stellte fest, dass meine Programme und unsere Strategie gut funktionieren und wir somit auf dem richtigen Weg sind», so Clavadetscher gegenüber dem «Volksblatt». Während der Trainingswoche durfte er auch gegen einen deutschen Kandidaten antreten. Daraus habe Clavadetscher ebenfalls profitieren können: «Es haben sich einige wichtige Dinge gezeigt, die ich nun mit nach Russland nehmen werde.»
Dem optimistischen Zwischenfazit von Clavadetscher schliesst sich auch Experte Claudio Nigg an: «Luzian konnte in der ersten Woche seinen guten Trainingsstand bestätigen. Ich bin mit der Arbeit und den gefertigten Teilen sehr zufrieden.» Nun sei er gespannt darauf, wie er sich an den Vorwettbewerben bei der Paul Horn AG in Tübingen machen wird. Diese finden im Verlauf dieser Woche statt. Beim Vorwettbewerb treten laut Nigg zum ersten Mal die Kandidaten aller deutschsprachigen Länder gegeneinander an. «Bei der Paul Horn AG wird das Niveau meiner Meinung nach noch höher und näher an dem der WorldSkills sein. Ich bin aber guter Dinge, dass Luzian auch bei diesen Prüfungen ein gutes Ergebnis erzielen wird», so Nigg.
Nachwuchssorgen für Industrie und Gewerbe
Der demografische Wandel führt gemäss einem Bericht der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell zu tiefgreifenden Veränderungen im Bildungssystem: In Liechtenstein, der Ostschweiz und Vorarlberg geraten Lehrbetriebe immer stärker unter Druck.
Die Bevölkerung Liechtensteins wächst kontinuierlich und vor allem der Anteil der älteren Menschen wird sich in den
kommenden Jahrzehnten deutlich erhöhen: 2050 werden in Liechtenstein 44027 Bürger leben, falls sich der aktuelle Trend so fortsetzt.
Während also die Zahl der 65-Jährigen und älteren Personen klar steigen wird, aber im Gegenzug die Anzahl der Unter- 19-Jährigen zurückgehen wird. Das wird nicht nur die Altersvorsorge und das Gesundheitssystem vor grundlegende Herausforderungen stellen, sondern auch das Bildungssystem.
Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell hat Frank Bodmer vom IHK Research Zoom das Ostschweizer Bildungssystem unter die Lupe genommen und die zukünftigen Entwicklungen geprüft: «In der Berufslehre, nach wie vor der zentrale Ausbildungsbereich in der Ostschweiz, müssen St. Gallen und Appenzell mit einem Rückgang der Auszubildenden rechnen. Auch bei den gymnasialen Maturitätsschulen drohen sinkende Schülerzahlen.» Somit seien die Ausbildungsstätten gezwungen, Anpassungen vorzunehmen. Frank Bodmer meint, dass sich
in der Berufsbildung die tieferen Zahlen der Jugendlichen unter anderem in einem verstärkten Wettbewerb um potenzielle Lehrlinge bemerkbar machen würden. Lehrverträge mit den besten Kandidaten würden bald immer früher abgeschlossen werden und es könnten in Zukunft nicht mehr alle Lehrstellen besetzt werden. Industrie- und Gewerbebetriebe kämpfen bereits jetzt mit Nachwuchssorgen. Doch mit dem Eintreten der prognostizierten Zahlen dürf- ten vor allem auch handwerkliche Berufsgruppen wie Schreiner, Metallbauer oder Fleischfachmann noch stärker unter Druck geraten, als sie es sowieso schon sind. Zum einen werden die Lehrstellen in Zukunft nicht mehr knapp sein, die Jugendlichen haben dann ingesamt eine grössere Auswahl. Zum anderen spielen Angebot und Nachfrage bei der Wahl mit. Ob in der öffentlichen Verwaltung oder im privaten Sektor, im kaufmännischen Bereich gibt es mit Abstand die meisten Lehrstellen, und es ist die mit Abstand beliebteste Ausbildung.
Gemäss Berechnungen des Bundesamtes für Statistik der Anteil der Unter 15-Jährigen im Jahr 14,8 Prozent, 2050 wird der Anteil aber nur noch bei 13,6 Prozent liegen. Dieselbe Entwicklung zeigt sich auch in einer Bevölkerungsprognose für Österreich. Dort war im Jahr 2015 der Anteil der Unter-15-Jährigen bei 14,2 Prozent, 2050 wird er bei 13,6 Prozent liegen.
Bis 2009 waren bei der Berufslehre steigende Zahlen zu verzeichnen, inzwischen hat in der Ostschweiz aber ein deutlicher Negativtrend eingesetzt, der laut Szenarien anhalten wird. Auch für Liechtenstein gilt dasselbe, wie das Amt für Statistik in der Bildungsstatistik 2018 verdeutlichte: «Mit 282 Lehrbetrieben im Berichtsjahr 2018 wurden noch nie so wenige Lehrbetriebe in Liechtenstein gezählt, wie seit Beginn der Statistik im Jahr 2006/07, in dem 389 Lehrbetriebe gemeldet wurden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Abnahme von 6,9 Prozent der Lehrbetriebe in Liech- tenstein. Der Anteil der Lehrstellen am Anteil der Arbeitsstellen reduzierte sich ebenfalls und sank von 5,9 Prozent im Vorjahr auf 5,6 Prozent.»
«Vorstella»: Darauf kommt es an
Berufswahl Schon seit Montag können sich Sekundarschüler bei den «BerufsCHECK»-Workshops auf die Lehrstellensuche vorbereiten. Im Schulzentrum Unterland zum Beispiel drehte sich gestern alles um das Thema Vorstellungsgespräch.
Was braucht es für ein perfektes Vorstellungsgespräch? Ist es die Vorbereitung, der Auftritt oder sind ganz andere Dinge ausschlaggebend? All diese Fragen mögen den Schülern im Schulzentrum Unterland durch den Kopf gegangen sein, als sie am Donnerstagmorgen anlässlich eines «BerufsCHECK»-Workshops im Klassenzimmer Platz nahmen. Ziel der Schulung war, die Drittklässler der Real- und Oberschule Eschen auf ihr erstes Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Diese Aufgabe übernahm Ivan Schurte von der «100pro!»-Berufsbildung Liechtenstein. «Die meisten von euch haben es gar nicht gemerkt: Ihr habt soeben den ersten Teil eines Vorstellungsgesprächs hinter euch gebracht», sagte Schurte zu Beginn. Denn alle Jugendlichen gingen intuitiv auf ihn zu und stellten sich per Handschlag vor.
Alle Schüler mussten ihre Nachnamen auf ein Namensschild schreiben und diese aufstellen (diese sollten später noch wichtig werden). Anschliessend sollten sie in kleinen Gruppen Ideen sammeln, wie man sich am besten auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitet. Mitten in der Aufgabe unterbrach Schurte die Jugendlichen und forderte diese dazu auf, sich in alphabetischer Reihenfolge hinzusetzen. Dafür hatten sie nur begrenzt Zeit. Das klappte auf den letzten Drücker. «Was hat euch diese Aufgabe gezeigt?», fragte Schurte. «Das war alles andere als Teamwork. Es wäre viel schneller gegangen, wenn einer die Namensschilder geordnet hätte.»
Besser erging es den Schülern, als Schurte diese später noch einmal bei einer Gruppenaufgabe unterbrach und sie aufforderte, sich alphabetisch nach dem Vornamen geordnet an die Schulbänke zu setzen.
Grundsätzlich bestehe ein Bewerbungsgespräch immer aus denselben Bausteinen: Die Wartezeit vor dem Gespräch, die Begrüssung, das Gespräch selbst, die Fragen im Anschluss und die Verabschiedung. Dennoch sei es unerlässlich, dass sich Schüler im Vorfeld ausreichend informieren und vorbereiten. Erst einmal mussten die Jugendlichen für sich selbst entscheiden, worauf es bei einem Vorstellungsgespräch ankommt und auch was definitiv für einen schlechten Eindruck sorgt.
Im zweiten Teil des Workshops ging es nun darum, das Gelernte in der Praxis anzuwenden. Dazu inszenierte Schurte ein Bewerbungsgespräch, bei dem sich eine freiwillige Schülerin, Mariella Kieber, für eine KV-Stelle am Schulzentrum Unterland vorstellen sollte. Die Schülerin wusste nicht, was auf sie zukam, meisterte sich laut Schurte aber vorbildlich. Hin und wieder unterbrach er das Gespräch, um den Jugendlichen zu erklären, wie sie sich in welchen Situationen zu verhalten haben. Auf der Basis des ersten Testgesprächs erhielten die Schüler nochmals etwas Zeit, um sich auf ein tieferes Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Jetzt sollten nämlich auch Erwartungen an den Beruf und den Betrieb sowie die Selbsteinschätzung in das Gespräch einfliessen. Lino Heeb, der mit seinem Schnupperpraktikum bereits etwas Erfahrung sammeln konnte, meldete sich freiwillig. Auch mit diesem Testgespräch war Schurte sehr zufrieden. Er riet den Jugendlichen, zu ihren Stärken und Schwächen zu stehen. «Seid einfach ihr selbst. Ihr könnt euch sowieso nicht über die ganze Lehre hinweg verstellen», sagte Schurte.
160 Stellen für 60 Berufe sind noch zu haben
Berufsbildung Die Zahlen machen es deutlich: Zwei Drittel aller Schulabgänger wählen den beruflichen Werdegang.
Früher oder später muss sich jede Schülerin und jeder Schüler die Frage stellen, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Für viele Sekundarschüler bedeutet das, dass sie sich bereits im Alter von 14 oder 15 Jahren entscheiden müssen, welchen Beruf sie später einmal erlernen möchten. Um diese Entscheidung zu erleichtern, startet die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer (LIHK) heute die «BerufsCHECK»-Woche, an der etwa 300 Schülerinnen und Schüler teilnehmen werden. Diese wird an verschiedenen Orten wie zum Beispiel in verschiedenen Schulzentren des Landes oder beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) in Schaan stattfinden.
Die Jugendlichen über das Berufsleben zu informieren ist berechtigt: Laut Werner Kranz, Leiter des ABB, vergebe die heimische Wirtschaft jährlich etwa 400 Ausbildungsplätze in rund 100 verschiedenen Lehrberufen. 2019 wird sich diese Zahl seiner Meinung nach nicht ändern. «Bis Ende März sind beim ABB rund 220 Lehrverträge mit Lehrbeginn Sommer 2019 zur Genehmigung eingereicht worden. Viele Schulabgänger verfügen zwischenzeitlich bereits über eine verbindliche Lehrstellenzusage», erklärt Kranz gegenüber dem «Volksblatt». Für das laufende Jahr erwarte er, dass etwa zwei Drittel aller Abgängerinnen und Abgänger aus Sekundarschulen eine Berufslehre antreten werden. Jeder fünfte Jugendliche werde sich wahrscheinlich für ein sogenanntes Brückenangebot, wie zum Beispiel das 10. Schuljahr, oder eine Vorlehre entscheiden. Etwa 10 Prozent aller Jugendlichen würden nach den Sommerferien ins Gymnasium oder an eine Mittelschule wechseln.
Auf der einen Seite profitieren heimische Unternehmen laut Kranz davon, Lernende einzustellen, die aus der Region stammen. Auf der anderen Seite erzeuge dies jedoch eine Art Wettbewerbscharakter bei der Berufswahl. Die Schülerinnen und Schüler müssten sich anstrengen, sodass sie aus den zahlreichen Mitbewerbern hervorstechen. Derzeit stünden für den kommenden Sommer aber noch rund 160 Stellen für über 60 verschiedene Berufe frei. Die meisten freien Lehrstellen gebe es momentan im Detailhandel, bei Elektro-, Metallbau-, Heizungs- und Sanitärberufen. Auch für künftige KV-Lehrlinge gebe es noch reichlich Platz.
Einen Beruf, der besonders beliebt beziehungsweise unbeliebt ist, gebe es nicht. «Die Berufswahl der Schulabgänger ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, da die Berufswahl vor allem von den individuellen Neigungen und Eignungen der jungen Menschen für einen bestimmten Lehrberuf abhängig ist», sagt Kranz. Vielmehr spielten die Rahmenbedingungen der jeweiligen Berufe eine Rolle bei der Berufswahl. Bedingungen wie die Arbeitszeiten, der Lohn oder die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Eines jedoch lässt sich mit Sicherheit feststellen: «Männerdomänen» in der Berufswelt sind inzwischen eine Seltenheit geworden. «Die besagte Entwicklung eines zunehmenden Frauenanteils in sogenannten Männerberufen ist bereits seit einigen Jahren im Gange», erklärt Kranz. Inzwischen hätten zahlreiche junge Frauen ihre Lehren zu Berufen wie zum Beispiel Automatikerin, Drucktechnikerin oder Multimediaelektronikerin abschliessen können. Bei dieser Entwicklung spielte vor allem auch die Meinung der Eltern eine wichtige Rolle.
Liechtensteins Bildungssystem biete laut Kranz eine Vielzahl von Bildungswegen. Die Berufslehre und die gymnasiale Ausbildung stünden nicht im Wettbewerb zueinander, sondern ergänzten sich. «Beide Wege führen zum Ziel: Zum Einstieg in die Berufswelt», erklärt Kranz. Das trage erheblich dazu bei, dass die Jugendarbeitslosigkeit hierzulande bei nur 1,9 Prozent liegt.
Ob nun der berufliche oder der schulische Weg nach Abschluss der Sekundarstufe beliebter ist, lässt sich nicht sagen. Letzten Endes kann aber die heimische Wirtschaft vom Bildungsweg der Schulabgängerinnen und Schulabgängern profitieren, denn die Unternehmen spüren laut Kranz die demografische Entwicklung anhand der Anzahl jährlicher Abgänger. «Somit muss unsere heimische Wirtschaft, um ihre Nachfrage an Lehrlingen decken zu können, bereits seit Jahren regional rekrutieren. Dies gilt übrigens auch für die Rekrutierung von Fachkräften auf dem regionalen Arbeitsmarkt und ist somit nichts Neues», erklärt Kranz.
«Wir sind auf dem richtigen Weg»
WorldSkills Liechtenstein steckt momentan in der intensiven Vorbereitungsphase für die Wettbewerbe in Kazan. Um das Team zu stärken, die Teilnehmer weiter voranzubringen und Motivation aufzubauen, fand am Wochenende der zweite Teamanlass statt.
Vor dem zweiten zweitägigen Teamevent der WorldSkills- Liechtenstein-Delegation im
«Kommod»in Ruggell waren die Ziele klar definiert: Man wollte gemeinsam als WorldSkills-Team wachsen, den Wettbewerbsort sowie die Logistik in Kazan, Russland, kennenlernen. Die sechs Kandidatinnen und Kandidaten sollten mittels Praxisübungen ihre mentalen Stärken ausfindig machen und in Erfahrung bringen, wie sie diese gewinnbringend einsetzen können.
Am Ende des Tages auf jede Herausforderung vorbereitet
Das Vorhaben war ambitioniert. Und doch konnte am Samstagabend nach Abschluss des Anlasses hinter jeden Punkt ein Häkchen gesetzt werden. Sowohl die Kandidatinnen und Kandidaten wie auch die Experten und Delegierten haben an diesen beiden Tagen neue Motivation geschöpft und sich in ihrem Vorhaben bestärken können.«Der Anlass war grossartig. Er hat gezeigt, dass WorldSkills Liechtenstein auf dem richtigen Weg ist und wir gut vorbereitet sind,um international mithalten zu können», zog beispielsweise Reto Blumenthal, Technischer Delegierter, Bilanz. Ausserdem habe der Event bestätigt, was sich bereits beim ersten Teamanlass abgezeichnet hätte:
«Wir funktionieren gut zusammen.» Nebst den eher formellen Informationen zu Kazan selbst oder zur Generalprobe,die im Mai in Vaduz durchgeführt wird, standen der richtige Umgang mit Medien sowie das Mentaltraining für die sechs diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Fokus.Bei Letzterem war Sportpsychologin Sarah Ladina Frick zu Gast.Sie hatte fünf Aufgaben vorbereitet, bei denen es unter anderem darum ging, Situationen unter Zeitdruck und Stress zu meistern sowie das strategische Vorgehen als Team wie auch als Einzelperson zu verbessern.«Ei- ne Aufgabe bestand beispielsweise darin, ein Worträtsel zulösen. Die Kandidatinnen und Kandidaten wussten, dass ihre Experten ein Wort in nur einem Satzbeschreiben», erklärt Frick. Was sie aber nicht wussten, war, dass der Satz rückwärts gesprochen wird eine unerwartete zusätzliche Hürde, die es gemeinsam im Team zu meistern galt. «Sie haben sich sehr gut geschlagen.
Durch solche Erfahrungen fühlt sich das Team am Ende des Tages auf alles vorbereitet», so Frick. In einer weiteren Aufgabe mussten die Kandidatinnen und Kandidaten ein Feuer machen. Streichholz oder Feuerzeug stand ihnen selbstverständlich nicht zur Verfügung. Stattdessen mussten sie ihr Glück mit einem Feuerstein, Wolle, zwei Batterien und Alufolie versuchen.
Desirée Ackermann,Malerin bei der Atelier B&B AG, konnte das Feuerschliesslichentfachen. «Als ich dieFlammen gesehen habe,war ich kurzzeitig überrascht, es tatsächlich mit dem Feuerstein geschafft zu haben.Danach überkam mich ein Glücksmoment», sagte sie mit einem Grinsen im Gesicht. Ackermann ist sich sicher, dass ihr diese Erfahrung auch während des Wettbewerbs von Nutzen sein wird. «Es wird mir helfen, mit kniffligen Situationen umzugehen», sagt sie. Auch Luca Hogge, IT Netzwerk- und Systemadministratorbeider LGT Financial Services AG,konnte beiden unterschiedlichen Praxisübungen so einiges lernen:«Es ist wichtig, stets den Überblick über die Aufgabe zu behalten. Ausserdem müssen wir uns an den Wettbewerbstagen vorab überlegen,wie wir an die jeweilige Aufgabe herantreten das ist mir erst durch die Teamtage so richtig bewusst geworden.»
Von Beginn an guten Draht zueinander gefunden
Der Höhepunkt des Anlasses war für die Kandidatinnen und Kandidaten wohl aber dasgemeinsame Abendessen mit ehemaligen Teilnehmern und den beiden WorldSkills-Botschafterinnen Nathalie Eggerund, Deborah Bärtsch, die ebenfalls zu den «Champions» zählen – das sind all jene, die das Abenteuer World Skills bereits erlebt haben. Obwohl sich manche beim Abendessen zum ersten Mal über den Weg liefen, bestand sogleich eine Verbindung zwischen ihnen. Auchan Gesprächsthemenman- gelte es beim Znacht nicht: Die diesjährigen Kandidatinnenund Kandidaten erzählten von ihren Schwierigkeiten, dem bisher Er- lebten und was in den nächsten Wochen und Monaten noch vor ihnen liegt. Umgekehrt konnten die«Champions»ihnenwertvol- le Tipps mit auf den Weg geben unddeneinenoderanderenauch etwas beruhigen. Denn alle hat- ten während ihrer WorldSkills- Zeit neben den vielen Höhen auch den einen oder anderen Rückschlag erlebt. «Ich hatte in der Vorbereitung manchmal mit Motivationsschwierigkeiten zu kämpfen oder bin in ein Tief gefallen», gab beispielsweise Nathalie Egger offen zu. Ihr hätte dann geholfen, dass ein Ende in Sicht gewesen sei: «Mir vorzustellen, dass ich an den Wettkampftagen schliesslich das Erlernte anwenden kann, hat mich wieder und wieder aus diesem Loch herausgeholt.» Auch während der Wettbewerbe selbst waren in der Vergangenheit beim einen oder anderen Kandidaten Probleme aufgetaucht. «Vor allem ist mir in Erinnerung geblieben,wie ein Ehemaliger erzählte, dass auch andere Fehler machen und wir nicht aufgeben dürfen», meint Nicola Batliner, Sanitär- und Heizungsmonteur bei der G. + H. Marxer AG.
Betriebe im erzwungenen «Schlummermodus»
Dass die Zahl der Liechtensteiner Lehrbetriebe wie in der jüngsten Bildungsstatistik festgehalten stetig abnimmt, ist nur die halbe Wahrheit. Dahinter verbirgt sich ein ganz anderes Problem: Lehrstellen zu besetzen, wird immer herausfordernder.
282 Liechtensteiner Lehrbetriebe weist die Bildungsstatistik 2018 für das Schuljahr 2017/18 aus. So wenige waren es noch nie,seit dieser Wert für das Jahr 2007 erstmals erhoben wurde. Über den gesamten Zeitraumhinwegreduziertesich ihre Zahl bis heuteum über 100 gegenüberdem Vorjahr um 21. Ob es Liechtensteins Unternehmen wo möglich an Ausbildungsbereitschaft vermissen lassen?
Der in der jährlich erscheinen den Publikation abgebildetekontinuierliche Rückgang an Lehrbetrieben ist Fakt. Allerdings, betont Ivan Schurte, Leiter des Wirtschaftskammer Berufsbildungsprogramms 100pro!, gilt es, sich genau bewusst zu machen, was besagte Statistik aufzeigt und was eben nicht. Die Zahl 282 dokumentiere schliesslich nur, wie viele Betriebeimfraglichen Zeitraum aktiv einen oder mehrere Lehrlinge betreuten. «Daneben gibt es aber auch noch viele schlummernde Lehrbetriebe.» Unternehmen also, die durchaus bereit wären, neue Fachkräfte auszubilden, deren angebotene Lehrstellen aber unbesetzt bleiben. Werner Kranz, Leiter des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung(ABB),bestätigt diesen Umstand. Per Ende 2018 seien beim ABB 584 Lehrbetriebe registriert gewesen. «Davon bildet derzeit rund die Hälfte aktiv lernendePersonen in verschiedenen Lehrbereichen aus.»
Dass sich die Zahl der Betriebe mit einer oder mehreren Ausbildungsbewilligungen verringert hat, will Schurte nicht negieren. Die Schliessung traditioneller Lehrbetriebe,etwa im Detailhandel, im Gastrobereich oder im Baunebengewerbe, dürfe nicht unterschätzt werden, weiss er.
«Neue Betriebe muss man für die Ausbildung erst gewinnen.»Und tatsächlich ist jener Kennwert gemäss ABB zwischen Ende 2017 und Ende 2018 um 21 Betriebe geschrumpft.
Gleichwohl sieht Schurte in denjährlich freibleibenden Lehrstellen das wahre Problem, dem die duale Berufsbildung in Liechtenstein gegenübersteht. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Die Wahl der Lehrberufe etwa falle schon lange nicht mehr so breit gefächert aus,wie das Angebot auf dem Arbeitsmarkt daher komme, sagt Schurte. Statt im Fall einer Absage dann auf eine andere Ausbildung zusetzen,nähmen die Jugendlichen lieber ein Brückenangebot wahr und versuchten ein Jahr später erneut,eine Lehrstelle in ihrem favorisierten Lehrbereich zuergattern.Gerade Kleinbetriebe, die nur einen Lernenden ausbilden könnten, gehen gemäss Schurte so oft leer aus.
Ein anderer Faktor, der zunehmend Einfluss nimmt, ist die demografische Entwicklung. «Die Anzahl der Schulabgänger weist in den vergangenen Jahren einen abnehmenden Trend auf», erklärt ABB-Leiter Kranz.Waren es im Jahr 2008 noch 386 Jugendliche, die in Liechtenstein Oberschule,Realschule oder 10.Schuljahr abschlossen, lag die Zahl zehn Jahre später noch bei 304.
Weniger Schulabgänger bedeuten selbst redend weniger potenzielle Lehrlinge. Und weil sich die gleiche Entwicklung auch jenseits des Rheins vollzieht, ist Liechtenstein gleich doppelt betroffen. Schliesslich sind «die liechtensteinischen Lehrbetriebe seit vielen Jahren auch auf Jugendliche aus der Schweiz angewiesen, die ihre Ausbildung im Land machen möchten»,wie Brigitte Haas, stellvertretende Geschäftsführer in der Liechtensteinischen Industrie und Handelskammer(LIHK) anmerkt.«Was sich mit dem Lehrstellenangebot der Schweiz bisher ergänzte», sagt Ivan Schurte,«wird zurzeit zur Lücke.»
Bei der Ursachenbenennung nicht zuvernachlässigen ist in den Augen des 100pro! Leiters ferner die Möglichkeit für Realschüler, ins Gymnasium überzutreten. Diese Option werde«immerhäufiger» genutzt, hat Schurte festgestellt imSchuljahr2017/18 gemäss Bildungsstatistik zuletzt 42 Mädchen und Knaben, wobei sechs Jugendliche auch den umgekehrten Weg gingen.
Ein Symptom für einen Bedeutungsverlust der dualen Berufsbildung erkennt in den eben skizzierten herausfordernden Umständen trotzdem keiner der befragten Akteure. «Die LIHK ist überzeugt:Die Lehre ist und bleibt eine ausgezeichnete Grundlage für denBeginn eines erfolgreichen Berufslebens.Viele Länder erkundigen sich bei uns nach dem erfolgreichen dualen System und versuchen, von den Erfahrungen der deutschsprachigen Länder mit dualem Bildungssystem zu profitieren», betont Brigitte Haas. Auch Werner Kranz kann keinen Anlass zur Sorge erkennen: «Aus Sicht des ABB geniesst der duale Bildungsweg in unserer Gesellschaft nach wie vor einen hohen Stellenwert.» Das zeige sich zum einen an der Zahl der jährlich per 1. September von der Liechtensteiner Wirtschaft beim ABB gemeldeten freien Lehrstellen, zum anderen an der Zahl der jährlich vom ABB genehmigten Lehrverträge. Beide Werte erwiesen sich gemäss Kranz in den vergangenen zehn Jahren als relativ konstant.
Gefordert ist die Wirtschaft ob der unbesetzten Lehrstellen dennoch. Die LIHK und ihre Arbeitsgruppe Industrielehre (AGIL) setzt sich für attraktive Lehren,engagierte Berufsbildner und eine gute Bildung von Schülernein, streicht Brigitte Haas vor diesem Hintergrund heraus. Ivan Schurte wiederum sieht vorallem in der Harmonisierung von Marktangebot und Ausbildungswünschen einen wichtigen Ansatzpunkt: «Wir könnten sicher 100Lehrstellen als Kauffrau respektive Kaufmann besetzen, würden somit aber amWerkplatz vorbei rekrutieren. Stattdessen müssen wir die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes in die Schulen bringen und die Erfolgschancen aufzeigen.»
«100pro! Berufsbildung Liechtenstein» Gewinner auf beiden Seiten
SCHAAN Jeder Verbundlernende von «100pro!» hat die Möglichkeit die hausinterne Hausaufgaben-Lobby (HALO) zu besuchen.
Erreicht der Lernende mit der Unterstützung der HALO einen Notenschnitt von 5.0 oder mehr, werden dem Lernenden die ganzen Beiträge in bar zurückerstattet (von 4.5 bis 4.9 die Hälfte). Der Lernende Elias Stark besuchte im vergangenen Semester die HALO und erreichte einen Schnitt von über 5.0, somit bekam er den ganzen Betrag zurück. Leon Schädler und Julian Burgmeier erhielten je die Hälfte. Das Foto zeigt (von links) Alessio Haas (Verbundberater «100pro! Berufsbildung Liechtenstein» der Wirtschaftskammer), HALO-Administratorin Elena Patsch, Elias Stark, Leon Schädler und Julian Burgmeier.
Lagerabschluss mit Video-Premiere
Am Dienstag fand die Abschlussveranstaltung des «Lernenden-Lagers» der Wirtschaftskammer Liechtenstein im TAKino in Schaan statt.
Im Oktober 2018 machten sich 21 Lernende unter der Leitung von Ivan Schurte, Cassandra Senti und Alessio Haas auf den Weg nach Alma Vii in Rumänien. Dort halfen sie beim Wiederaufbau und bei der Renovierung einer alten Schmiede und Schreinerei. Die Lernenden haben in dieser Woche sehr viel geleistet und auch viel über das Leben in Rumänien gelernt. Als krönender Abschluss für dieses einzigartige Lager fand am Dienstag um 18.30 Uhr die offizielle Abschlussveranstalltung des Lagers im TAKino in Schaan statt. Eigens für die Veranstaltung reiste die Präsidentin des Mihai Eminescu Trust, Caroline Fernolend, aus Rumänien an. Die Verbundlernenden, die Verbundbetriebe, Sponsoren, Gönner und das Präsidium der Wirtschaftskammer Liechtenstein waren gespannt auf den Rückblick auf das Lernenden-Lager 2018 sowie die Premiere des Lagervideos von Emilio Lingg. Rainer Ritter, Präsident der Wirtschaftskammer Liechtenstein, begrüsste alle Gäste und bedankte sich für ihr Erscheinen. Anschliessend führte Ivan Schurte, Bereichsleiter «100pro!», durch den Abend. Der Höhepunkt war dann die Präsentation des Lagervideos und die Übergabe der Fotoalben an die Lernenden und Gönner. Im Anschluss wurde an einem Apéro riche auf das erfolgreiche Projekt angestossen. Das Lager wurde durch die Hand in Hand Stiftung, die Zukunftsstiftung der Landesbank sowie die Frickbau AG unterstützt.
Hoffnung für ein ganzes Dorf
21 Lernende sind im Herbst 2018 nach Rumänien gereist, um dort in einem 350-Seelen-Dorf eine Schreinerei umzubauen. Gestern wurde der Projektfilm gezeigt.
Vergangenes Jahr reisten 19 Lernende von «100pro! berufsbildung liechtenstein» mit Verstärkung zweier Maurerlehrlinge der Frickbau AG nach Alma Vii, Rumänien. Dort brachten sie innert einer Woche eine heruntergekommene Schreinerei in Schuss und richteten nebenbei ein Fussballfeld für die jungen Rumänen aus dem kleinen Dorf her. Gestern erhielten alle Interessierten in Form eines Filmes einen Einblick in ihr Abenteuer.
Mit dem Umbau neuen Mut gemacht
«Es ist unglaublich, was wir in dieser kurzen Zeit geschaffen haben», sagte der Lernende Emilio Lingg. Er war es auch, der den rund 30-minütigen Film über dieses «einmalige Erlebnis» zusammengeschnitten hat, der gestern im Takino in Schaan vorgestellt wurde. An dieser Lagerfilmpremiere kamen die Lernenden wie auch ihre Begleiter Ivan Schurte, Cassandra Senti und Alessio Haas wieder zusammen, um das Erlebte Revue passieren zu lassen.
Die renovierte Schreinerei gehört nun einem Roma namens Ciprian. Er sei eigentlich Tischler, musste aber in Westeuropa als Altenpfleger arbeiten, um seine Familie ernähren zu können, erklärte Caroline Fernolend, Präsidentin des Mihai Eminescu Trust und Kooperationspartnerin des Projekts. Sie war extra aus Rumänien angereist, um bei der Premiere dabei sein zu können und offenbarte, dass sie zu Beginn des Projekts nicht damit gerechnet hätte, dass die Liechtensteiner tatsächlich nach Rumänien reisen würden. «Dank ihres Einsatzes kann Ciprian für die anderen Bewohner des Dorfes Fenster, Türen und Tore anfertigen und ist gleichzeitig zu Hause bei seinem Kind», so Fernolend. Die Arbeiten der Jugendlichen hätten ihr Mut gemacht, selbst Initiative zu ergreifen.
Ratsam, sich schon jetzt für die nächsten FITNA-Tage anzumelden
Die Arbeitsgruppe Förderung der Interessen für Technik und Naturwissenschaft bei Jugendlichen, FITNA, bietet mit zahlreichen regionalen Firmen Schülern die einmalige Möglichkeit, in die Welt von Technik und Naturwissenschaften einzutauchen.
In Workshops an drei Mittwoch-nachmittagen können Jugendliche aus der Region Sarganserland-Werdenberg und dem Fürstentum Liechtenstein Werkstätten sowie Labors besuchen und selber kleine Projekte erarbeiten. Anmeldungen für die nächste Ausgabe der Techniktage im Frühjahr 2019 werden ab sofort entgegen genommen.
Die Arbeitsgruppe FITNA wird geleitet vom Gamser Gemeindepräsident Fredy Schöb. Weiter nehmen Vertreter von Firmen, Berufsberatungen Sarganserland und Liechtenstein, Gewerbliche Industrie Liechtenstein, Schule Liechtenstein sowie der Region Sarganserland-Werdenberg Einsitz. Initiiert wurde das Projekt von Sepp Dietrich, ehemaliger Rektor der Kantonsschule Sargans, mit dem Ziel, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken und Jugendlichen bei der Berufsfindung zu helfen.
Bei der achten Ausgabe der Techniktage im März 2019 bieten 32 teilnehmende Firmen Workshops an, an denen beispielsweise gelötet, geschraubt, gefräst oder programmiert werden kann. Jede/-r Jugendliche besucht im Rahmen der Techniktage drei Workshops und erhält damit verschiedene Eindrücke und Erfahrungen. Das Angebot ist für Schüler von der 6. Klasse bis zur 2. Oberstufe (Schweiz) beziehungsweise von der 1. bis 3. Sekundarstufe (Liechtenstein) gedacht. Im Vordergrund der Workshops steht das Selbermachen, wodurch das Interesse an Mechanik/Technik, Elektronik/IT sowie Chemie/Labor geweckt werden soll.
Die bisherigen Ausgaben der Techniktage waren jeweils ausgebucht und die Rückmeldungen sehr erfreulich. Erstmals erhobene Rückmeldungen seitens Eltern zeigten ein ebenso positives Bild – das Angebot wird sehr geschätzt, da es den Jugendlichen verschiedene Berufsmöglichkeiten aufzeigt und einen Einblick in echte Werkstätten bietet.
Die nächsten FITNA-Techniktage finden am 13., 20. und 27. März 2019 (jeweils Mittwochnachmittags) statt. 32 regionale Firmen bieten total 264 Workshop-Plätze an und öffnen dazu die Türen zu den Werkstätten und Labors. (eps)
«100pro!»-Soziallager in Rumänien
Die «100pro!»-Lernenden und zwei Lernende der Frickbau AG unter der Leitung von Ivan Schurte, Cassandra Senti und Alessio Haas waren vom 7. bis 14. Oktober in Rumänien.
Der Auftrag war, gemeinsam die Gebäudehülle und den Innenausbau einer Schreinerei sowie einer Schmiede instand zu setzen. Hinzu kam die Erstellung eines Fussballplatzes für die Jugendlichen.
Am Sonntag reisten die Lernenden mit Alessio Haas von Schaan über München nach Sibiu. Mit zwei Bussen ging die Reise weiter in das rund 50 Kilometer entfernte Dorf Alma Vii. Die Lagertruppe wurde vor Ort von Cassandra Senti und Ivan Schurte in Empfang genommen. Keiner war sich bewusst, was es heisst, ohne Netzabdeckung, Fernsehen oder sonstigen digitalen Medien zu leben, jedoch hat man sich schnell daran gewöhnt.
Nach einer Stärkung wurden die Einsatzorte besichtigt und besprochen. Vom Montag bis am Donnerstag machten sich die Lernenden an die Arbeit. Es war erstaunlich, was die ganze Truppe in dieser Zeit leistete: Innenausbau der Schmiede und der Schreinerei, Sickerleitung rund um das Gebäude, Aussenfassade instand gesetzt, Fussballtore erstellt, Fussballplatz abgegrenzt sowie die ganzen Maschinen zusammengebaut.
Teamgeist weiterentwickelt
Die Entdigitalisierung, die gemeinsamen Arbeiten und die gemeinsame Zeit haben zu einem wichtigen Ziel geführt: «1, 2, 3 Team!»; der Teamgeist wurde weiterentwickelt und hat alle näher zusammengeführt. Die Kultur der Rumänen auf dem Land haben alle kennen- und die Küche schätzen gelernt.
Am Freitag besuchte der Vereinsvorstand der Wirtschaftskammer das Dorf, in dem die Lernenden nun eine Woche gelebt hatten. Rainer Ritter bedankte sich bei allen für den Einsatz. Nebst dem Vorstand waren auch die rumänischen Medien von der Arbeit sehr positiv angetan.
In circa einem halben Jahr wird die Nachhaltigkeit nochmals geprüft, indem eine kleine Gruppe nochmals nach Alma Vii reist, um den Schreiner zu besuchen. Der Abschluss des Projektes wird an der Lagerfilmpremiere sein.
Im Zeichen der internationalen Vernetzung
Ende September besuchte eine Liechtensteiner Delegation die EuroSkills in Budapest. Die Visitie in Ungarn diente auch der internationalen Vernetzung. Daneben war spannend zu sehen, welche Herausforderungen in Zukunft auf Liechtenstein zukommen.
Die offizielle Aufnahme von WorldSkills Liechtenstein in EuroSkills ist für Juni 2019 anlässlich der Generalversammlung in Riga vorgesehen. Um sich heute schon ein Bild von den Anforderungen und Leistungsstandards zu machen, besuchte eine Liechtensteiner Delegation die 6. EuroSkills, die vom 26. bis 28. September in Budapest stattfanden. Die Visite in Ungarn diente auch der internationalen Vernetzung.
«WorldSkills und EuroSkills ergänzen sich optimal»
Die Präsidentin von WorldSkills Europe, Dita Traidas, zeigte sich begeistert, dass unter ihrer Präsidentschaft das Fürstentum Liechtenstein neues Mitglied bei WorldSkills Europe – EuroSkills – wird. Stefan Sohler, der Offizielle Delegierte von WorldSkills Liechtenstein, sowie der Technische Delegierte Reto Blumenthal betonten beim Treffen anlässlich der EuroSkills in Budapest die Motivation für die Aufnahme: «Wie wichtig die Mitgliedschaft bei EuroSkills für den Austausch und die Wettbewerbsfähigkeit ist, drückt sich darin aus, dass fast das gesamte Führungsgremium von WorldSkills International vor Ort ist. Das Leistungsniveau ist sehr hoch und für Liechtenstein ergeben sich für die Zukunft völlig neue Chance n. WorldSkills und EuroSkills ergänzen sich optimal.» Die nächsten EuroSkills finden im Jahr 2020 in Graz statt, wo WorldSkills Liechtenstein erstmals aktiv in den Wettkampf um die Europameistertitel eingreifen wird.
Austausch über die Zukunft
Begleitet wurden Sohler und Blumenthal in Ungarn vom VET-Excellence-Team aus Liechtenstein. VET-Excellence ist ein Erasmus+-Projekt des Fördervereins WorldSkills Liechtenstein, welches den internationalen Expertenaustausch in der Berufsbildung fördert und so exzellente Ideen nach Liechtenstein bringen will. Als Vertreter des VET-Excellence-Teams besuchten die vier ehemaligen WorldSkills-Teilnehmer Deborah Bärtsch, Larklind Cerkezi, Markus Kieber und Rainer Schädler sowie Ivan Schurte als Bereichsleiter von 100pro! die EuroSkills.
Sie machten sich vor Ort ein Bild von der Entwicklung der Berufe und stärkten in zahlreichen Treffen auch die internationale Vernetzung. Dabei ging es um einen zielgerichteten Wissensaustausch und um Trainingsmöglichkeiten für Lernende und Berufsbildner. Die
VET-Excellence-Experten waren von den Leistungen der jungen Berufsleute an den EuroSkills ebenso beeindruckt wie von den Leistungen des Erasmus+-Projektes.
Auf Initiative der Schweizer Delegierten von SwissSkills trafen sich am Rande der EuroSkills Vertreter der sechs deutschsprachigen Mitgliedsländer bei WorldSkills International, darunter auch Liechtensteins Vertreter Stefan Sohler und Reto Blumenthal. Ziel des Austauschs war, das enorme Wachstum von WorldSkills und dessen Auswirkungen auf die Durchführung und Qualität künftiger Wettbewerbe zu diskutieren. Das Wachstum der vergangenen Jahre war enorm, weshalb jetzt Massnahmen gesetzt werden müssen, damit die Durchführung der Berufsmeisterschaften auch künftig auf bestehenden Infrastrukturen realisiert werden kann.
Arbeitstreffen des Geberkomitees für duale Berufsbildung in Schaan
Das internationale Intresse an der dualen Berufsbildung ist hoch. Sie wird als ein Modell mit grossem Potential zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und des Fachkräftemangels verstanden.
Dementsprechend hat die Unterstützung für die (duale) Berufsbildung in den letzten Jahren nochmals an Bedeutung für die Entwicklungszusammenarbeit gewonnen. Die staatlichen Entwicklungsorganisationen der vier Kernländer der dualen Berufsbildung, also die Austrian Development Agency (ADA), das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der Liechtensteinische Entwicklungsdienst (LED) haben das Geberkomitee für duale Berufsbildung (DC dVET) gegründet und im Jahr 2016 offiziell lanciert. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Erfahrungen und Expertisen der vier Länder zu nutzen und die Integration zentraler Elemente und Prinzipien der dualen Berufsbildung in der Entwicklungszusammenarbeit zu fördern. Weitere Informationen dazu sind im Internet auf www.dcdualvet.org zu finden. Am 17. und 18. September tagte das Komitee in Liechtenstein. Der Austausch zwischen den vier Mitgliederorganisationen ist ein wichtiger Aspekt. Er fördert ein gemeinsames Themenverständnis und ermöglicht Synergien zur Koordination und Kooperation. In den letzten zwei Jahren wurden u. a. erste Fachpublikationen erarbeitet und regionale Workshops in Tirana (Albanien) und in Ouagadougou (Burkina Faso) organisiert, um direkte Unterstützung für die Projekte zu leisten und neue Zusammenarbeitsformen zu identifizieren. Im Rahmen eines Workshops in der Republik Moldau im Juni 2018 wurden einerseits die Herausforderungen und Chancen der dualen Berufsbildung gemeinsam mit lokalen Akteuren besprochen und andererseits die Position der vier Geber zu zentralen Fragen abgestimmt und für noch mehr Wirkung gemeinsame Aktivitäten definiert. Davon profitieren auch die Projekte des LED in Moldau. Das Treffen war auch Gelegenheit, um die liechtensteinischen Akteure der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit, Berufsbildung und Wirtschaft über die Aktivitäten des Geberkomitees zu informieren, Kontakte zu vermitteln und mögliche Anknüpfungspunkte zu finden. Nebst dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten nahmen die Industrie- und Handelskammer, die Wirtschaftskammer, die Agentur für internationale Bildungsangelegenheiten sowie das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung teil.
Lernende engagieren sich in Rumänien
Am Lihga-Gemeinschaftsstand der Wirtschaftskammer und der Landesbank wurden am Freitag 20 100pro! Lernende, drei Begleiter und zwei Maurer-Lernende als fachliche Unterstützung in das Lernendenlager nach Rumänien verabschiedet. Im Rahmen dieses Lagers werden sie innerhalb des «The Whole Village Projects» zusammen mit Handwerkern aus dem Dorf Alma Vii und der Umgebung Fassaden restaurieren, Reparaturen am Gebäude der Dorftischlerei und -schmiede durchführen, Fensterläden, Türen, Tore und Böden reparieren sowie mit Jugendlichen aus dem Dorf einen Fussballplatz erstellen.
Gruppenbildung durch soziales Engagement
Eine Delegation der Berufsbildung «100pro!» reist im Oktober nach Rumänien für ein gemeinnütziges Projekt. Eine Woche lang packen die Lernenden in einer Roma-Siedlung an. Heute Abend werden sie an der Lihga verabschiedet.
Es ist eine besondere Gegend, in der das diesjährige Lernendenlager von «100pro!» stattfindet. In Alma Vii fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Holz und Heu werden von Pferden gezogen. Es gibt weder Mobilfunk-noch Internetempfang im Dorf. Die 20 Lernenden aus Liechtenstein freuen sich auf die Erfahrung, zu der sie am 7. Oktober mit dem Flugzeug aufbrechen. Begleitet werden sie von drei Betreuern und zwei Maurern, die in Ausbildung bei der Frickbau AG sind. Seit rund einem Jahr stecken die Betreuer in den Vorbereitungen. Projektleiter Ivan Schurte, der schon seit 20 Jahren solche Lernendenlager organisiert, kann die Reise nach Rumänien kaum erwarten: «Es ist eine andere Welt, in die wir aufbrechen.» Die Lernenden sollen während der Woche zusammenwachsen, indem sie ein soziales Projekt unterstützen. «Bei unseren Lagern geht das Hand in Hand».
Lebensqualität in Siebenbürgen verbessern
Seit 2015 organisiert «100pro!» jedes Jahr ein Lernendenlager mit sozialem Konzept. Vergangenes Jahr hat man in Graubünden die Jungwaldpflege unterstützt. Davor lautete das Motto «Made in Liechtenstein». Bislang hat es stets in der näheren Region stattgefunden. Nun geht es zum ersten Mal weiter weg. Das Lager in Rumänien wird hauptsächlich über eine Liechtensteiner Stiftung und eine Bank finanziert. Für den Restkommen die Lehrbetriebe auf. Die Wirtschaftskammer übernimmt die Schirmherrschaft. Der Kontakt zum Projektpartner Mihai Eminescu Trust ist entstanden, als sich das Präsidium in Rumänien mit Handelspartnern getroffen hat. Die gemeinnützige Organisation unterstützt mit ihrem «The Whole Village Project» die traditionellen Gemeinden Siebenbürgens. Es soll die Lebensbedingungen auf dem Land durch eine Konservierung des Kultur- und Naturerbes verbessern.
Viele Arbeiten zu erledigen
Übernachten werden die Lernenden bei Gastfamilien. Abseits der Arbeitseinsätze erhalten sie einen Einblick in das traditionelle Handwerk sowie die kulturelle Vielfalt Siebenbürgens. Hierfür werden ein Köhler, eine Angus-Beef-Farm und die nahgelegene Stadt Sibiu besucht. Eine Herausforderung stellt die Kommunikation dar, denn die Roma haben ihre eigene Sprache. Ein deutscher Zimmermann, der sich vor Ort sesshaft gemacht hat, wird das Projekt als Experte betreuen und vermittelt sprachlich. Die Betreuer haben ihn kennengelernt, als sie vergangenen Herbst die Region auskundschafteten. Für ihren Aufenthalt in Rumänien haben sich die Lernenden viel vorgenommen. Eine alte Tischlerei und Schmiede müssen für die Roma-Siedlung auf Vordermann gebracht werden. Ausserdem soll ein Fussballplatz errichtet werden, damit die Jugendlichen einen Treffpunkt erhalten. Zu den Aufgaben gehören: neue Böden legen, Fensterläden einsetzen, die Fassaden richten, Abwasserrinnen montieren und alles einbruchsicher machen. Viele der Lernenden – die Zimmermänner ausgenommen – agieren ausserhalb ihres Berufes, sammeln als Hilfsarbeiter neue Erfahrungen. Die Wirtschaftskammer stellt dem Projekt zusätzlich neue Maschinen zur Verfügung, die in den Einzelunternehmen zu installieren sind. Als Ziel haben sich die Lernenden gesetzt, dass die Betriebe nach der Woche ihre Arbeit aufnehmen können. «In Alma Vii gibt es reichlich zu tun. Wir stellen den Roma viele fleissige Hände zur Verfügung. Langweilig wird uns sicher nicht», freut sich Projektleiter Ivan Schurte.
Gipfeltreffen – Lehrstellen-Familyday
Am Samstag lancierte «100pro! Berufsbildung Liechtenstein» die Rekrutierungsphase für die Lehrstellenausschreibung 2019.
Dazu waren Eltern, Lehrer und Schüler eingeladen. Mit Gipfeli, Kaffee und Orangensaft wurden die Gäste um 9.30 Uhr in Empfang genommen. Anschliessend folgte eine Begrüssung durch Ivan Schurte. Er erklärte den Teilnehmern den Aufbau des aufgebauten Marktplatzes und wie sich die 35 Lehrstellen auf die Produkte von «100pro!» verteilen. Die 70 interessierten Gäste hatten anschliessend die Möglichkeit, sich in einem direkten Gespräch mit den Verantwortlichen und Lernenden zu unterhalten.
Einblick in einen Beruf gewinnen
Manchmal ist es gar nicht so einfach herauszufinden, welcher Beruf zu einem passt und welche Ausbildung interessant ist. Beratungsgespräche und Schnuppertage können eine Hilfestellung bieten, um sich ein Bild vom jeweiligen Beruf zu machen.
Mit dem Eintritt in das letzte Schuljahr und dem folgenden Ende der Schulzeit beginnt für Jugendliche ein neuer Lebensabschnitt. Bis dahin wusste jeder, was auf ihn zukommt und wie es weitergehen wird. Das ist jetzt anders. Bereits während des letzten Schuljahres muss sich jeder Schüler Gedanken darüber machen, welchen Berufsweg er einschlagen möchte, welche Ausbildung auf die Schule folgen soll und wie die nächsten Wochen, Monate und Jahre aussehen sollen. Das ist sehr spannend, kann aber auch beängstigend und herausfordernd sein. Denn wer weiss schon, was er in 10 Jahren machen möchte? Aber genau darum geht es- sich Gedanken darüber zu machen, was einem Spass macht, interessiert und was auch in einigen Jahren noch spannend sein kann.
Berufsberatung als erste Anlaufstelle
Einfach so finden nur die wenigsten ihren Traumjob – ihre Passion. Oft ist es notwendig, sich einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen und dann gezielt mit einem Ausschlussverfahren die passende Option zu suchen. Wer gar keine Ahnung hat, wie es nach der Schule weitergehen soll, muss sich nicht verloren fühlen. Es gibt etliche Möglichkeiten und Hilfestellen, die einem bei der Entscheidung weiterhelfen können. Dazu gehört beispielsweise eine Berufsberatung. Dabei werden die Stärken und Interessen einer Person analysiert und anschliessend von erfahrenen Beratern ausgewertet. Oft zeigt sich dabei bereits eine Tendenz oder eine Berufsrichtung, die einer Person liegen könnte. Ansonsten können die Experten sicherlich einige Tipps und Informationen geben, die als weitere Entscheidungshilfe dienen. Auch an Schulen gibt es oft Experten, die sich mit dieser Thematik beschäftigt haben und ihren Schülern wichtige Hinweise oder Hilfestellungen anbieten können.
Schnuppern bietet einen guten Einblick
In der Theorie sehen Berufe oft anders aus, als sie in Wirklichkeit sind. Deswegen ist es besonders wichtig, sich einen genauen Einblick in die entsprechenden Berufssparten zu verschaffen.
In Liechtenstein und der Region gibt es zahlreiche interessante Unternehmen, die Jugendliche in den unterschiedlichsten Berufen ausbilden. Vielen von ihnen bieten auch sogenannte Schnuppertage an. Das sind Tage, an denen interessierte Jugendliche in den Betrieb hineinschauen dürfen, mit erfahrenen Mitarbeitern mitgehen und einen Beruf in der Praxis erleben können. Ausserdem dient so ein Tag natürlich auch als Fragestunde – alle Unklarheiten und Anliegen werden von den Betreuern beantwortet, sodass die Jugendlichen nach dem Schnuppertag eine genaue Vorstellung davon haben, was bei einer Ausbildung auf sie zukommt.
Ganz wichtig ist dabei, dass die Schnuppernden einen guten Eindruck bei den Unternehmen und Mitarbeitern hinterlassen. Denn im besten Fall ist der Schnuppertag die Eintrittskarte für eine spätere Ausbildung. Dabei achten die Unternehmen natürlich darauf, wie sich jemand präsentiert, ob derjenige pünktlich, höflich, engagiert und interessiert ist. Das bedeutet, die richtige Kleidung auszuwählen und sich auch vorab über das Unternehmen zu informieren. Es macht immer einen guten Eindruck, wenn der Schnuppernde bereits einiges Hintergrundwissen über eine Firma hat und nicht komplett unwissend zum Schnuppertag erscheint.
An Veranstaltungen informieren
Eine weitere Möglichkeit, sich über die Unternehmensvielfalt in der Region zu informieren, bietet die Lihga- die Liechtensteinische Industrie-, Handels- und Gewerbeausstellung Anfang September. Dort präsentieren sich viele Unternehmen, zeigen, in welchen Sparten sie tätig sind und worauf sie sich konzentrieren. Die Mitarbeitenden an der Messe können Interessierten ebenfalls einen groben Überblick über mögliche Ausbildungen geben und helfen im Zweifel mit nötigen Kontaktinformationen weiter.
Ausserdem stehen im September zum vierten Mal die nextstep Infotage im SAL in Schaan an. Am 21. und 22. September können sich Schüler, Maturanden, Lernende, Eltern, Lehrpersonen, Erwachsene, Berufsbildner sowie Unternehmen einen Überblick über die verschiedenen Bildungswege in der Region machen. Die Infotage sind also die ideale Möglichkeit, sich zu informieren und in lockerer Atmosphäre mit den verantwortlichen Berufsausbildnern in Kontakt zu treten. Jeder, der noch unentschlossen ist, sollte sich deshalb diese zwei Tage im Kalender markieren und in Schaan vorbeischauen.
Alles Wichtige und viele Infos auf einen Blick
Am 11. September erscheint zudem noch das Berufswahl-Magazin des Vaduzer Medienhauses. Darin sind wie jedes Jahr alle offenen Lehrstellen der Region aufgelistet. Das Magazin gibt einen guten Überblick über die unterschiedlichen Berufssparten und Ausbildungsmöglichkeiten. Ausserdem werden einige Berufe in kurzen Porträts vorgestellt und Lehrlinge der jeweiligen Berufe erzählen, was die Herausforderungen im Job sind, was sie besonders interessiert und wieso sie sich für diesen Beruf entschieden haben. So können potenzielle Lehrlinge aus erster Hand erfahren, wie eine bestimmte Ausbildung aussieht und merken vielleicht, ob dieser Beruf sie anspricht oder eben nicht.
Gemeinden einbeziehen
«Es braucht also sicher noch einige Überlegungen und die Bereitschaft, innovativ zu denken.
Vielleicht wäre es sinnvoll, auch die Gemeinden in die Finanzierungsüberlegungen mit einzubeziehen.» Innovative Lösungen sowie die kurzen Wege im Land könnten es laut dem Erbprinzen auch kleineren Unternehmern erleichtern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern: «So hat zum Beispiel die Wirtschaftskammer vor einiger Zeit bei den Lehrlingen die Verbundausbildung eingeführt. Möglicherweise könnten ähnliche Ansätze auch bei einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfolgreich sein.» Es gehe aber nicht nur um die finanzielle Wertschätzung, betonte der Erbprinz: «Wichtig wäre auch, bei den Unternehmen eine Kultur zu etablieren, dass die Eltern eine Verbindung zum Berufsleben bewahren können und sich das Nutzen von Teilzeitangeboten nicht negativ auf die Karrieremöglichkeiten auswirkt.»
«100pro!» Sieben Verbundlernende starten in ihre Ausbildung
Am Montag war es endlich so weit: Sieben neue Lernende starteten ihre Ausbildung bei «100pro! Berufsbildung Liechtenstein».
Um 8 Uhr trafen sich alle in der Wirtschaftskammer. Nach der Begrüssung durch Ivan Schurte wurden die Jugendlichen in die Abläufe der Verbundausbildung eingeführt. Alessio Haas erklärte nochmals die Vorteile der Verbundausbildung und welche Türen für Lernende während bzw. nach der Lehre offenstehen. Nach einem intensiven Morgen genossen alle gemeinsam das Mittagessen. Nach der Mittagspause wurden die Lernenden in die Verbundbetriebe gebracht, wo sie dann mit den Arbeiten starteten.
«100pro!» erneut ausgezeichnet
Die Wirtschaftskammer Liechtenstein wurde mit «100pro! Berufsbildung Liechtenstein» zum zweiten Mal von «great place to start» ausgezeichnet.
Damit zählt «100pro!» zu den «Besten Lehrbetrieben der Schweiz 2018». «Wir konnten uns im Vergleich zum vergangenen Jahr erneut steigern und sind stolz darauf», betont die Wirtschaftskammer in ihrer Aussendung. Zu den besten Lehrbetrieben in der Schweiz zählen ausserdem der Discounter Lidl und das Technologieunternehmen Schurter.
Lehrlingen stehen heute alle Türen offen
Beim 6. Unternehmertreffen in Triesen diskutierten Brigitte Haas und Ivan Schurte über den Vorteil des dualen Ausbildungswegs. Thomas Berner zeigte in seinem Vortrag auf, wie Mitarbeitende heute gewonnen und ans Unternehmen gebunden werden.
«Wer nur für den Lohn kommt, der geht auch wieder für den Lohn», führte Peter Kindle, Leiter Kommunikation bei der Gemeinde Triesen, in seinen Begrüssungsworten zum 6. Triesner Unternehmertreffen gestern Abend im Gasometer in Triesen aus. Zahlreiche Unternehmer folgten der Einladung zum Anlass, der ganz im Zeichen des Personalmanagements stand. Im ersten Teil des Abends diskutierte Brigitte Haas, stellvertretende Geschäftsführerin der Liechtensteiner Industrie- und Handelskammer (LIHK), und Ivan Schurte, Leiter des erfolgreichen Lehrlingsprojektes 100pro! der Wirtschaftskammer Liechtenstein, über die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten bei der dualen Ausbildung. Im Fürstentum Liechtenstein hat die Maturität einen sehr hohen Stellenwert, obwohl mit einer dualen Ausbildung, d. h., Praxis und Theorie, ebenfalls alle Chefetagen in Unternehmungen erklommen werden können. Brigitte Haas führte aus, dass in der heutigen Zeit nicht mehr gesagt werden könne, ob das absolvieren einer Lehre oder einer Maturität besser sei. Wichtig sei, dass der Jugendliche ins Zentrum gestellt werden müsse und die Ausbildung entsprechend den Fähigkeiten und dem Willen dessen erfolgen sollte.
Ivan Schurte wies auf Möglichkeiten wie die Berufsmittelschule oder nach der Lehre Fachhochschulen hin, die einem dann auch die Tore in höhere Chefetagen öffnen würden. Zahlreiche Unternehmer oder Wirtschaftskapitäne haben ihre Chefpositionen auch ohne Maturität erreicht. Es wurde darauf hingewiesen, dass seitens der LIHK und der Wirtschaftskammer vieles unternommen werde, um jungen Leuten eine duale Ausbildung schmackhaft zu machen. Der Berufscheck, Minischnupperlehren, Mint, Peppermint und Agil seien einige der wichtigsten Projekte, die helfen, den richtigen Bildungsweg zu finden.
Wichtig sei aber immer, so Brigitte Haas und Ivan Schurte, dass bei den angehenden Berufsleuten der Wille und das Interesse vorhanden sein müssen. Sie empfahlen den anwesenden Unternehmern, auch ihr Herzblut für die duale Ausbildung und den zu erlernenden Beruf an die Lernenden zu übertragen und diese zu begeistern.
Der HR-Experte, Dozent und Coach Thomas Berner, referierte im zweiten Teil des Unternehmertreffens zum Thema «Mitarbeitende gewinnen und binden». Er zeigte auf, dass sich im HR-Bereich so ziemlich alles in den letzten Jahren geändert hat. Bewerbungen erfolgen praktisch ausschliesslich elektronisch und die Bewerber suchen ihre neue Herausforderung nur noch im Internet oder über ein Personalbüro. Dabei durchstöbern die Bewerber kurz auf dem Heimweg die entsprechenden Portale und senden ihren Lebenslauf mal eben an eine Firma, während diese nur Bewerber kontaktiert, die überhaupt infrage kommen. Erfolglose Bewerbungen werden gleich gelöscht oder Bewerber elektronisch zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Da das Finden eines Jobs übers Internet effizienter ist, muss eine Firma auch grösseren Aufwand betreiben, um gute Mitarbeiter halten zu können bzw. diese an den Betrieb zu «binden». Dies könne nur dann erreicht werden, wenn der Mitarbeiter auch spürt, dass er im Unternehmen geschätzt wird. Ein gutes Arbeitsklima und Arbeitsumfeld sowie eine zeitgemässe Entlöhnung werden dafür sorgen, dass der Mitarbeiter dem Unternehmen lange erhalten bleibt.
Mehrheit der Jugendlichen möchte in eine Berufslehre
Die Jugendlichen in der Schweiz interessieren sich auf das Ende ihrer obligatorischen Schulzeit hin mehrheitlich für eine Berufslehre. Fast ein Drittel möchte die Matura machen, wie erstmals erhobene Daten zu den Bildungsentscheiden ergaben.
Im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) erhob gfs.bern in einem «Nahtstellenbarometer» die Bildungsentscheide von Jugendlichen am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit. Am Stichtag standen am 15. April 2018 rund 84 000 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren vor dem Ausbildungsjahr, wie das SBFI am Dienstag in einem Communiqué mitteilte. 59 Prozent wussten zu diesem Zeitpunkt, welchen Weg sie einschlagen werden oder sie hatten für das von ihnen gewählte Angebot schon eine Zusage. Hochgerechnet hätten sich 45 000 Jugendliche (53 Prozent) für eine Berufslehre interessiert, 26 500 (31 Prozent) für eine Maturität und 14 000 (16 Prozent) für ein Brückenangebot oder eine andere Zwischenlösung.
Situation einschätzen
Am Stichtag des «Nahtstellenbarometers» seien hochgerechnet rund 91 500 Lehrstellen angeboten worden. Davon waren 70 Prozent bereits vergeben. Für Land- und Forstwirtschaft, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie im Gesundheits- und Sozialwesen habe es fast keine freien Lehrstellen mehr gehabt. Dagegen hatte es noch Platz in den Branchen Handel, Erziehungen/Unterricht, Information/Kommunikation und Baugewerbe.
Diplomfeier Branchenkunde Treuhand
Vierzehn Lernende haben in diesem Jahr die von der Liechtensteinischen Treuhandkammer angebotene Kursreihe «Branchenkunde Treuhand» mit Erfolg abgeschlossen und durften anlässlich der Diplomfeier vom 22. Mai ihre Zertifikate von Roland Altmann, Stv. Geschäftsführer der Treuhandkammer, entgegennehmen. Die branchenspezifische Zusatzausbildung bietet den Lernenden eine wertvolle Ergänzung zur Lehre als Kaufmann/Kauffrau FZ.
Neben der praktischen Ausbildung der Lernenden in Treuhandunternehmen und der theoretischen Ausbildung an der Berufsfachschule vermittelt die Kursreihe der Liechtensteinischen Treuhandkammer treuhandspezifisches Wissen, unter anderem in den Bereichen Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Rechnungswesen sowie Nachfolgeregelung und bildet damit eine wesentliche Grundlage für die Übernahme von vielseitigen Aufgaben im Treuhandsektor. Nach ihrem Lehrabschluss sind die Absolventinnen und Absolventen unter anderem in der Treuhand-Sachbearbeitung und der Betreuung von Kunden tätig, viele nehmen Weiterbildungsmöglichkeiten wahr. Angesichts der Dynamik und Komplexität der Finanzdienstleistungsbranche kann die Bedeutung der Aus- und Weiterbildung nicht genug betont werden und ist eine zentrale und nachhaltige Investition in die Zukunft. Die Treuhandbranche leistet auch hier einen wesentlichen Beitrag. Auf dem Bild zusehen sind in der ersten Reihe von links: Joel Nigg (First Advisory Group), Diego Mazzini (Confida Holding AG), Severin Weibel (First Advisory Group), Elmaid Memeti (Revi-Trust Grant Thornton Advisory), Jessica Albrecht (Kaiser Partner Trust Services Anstalt), Noemi Kalberer (Euro Treuhand AG). In der zweiten Reihe von links: Tom Büchel (Confida Holding AG), Christopher Hilti (First Advisory Group), Nina Meier (First Advisory Group), Gian-Luca Kindli (Kaiser Partner Trust Services Anstalt), Christina Näscher (Kaiser Partner Trust Services Anstalt), Sabrije Arifi (ReviTrust Grant Thornton Advisory). In der dritten Reihe von links: Antonella Corrado (Allgemeines Treuunternehmen), Anja Demiri (Industrie- & Finanzkontor Etablissement), Roland Altmann (Stv. Geschäftsführer Liechtensteinische Treuhandkammer). (pd)
Zukunftsprognose fällt nüchtern aus
Allgegenwärtig Der Fachkräftemangel ist ein sich in weiten Teilen Europas ausbreitendes Phänomen, das auch vor Liechtenstein nicht Halt macht. Arbeitskräfte fehlen vor allem in Ingenieursberufen, in der Informatikbranche sowie im Bauhaupt- und Nebengewerbe.
Eine zunehmende Digitalisierung, die fehlende Attraktivität Liechtensteins, falsche Wertvorstellungen einzelner Berufe sowie die Durchlässigkeit des Weiterbildungssystems und der demografische Wandel haben in den vergangenen Jahren vor allem eines hervorgerufen: Den Fachkräftemangel in Liechtenstein, der sich in der heutigen Zeit besonders präsent zeigt.
Dass dieser Mangel auch in vielen weiteren Staaten Westeuropas allgegenwärtig ist, birgt für Liechtenstein eine weitere Herausforderung. Denn der Kleinstaat ist auf Grenzgänger und ausländische Arbeitskräfte tagtäglich angewiesen.
Branchen haben Mühe, Arbeitskräfte zu finden
«Im Moment haben wir den grössten Bedarf im Bauhauptund Nebengewerbe», sagt Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein. Kompetente Arbeitskräfte sind somit vor allem in den Bereichen des Hoch- und Tiefbaus, Elektro und Sanitär, wie auch im Beruf des Fliesenlegers und bei den Gebäudereinigern gefragt. «Neben den klassischen Berufen finden wir aber auch immer weniger gut ausgebildete Jugendliche in allen Mint-Bereichen», so Nigg. «Mint» steht hierbei als Abkür- zung für Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurswissenschaft sowie Technik. Wie Brigitte Haas, stellvertretende Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK), bestätigt, seien aus ihrer Sicht vor allem Ingenieursberufe und jene der Informatik schwierig zu besetzen. «Aus diesem Grund ist uns unser Experimentierlabor wieder wichtiger geworden, um Jugendliche für diese Berufsfelder begeistern zu können», erklärt Haas weiter.
Nachdem die LIHK feststellte, dass das Experimentierlabor an den Schulen zu wenig zur Kenntnis genommen wurde, rückte es wieder vermehrt in den Fokus. «Diese Investition zahlt sich allmählich aus. Ein Trend in Richtung der Mint-Berufe lässt sich klar feststellen. Bis dieser in Bezug auf den Fachkräftemangel aber greifen kann, müssen wir uns noch eine Weile gedulden», so die stellvertretende Geschäftsführerin der LIHK.
Frauenmangel allmählich behoben
In den vom Fachkräftemangel am stärksten betroffenen Branchen lag für lange Zeit auch ein Mangel an Frauen vor. «Mittlerweile sehen wir Frauen aber in praktisch allen Branchen», sagt Nigg. Laut Haas könnten es aber durchaus noch mehr sein. Hierfür müsse jedoch ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden: «Die typischen Männer- und Frauenberufe sollte es in unseren Köpfen gar nicht erst geben», verdeutlicht die Expertin.
Ein weiteres Problem in Bezug auf den Frauenmangel in gewissen Branchen sieht die Wirtschaftskammer in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. «Wir müssen daher Konzepte entwickeln, um das zum Teil brachliegende Potenzial von bestausgebildeten Frauen wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern», ergänzt der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein.
Weiterbildungen sind gefragt
Um diesem Fachkräftemangel wirkungsvoll entgegentreten zu können, sind sich LIHK und Wirtschaftskammer einig, dass in Ausund Weiterbildungen investiert werden muss. «Bestehende Mitarbeiter müssen motiviert werden, sich ständig weiterzubilden und auch offen für neue Technologien sein. Dies gilt auch für die Jugendlichen, die sich noch in der Ausbildung befinden», sagt Nigg. Aber auch die Arbeitgeber sollten bereit sein, dies aktiv zu fördern und teilweise auch zu finanzieren. Ausserdem soll die Gesellschaft fit gemacht werden, um auf die Digitalisierung und die damit verbundenen Weiterbildungsmöglichkeiten vorbereitet zu sein. «Denn immer mehr sind gut ausgebildete Fachkräfte gefragt, da auch die Ansprüche in der Berufswelt stetig steigen», so Haas.
In der nahen Zukunft wird die Situation weiterhin schwierig bleiben, sind sich beide Experten einig. Einerseits läge das daran, dass die geburtenschwachen Jahrgänge erst jetzt in der Wirtschaft spürbar werden, verdeutlicht der Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein. Andererseits können als weiteres Zeichen für die eher nüchterne Zukunftsprognose die Grenzgänger angesehen werden, ohne die der steigende Bedarf an Fachkräften sowie der wachsenden Beschäftigungszahlen in Liechtenstein nicht gedeckt werden können. «Diesem Trend ist entgegenzuhalten, weil wir damit Wertschöpfung und Kaufkraft ins Ausland exportieren», erklärt Nigg.
In Bezug auf ausländische Arbeitskräfte ergibt sich zudem die Problematik, dass die meisten westeuropäischen Staaten mit demselben Fachkräftemangel konfrontiert sind. «Somit bräuchte Liechtenstein zusätzliche Anreize und müsste schlagkräftige Vorteile vorlegen, um ausländisches Fachpersonal für unser Land gewinnen zu können», so Haas abschliessend.
Lehrlingsmangel – ein akutes Problem
Die Zahl der Lehrbetriebe wie auch der Lehrlinge ist in Liechtenstein seit einiger Zeit massiv rückläufig.
Vor allem der Mangel an jungen Fachkräften stellt für die Wirtschaft ein Problem dar, das sich in den kommenden Jahren verschärfen wird.
Die Bildungsstatistik 2017 offenbart, dass die Zahl der Liechtensteiner Lehrbetriebe seit Beginn der Erhebung in den Jahren 2006/07 nie tiefer lag als zuletzt: Während vor 12 Jahren noch 389 Lehrbetriebe in Liechtenstein angesiedelt waren, verringerte sich die Anzahl im vergangenen Jahr auf 303 Betriebe, die Lehrlinge ausbildeten.
Dieser Rückgang hängt unter anderem mit der ebenfalls rückläufigen Zahl der Lehrlinge selbst zusammen. 2016/17 wurden mit 1120 Lernenden 2,7 Prozent weniger Lehrlinge registriert als im Vorjahr. Der fünfjährige Mittelwert seit 2012/13 der in Liechtenstein Lernenden liegt bei 1168 Lehrlingen. Vor allem dieser Abwärtstrend sorgt in der hiesigen Wirtschaft schon jetzt für massive Probleme, die sich künftig weiter zuspitzen werden.
Situation auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich
Die Gründe für den Rückgang an Lehrlingen in Liechtenstein zeigen sich vielfältig, weiss Ivan Schurte, Bereichsleiter 100pro! der Wirtschaftskammer Liechtenstein: «Es gibt verschiedene Faktoren, die darauf Einfluss nehmen. Die Quotenzahl über die Verteilung auf die Schulniveaus ist das eine, die demografische Entwicklung das andere.» Mit einem weiteren Blick auf die Bildungsstatistik 2017 zeigt sich tatsächlich, dass sich die Maturitätsquote im Vergleich zum Vorjahr um stolze 5,8 Prozent erhöhte. Auf den Maturaabschluss folgt üblicherweise der Übertritt an eine Universität, höhere Fachschule oder Hochschule, womit weitere Lehrstellen unbesetzt bleiben.
Laut der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) sei dieser Fachkräftemangel vor allem im technischen Bereichen spürbar, weshalb der Fokus der LIHK in der Förderung technischer Lehren liegt. Daher ist sie auch Träger des Experimentierlabors «pepperMINT». Nicht zuletzt wegen dieser Bemühungen war es der LIHK bisher möglich, rund 420 Lernende jährlich in den LIHK-Lehrbetrieben auszubilden. Des Weiteren setzt sich die LIHK bereits seit einiger Zeit wie auch künftig aktiv dafür ein, den Stellenwert der dualen Berufsausbildung weiterhin hochzuhalten. Dies versucht sie unter anderem auch mit der «Berufs Check-Woche», die vor rund zwei Wochen zum dritten Mal mit 250 Schülern und 70 Lehrbetrieben im Industriesektor durchgeführt wurde. «Gut ausgebildete junge Berufsleute sind das Grundgerüst unserer Wirtschaft», so die Auffassung der LIHK.
Doch genau diese hiesige Wirtschaft sieht sich durch die sinkende Anzahl Lehrlinge mit Problemen konfrontiert. Das kann auch Schurte bestätigen: «Es ist ein akutes Problem, welches sich noch verschärfen wird. Momentan gehen geburtenstarke Jahrgänge in Pension und wir können nicht im gleichen Mass Fachleute liefern. Somit verschärft sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt zunehmend.»
Jede Branche könnte vom Rückgang betroffen sein
Für den Experten der Wirtschaftskammer besteht überdies ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang an Lehrlingen mit jenem der Lehrbetriebe. «Ich denke, dass mehr Lehrstellen angeboten werden würden, wenn die Aussicht bestünde, Lernende zu finden», sagt Schurte. Dennoch gibt es zahlreiche weitere Gründe, weshalb die Anzahl Lehrbetriebe, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, in Liechtenstein stark abgenommen hat: Während langjährige Ausbildungsbetriebe mit wirtschaftlichen Problemen oder beispielsweise mit dem Finden eines Nachfolgers zu kämpfen hatten und weiterhin auch haben, sehen sich viele Jungbetriebe mit einer hohen Einstiegshürde in die Berufsbildung konfrontiert. Das liegt laut Schurte vor allem daran, dass diese Betriebe zu spezialisiert sind oder sich den «hohen administrativen Aufwand nicht antun wollen. Ein verschwindend kleiner Anteil ist auch auf die Verbundausbildung zurückzuführen.» Somit ist die Reduktion der Lehrbetriebe nicht in einer spezifischen Branche spürbar, sondern jede Unternehmung in jeder Branche könnte davon betroffen sein.
Der zunehmende Fachkräftemangel in Liechtenstein macht sich besonders in technischen Berufen bemerkbar.
Regierung korrigiert IT-Offensive
Wirtschaftsverbände und Parteien haben sich durchgesetzt: Die St. Galler Regierung sieht in der IT-Bildungsoffensive nun auch Geld für die Berufsbildung vor. Dafür streicht sie Beiträge für die Forschung.
Der Teufel steckt im Detail: Das musste auch die St. Galler Regierung erfahren, als sie im vergangenen Jahr den Entwurf für die Informatik-Bildungsoffensive in die Vernehmlassung gab. Das Projekt war grundsätzlich völlig unbestritten – doch die konkreten Inhalte gaben dann doch zu reden. Die Berufsbildung fehle in der Vorlage gänzlich, kritisierten die Industrie- und Handelskammer (IHK) St. Gallen-Appenzell und der St. Galler Gewerbeverband. Auch SVP, FDP und selbst die SP bemängelten, die Stossrichtung der Offensive sei «zu akademisch».
Nun hat die Regierung die Vorlage zuhanden des Kantonsrats verabschiedet – mit deutlichen Korrekturen. «Wir haben die Kritik ernst genommen», sagte Bildungschef Stefan Kölliker gestern vor den Medien. Die Offensive umfasst nun fünf statt vier inhaltliche Schwerpunkte (siehe Grafik); als neues Themengebiet ist die Berufsbildung hinzugekommen. Dort ist der Aufbau einer digitalen Plattform vorgesehen, die Schulen, Betriebe und Branchenverbände zusammenführen und ortsübergreifende Ausbildungen ermöglichen soll. Darin spiegelt sich eine Forderung, welche die IHK im vergangenen November lanciert hatte: Die Berufsbildung solle ihre Kompetenzen besser bündeln und nicht nach Schulstandorten getrennt arbeiten.
Es bleibt bei 75 Millionen Franken
Für den Schwerpunkt Berufsbildung sind 13,8 Millionen Franken vorgesehen. Im Gegenzug kürzte die Regierung beispielsweise Mittel, die für Forschung und Beratung auf Fachhochschulstufe eingeplant waren. Die Summe der Investitionen bleibt dieselbe: Der Sonderkredit, den die Regierung für die IT-Offensive beantragt, liegt weiterhin bei 75 Millionen Franken.
Die Bildungsoffensive berücksichtigt sämtliche Schulstufen. Damit habe das Projekt schweizweit Pioniercharakter, heisst es im Communiqué des Kantons. Gerade bei der Berufsbildung hat St. Gallen – falls die Offensive umgesetzt wird – die Nase vorn: Der Bund hat ebenfalls eine entsprechende Reform angekündigt, allerdings sind deren Inhalte noch unklar. Laut Kölliker ist daher eine Zusammenarbeit zwischen Kanton und Bund nicht ausgeschlossen. Ebenfalls denkbar sei eine Beteiligung anderer Kantone an der IT-Offensive, falls das von diesen gewünscht werde. «Wir haben das unseren Nachbarkantonen bereits signalisiert.»
Volksabstimmung im Februar 2019
Finanzchef Benedikt Würth betonte, die Offensive sei ein wichtiges Element in der Strategie des Kantons. «Es geht darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Attraktivität des Kantons als Wohn- und Arbeitsstandort zu stärken.» Heute habe St. Gallen rund eine halbe Million Einwohnerinnen und Einwohner, aber nur eine Viertelmillion Arbeitsplätze. Der Anteil Arbeitsplätze soll erhöht werden, auch mit günstigen Rahmenbedingungen für Firmen im Richtplan.
Bei der IT-Offensive ist allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. Das Parlament wird die Vorlage im Juni in erster Lesung beraten, die Volksabstimmung soll im Februar 2019 folgen. Stimmt das Volk zu, werden die 75 Millionen über einen Zeitraum von acht Jahren investiert. Im Schwerpunktbereich «Vernetzung von Bildung und Wirtschaft» hofft der Kanton zudem auf zusätzlich 15 Millionen Franken aus der Privatwirtschaft.
Die Lehrlinge gehen nicht leer aus: Die Regierung hat neu auch die Berufsbildung in die geplante IT-Offensive integriert. Bild: Pius Amrein
Lehrlinge gemeinsam zum Erfolg führen
Verbundsausbildung ist in Liechtenstein beliebt bei kleineren Betrieben. An einem Feierabend Anlass von Wirtschaft Buchs stellte Ivan Schurte das Projekt vor.
Die Feierabend Veranstaltung von Wirtschaft Buchs am Dienstag im BZB richtete sich an Berufsbildner, Personalverantwortliche, Lehrpersonen, Berufsberater und andere Interessierte, die an der Schnittstelle zwischen Bildung, Gesellschaft und Wirtschaft arbeiten. Allerlei interessante Informationen und Tipps vermittelte Ivan Schurte in seinem kurzweiligen Vortrag unter dem Titel «Verbundsausbildung als Chance für Kleinbetriebe». Er ist ein langjähriger Kenner der Materie, sein Arbeitgeber ist die Wirtschaftskammer Liechtenstein, für welche er als Bereichsleiter das Projekt «100pro!» vor einigen Jahren aufgebaut und auf den Erfolgsweg geführt hat. Eine «Win-win-Situation» für alle Beteiligten zu wenig Zeit, zu kleiner Betrieb, zu grosser administrativer Aufwand – das sind die häufigsten Gründe, warum kleine Betriebe auf die Lehrlingsausbildung verzichten, auch wenn sie eigentlich gerne Lernende ausbilden würden.
Die Wirtschaftskammer Liechtenstein will Gewerbebetriebe bei der Lehrlingsausbildung entlasten und gleichzeitig das Potenzial der Lehrlinge fördern. Mit der vor einigen Jahren aufgegleisten Verbundsausbildung wird es auch für Kleinbetriebe leichter, diese Hürden aus dem Weg zu räumen und Ausbildungsplätze anzubieten. Die Verbundsausbildung basiert auf einigen Besonderheiten, welche im BZB am Dienstag bei der Zuhörerschaft grosses Interessen
hervorrief. Der oder die Auszubildende ist bei der Wirtschaftskammer durch einen Lehrvertragangestellt und absolviert die fachliche Ausbildung in einem oder mehreren Lehrbetrieben. Dadurch haben auch Kleinbetriebe die Chance, Fachkräfte auszubilden, und das Gewerbe lebt von gut ausgebildeten Leuten. Ivan Schurte nannte es eine «WinwinSituation». Coaching und Erfolge auf vielen Ebenen «100pro!» als Leitorganisation erbringt die administrativen Leistungen und setzt sich in diversen Bereichen für das Wohl der Lernenden und der Ausbildungsbetrieb ein. Zum Angebot gehören auch ein Lernenden und Betriebscoaching.In einem Verbundvertrag wird die genaue Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftskammer und den einzelnen Unternehmen definiert. Das Modell in Liechtenstein hat verschiedene Erfolge aufzuweisen, so wird «100pro!» demnächst als einer der fünf besten Lehrbetriebe der Schweiz ausgezeichnet
Rund 150 offene Stellen gemeldet: Lehrlingssuche wird schwieriger
Besonders in handwerklichen und technisch-industriellen Berufen werden noch Auszubildende gesucht.
Ausbildung Um Jugendliche für sich zu gewinnen, lassen sich heimische Unternehmen einiges einfallen. Einige ändern die Zielgruppe und rekrutieren Maturanden und Studenten.
Dennoch: An die 150 Lehrstellen im Land sind noch nicht besetzt.
Auszubildender gefunden, Lehrstelle besetzt: Das können derzeit noch nicht alle liechtensteinischen Betriebe bestätigen. Für den Lehrbeginn 2018 sind auf der Homepage next-step.li des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) noch 144 freie Lehrplätze gemeldet. Selbst in der bei Jugendlichen üblicherweise beliebten Branche der Verwaltung sind noch 16 Plätze zu besetzen. «Es ist für Unternehmen in den letzten Jahren durchaus anspruchsvoller geworden, geeignete Lernende zu finden», bestätigt Christian Nigg, Verantwortlicher für die Lernenden bei der LGT-Gruppe. Zum einen seien die Schülerzahlen an den Realschulen gesunken und das Bildungsniveau gestiegen – gute Schüler würden das Gymnasium bevorzugen, die Matura machen und danach studieren. Zum anderen gebe es heutzutage in der Region wesentlich mehr Firmen, die Jugendlichen ausgezeichnete Ausbildungsstellen bieten.
Rekrutierung im Ausland notwendig
«In den vergangenen Jahren haben sich jährlich rund zwei Drittel aller Sekundarschulabgänger für eine Berufslehre entschieden», gibt Werner Kranz, Leiter des ABB, Auskunft. Demnach werden mit Lehrbeginn Sommer 2018 rund 220 Jugendliche eine Berufslehre in Angriff nehmen, wobei ein Grossteil bereits eine für sie geeignete Anschlusslösung gefunden habe. Weil die Wirtschaft in Liechtenstein aber floriere, würden die Betriebe mehr Ausbildungsplätze anbieten, als es Schulabgänger im Land gibt. Die Rekrutierung von Auszubildenden müsse deshalb auch im Ausland erfolgen. Die meisten offenen Lehrplätze finden sich laut next-step.li in handwerklichen und technisch-industriellen Berufen. Im Baugewerbe waren vergangene Woche noch 24 zu besetzende Stellen gemeldet, in der Fahrzeugbranche waren es 20 Stellen, in der Elektronik- und Metallbranche jeweils 10 Stellen.
Werbung an Schulen und mehr Lohn
Grosse, renommierte Unternehmen scheinen mit der Lehrstellenbesetzung allerdings wenig Schwierigkeiten zu haben. Die Firma OC Oerlikon Balzers AG beteuert, dass sie in Liechtenstein und über die Landesgrenzen hinweg für eine gute Ausbildung bekannt ist und somit in den vergangenen Jahren jeweils alle Lehrstellen besetzen konnte – wenn auch nicht immer auf Anhieb. Auch Remo Kluser, Leiter Berufsausbildung der Hilti AG, räumt ein: «Es ist nicht einfacher geworden, Jugendliche für eine technische Berufslehre zu begeistern.» Aus diesem Grund betreibt das Unternehmen aktive Werbung an den Schulen, wie etwa mit der Hilti Schülerfirma HIBIZ an der Realschule Vaduz, oder lädt zu Erfindertagen und Mädchen-Techniktagen ein. Kluser: «Wir möchten den Schülern näherbringen, dass eine technische Ausbildung eine ausgezeichnete Grundlage für die berufliche Weiterentwicklung ist, die zahlreiche Perspektiven eröffnet.»
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und entsprechend Jugendliche für sich zu gewinnen, setzt die OC Oerlikon Balzers auf Prämien und mehrere Wochen Ferien für die Auszubildenden. «Bei guten betrieblichen und schulischen Leistungen bezahlen wir einen entsprechenden Leistungslohn», sagt Michael Good. Ausserdem unterstützt das Unternehmen die Lernenden mit Persönlichkeitsschulungen und gewährt im 1. Lehrjahr sieben Wochen, im 2. Lehrjahr sechs Wochen Ferien.
Banken rekrutieren Studenten
Die LGT Gruppe will derweil auch Maturanden und Studenten für die Bankbranche gewinnen. Christian Nigg: «Derzeit rekrutieren wir zum Beispiel Masterabsolventen für das LGT Graduate Program. Innert 18 Monaten werden sie damit auf eine Zielfunktion im Private Banking oder auch in Bereichen wie Human Resources oder Kommunikation vorbereitet.» Maturanden könnten mit dem Bankeinstieg für Mittelschulabsolventen (BEM) während zwei Jahren alle Bereiche des Private Banking kennenlernen.
Gewinner auf beiden Seiten
Jeder Verbundlernende von 100pro! hat die Möglichkeit die hausinterne Hausaufgaben-Lobby (HALO) zu besuchen.
Erreicht der Lernende mit der Unterstützung der HALO einen Notenschnitt von 5,0 oder mehr, werden dem Lernenden die ganzen Beiträge in bar zurückerstattet (von 4,5 bis 4,9 je die Hälfte). Der Lernende Martin Goop besuchte im vergangenen Semester die HALO und erreichte einen Schnitt von 5,0. Johannes Felder und Natascha Morrone erhielten je die Hälfte zurück. Jürgen Nigg überreichte den Lernenden die Beträge in bar und gratulierte ihnen zu den tollen Leistungen.
WKL rüstet sich für die Zukunft
Am gestrigen Medienapéro informierte der grösste Wirtschaftsverband Liechtensteins über seine Ziele im neuen Jahr. Dabei werden auch verschiedene Projekte angestossen – eines sogar in Rumänien.
Liechtensteins Wirtschaft geht es im Grossen und Ganzen gut, doch die Wirtschaftskammer will sich weiter für die Zukunft rüsten, wie die Vertreter gestern am Medienapéro klarstellten. Neben einem kurzen Rückblick von Wirtschaftskammerpräsident Rainer Ritter blickten die Vertreter des Vorstandes und der Geschäftsführung vor allem in die Zukunft. Denn für das kommende Jahr hat man sich im Gewerbe viel vorgenommen.
Kammer will innovative Arbeitszeitmodelle
Unter dem Titel «Zukunft Werkplatz Liechtenstein» verkündete die Wirtschaftskammer bereits vergangenes Jahr, dass man eine Arbeitsgruppe einsetzen werde, welche sich mit den zentralen Herausforderungen für das Gewerbe auseinandersetze. Ein Jahr später haben sich der Arbeitsgruppe drei Zielbilder herauskristallisiert. Auf der einen Seite sollen neue Methoden initiiert werden, um die Produktivität in Unternehmen zu steigern. Dazu sollen Unterneh- mer besser untereinander vernetzt und mögliche Synergien optimal genutzt werden. Unter dem Stichwort «Talentieren» sollen die individuellen Stärken und Talente der Kinder noch besser gefördert werden, um sie so noch besser auf die Lehre vorzubereiten. Gleichzeitig will die Kammer auch die eigenen Mitglieder stärker in die Pflicht nehmen, indem sie die berufliche Weiterbildung der Mitarbeiter im eigenen Betrieb fördern. Der dritte Punkt «Aktivieren» setzt vor allem auf neue und flexible Arbeitszeitmodelle. Diese sollen flexibel ausgestaltet werden können. «Im Laufe der nächsten Monate werden nun die einzelnen Massnahmen weiterbearbeitet», erklärte Geschäftsführer Jürgen Nigg das weitere Vorgehen. Die Mitglieder werden über die weiteren Fortschritte und inhaltlichen Vorschläge im Verlauf des Frühlings informiert.
Lehrlingsprojekt in Rumänien: Hilfe vor Ort
Einen «Höhepunkt des Jahres» nannte Rainer Ritter das Lehrlingslager. Dieses wird im Herbst in Rumänien stattfinden. Rund 30 Lehrlinge werden eine alte Schreinerei in einem 350-Seelen-Dorf sanieren. Das Gebäude ist derzeit in einem sehr schlechten Zustand. Ausserdem sollen die Lehrlinge den Bewohnern vor Ort die tradtionellen Arbeitstechniken näherbringen. So sollen die Roma nachhaltig lernen und davon profitieren.
Neuer Lehrgang für Unternehmer
Eine weitere Neuigkeit konnte Rainer Ritter zusammen mit dem Direktor des Bünder Gewerbeverbands, Michel Jürg, vorstellen: In Zusammenarbeit mit der ibW wird die KMU-Werkstatt wieder neu aufgesetzt. Neu wird sie «KMU-Unternehmer Akademie» heissen und soll vor allem Unternehmer aus Liechtenstein, Graubünden und St. Gallen ansprechen. Dort sollen sie theoretische Kenntnisse über Marketing, Organisation, Allgemeine Unternehmensführung & Strategie, Leadership & Kommunikation, Personalmanagement, Finanzielle Führung und Marketing erwerben und diese dann in die Unternehmen einbringen können.
Lehrabbrecher finden rasch einen neuen Platz
Jeder vierte Lehrvertrag in der Schweiz wird vorzeitig aufgelöst. Die grosse Mehrheit der betroffenen Jugendlichen findet aber rasch einen neuen Ausbildungsplatz.
Rund 60 500 Lernende haben im Sommer 2012 eine berufliche Grundbildung begonnen. Davon brachen bis Ende letzten Jahres 12 500 oder gut ein Fünftel die Lehre vorzeitig ab. Das zeigen erstmals erhobene gesamtschweizerische Daten, die das Bundesamt für Statistik (BFS) am Mittwoch veröffentlicht hat. Da manche Jugendliche mehrere Lehren abbrechen, ist die Anzahl aufgelöster Verträge mit knapp 15 000 etwas höher. Entsprechend liegt die Auflösungsquote bei 25 Prozent. Mehr als die Hälfte der Lehrverhältnisse gehen im 1. Jahr in die Brüche, knapp ein Drittel im 2. Lehrjahr. Lehrlinge werfen öfter den Bettel hin als Lehrtöchter, ausländische Lernende tun es häufiger als ihre Schweizer Kollegen. Nach Branchen betrachtet, gibt es im Coiffeur- und Gastgewerbe mit über 30 Prozent die höchsten Abbruchquoten. In Wirtschaft und Verwaltung, Chemie sowie Gesundheits- und Sozialwesen sind diese nicht einmal halb so hoch. Markante Unterschiede zeigen sich auch zwischen den Grossregionen. Während in der Ostschweiz nur jeder sechste Lehrvertrag frühzeitig aufgelöst wird, ist es im Tessin und in der Genferseeregion nahezu jeder dritte. Etwas mehr als die Hälfte der Personen, die eine neue Lehre antraten, haben sich umorientiert und ihre Ausbildung in einem anderen als dem ursprünglich gewählten Beruf fortgesetzt.
NQFL: Den dualen Berufsweg mit besserer Vergleichbarkeit stärken
Im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQFL) werden im kommenden Jahr Berufsbildungs- und Hochschulabschlüsse international verständlich eingestuft. Von Vorteil ist dies vor allem dort, wo die duale Berufsbildung weniger bekannt ist.
Wenn beispielsweise ein in Liechtenstein ausgebildeter Maurer in Paris arbeiten möchte, hatte er zumeist das Problem, dass der französische Arbeitgeber nicht genau Bescheid wusste, was sein Leistungszeugnis und Berufstitel überhaupt beinhaltet – weil dort ein anderes System vorherrscht und der duale Berufsweg (sprich Lehre und Weiterbildungen) noch weniger bekannt sind. Das soll sich dank dem Nationalem und entsprechenden Zuordnungsmöglichkeiten zum Europäischem Qualifikationsrahmen (EQR) ändern. Damit wird ab 2018 ein Vergleichswerkzeug zur Verfügung stehen, das Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen eines Absolventen der verschiedenen Berufsausbildungen nach klaren Richtlinien aufzeigt. Einfacher ausgedrückt: Es zählt auf, was jemand kann und nicht etwa, wie lange welche Schule besucht wurde.
Wichtiges Förderelement
«Ein grosser Vorteil in Zeiten der steigenden Mobilität in der Arbeitswelt», sagt Projektleiterin Marion Kindle-Kühnis von der AIBA. Umgekehrt dürften sich solche Vergleichsinstrumente auch hierzulande bewähren – gerade mit Blick auf die grosse Zahl auswärtiger Arbeitskräfte in Liechtenstein. Da kann die dafür zuständige Regierungsrätin Dominique Gantenbein nur zustimmen: «Wir verfügen über ein hohes Bildungsniveau auf kleinem Raum. Da Liechtenstein international gut vernetzt ist, stellen Transparenz und Vergleichbarkeit ein sehr wichtiges Element in der Förderung des Bildungs- und Wirtschaftsstandorts dar.»
Der NQFL in spezieller Y-Form soll dabei die beiden Stärken des Bildungsstandorts Liechtenstein repräsentieren. Gerade die duale Berufsbildung (von 60 Prozent der Bevölkerung absolviert) sei für das Land eine grosse Stütze. Deshalb würde diese auch auf gleicher Stufe wie die Hochschulbildung gesetzt, was den beruflichen Werdegang über eine Lehre im In- und Ausland stärkt. Und was die Regierungsrätin ebenfalls besonders freut: «Alle acht Niveaustufen können sowohl auf berufsbildender wie auch akademischer Laufbahn erreicht werden.»
Weitere Infos unter www.nqfl.li
Jetzt für Fitna-Techniktage anmelden
Die Arbeitsgruppe Förderung der Interessen für Technik und Naturwissenschaft bei Jugendlichen (Fitna) bietet zusammen mit zahlreichen regionalen Firmen Schülern die einmalige Möglichkeit, in die Welt von Technik und Naturwissenschaften einzutauchen.
In Workshops an zwei Mittwochnachmittagen können Jugendliche aus der Region Sarganserland-Werdenberg und Liechtenstein Werkstätten sowie Labors besuchen und selbst kleine Projekte erarbeiten. Anmeldungen für die nächste Ausgabe der Techniktage im Frühjahr 2018 werden ab sofort entgegengenommen.
Die Arbeitsgruppe Fitna wird geleitet vom Gamser Gemeindepräsident Fredy Schöb. Überdies nehmen Vertreter von Firmen, den Berufsberatungen Sarganserland und Liechtenstein, der gewerblichen Industrie Liechtenstein, der Schulen Liechtensteins sowie der Region Sarganserland-Werdenberg Einsitz. Initiiert wurde das Projekt von Sepp Dietrich, dem ehemaligen Rektor der Kantonsschule Sargans, mit dem Ziel, dem Fachkräftemangel entgege zuwirken und Jugendlichen bei der Berufsfindung zu helfen.
Bei der siebten Ausgabe der Fitna-Tage im März 2018 bieten 35 teilnehmende Firmen Workshops an, wobei beispielsweise gelötet, geschraubt, gefräst oder programmiert werden kann. Jeder Jugendliche besucht im Rahmen der Techniktage zwei Workshops und erhält damit verschiedene Eindrücke und Erfahrungen. Das Angebot ist für Schüler von der sechsten Klasse bis zur zweiten Oberstufe (Schweiz) beziehungsweise von der ersten bis dritten Sekundarstufe (Liechtenstein) gedacht.
Fachkräftemangel bekämpfen
Im Vordergrund der Workshops steht das Selbermachen, wodurch das Interesse an Mechanik/Technik, Elektronik/IT sowie Chemie/Labor geweckt werden soll. Die bisherigen Ausgaben der Techniktage waren jeweils ausgebucht; die Rückmeldungen sehr erfreulich. Eine erstmals erhobene Befragung bei den Eltern zeigte ein ebenso positives Bild – das Angebot wird sehr geschätzt, da es den Jugendlichen verschiedene Berufsmöglichkeiten aufzeigt und Einblick in echte Werkstätten bietet.
Die nächsten Fitna-Techniktage finden am 21. und 28. März 2018 (also jeweils mittwochs) statt. 35 Firmen bieten total 270 Workshop-Plätze an und öffnen dazu die Türen zu Werkstätten und Labors.
Kein Tag war bisher wie der andere
Deniel Kaiser aus Schellenberg macht eine Ausbildung zur Detailhandelsfachfrau bei Oehri Eisenwaren AG in Vaduz. Die 19-Jährige findet, dass sie in der Schule nicht unbedingt Freundschaften knüpfen müsse, obwohl ihre Klassenkameraden sehr nett sind. Sie möchte sich vor allem darauf konzentrieren, möglichst viel zu lernen am BZSL. Was sie nach der 3-jährigen Ausbildung machen wird, weiss sie noch nicht. Vorerst geniesst Deniel Kaiser die Arbeit und all das Neue, das sie dabei täglich erwartet.
Deniel, du hast im Sommer deine Lehre als Detailhandelsfachfrau bei der Oehri Eisenwaren AG in Vaduz begonnen.
Wie gefällt dir deine Ausbildung?
Sehr gut! Ich finde es hier sehr spannend. Kein Tag ist genau gleich wie der letzte. Trotzdem hatte ich inzwischen genug Zeit, die Produkte kennenzulernen, weil ich die ersten Monate hauptsächlich beim Wareneingang gearbeitet habe und viele Fragen stellen
konnte. Seit dieser Woche darf ich auch Kundinnen und Kunden bedienen.
Machst du das gerne?
Ja, sehr! Aber ich bin natürlich auch etwas nervös. Ich weiss ja nie im Voraus, was die Leute wollen und ob ich mich genug gut auskenne. Aber dann sage ich jeweils, dass ich im ersten Lehrjahr bin und hole Hilfe. Das finde ich gar nicht peinlich und das verstehen alle.
Denkst du, dass du diesesSelbstbewusstsein auch hast,weil du schon etwas älter bist?
Vielleicht. Ich habe sicher auch viel gelernt in der ersten Lehre, die ich angefangen habe sowie im Praktikum in einer Kita, welches ich absolviert habe. Das war allerdings schon etwas ganz Anderes. Ich habe bald gemerkt, dass ich nicht unbedingt mit kleinen Kindern arbeiten möchte, weil ich zuhause die Älteste von fünf Geschwistern und so
immer um Kinder herum. Da hat mich mein Vater auf die Idee mit einer Ausbildung bei der Oehri Eisenwaren AG in Vaduzgebracht.
Hat dir bei der Bewerbungdeine Erfahrung auch etwas gebracht?
Es war von Vorteil, dass ich schon wusste, was alles in der Mappe drin sein muss. Ich habe mich dann auch getraut, beim Geschäft nachzufragen, was sie gerne alles hätten. Eine Freundin, die gut ist in solchen Dingen, hat mit mir ein Vorstellungsgespräch durchgespielt und Dinge, die ich in meiner Bewerbung geschrieben habe, hinterfragt. Das hat mir sehr geholfen. Ein bisschen aufgeregt war ich trotzdem vor dem Gespräch.
Wie fühlst du dich im Team?
Ich fühle ich mich hier sehr gut aufgehoben. Ich denke, dass das etwas ganz Wichtiges ist. Egal, wie ein Team zusammengesetzt ist, ob es mehr Frauen oder mehr Männer hat wie bei uns: Wichtig ist, dass es passt und man auf der gleichen Wellenlänge ist.
Gibt es eine Arbeit, die dir besonders gefällt?
Oh ja, ich liebe es, Schlüssel zu fräsen. Das hat mir schon beim Schnuppern Spass gemacht und darauf freue ich mich auch jetzt immer wieder. Schön ist allgemein, dass immer wieder etwas Neues auf mich zukommt. Jetzt
werden wir uns dann zum Beispiel um die Weihnachtsdekoration kümmern. Beim Wareneingang habe ich Lieferungen angenommen, kontrolliert, zusammengebaut, Kunden Bescheid
gegeben usw. Das ist alles spannend.
Am Puls der jungen Liechtensteiner
Wie ticken die 16- bis 25-jährigen Einwohner des Fürstentums? Was treibt sie um? Seit gestern gibt es hierzu wissenschaftlich fundierte Antworten. Die Universität Liechtenstein hat ihre erste Studie «Jung sein in Liechtenstein» veröffentlicht.
Jugendliche und junge Erwachsene sind Gegenstand zahlreicher nationaler und internationaler Studien. Für das Jahr 2017 liegt nun auch für Liechtenstein eine vergleichbare, wissenschaftliche Arbeit vor, die besagte Personengruppe fokussiert. Unter der Leitung von Monika Litscher hat das Center für Geistes- und Kulturwissenschaft der Universität Liechtenstein die Studie «Jung sein in Liechtenstein» durchgeführt.
Mittels Befragung (4504 kontaktierte Personen, 354 berücksichtigte Fragebögen nach erfolgter Bereinigung) und vertiefender Interviews mit zwei Gruppen zu vier respektive fünf Personen, die bei der Befragung angaben, sich hierfür zur Verfügung zu stellen, zeichnen die Forscher ein detailliertes Bild der Werte, Ansichten, Erfahrungen, Interessen, Ziele, Hoffnungen und Sorgen der 16bis 25-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner des Fürstentums. Die verschiedenen Jahrgänge seien dabei zu annähernd gleich grossen Teilen vertreten, betonte Monika Litscher anlässlich der gestrigen Präsentation der Studie. Und auch die unterschiedlichen Berufs- und Ausbildungsbereiche seien in einem guten Querschnitt repräsentiert. In puncto Geschlecht ist ein leichtes Übergewicht der weiblichen Teilnehmerinnen zu konstatieren (57 Prozent).
Klassisches Familienmodell in vielen Köpfen
Was bei der Sondierung der Ergebnisse an verschiedenen Stellen durchdringt, ist die Prägung der Liechtensteiner Jugend durch einen traditionellen, an klassischen Werten und Lebensentwürfen orientierten Geist. Was ihnen vor allen anderen Dingen wichtig ist, sind stabile, soziale Bindungen- ein funktionierendes Umfeld mit Freundinnen und Freunden, einer Partnerin respektive einem Partner und einer Familie als zentralen Wesenszügen. Von 25 Begrifflichkeiten, welche die jungen Erwachsenen als «in» oder «out» klassifizieren sollten, erzielte «Treue» mit 95 Prozent die höchste «In»-Quote. Und im Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf finden sich geschlechtsspezifische Unterschiede, die durchaus den Schluss zulassen, dass das klassische Familienmodell im Leben vieler junger Menschen- Männer wie Frauennach wie vor eine Rolle spielt. «Es lässt sich bei Männern eine stärker ausgeprägte Karriereorientierung feststellen, bei Frauen herrscht eine grössere Skepsis bezüglich ihrer eigenen Karrierechancen vor, und es wird ein ausgeprägtes Verlangen nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie respektive Privatleben formuliert», heisst es hierzu in der Studie. Diese Ansprüche und Vorstellungen beider Geschlechter verwiesen «auf ein traditionelles Rollen- und Familienverständnis und eine der Karriere untergeordnete Mutterrollenorientierung junger Frauen».
Blicke über den Tellerrand
Eine andere Auffälligkeit liegt in der Unvereinbarkeit mancher Studienergebnisse mit den Klischees, denen sich junge Erwachsene oftmals gegenübersehen. Liechtensteins 16- bis 25-Jährige sind keine abgestumpften Hedonisten, denen bei der ständigen Suche nach dem kurzfristigen Vergnügen jeglicher Weitblick abgeht. Ganz im Gegenteil: Viele schauen weit über den Tellerrand hinaus, indem sie sich der Probleme des demografischen Wandels bewusst sind und die Frage der Altersversorgung als grosse Herausforderung wahrnehmen, die sie persönlich unmittelbar tangieren wird. Die grosse Mehrheit strebt zuvorderst nach einer Arbeit, die sinnstiftend ist, während ein hohes Einkommen für viele nicht oberste Priorität hat. Liechtensteins junge Erwachsene zeichnen sich durch ein «sehr feines Gespür für die hiesigen sozialen Strukturen» aus, wie Monika Litscher am Beispiel der lebhaften aber stets von Verständnis geprägten Gruppendiskussionen zum Thema «Vitamin B» in der Arbeitswelt veranschaulichte. Ausserdem geben 58 Prozent an, an Politik stark interessiert (16 Prozent) oder interessiert (42 Prozent) zu sein.
Was nicht bedeutet, dass deshalb auch das Vertrauen in die nationalen politischen Institutionen sonderlich ausgeprägt wäre. «Die politischen Player im Land und die Politik sind für die meisten Jungen eher abstrakte Grössen und relativ weit weg vom eigenen Alltag. Wenn es um ihre eigenen Anliegen geht, fühlen sich die jungen Menschen zu wenig vertreten und sehen eine geringe Wahrnehmung ihrer Interessen», konstatiert die Studie. Der Regierung bringen daher nur 8 Prozent «sehr viel Vertrauen» entgegen, Landtag und Parteien 7 respektive 6 Prozent.
Andere Akteure haben diesbezüglich ein besseres Standing. Zuoberst rangieren Erbprinz und Fürst, denen 25 respektive 24 Prozent «sehr viel Vertrauen» schenken. Auch lokale Banken (16 Prozent) und grosse inländische Unternehmen (12 Prozent) schneiden deutlich besser ab als die Politik. Ohnehin erfülle die Stärke der Liechtensteiner Wirtschaft viele junge Erwachsene aus dem Fürstentum mit Stolz, berichten die Studienautoren. Allerdings seien zugleich Sorgen laut geworden, ob heimische Unternehmen ihre Zukunft überhaupt am hiesigen Standort sähen.
Apropos Zukunft: Die Grundstimmung unter Liechtensteins jungen Erwachsenen ist erfreulicherweise mehrheitlich positiv. 33 Prozent der Befragten erachten ihre Perspektiven als sehr gut und 54 Prozent als eher gut, nur 2 Prozent beurteilen die persönlichen Aussichten als eher schlecht. Auch ihre gegenwärtige Situation bewerten weit mehr als die Hälfte positiv. 39 Prozent sind sehr zufrieden mit ihrem Leben, ebenfalls 39 Prozent eher zufrieden.
All die Zahlen stellen nur eine Bestandsaufnahme für 2017 dar, Doch schon in wenigen Jahren sollen auch Zeitvergleiche möglich sein. Die Studie soll «in drei bis fünf Jahren» erneut durchgeführt werden, wie Monika Litscher informierte.
Weltklasseleistung der «WorldSkiller» in Ruggell gefeier
Die fünf Kandidaten und das Liechtenstein Team, die sich vor mehr als zwei Wochen nach Abu Dhabi aufgemacht haben, wurden gestern im Ruggeller Gemeindesaal festlich empfangen.
Mehr als 100 Gäste versammelten sich gestern vor dem Gemeindesaal Ruggell um die «WorldSkills»-Teilnehmer gebührend zu begrüssen und zu feiern. Ausgestattet mit Liechtenstein-Fähnchen, einem Megafon und grossen Plakaten warteten sie gespannt auf die Ankunft der Delegation. Um Punk 16.30 Uhr fuhr der Bus vor und die Heimkehrer wurden unter grossem Jubel und Getöse in die Arme ihrer Liebsten geschlossen.
Die Ruggeller Vorsteherin Maria Kaiser-Eberle übernahm im Saal die offizielle Begrüssung der Teilnehmenden: «Es ist eine hohe Auszeichnung, wenn junge Berufsleute überhaupt die Möglichkeit bekommen, an den WorldSkills teilzunehmen. Nur die Besten der Besten haben die Chance, überhaupt dabei zu sein. Ihr dürft also ganz besonders stolz auf euch sein und wir sind es natürlich auch.» Kaiser-Eberle betonte, dass die Liechtensteiner nun grosse Vorbilder für die Jugend und auch ihre Berufskollegen geworden seien. Auch profitiere der Bildungs- und Wirtschaftsstandort enorm von solch aktiven, fleissigen und zu Hochleistungen bereiten jungen Leuten. Die Teilnahme an den «WorldSkills» habe nicht nur lebenslange Erinnerungen geschaffen, sondern auch die Berufslaufbahn ausgezeichnet unterstützt. Im Namen von Ruggell, aber auch ganz persönlich, wünsche sie den fünf alles Gute und viel Glück für deren Zukunft.
Gratulationen seitens der Regierung
Regierungs-Stellvertreter Daniel Risch beging seine Ansprache mit einem grossen Lob an die Teilnehmenden: «Liebe Kandidaten, ihr habt in den letzten Wochen in Abu Dhabi vor der Weltöffentlichkeit euer Können bewiesen und euch hervorragend geschlagen.» Der Erfolg, den die Liechtensteiner vorzuzeigen haben, käme aber nicht von ungefähr. Dazu brauche es eine tolle Teamleistung, gute Zusammenarbeit und exzellente Vorbereitung. «Euer persönlicher Erfolg ist ein Gewinn für euch, aber auch ein Gewinn für eure Unternehmen und für Liechtenstein. Ihr könnt stolz auf euch sein, denn wir sind es auch.»
Auch Dominique Gantenbein, Ministerin für Inneres, Bildung und Umwelt, fand passende Worte für die Delegation. «Für mich seid ihr einzeln, aber auch als Team Gewinner. Dass du, Raffael, noch eine Goldmedaille mit nach Liechtenstein bringst, ist ein ganz besonderes Geschenk. Denn wir feiern nächstes Jahr das 50-Jahr-WordSkills-Jubiläum und Raffael bringt mit seiner Goldmedaille die 50. Medaille mit nach Liechtenstein.»
Nach der Ehrung der Kandidaten durch die jeweiligen Gemeindevorsteher und der Übergabe einiger Geschenke wurden alle Anwesenden durch Maria Kaiser-Eberle im Namen der Gemeinde Ruggell zu einem grossen Apéro eingeladen.
Ein Stichtag, der Stress ersparen soll
Die Unternehmen, die sich der «Fairplay»-Vereinbarung angeschlossen haben, entscheiden am 1. November über die Lehrstellenvergabe. Nicht alle Unternehmen folgen dieser Vereinbarung.
Der 1. November gilt als Stichtag für die Lehrstellenvergabe. Jeweils am 2. November erhalten die Jugendlichen dann die Zusagen oder auch Absagen der Betriebe, bei welchen sie sich beworben haben. Dieses sogenannte Gentleman’s Agreement zwischen der Arbeitsgruppe Industrielehre (agil) der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer, der Liechtensteinischen Treuhandkammer und des Liechtensteinischen Bankenverbands gibt es bereits seit fünf Jahren. Somit haben fast alle grossen Verbände diese schriftliche Vereinbarung unterzeichnet. Ein grosser «Player» fehlt aber. Die Wirtschaftskammer hat sich dem «agreement 1. November» nicht angeschlossen.
Künstlicher Stressmoment durch Stichtag
Ivan Schurte von der Wirtschaftskammer und Bereichsleiter von 100 pro erklärt: «Wir sind nicht grundsätzlich gegen den 1. November, sondern gegen einen Stichtag im Allgemeinen.» Durch diesen Stichtag werde ein künstlicher Stressmoment erzeugt: «Am 2. November herrscht in den Klassenzimmern in Liechtenstein ein Ausnahmezustand. Neben den fünf Jugendlichen, die mehrere Zusagen erhalten, gibt es 15 Jugendliche, die nur Absagen erhalten», erklärt Schurte weiter. Diese 15 müssen sich dann neu orientieren. «Ich bin der Meinung, wenn sich Lehrbetriebe und Lernende gefunden haben, dann sollte einer Zusammenarbeit nichts im Wege stehen.» Schurte habe bereits Ende September die erste Lehrstelle vergeben. Er verstünde aber die anderen Verbände, die sich dieser Vereinbarung angeschlossen hätten. Das vor allem deswegen, weil diesen Verbänden grosse Firmen – wie eine Hilti AG – unterstellt sind, die auf einen Schlag zahlreiche Lehrstellen zu vergeben haben.
Mehr Zeit für die Berufswahl
Claudia Guntli vom Liechtensteinischen Bankenverband erklärt, weshalb sich der Banken- verband der «Fairplay»-Vereinbarung angeschlossen hat: «Durch den gemeinsamen Stichtag erhalten die Schülerinnen und Schüler genügend Zeit, sich bewusst mit ihrer Berufswahl und ihren Wünschen auseinanderzusetzen. Eine systematische Berufs- und Lehrstellensuche ohne Zeitdruck hilft, damit die Schülerinnen und Schüler nicht bei der erstbesten Stelle zusagen.» Dies reduziere den Stress bei sämtlichen Beteiligten und mindere das Risiko von Lehrstellenabbrüchen. «Bei vielen Jugendlichen ist der Stichtag ins Bewusstsein gerückt und sie teilen den Unternehmen bei einer allfälligen Zusage schon zu Beginn mit, dass sie diesen Tag abwarten wollen», erklärt Guntli weiter. Da diesen Stichtag nicht jeder Betrieb berücksichtigt, bekämen die Firmen, welche sich dem «Fairplay» angeschlossen hätten, schon vor dem Stichtag so manche Absage. «Die Absagen kommen hauptsächlich von Schweizer Jugendlichen», sagt Guntli.
Beim «Fairplay» kann jeder Betrieb mitmachen, der sich anschliessen möchte. «Zum Wohle unserer Jugend würden wir es sehr begrüssen, wenn sich viele weitere Lehrbetriebe in der Region an halten – den einst in der ganzen Region gültigen Stichtag 1. November», sagt Guntli.
Bis zum Sommer noch viele freie Lehrstellen
Im Endeffekt zählt aber für die Schüler die Zusage durch den Lehrbetrieb und da steht auch nach der ersten Novemberwoche bis hin zum Lehrbeginn im Sommer noch eine Vielzahl freier Lehrstellen zur Verfügung.
«Gold bei den WordSkills ist Gold wert für den Bildungsstandort»
Nicht nur in Abu Dhabi ist die Freude über die Goldmedaille von Raffael Beck gross, sondern auch in Liechtenstein. «Das ist toll für das Image der Berufsbildung», freut sich Ivan Schurte, Bereichsleiter 100pro! bei der Wirtschaftskammer.
«Die Anforderungen sind in vielen Lehrberufen gestiegen.»
In den nächsten Wochen geht die Lehrstellensuche in die heisse Phase – fast 400 Lehrstellen sind zu vergeben, lediglich rund 300 Jugendliche in Liechtenstein sind auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Der «War for talents» – der Kampf um die Talente – im Lehrstellenbereich tobt dieser längst. Schliesslich werde es immer schwieriger, die teilweise viel anspruchsvoller gewordenen Lehrstellen mit geeigneten Bewerbern zu besetzen, erläutert Ivan Schurte. Dass das geforderte Niveau in verschiedenen Lehrberufen gestiegen ist, liege am technologischen Wandel. «Nehmen wir das Beispiel des Zimmermanns. Diese Lehre musste von drei auf vier Jahre verlängert werden. Das verstehen nicht alle», erklärt Schurte und verdeutlicht: «Gehen Sie heute einmal in eine Zimmerei, da wird mit modernsten CNC-Technologien gearbeitet. Da läuft man nicht mehr mit Säge und Hobel rum.» Ein anderes Beispiel ist die Landwirtschaft. Auch dort habe die Technologie enorme Fortschritte gemacht. Ein Landwirt brauche heute neben Kenntnissen über Ackerbau und Viehwirtschaft auch vertieftes Wissen über IT, Technik, aber auch über Buchhaltung und Marketing. Liechtenstein sei ein Hightech-Standort, daher sei eine gute Berufsbildung ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, betont Schurte. So eine Goldmedaille bei den WorldSkills sei daher Gold wert, diese zeige, wie hoch das Niveau hierzulande auch bei kleinen Lehrbetrieben sei. Das mache es vielleicht auch einfacher, Lernende aus dem angrenzenden Ausland zu rekrutieren, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen. Doch werden dann jene, die vielleicht schulisch nicht so stark sind, nicht von Grenzgängern verdrängt? «Nein», sagt Schurte, «jeder Inländer, der wirklich eine Lehrstelle will, findet auch eine», ist Schurte überzeugt. Schliesslich seien die Zeiten vorbei, wo man auf eine Lehrstellenausschreibung noch 20 Bewerbungen bekommen habe. Begeisterung für den Beruf müsse aber spürbar sein, das erhöhe natürlich die Chancen auf den Wunscharbeitsplatz. Begeisterung brachten die fünf WorldSkills-Teilnehmer für Liechtenstein definitiv mit: «Das Schöne an den WorldSkills ist für mich, zu sehen, mit wie viel Leidenschaft diese jungen Leute ihren Beruf ausüben», betont die Abteilungsleiterin Berufsberatung vom Amt für Berufsbildung, Sarah Frick. Schliesslich steckten die Teilnehmer ja enorm viel Zeit in die Vorbereitung. Daher ist für sie die Berufsweltmeisterschaft ein guter Botschafter für die duale Berufsbildung. Schliesslich sei der Stellenwert der Berufslehre in Liechtenstein ungebrochen hoch.
Liechtensteins Team krönt super Leistungen mit einem Weltmeistertitel
Raffael Beck aus Triesenberg gewinnt an den WorldSkills in Abu Dhabi im Beruf Stuckateur und Trockenbauer die Goldmedaille. Eine grossartige Leistung, die begleitet war von starken Emotionen und frenetischem Jubel.
Aber auch weitere Teammitglieder von WorldSkills Liechtenstein durften Erfolg feiern. Riccardo Somma und Nathalie Egger wurden mit Leistungsdiplomen für ihre sehr gute Arbeit an den Wettbewerben ausgezeichnet. Im Länderranking erreichte Liechtenstein den 57 gewerteten Ländern ausgezeichneten 14. Rang direkt vor Japan. Siegernation ist einmal mehr Korea vor China und der Schweiz.
Spannende Schlussfeier
Die Schlussfeier der WorldSkills in der Du-Arena, wo schon die Eröffnungsfeier zelebriert wurde, startete um 19.30 Uhr Ortszeit. Die liechtensteinische Delegation harrte und fieberte gemeinsam den Momenten entgegen, als die Berufsgruppen mit Liechtensteiner Beteiligung aufgerufen wurden. Jeweils wurden die drei Erstplatzierten auf die Bühne gerufen, wo dann verkündet wurde, wer mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet wird. Die Delegationsmitglieder und angereisten Verwandte zitterten förmlich, als wieder einer ihrer Berufe an die Reihe kam. Beim Beruf Stuckateur und Trockenbauer war es dann so weit. Raffael Beck aus Triesenberg wurde auf die Bühne gerufen. Eine Medaille war ihm also schon einmal sicher. Dann der spannende Moment: Gold! Raffael Beck ist Weltmeister! Was für eine grosse Bestätigung für seine Arbeit und seine monatelangen Anstrengungen. Jubel und Tränen auch bei seinen Eltern August und Simona Beck. Ebenfalls völlig aus dem Häuschen war Lukas, der Bruder von Raffael. Er holte an den letzten WorldSkills vor
zwei Jahren in Brasilien die Goldmedaille. Dass sein Bruder diesem Druck standgehalten hat, machte ihn stolz und er konnte es nicht abwarten, einen jüngeren Bruder in die Arme zu schliessen. Ein sehr emotionaler Moment für alle. Damit kehrt Liechtenstein auch in diesem Jahr wieder mit einer Goldmedaille zurück.
Diplome und Enttäuschungen
Die Leistungsdichte in Abu Dhabi war sehr gross. Viele Nationen, insbesondere Brasilien, Russland und China hatten ganz offensichtlich noch deutlich mehr als in der Vergangenheit in die Vorbereitungen investiert. Entsprechend hoch war das Niveau der Konkurrenz in allen Berufen. Die Liechtensteiner Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten aber ihr Potenzial abrufen und dürfen ebenfalls sehr stolz auf ihre Leistung sein. Riccardo Somma und Nathalie Egger mit Leistungsdiplomen ausgezeichnet, was den Mannschaftserfolg gesamthaft betrachtet einmal mehr ausserordentlich für unser Land macht. Enttäuschung machte sich aber leider bei Deborah Bärtsch und Michael Sprecher breit. Trotz des grossen Fleisses und des entsprechenden Engagements gingen sie leider aus Medaillensicht leer aus. So mischten sich am Schlussabend die positiven und etwas schwierigeren Emotionen, wobei man gerade dabei spüren konnte, wie sehr das Team miteinander feiert aber auch leidet. Was allen bleibt, ist eine unglaubliche Erfahrung, die für das ganze Leben gilt. Ausnahmslos alle, das zeigen die Erfahrungen, werden positiv auf die Vorbereitungen und die intensive Zeit in Abu Dhabi zurückblicken. Stefan Sohler, der Offizielle Delegierte von WorldSkills Liechtenstein, fasst die Wettbewerbszeit und das Abschneiden der Teilnehmenden wie folgt zusammen: «Die vier Weltmeistertage in Abu Dhabi stellten für die Teilnehmenden und Experten extreme Herausforderung dar. Nicht nur die klimatischen Bedingungen, sondern vor allem der Leistungsdruck, welcher von den ganz grossen Nationen ausgeht. In diesem Umfeld muss sich jeder zuerst zurechtfinden. Ich bin stolz auf die Leistung, die unsere fünf WorldSkills-Champions erbracht haben. Ebenso stolz sind wir auf die Leistung aller Experten. Auch als erfahrener ‹WorldSkiller› habe ich noch nie so einen umkämpften und harten Wettkampf um die Spitzenplätze gesehen.»
Albert Vidal Award
Neben den Medaillen für die besten Leistungen verleiht WorldSkills International auch den nach seinem Gründer benannten Albert Vidal Award. Damit wird der Kandidat bzw. die Kandidatin ausgezeichnet, die unter den über 1250 Teilnehmenden die höchste Punktezahl erreichen konnte. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Biao Song aus China.
Das pepperMINT Motto – «erfinden. entdecken. erleben.»
Bildung Seit den Sommerferien haben die Kinder und Jugendlichen im «pepperMINT»-Experimentierlabor die Möglichkeit, die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu entdecken. Die GST profitierte von diesem Angebot.
Als die Schüler der fünften Klasse der Gemeindeschule Triesen aus dem Bus ausgestiegen und die Treppen bis zum dritten Stock hinaufgekommen sind, wurden sie vom Geschäftsführer Martin Büchel mit einem «Herzlich willkommen im pepperMINT» begrüsst. Die 25 Schüler, die in Begleitung ihrer Klassenlehrperson Michael Meyerhans und Begleitperson Judith Büchel angereist waren, konnten es kaum erwarten, die Räume zu entdecken. Als die kurze Begrüssung zu Ende war, machten sie sich auf in den Experimentierraum und das Schaffen durfte sofort beginnen.
Die Kinder, die in Gruppen von zwei bis drei Personen mit dem IQ1000- Technik-Baukasten arbeiten durften, hatten schon nach kürzester Zeit verschiedenste Gebilde erschaffen. So tüftelte beispielweise eine Gruppe an einem Wagen, der von Propellermotoren angetrieben wurde, während eine andere einen «Doppelföhn» konstruierte. Der Raum war, ausser dem Flüstern der Kinder und dem Rauschen der Propeller, mucksmäuschenstill und man sah den Schülern an, dass sie voll bei der Sache waren. Nach etwa einer Stunde des emsigen Bauens, war es Zeit für eine kurze Stärkung. Beim «Znüni» wurde besprochen, was am Morgen denn schon alles erlebt worden war und Ideen für die nächste Experimentierphase wurden gesammelt. Als die Schüler dann zusätzliche Ideen bekamen, waren sie nicht mehr zu bremsen und so wurden vom wasserdichten Wagen bis hin zum Quad-Bike die ausgefallensten Werke zusammengestellt. Martin Büchel weiss, wie wichtig es für die Kinder ist, ohne Druck etwas zu bauen oder zu entdecken. «Wir können beobachten, dass die Kinder selbstständig arbeiten, ruhig sind und sich konzentriert dem Thema widmen», weiss er.
Positive Rückmeldungen
Auch ist es für ihn wichtig, dass eine entspannte Atmosphäre im MINT-Labor herrscht, damit die Kinder aus eigenem Antrieb beginnen zu experimentieren und beispielsweise mit dem Modulkasten verschiedenste Gegenstände erschaffen. Büchel ergänzt: «Bei anderen Angeboten wie beispielsweise «der Traum vom eigenen Flugzeug», können die Kinder den eigens konstruierten Flieger mit nach Hause nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass zu Hause die Flugobjekte weiterentwickelt werden, da die Materialien einfach erhältlich sind.» Schon von vielen Lehrpersonen und Schülern habe er sehr positive Rückmeldungen bekommen, so Büchel. «Es freut mich immer, wenn mir ein Schüler oder eine Lehrperson sagt, wie «cool» oder «lässig» sie den Besuch im pepperMINT gefunden haben. Das motiviert mich dann natürlich zusätzlich.» Laut Büchel sei auch geplant, dass die Angebote im MINT-Experimentierlabor weiter ausgebaut werden, da jetzt laufend wichtige Erfahrungen gesammelt werden.
Interesse für MINT-Fächer wecken
Michael Meyerhans, Klassenlehrer der 5. Klasse, ist begeistert vom MINT-Labor. «Ich bin selber ein sehr Technik interessierter Mensch und darum möchte ich auch meine Schüler dafür begeistern.» Auch fällt ihm auf, dass Schüler, die im Unterricht oft Hilfestellungen brauchen oder sich auffällig verhalten, wie ausgewechselt sind. «Hier herrscht einfach eine lässige Atmosphäre. Die Kinder können, anders als in der Schule, nach ihren eigenen Vorstellungen etwas gestalten.» Auf die Frage hin, ob es denn wichtig sei, speziell die Mädchen für MINT-Fächer zu begeistern, führt er aus: «Natürlich gibt es immer Schüler, die sich mehr oder weniger für MINT-Fächer interessieren, aber ich denke, in meiner Klasse war das Interesse schon vorher da – egal ob Mädchen oder Junge.» Als das Ende des Besuchs im MINT-Labor nahte, präsentierten die Kinder stolz ihre geschaffenen Werke den Erwachsenen und ihren Mitschülern. Martin Büchel fügt an: «Ich versuche, die Kinder immer weiter zu motivieren, denn ein Erfolgserlebnis ist für sie extrem wichtig. Danach macht ihnen das Experimentieren nochmals doppelt so viel Freude.» Am Schluss bedankte sich Michael Meyerhans bei Martin Büchel und dankte auch der Förderstiftung MINT-Initiative Liechtenstein. «Ich kann ein Besuch im pepperMINT allen Lehrpersonen empfehlen und werde bei nächster Gelegenheit bestimmt noch einmal vorbeikommen.»
Wirtschaftskammer als führender Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet
Great Place to Work
Anerkennung «100pro!» ist als einziger Lehranbieter in Liechtenstein als einer der fünf «besten Lehrbetriebe in der Schweiz» ausgezeichnet worden. Eine Auszeichnung, die fast schon einem Ritterschlag in Sachen Berufsausbildung nahekommt.
«Ich bin stolz, dass unsere Leistungen mit diesem Resultat honoriert werden», verdeutlichte Ivan Schurte, Bereichsleiter «100pro!» bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein gegenüber dem «Volksblatt». Zusammen mit vier anderen Schweizer Unternehmen hat die Wirtschaftskammer den Titel «Great place to start» eingefahren, was so viel bedeutet wie «Bester Lehrbetrieb in der Schweiz». In einer Studie zum Thema Ausbildung und Arbeitsplatzkultur hatte das Beratungsunternehmen Great Place to Work Lernende der teilnehmenden Unternehmen in der Schweiz und Liechtenstein befragt. Wie das Unternehmen gestern mitteilte, zeigen die Ergebnisse ein klares Bild: Um bei den Lernenden zu punkten, muss neben Freude und Stolz am Beruf, das Arbeitsklima und die Kompetenz der Berufsbildner im Betrieb stimmen. Lernende wollen sich zudem als vollwertige Mitarbeitende akzeptiert fühlen. Die neue Zertifizierung «Great Place to Start» zeichnet genau solche Unternehmen mit aussergewöhnlich guter Ausbildungskultur aus und ermöglicht es den Ausbildungsbetrieben, ihre Stärken und Entwicklungsfelder zu analysieren.
Vertrauen und Stolz
Die Wirtschaftskammer mit 25 Lernenden befindet sich hier in sehr guter Gesellschaft: Login Berufsbildung AG (1910 Lernende), Allianz Suisse (65 Lernende), die Graubündner Kantonalbank (42 Lernende) und Lidl Schweiz (37 Lernende) heissen die vier übrigen ausgezeichneten Lehrbetriebe. Insgesamt hatten 15 Unternehmen im Pilotjahr an der Studie teilgenommen. «Wir sind aufgrund unserer grenzüberschreitenden Tätigkeit eingeladen worden, an dem Zertifizierungsverfahren teilzunehmen», erklärt Schurte die grenzüberschreitende Auszeichnung. Die Berufsbildungstätigkeit der Wirtschaftskammer Liechtenstein sei in der Schweiz wahrgenommen und zum Teil kopiert worden. Kein Problem, im Sinne der Sache: «Wir geben unsere Erfahrungen natürlich auch gerne weiter», so Schurte. Wie das Unternehmen Great Place to Work gestern mitteilte, stimmen bei den prämierten Ausbildungsbetrieben 87 Prozent der Lernenden der Aussage «Alles in allem kann ich sagen, dies hier ist ein sehr guter Ausbildungsplatz» zu. Eine anerkennende Rückmeldung, die Schurte aber auch an die angeschlossenen Betriebe der Verbundlehre weitergibt, an der sich übrigens auch das «Liechtensteiner Volksblatt» mit einer Lernenden beteiligt hatte. Doch was ist nun eigentlich das Erfolgsgeheimnis? «Neben der Fachausbildung ist es die Betreuung. Unsere Lernenden werden sehr gut sozial betreut, falls es Probleme gibt, gehen wir darauf ein. Mit der Zeit entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis, das es ermöglicht, auch einmal Dinge anzusprechen, die man sonst vielleicht nicht ansprechen würde», fasst Ivan Schurte zusammen. Darüber hinaus sollen Veranstaltungen das Kennenlernen ermöglichen, zudem werden die Lernenden an ihren Arbeitsplätzen besucht und betreut. «Die Lernenden bekommen die Aufmerksamkeit, die sie benötigen. Und das wissen sie zu schätzen», bringt es Schurte auf den Punkt. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – sollte man meinen. Doch längst nicht immer möglich, verdeutlicht Schurte. Nicht etwa, weil Lehrmeister nicht wollen. «Vieles geht aber im Tagesgeschäft unter.»
Dem Fachkräftemangel vorbeugen
Wie Great Place to Work gestern weiter mitteilte, zeichnen sich die besten Lehrbetriebe durch eine vertrauensvolle und motivierende Arbeitsplatzkultur aus. Grosse Differenzen im Vergleich zwischen ausgezeichneten und nicht ausgezeichneten Unternehmen zeigen sich im Umgang mit Beschwerden, im Erleben von Stolz auf den Ausbildungsbetrieb sowie in der Wahrnehmung, dass alle an einem Strang ziehen. Bei den nicht ausgezeichneten Unternehmen möchten im Durchschnitt lediglich 47 Prozent nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben und nur 48 Prozent würden ihren Freunden das Unternehmen als Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Bei den ausgezeichneten Unternehmen sind 80 Prozent stolz auf ihren Arbeitsort und würden diesen ihren Freunden weiterempfehlen. Darauf hofft man nun natürlich auch bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein, wo man mit Stolz auf den Umstand blickt, dass sich in den vergangenen drei Jahren immer ein Auszubildender in das Goldene Buch eintragen durfte. Auch das hat einen Wert. «Wir leben in einer Region, in der wir auf Fachkräfte angewiesen sind», erinnert Ivan Schurte. Folgerichtig wird bereits am Nachwuchs gearbeitet: Für das nächste Jahr hat die Wirtschaftskammer schon jetzt zwölf Verbundlehrstellen ausgeschrieben – ein Wert, der sich in den kommenden Wochen sehr wahrscheinlich noch deutlich erhöhen wird.
Die Auszeichnung
Zertifizierungsverfahren für Unternehmen
Die Auszeichnung «Beste Lehrbetriebe der Schweiz» ist kein Wettbewerb, der in einer Rangliste mündet, sondern ein Zertifizierungsverfahren. Alle Unternehmen, welche die Mindestkriterien in der Lernendenbefragung sowie im Ausbildungskonzept erfüllen, erhalten die Auszeichnung. «Die Teilnahme an der Auszeichnung ist für Ausbildungsbetriebe aller Branchen möglich, welche mindestens zehn Lernende, unabhängig vom Lehrjahr, beschäftigen. Das Zertifikat wird nach Abschluss der Befragung und der Auswertung des Ausbildungskonzeptes ausgestellt“, so Studienleiter Florian Manz.
«Ich bin stolz, dass unsere Leistungen mit diesem Resultat honoriert werden.»
Ivan Schurte
Wirtschaftskammer
Über 30 Lehrstellen sind für 2018 verfügbar
Gestern fand bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein in Schaan der «Lehrstelleninfo Familyday» statt. 100pro! berufsbildung liechtenstein präsentierte in der einstündigen Veranstaltung die offenen Lehrstellen für das kommende Jahr und gab Einblicke in ihr Leistungsprogramm. Denn bei einer Ausbildung über 100pro! erhalten die Lernenden viel mehr als nur eine Lehrstelle. Sie werden aktiv unterstützt und finden bei 100pro! Hilfe und Unterstützung für jede Situation.
Die Tätigkeitsbereiche von 100pro! gliedern sich in die Verbundsausbildung, das Betriebs-Coaching und das Lernenden-Coaching. Bei der Verbundsausbildung haben Lehrlinge die Möglichkeit, ihre Ausbildung bei bis zu drei unterschiedlichen Betrieben zu machen, was unterschiedliche Einblicke in einen Beruf ermöglicht. Beim Betriebs-Coaching unterstützt 100pro! Betriebe bei der Lehrlingssuche. Ein zentraler Bereich ist aber das Lernenden-Coaching mit der Hausaufgaben Lobby (Halo). Sie stellt für die Teilnehmer ein Fixtermin dar, bei dem sie ihre Hausaufgaben und das Lernen erledigen können. Diese Möglichkeit steht allen Lernenden in Liechtenstein offen. Alle offenen Lehrstellen von 100pro! findet man unter www.lehrstellen.li.
Gewinner auf beiden Seiten
Jeder Verbundlernende von «100pro!» hat die Möglichkeit die hausinterne Hausaufgaben-Lobby (HALO) zu besuchen. Erreicht der Lernende mit der Unterstützung der HALO einen Notenschnitt von 5,0 oder mehr, werden dem Lernenden die ganzen Beiträge in bar zurückerstattet (von 4,5 bis 4,9 je die Hälfte).
Unsere Lernende Annina Götz besuchte im vergangenen Semester die HALO und erreichte einen Schnitt von 5,1, Johannes Felder, Larissa Erhart, Martin Goop und Natascha Morrone erhielten je die Hälfte zurück. Jürgen Nigg überreichte die Beträge in bar und gratulierte zu den super Leistungen.
«HALO» die Hausaufgaben-Lobby für alle
Auf Initiative der Wirtschaftskammer Liechtenstein steht Lernenden, die sich schulisch verbessern möchten, die Hausaufgaben-Lobby, kurz «HALO», zur Verfügung.
Gezieltes Aufarbeiten
Während der Hausaufgaben-Lobby erledigen die Teilnehmer ihre Hausaufgaben oder repetieren die Schulunterlagen. Dies soll den Lernenden Struktur in ihrem Lernverhalten geben und somit auf Bildungslücken aufmerksam machen. Während der zwei Stunden «HALO» werden allgemeine Fragen in den Fächern Rechnen, Deutsch, Wirtschaft und Umwelt, Wirtschaft und Recht, Englisch, Französisch sowie in allgemein bildenden Fächern direkt gelöst und anschliessend mit den Begleitpersonen besprochen. Berufsspezifische Fragen werden notiert, um in der Folgewoche vom Lehrbetrieb beantwortet zu werden.
Die «HALO» wird unterstützt durch: Liechtensteinische Landesbank AG, Jeeves Group, Radio L und Zürich Generalagentur Robert Wilhelmi.
MINT-Fächer im Labor entdecken
Bildung Kinder und Jugendliche können nun auf spielerische und experimentelle Art Einblicke in die MINT-Welt gewinnen: Das Experimentierlabor PepperMINT in Vaduz wurde gestern feierlich eröffnet und gleich auch ausprobiert.
Arbeitsintensive Monate liegen hinter den Planern von PepperMINT. Vor circa einem Jahr gründeten sie eine Arbeitsgruppe und erarbeiteten die Idee eines Experimentierlabors, in dem Kindergärtler und Schüler den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik auf spielerische Weise näherkommen können. Die Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein wurde daraufhin ins Leben gerufen. Stifter sind die Hilti Familienstiftung, die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer, die Wirtschaftskammer und die Regierung. Für die Finanzierung konnten dabei sowohl Unternehmen, als auch Stiftungen, Gönner, Gemeinden und das Land Liechtenstein gewonnen werden. Zudem wurden Räumlichkeiten gesucht und gefunden: Im Chemichl-Gebäude gegenüber des Mühleholzmarkts in Vaduz wurde der Mietvertrag unterschrieben.
In kurzer Zeit viel geschafft
Es folgten Umbau und Ausstattung. Ausserdem konnte Martin Büchel als Geschäftsführer gewonnen, ein interessantes Kursangebot generiert und Kontakte zum Schulamt geknüpft werden. «Was wir hier in kurzer Zeit erreicht haben, ist bemerkenswert. Ich bin nicht nur froh und dankbar, sondern auch sehr stolz», erklärte Klaus Risch, Präsident der Förderstiftung, anlässlich der gestrigen Eröffnungsveranstaltung. Einen Zugang schaffen, spannend sein, Hemmschwellen überschreiten und da und dort einen kleinen Samen für eine zukünftige Karriere zu pflanzen, das wolle man mit dem Labor erreichen, sagte Regierungsrätin Aurelia Frick und betonte: «Ich war von Anfang begeistert.» Als Mitglied des Stiftungsrates habe sie bei diesem Projekt ganz vorne mitarbeiten dürfen: «Heute aber übergebe ich das Zepter einer neuen, sehr engagierten Bildungsministerin.» Es sei eine grosse Ehre, dieses Projekt zu übernehmen und zu begleiten, erklärte daraufhin Regierungsrätin Dominique Gantenbein. Brigitte Haas, Sprecherin von PepperMINT, führte durch den Abend und übergab dann das Wort an Egbert Appel, Präsident der Hilti Familienstiftung und Stiftungsrat, der einige Gedanken zu den MINT-Fächern und den Beweggründen formulierte. Zum Schluss stand ein Rundgang auf dem Programm. Und für einmal waren es die Kinder und Jugendlichen, die den Erwachsenen die MINT-Welt näherbrachten: Schüler der Realschule Vaduz und der Primarschule Triesen in Begleitung ihrer Lehrpersonen sowie Lehrlingsbetreuer beaufsichtigten die verschiedenen Posten. «Dein erster Airbus» heiss etwa einer davon und kam offenbar sehr gut an. Ausserdem wurden fleissig Farben getrennt und am Computer die Welt der Spiele erkundet. Der Ausklang erfolgte in Form eines Apéros und wer wollte, konnte einen Topf – passend zum Namen des Projektes – Pfefferminze mit nach Hause nehmen.
Täglich aktualisiert: lehrstellen.li
100pro! berufsbildung liechtenstein ist eine Initiative der Wirtschaftskammer Liechtenstein und ist das Berufsbildungs-Kompetenzzentrum in Liechtenstein. Zu seinen Dienstleistungen gehören das Betriebs-, das Lernenden-Coaching und die Verbundausbildung.
Im Bereich Betriebs-Coaching und Verbundausbildung schreibt 100pro! die vakanten Lehrstellen im Mandat bzw. die eigenen Lehrstellen für 2018 aus. Auf der Homepage findet man über dreissig Lehrstellen in über zehn Berufen sowie die nötigen Informationen dazu. Unter anderem erfährt man, wo man sich bewerben kann und für wen die Lehrstelle ausgeschrieben ist. Hier lohnt es sich, immer wieder auf die Homepage zurückzukommen, denn die Lehrstellen werden täglich aktualisiert. Es kommen immer wieder neue Lehrstellen dazu.
«100pro!» Kennenlern-Woche 2017
Am Montag, den 7. August, starteten die «100pro!»-Lernenden in die Kennenlern-Woche unter dem Motto «Made in Liechtenstein».
Neben diversen Aktivitäten in Liechtenstein stand auch eine Tageswanderung von Vaduz bis Steg auf dem Programm. Die neuen Lernenden wurden so sehr gut integriert und die gemeinsamen Umgangsformen untereinander in einem Kontrakt definiert. Durch verschiedene Teamspiele wurde der Zusammenhalt gestärkt.
Projekt «Rauchfreie Lehre»
111 Jugendliche haben im Schuljahr 2016/17 bei «Rauchfreie Lehre» mitgemacht und sich dadurch verpflichtet, auf jede Art von Tabakwaren zu verzichten. 87 Jugendlichen ist dies erfolgreich gelungen. Die Auszeichnung fand im Jugendcafé Camäleon statt.
«Rauchfreie Lehre» belohnt Jugendliche, die während des Lehrjahres 2016/17 oder Brückenangebotes (10. Schuljahr) auf jede Form des Tabakkonsums verzichtet haben (auch Shisha, Kautabak, E-Zigarette usw.). Auf diese Weise sollen Jugendliche motiviert werden, erst gar nicht mit dem Rauchen zu beginnen. Jugendliche, die zwar bereits zu rauchen begonnen hatten, hatten die Möglichkeit, Rauchstopphilfen in Anspruch zu nehmen, und anschliessend als Nicht-Raucher am Projekt teilzunehmen. Zur Kontrolle der Tabakfreiheit wurden unangemeldet Tests durchgeführt. Die Partner-Ausbildungsbetriebe in Liechtenstein sind die Oerlikon, Hoval, die Liechtensteinischen Kraftwerke und die Liechtensteinische Landesverwaltung.
Abschlussevent im Jugendcafé Camäleon
Alle, die es geschafft haben, während des gesamten Schuljahres 2016/17 keinen Tabak zu konsumieren, hatten die Möglichkeit, eine zweiwöchige Sprachreise in einem europäischen Land zu gewinnen. Liechtensteiner Jugendliche waren zusätzlich eingeladen, am 29. Juni am Abschlussevent im Jugendcafé Camäleon in Vaduz teilzunehmen, in dessen Rahmen alle erfolgreichen Teilnehmenden zu einer Filmvorführung eingeladen waren und an der Verlosung weiterer toller Preise teilnahmen (Wochenende im Europa-Park mit Übernachtung, Kinogutscheine, Einkaufsgutscheine, Getränkegutscheine usw.). Das Wochenende im Europa-Park für zwei Personen mit Übernachtung gewann Sarah Baydar, Lernende bei der Firma Oerlikon Balzers AG.
21 Prozent aller 15-Jährigen rauchen täglich
In Liechtenstein gibt es immer noch einen hohen Anteil an Jugendlichen, die täglich rauchen. Vor allem der Anteil der jugendlichen Raucherinnen steigt stetig an. Aus der letzten Schülerbefragung im Jahr 2015 geht hervor, dass 21 Prozent aller 15-jährigen Jugendlichen in Liechtenstein täglich Zigaretten rauchen. Die Abhängigkeit im Erwachsenenalter ist gerade dann besonders stark, wenn in jungem Alter mit dem Rauchen begonnen wird. Aus diesem Grund hat sich die Suchtprävention Liechtenstein das Ziel gesetzt, den Anteil rauchender Jugendlicher weiter zu senken.
Anmeldung zum nächsten Durchgang
Alle Lernenden des 1. bis 4. Lehrjahres und Schüler des 10. Schuljahres des nächsten Schuljahres 2017/18 sind nun wieder eingeladen, beim Projekt Rauchfreie Lehre mitzumachen. Eine Anmeldung zum Projekt ist entweder online (www.rauchfreielehre.ch) oder durch Ausfüllen von Anmeldekarten möglich. Diese können im Amt für Soziale Dienste per Mail (esther.kocsis@llv.li) bezogen werden. (pd)
Duale Ausbildung: Noch über 50 Lehrstellen im Land zu vergeben
Die Schule ist fast beendet, die Absolventen freuen sich auf die wohlverdienten Sommerferien. Gleichzeitig steht der Beginn des Lehrjahres 2017/2018 kurz bevor. Liechtensteins Unternehmen haben noch über 50 Lehrstellen zu besetzen.
Rund 96 Prozent aller Sekundarschüler verfügen bereits über eine Anschlusslösung für ihre berufliche Erstausbildung mit Beginn Sommer 2017. Das zeigt eine Umfrage des Amt Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) in den Sekundarschulen. Dreimal jährlich fragt das Amt die Schüler nach dem aktuellen Stand der Berufswahl ab. Demnach entscheiden sich für den Sommer 2017 rund 65 Prozent der Schüler für den Weg einer Berufslehre, weitere 15 Prozent für das 10. Schuljahr und 7 Prozent für das Gymnasium. Noch keine Anschlusslösung hatten per Ende Mai 4 Prozent der Sekundarschüler. «Die Berufsberater des ABB stehen mit diesen Jugendlichen in direktem Kontakt und bieten entsprechende Beratungsdienstleistungen als Unterstützung an», sagt Amtsleiter Werner Kranz. Er geht deshalb davon aus, dass bis August auch diese Schüler eine für sie geeignete Anschlusslösung finden werden.
Weitere Lehrstellen offen
In Liechtenstein haben die Jugendlichen gute Chancen, eine Lehrstelle zu ergattern. Die Wirtschaft bietet seit vielen Jahren mehr Ausbildungsplätze an, als es Schulabgänger im Land gibt. «Das Angebot an Ausbildungsplätzen in der heimischen Wirtschaft ist seit Jahren konstant hoch», sagt Werner Kranz. Auf die rund 400 Ausbildungsplätze im Jahr kommen rund 220 Schulabgänger. Rund ein Drittel der Lehrstellen im Land wird deshalb mit jungen Frauen und Männern aus der Schweiz besetzt. Mit Lehrbeginn Sommer 2017 werden so laut ABB insgesamt 370 Jugendliche (im Vorjahr waren es 380 Jugendliche) ihre Ausbildung in Liechtenstein in Angriff nehmen. Dennoch gibt es noch weitere Lehrstellen zu besetzen. Per Mitte Juni sind beim ABB noch 52 Ausbildungsplätze in rund 35 verschiedenen Lehrberufen als offen gemeldet. Darunter befinden sich auch Berufe im Detailhandel, der Bauwirtschaft oder verschiedene Industrie-, Gesundheits- und Dienstleistungslehrberufe. Einige Betriebe entscheiden sich mittlerweile auch für einen sogenannten Lehrbetriebsverbund – ein Zusammenschluss von mehreren Betrieben, die gemeinsam ausbilden. Während die Lernenden bei einer herkömmlichen Lehre die gesamte Lehrzeit in einem Betrieb absolvieren, erhalten sie in der Verbundlehre die Gelegenheit, mehrere Betriebe kennenzulernen. «Damit ist es auch Betrieben möglich, sich in der Berufsbildung zu engagieren, die aufgrund ihrer Grösse oder Spezialisierung bisher nicht in der Lage waren, eine komplette Lehre anzubieten», sagt Werner Kranz. In Liechtenstein gebe es Lehrbetriebsverbünde in den Bereichen des Gewerbes, der Landwirtschaft und einigen Industriebetrieben.
Hohe Anforderung an die Jugend
In der Berufswelt werden die Ansprüche immer grösser. Viele Ausbildungsberufe wurden zwischenzeitlich mit neuen Berufsbezeichnungen ausgestattet und die Ausbildungsinhalte wurden auf die laufend veränderten Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. «Das bedeutet, dass die schulischen und praktischen Anforderungen an die Lernenden in der Regel zugenommen haben und gerade deshalb ist es wichtig, dass die Schüler möglichst optimal auf den Lehreinstieg vorbereitet sind», so Werner Kranz. Für schwächere Schüler ist es nicht immer einfach, eine gute Anschlusslösung zu finden. Deshalb hat sich im Bereich der zweijährigen Lehrberufe in den vergangenen Jahren einiges getan. Der ABB-Leiter: «Fast in allen Berufsgruppen gibt es für praktisch orientierte Jugendliche die Möglichkeit, eine zweijährige berufliche Grundbildung mit Berufsattest zu absolvieren, die die direkte Anschlusslösung an eine Berufslehre mit Fähigkeitszeugnisabschluss bietet und somit die Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem sicherstellt.»
Mit next-step «wissen wie weiter»
Die Wahl des Berufs ist eine der bedeutendsten und prägendsten Entscheidungen im Leben. Es ist daher sehr wichtig, sich vor der Entscheidung gut zu informieren.
In Anbetracht neuer wirtschaftlicher und sozialer Herausforderungen ist die passende Aus- und Weiterbildung immer entscheidender. Soll ich eine Lehre machen? Welche Berufschancen habe ich mit einer Berufslehre? Entscheide ich mich zusätzlich für eine Berufsmatura? Was und wo soll ich studieren? Bei der Beantwortung dieser Fragen bietet «nextstep» wertvolle Unterstützung. Eine wichtige Informationsquelle ist dabei die «next-step»-Webseite.
Um den Bekanntheitsgrad der Infoplattform weiter zu steigern, wird diese Tage die zweite Informationskampagne lanciert. Unter dem Claim «wissen wie weiter» wird die Webseite www.nextstep.li als zentrale Informationsplattform im Lande beworben. «Die Webseite bietet eine wichtige Hilfestellung, denn gerade wenn sich die obligatorische Schulzeit dem Ende zuneigt, fragen sich viele Jugendliche und Eltern: Was ist der nächste Schritt für den Weg in die Zukunft?», ist Bildungsministerin Dominique Gantenbein überzeugt. «Ziel ist es, dass Jugendliche, Lernende, Eltern, Erwachsene, Schulen und Unternehmen auf sämtliche re- levanten Informationen hinsichtlich möglicher Fragen rund um die Berufsbildung in gebündelter Form zugreifen können», erklärt Werner Kranz, Leiter vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung.
Infotage «next-step» am 22. und 23. September
Das von der Thea Keeler Stiftung 2013 ins Leben gerufene und finanzierte Projekt «next-step» ist durch das Land konzeptionell erweitert worden. Entstanden sind die next-step Berufs- & Bildungstage, welche dieses Jahr am 22. und 23. September im SAL in Schaan stattfinden – eine weitere gute Möglichkeit sich zu informieren. An diesen Infotagen erhalten alle Interessierten einen Überblick über die verschiedenen Bildungswege sowie Aus- und Weiterbildungsberufe. Jugendliche können Lehrberufe näher kennenlernen und Maturanten und Maturantinnen haben die Möglichkeit sich über die Wege und Möglichkeiten nach der Matura zu informieren. Die Bildungstage sollen auch Lernende und potenzielle Arbeitgeber zusammenzubringen. Ferner werden Universitäten und Hochschulen eingeladen, ihre Studienprogramme vorzustellen. (ikr)
Sechste Fitna-Techniktage durchgeführt – Jugendliche tauchten in neue Welt ein
Ende März/Anfang April fanden zum sechsten Mal die Fitna-Techniktage statt. Jugendliche aus der Region konnten Seminare n verschiedenen Firmen besuchen. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Ziel der Fitna-Techniktage ist es, Jugendlichen aus dem Sarganserland, dem Werdenberg sowie Liechtenstein Technik und Naturwissenschaften näherzubringen. Aufgrund des Fachkräftemangels bleiben auch in den heimischen Firmen viele Lehrstellen in diesen Bereichen unbesetzt. Fitna möchte dazu beitragen, dass sich alle Schüler vermehrt für Technik interessieren und später im Idealfall einen Beruf in dieser Richtung erlernen. An drei Mittwochnachmittagen boten die Techniktage für Schüler ab der sechsten Stufe drei unterschiedliche Seminare in verschiedenen Bereichen, bei denen gelötet, geschraubt oder programmiert wurde. Auf spielerische Weise soll das Inter-esse für Technik geweckt werden. Die 222 Plätze 2017 waren vor Ablauf der Anmeldefrist ausgebucht. Zu-dem wurde eine Warteliste mit rund 50 Jugendlichen geführt, wovon ein Grossteil ebenfalls ein Seminar besuchen konnte. Die Rückmeldungen der Schüler und der Firmen waren
durchweg positiv. Den Teilnehmern hat es grossen Spass bereitet, etwas ausprobieren und herstellen zu können. Auch die Firmen berichteten von engagierten und interessierten Jugendlichen. Die in diesem Jahr erstmals befragten Eltern der Teil-nehmer erachten die Techniktage als sehr sinnvoll und wichtig und sind dankbar, dass es dieses einzig-artige Angebot gibt. Die Arbeitsgruppe Fitna (Förderung der Interessen für Technik und Naturwissenschaften bei Jugendlichen) unter der Leitung von Fredy Schöb, Gemeindepräsident Gams, dankt den Teilnehmern, Eltern, Lehrern, Sponsoren und nicht zuletzt den Firmen herzlich für das Engagement der vergangenen Techniktage. Nur dank der intensiven Mitarbeit aller Beteiligter können die Techniktage erfolgreich durchgeführt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. (eps)
Ab Ende November können sich interessierte Jugendliche im Internet auf www.fitna.ch für die Techniktage im nächsten Jahr anmelden.
Über die Organisation
Die Fitna (Förderung der Interessen für Technik und Naturwissenschaften bei Jugendlichen) ist eine der Region Sarganserland-Werdenberg untergeordnete Arbeitsgruppe. Initiiert von Sepp Dietrich und unter dem Präsidium von Fredy Schöb, Gemeindepräsident Gams, nehmen Vertreter der Region Sarganserland-Werdenberg, der Berufsberatung Werdenberg-Sarganserland, des Berufs- und Weiterbildungs-zentrums Buchs, dem Amt für Berufsberatung und Berufsbildung des Fürstentums Liechtenstein sowie der Unternehmen Einsitz.
Mehr zur Organisation auf www.fitna.ch.
Eine neue Lehrausbildung mit viel Potenzial
Ab Herbst 2017 werden erstmals in Liechtenstein zwei Mediamatiker ausgebildet: Das Vaduzer Medienhaus und die BVD Druck und Verlag AG bieten die Lehre im Verbund an.
Mediamatiker – ein Begriff, der vielen Personen noch wenig geläufig ist. Damit wird eine Lehrausbildung beschrieben, die eine Informatikausbildung mit Polygraph/Gestalter-Ausbildung verknüpft.
«Unsere Branche und unser Geschäft ändern sich stark. Es entstehen dadurch neue Job-Profile, die es in einem Medienunternehmen bislang nicht gab. Mit der Mediamatiker-Lehre wollen wir unseren eigenen digitalen Nachwuchs aufbauen», erklärt Daniel Bargetze, Geschäftsführer der Vaduzer Medienhaus AG. Die Verbundlehre wird zusammen mit der BVD durchgeführt und von der Initiative «100pro!» der Wirtschaftskammer unterstützt. Auch für Peter Göppel, Geschäftsführer der BVD Druck und Verlag AG, bietet die neue Lehrstelle einige Vorteile: «Im Zuge der Digitalisierung und Umwälzungen in der grafischen Branche muss sich auch eine Druckerei am Markt anpassen und versuchen, neue Märkte aufzubauen. Der Mediamatiker eröffnet uns diese Möglichkeit. Zudem erhoffen wir uns durch die jungen Leute neue Ansichten.» Es ist die erste Mediamatiker-Lehrausbildung in Liechtenstein. Ende März konnten die Lehrlinge Dennis Sprenger und Julian Konrad ihre Lehrverträge unterschreiben. Die beiden werden während der vier Jahre dauernden Ausbildung je eine Hälfte der Arbeitszeit im Medienhaus verbringen und den anderen Teil bei der BVD absolvieren.
Auch am Arbeitsplatz selbst ist die Lehre sehr abwechslungsreich gestaltet. Dort wird zwischen den Abteilungen gewechselt. Daneben besuchen die Lehrlinge zwei Tage in der Woche die Schule in Chur. Während dieser vier Jahre lernen die Lehrlinge, Webseiten zu gestalten und zu pflegen, Präsentationen zu erstellen und Veranstaltungen zu betreuen.
Darüber hinaus erwerben sie Kenntnisse im Mutlimediabereich, im Marketing und in der Administration. Tom Schäpper, Ausbildungsverantwortlicher beim Medienhaus, ist gespannt auf den Input der beiden jungen Lehrlinge: «Wir wollten eigentlich mit einem Lehrling beginnen, doch dann haben uns beide Kandidaten überzeugt.»
Bei PepperMINT: Martin Büchel wird Geschäftsführer
Der Stiftungsrat der MINT-Initiative Liechtenstein hat mit der Ernennung von Martin Büchel zum Geschäftsführer einen weiteren wichtigen Schritt gemacht. Nun laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Nach den Sommerferien werden Kinder und Jugendliche im PepperMINT- Experimentier-Labor in Vaduz die Möglichkeit haben, die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik mit allen Sinnen zu entdecken und zu erleben. Der Stiftungsrat der MINT-Initiative Liechtenstein hat mit der Ernennung von Martin Büchel zum Geschäftsführer einen weiteren wichtigen Schritt gemacht, wie die Förderstiftung am Mittwoch mitteilte. Die Vorbereitungen für PepperMINT laufen auf Hochtouren. Nebst der Planung für die anstehenden baulichen Massnahmen stand Anfang des Jahres die Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit für die Geschäftsführung im Vordergrund. Klaus Risch, Präsident der Förderstiftung MINT-Initiative Liechtenstein, gibt bekannt: «Wir freuen uns, mit Martin Büchel einen kompetenten und äusserst motivierten Geschäftsführer gewinnen zu können. Martin Büchel verfügt über beste Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Aufgabe und wir sind davon überzeugt, dass er viel Wertvolles zur Entwicklung und zum Betrieb von PepperMINT beitragen wird.»
Erfahrene Persönlichkeit
Der 48-jährige Martin Büchel, ursprünglich Biologielaborant, studierte Chemie in Chur und liess sich später zum Executive Master of Mediation ausbilden. Als Projektleiter, Ausbildner, Trainer, Coach und Auditor hat er Führungs- und Managementerfahrung in verschiedenen Unternehmen gesammelt. Martin Büchel ist heute Leiter Technical Training and Operations Audit Global bei einem liechtensteinischen Industriebetrieb und damit für das gesamte Ausbildungskonzept der weltweiten Produktionsstätten verantwortlich. Der Vater von zwei Kindern lebt mit seiner Familie in Ruggell. In seiner Freizeit war er lange leidenschaftlicher Pfadfinderführer und arbeitet seit Jahren als Tauchlehrer mit Kindern und Jugendlichen.
Know-how und Kreativität gefordert
Am 1. Juni 2017 wird Martin Büchel seine Aufgabe als Geschäftsführer von PepperMINT übernehmen: «Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung und darauf, meine Erfahrung in MINT und meine Freude an der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen vereinen zu können.» Er wird Schüler sowie Lehrpersonen im Experimentier-Labor begleiten, aber auch vor und nach dem Besuch Ansprechperson sein. Doch bis es so weit ist und die ersten Schulklassen zum Entdecken, Erfinden und Erleben eingeladen sind, besteht seine Aufgabe darin, ein attraktives Kursangebot zu erarbeiten. «Dies wird mein ganzes Know-how, meine Erfahrung und meine Kreativität fordern. Ich habe bereits unzählige Ideen und kann es kaum erwarten, diese umzusetzen.»
Austauschplattform
PepperMINT bietet neben dem Hauptzweck, der Förderung von Kompetenzen in MINT, auch eine attraktive Austauschplattform für Bildung und Wirtschaft. «Die vielen positiven Rückmeldungen seitens Politik, Wirtschaft und Bildung sind eine grosse Motivation für den Stiftungsrat. Gute Kenntnisse und Freude an MINT bilden eine unverzichtbare Grundlage für zukunftsorientierte Kompetenzen», ist Stiftungsratspräsident Klaus Risch überzeugt. (pr)
Weitere Infos unter www.peppermint.li
Lehrplan 21 kurz erklärt
In der Schweiz hat es bislang grosse Unterschiede gegeben, wie die Schüler in den verschiedensten Kantonen unterrichtet werden. Der Lehrplan 21 ist nun der erste Lehrplan, der in allen 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen auf eine Vereinheitlichung abzielt.
Der grosse Vorteil: Mit einem gemeinsamen Lehrplan werden die Ziele der Volksschule in der Deutschschweiz harmonisiert. Der neue Lehrplan verändert aber auch den Unterricht – neu gehört dazu: Wirtschaft, Arbeit, Haushalt, das Modul «Berufliche Orientierung», Medien und Informatik und die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Der Lehrplan 21 orientiert sich an Kompetenzen, sodass die Schüler ihr Wissen auch erfolgreich anwenden können. Alles regelt er allerdings nicht: Wie die Stundenpläne ausgestaltet und die Noten vergeben werden, das bleibt den einzelnen Kantonen vorbehalten.
Erneut weniger Lehrbetriebe, doch schuld ist (auch) die Statistik
Beinahe alle Zahlen in der Bildungsstatistik sind rückläufig. Die Gründe sind vielseitig, doch der demografische Wandel ist deutlich spürbar. Im Endeffekt gibt es einfach immer weniger Kinder.
Bereits im Ausbildungsjahr 2014/15 hatte die Anzahl Lehrbetriebe ihr Rekordtief erreicht. Waren mit Beginn der Statistik im Jahr 2006/07 noch 389 Ausbildungsbetriebe ausgewiesen worden, gab es solche 2014/15 gerade noch 328. Im aktuellen Berichtsjahr 2015/16 wird nun erneut ein Rückgang um 6 Betriebe verzeichnet, womit sich der neue Tiefststand von noch 322 Lehrbetrieben in Liechtenstein ergibt. Wie dieser zustande kommt, kann sich Werner Kranz, Leiter Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB), durchaus erklären und gibt gleichzeitig Entwarnung: «Ein wichtiger Faktor, der diese Entwicklung in der Statistik begünstigt, ist der seit einigen Jahren implementierte Modus der Verbundslehre», weiss der ABB-Chef. Dieser Modus ermöglicht es Lehrbetriebe ihre Lernenden unter der Federführung der Wirtschaftskammer gemeinsam auszubilden (das «Volksblatt» berichtete mehrfach). «In der Statistik wird dann aber lediglich die Wirtschaftskammer als Lehrbetrieb aufgeführt. Die Verbundsbetriebe werden nicht berücksichtigt», erklärt Kranz weiter. Zudem könne eine nominell geringfügige Abnahme grundsätzlich auch individuellen strategischen Veränderungen in einzelnen Betrieben geschuldet sein. Dass auch die Zahl der Lernenden zurückgegangen ist, ordnet der erfahrene Amtsleiter als «normale» Schwankung ein. So wurden 2015/16 2,7 Prozent weniger Lernende registriert als noch im Jahr zuvor. 2014/15 hatte dieser Rückgang 1 Prozent betragen. Total zählt die Statistik für 2015/16 in Liechtenstein 1151 Lernende, 362 davon haben ihren Wohnsitz im Ausland. Im Gegenzug absolvieren 121 hiesige Lernende ihre Lehre ausserhalb des Landes.
Weniger Schüler
Wie bereits auf «Radio L» zu hören war, wurden 2015/16 an Liechtensteins Schulen ebenfalls weniger Schüler ausgebildet. Die Zahl der sich in der obligatorischen Schulbildung befindlichen Kinder und Jugendlichen blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 3482 Schülern jedoch nahezu unverändert. Genau genommen wurden gar 2 Schüler mehr registriert als 2014/15. Dennoch konstatiert das Amt für Statistik (AS): «Generell ist die Anzahl der Schulkinder in obligatorischen Schulen rückläufig.» In den vergangenen fünf Jahren sei durchschnittlich eine Abnahme von 1,2 Prozent pro Jahr zu verzeichnen gewesen. Effektiv eine konkrete Abnahme im Berichtsjahr ergibt sich hingegen, wenn die Anzahl aller Schüler in der allgemeinen Ausbildung (also Kindergarten bis Sekundarstufe II) verglichen wird. Diese sank innert eines Jahres von 4778 um 22 auf 4756 Schüler. Angesichts der erwähnten Zunahme an den obligatorischen Schulen kann also insgesamt von einem Rückgang um 24 Schüler an den nicht obligatorischen Bildungseinrichtungen gesprochen werden.
Mehr Ausgaben
Zu überraschen vermag derweil auf den ersten Blick, dass trotz sinkender Schülerzahlen die Bildungsausgaben von insgesamt 187 Millionen Franken um 4,7 Prozent höher ausfielen als im Vorjahr. Dieser Umstand ergebe sich, da mit 15,9 Millionen Franken die höchsten Investitionsausgaben seit 2010 getätigt worden seien, schreibt das AS in der Statistik. So seien vor allem die Gemeinden mit einem Investitionsvolumen von 11,5 Millionen Franken «intensiv» tätig gewesen. Das Land verbuchte demnach Investitionen in der Höhe von 4,4 Millionen Franken, wobei der Grossteil (2,5 Millionen) auf Studiendarlehen entfiel. Insgesamt trägt jedoch nach wie vor das Land mit 77,2 Prozent den Bärenanteil der Bildungskosten.
«Einkaufstourismus ist momentan das Hauptthema»
Rainer Ritter ist ein «echter Gwerbler» und «Eigengewächs der Wirtschaftskammer». Welche Aufgaben und Pläne er als gewählter Wirtschaftskammerpräsident haben wird, verrät er im Gespräch mit dem «Volksblatt».
Herr Ritter, sollten Sie im Mai gewählt werden, was werden Sie als Erstes tun – alles wieder aufheben, was Ihr Vorgänger geschafft hat?
Keinesfalls! Arnold Matt hat während seiner fast 17-jährigen Amtszeit hervorragende Arbeit geleistet. So zeigte er sich gemeinsam mit den anderen Wirtschaftskammermitarbeitern bei verschiedenen Themen sehr engagiert und blieb bis zum Schluss dran – etwa bei der Schaffung der «gleich langen
Spiesse» im Gewerbe, die ein ewig andauernder K(r)ampf war. Zudem hat er den «grossen Lupf» von der GWK zur Wirtschaftskammer vollbracht und damit die Strukturen der Kammer gesichert.
Dabei wurde auch die Pf lichtmitgliedschaft aufgelöst. Heute ist solche ja freiwillig. Da muss man künftig natürlich weiter was bieten …
Früher hatten wir rund 2000 Mitglieder, heute ist diese Zahl auf unter 1000 gesunken. Die Gewinnung von Neumitgliedern ist natürlich immer Thema. Deswegen gilt, auch weiterhin gute Dienstleistungen anzubieten und wenn möglich auszubauen – wie etwa heute bereits die Rechtsberatung oder das günstige Kollektiv-Krankenkassenprämien- und Weiterbildungskursangebot (Kurse.li) für Kammermitglieder. Wichtig zu erwähnen ist aber auch das Lehrlingsprogramm «100pro!», das gerade durch das Abgeben der administrativen Arbeiten oder die Verbundausbildung für kleinere Firmen interessant ist. Wir wollen zu-dem gewisse Prozesse innerhalb der Wirtschaftskammer verschlanken.
Welche grossen Aufgaben kommen noch auf den neuen Wirtschaftskammerpräsidenten zu?
Da mit dem Rücktritt von Arnold Matt auch die vor zehn Jahren aufgestellte Strategie «Futuro» der Wirtschaftskammer ein Ende findet, muss die Hauptaufgabe sein, einen neuen Fahrplan aufzustellen. Dies wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zukunft.li. passieren. Die Ziele: Den Standortvorteil der heimischen Wirtschaft beizubehalten und auszubauen sowie Regulierungen zu reduzieren. Im Klartext: Was es an Bürokratie nicht zwingend braucht, muss verhindert werden – gerade als kleines Land ist dies sehr wichtig. Und natürlich hat die Wirtschaftskammerführung auch immer ein offenes Ohr für akute Probleme unserer «Gwerbler».
Was beschäftigt das Gewerbe heutzutage am meisten?
Ganz klar die Frankenstärke und der daraus resultierende Einkaufstourismus. Hier geht in Liechtenstein Wertschöpfung in Millionenhöhe verloren – nicht nur für Unternehmen, sondern auch für den Staat über die Steuern. Den Leuten muss einfach bewusst gemacht werden, was es heisst, wenn man jede Woche nach Vorarlberg zum Einkaufen fährt. Ich kann zwar durchaus nachvollziehen, dass solche, die nicht so viel Geld im Portemonnaie haben, billiger in der Grenzregion einkaufen müssen. Man sollte sich aber trotzdem überlegen, ob sich jede Fahrt ins Ausland auch lohnt. Bei anderen, die weniger in Not sind, verstehe ich das dagegen gar nicht. Da kenne ich übrigens einige Beispiele.
Von der Wirtschaftskammer vorgebrachte Lösungen wie Einkaufsgutscheine für Staatsangestellte kamen aber nicht wirklich gut an …
Das war natürlich mehr als Provokation gedacht. Das Ziel, eine Diskussion zum Thema anzuregen, wurde sicherlich erreicht. Meiner Meinung nach ist diese Lösung aber nicht ganz so abwegig – da Staatsangestellte ja durch unsere Steuern finanziert werden.
Und was halten Sie von einer Anpassung des Freibetrages bei der Mehrwertsteuer?
Da könnte man auf jeden Fall etwas machen. Neben der Frankenstärke ist dies ein wichtiger Grund, warum Liechtensteiner in Österreich einkaufen – weil man zusätzlich noch die Mehrwertsteuer zurückholen kann. Da wäre ich knallhart! Es gilt ernsthaft zu prüfen, ob etwa weiterhin Waren bis zu einem Gesamtwert von 300 Franken mehrwertsteuerfrei eingeführt werden dürfen. Hier umzudenken, empfinde ich als einen relativ einfachen Weg – weil die heutige Situation auch gegenüber den Österreichern nicht fair ist: Diese bezahlen momentan im eigenen Land nämlich mehr als solche, die von ausserhalb kommen.
Was sind die Folgen, wenn der Einkaufstourismus anhält oder sogar noch wächst?
Schlussendlich gehen damit unsere Betriebe ein – mit der Folge, dass auch das Lehrstellenangebot leidet. Wo bilden wir dann unsere Kinder aus? Wollen Sie diese etwa nach Feldkirch in die Lehre schicken? Das darf natürlich nicht passieren.
Bildung ist in Ländern ohne eigene Rohstoffe ganz besonders wichtig. Sie waren ja viele Jahre als Ausbildner und Lehrlingsobmann des Autogewerbes aktiv – sehen Sie es auch so?
Bildung ist natürlich ganz klar unsere Trumpf karte – gerade auch mit Blick auf das duale Bildungssystem (Berufsschulunterricht und übergeordnete Kurse sowie Praxis im Betrieb), das meines Erachtens eines der besten Systeme zur Förderung von jungen Menschen ist. Mich stört aber, dass das gute alte Handwerk bei jungen Leuten nicht mehr so einen guten Ruf hat, wie etwa eine KV-Lehre. Das müsste sich meiner Meinung ändern. Bei der Berufswahl spielen die Eltern und Lehrer eine entscheidende Rolle. Darum müssen auch sie über die handwerklichen Berufe besser informiert sein. Das Sprichwort «Handwerk hat goldenen Boden» kommt nicht von ungefähr.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist momentan auch ein grosses Thema – die Wirtschaftskammer mit ihrer Initiative aber grandios gescheitert …
Auch hier gilt: Das Thema wurde angesprochen und eine breite öffentliche Diskussion in Gang gesetzt. Zwei Arbeitsgruppen mit Vertretern der Wirtschaftskammer, die von der Regierung beauftragt wurden, nehmen sich zurzeit der Sache an.
Und wie stehen Sie dazu?
Meiner Meinung sind hier Lösungen gefragt, die für alle gerecht sind: Es sollen nicht nur Kitas gefördert werden, sondern auch die Hausfrauen- oder -männer, die zu Hause bei den Kindern bleiben. Ich finde es nämlich besonders wichtig, dass die Mutter oder der Vater die ersten drei Jahre die Bezugsperson zu ihrem Kind sein sollten – dies ist auch ganz klar mit Studien erwiesen.
Dann könnten Sie sich sicherlich auch eine Art Mutterschaftsurlaub für diese Zeit vorstellen? Da hätten viele Firmen aber keine Freude …
Wenn eine Mitarbeiterin drei Jahre nicht arbeitet, ist das für Unternehmen natürlich fast schon «Horror» – gerade bei kleineren. Dann bräuchte es ja Ersatz, der nach dieser Zeit dann auch wieder gehen müsste usw. Es ist keinesfalls einfach.
Wie gehen Sie mit Schwangerschaften in Ihrem Unternehmen um?
Wir hatten gerade diesen Fall, der glücklicherweise so gelöst werden konnte, dass die Mitarbeiterin grossteils von zu Hause arbeiten kann. Dass dies nicht in jeder Branche möglich ist, ist natürlich klar. Ein Arbeitgeber sollte hierbei jedoch eine gewisse Flexibilität an den Tag legen. Und dabei auch den Blick auf Teilzeitmodelle wagen, die meiner Meinung nach absolut zukunftsträchtig sind.
Wie geht es mit den «gleich langen Spiessen» weiter?
Das Thema ist für die Wirtschaftskammer eigentlich abgeschlossen und die Untergerechtigkeit getilgt: Die Schweizer «Gewerbler» wurden den unseren gleichgestellt. Wenn jetzt jemand am Zug ist, dann die Eidgenossen. Sollten die Spiesse nun noch gekürzt werden, sind die Liechtensteiner die letzten, die dazu «Nein» sagen würden. Denn keine Regulierungen wäre uns immer noch das liebste.
Zum Schluss: Warum sind gerade Sie die beste Wahl für das Präsidentenamt der Wirtschaftskammer?
Diese Frage müssten Sie grundsätzlich den Verantwortlichen der Wirtschaftskammer stellen. Da ich, wie Sie eingangs erwähnten, sozusagen ein «Eigengewächs» der Wirtschaftskammer bin, da ich viele Jahre im Autogewerbeverband und im Verbandsvorstand tätig war, hatte ich vielleicht einen Vorteil gegenüber Aussenstehenden. Ich werde natürlich nach bestem Wissen und Gewissen und dem bestmöglichen Einsatz versuchen, diesem Anspruch gerecht zu werden. Für mich ist der Vertrauensbeweis der zuständigen Organe der Wirtschaftskammer eine grosse Ehre und ich werde diese herausfordernde Aufgabe mit dem nötigen Respekt angehen.
Mit Muskelkater zum Erfolg
Die Teilnahme an «WorldSkills» gleicht einer Grossveranstaltung im Spitzensport.
Nicht nur in der Ausübung der praktischen Tätigkeit muss alles passen, auch mental und körperlich müssen die Kandidatinnen und Kandidaten top fit sein, damit sie über mehrere Tage Höchstleistungen abrufen können. Während der Impulstage werden die jungen Berufsleute mit gezieltem Training vorbereitet. Rolando Ospelt, der Sport- und Mentaltrainer von «WorldSkills Liechtenstein», begrüsste am Wochenende die liechtensteinische Frau- und Mannschaft, die im Oktober dieses Jahres in Abu Dhabi um Medaillen kämpfen wird. Fit machen will er sie, physisch und mental. Dazu bringen die fünf Teilnehmenden einen Talismann beziehungsweise Anker von zuhause mit, der sie auch in den Wüstenstaat begleiten wird. Ospelt erklärt, was es damit auf sich hat: «An diesem Anker machen wir positive Gedanken fest, jeder individuell für sich. Der Anker soll helfen, sich selber zu motivieren, zu fokussieren und die eigenen Kräfte abrufen zu können.» Dieser Anker ist nur eine Methode der mentalen Vorbereitung. Auch QiGong zum Stressabbau und Autosuggestion lernen der junge IT-Fachmann Riccardo Somma und seine Kolleginnen und Kollegen kennen. Bewusste Atmung und Hydrotherapie-Anwendungen gehören auch in den Werkzeugkasten, den Rolando Ospelt vermittelt. Obwohl alles neu ist, kommt das Gehörte und Erlebte – schliesslich wird auch geübt – gut an. «Das Mentaltraining hat mir besonders gut gefallen», blickt Riccardo zurück. «Ich habe noch nie etwas in diesem Bereich gemacht. Es ist faszinierend, was mit reiner Willenskraft erreichbar ist.»
Kondition und Kraft
Nicht nur der Geist muss stark sein, auch der Körper muss entsprechend auf den Wettkampf vorbereitet sein. Weshalb die Teilnehmenden Sportausrüstung und Trinkflaschen mitnehmen mussten, erfahren sie spätestens beim Training in der Sporthalle. Rolando Ospelt, selber Sport-und Freizeitpädagoge, will auch Schweiss sehen. Neben Kraft ist auch Ausdauer gefragt, weshalb unter anderem ein Zwölf-Minuten-Lauf auf dem Programm stand. Deborah Bärtsch, welche als Malerin nach Abu Dhabi reist, ist davon allerdings nicht so begeistert: «Joggen ist nicht gerade meine Stärke und ich mache es auch nicht sonderlich gerne. Im Vergleich dazu war das Mentaltraining neu und mehr mein Ding», gibt sie lachend zu Protokoll. Die Teilnehmenden müssten beim Wettkampf 120 Prozent abrufen können, erklärt Rolando Ospelt sein Programm. «Das Ziel meines Trainings liegt darin, dass die Teilnehmenden Werkzeuge kennen, die ihnen helfen, die Wettkampftage gut zu überstehen und sich selber immer wieder aufs Neue fit zu machen». Damit das Training gut ankommt, solle es auch Spass machen. Wer die Teilnehmenden beobachtet, erkennt, dass dies dem Trainer auch gut gelingt. Der Muskelkater aber bleibt bei niemandem aus. Schliesslich heisst es nicht ohne Grund: Ohne Fleiss kein Preis. Damit dies auch zutrifft, erhalten die fünf Teilnehmenden auch Hausaufgaben. Bis zum nächsten Impulstag sind drei 30-minütige Belastungstrainings pro Woche verordnet.
Schule einmal anders: Auch Lehrer lernen dazu
Abwechslung Im Rahmen des Jahresmottos «OSV begegnet» durften die Lehrer der Oberschule Vaduz einen Fortbildungstag der anderen Art durchführen.
Am Mittwoch, den 25. Januar waren alle Lehrpersonen aufgefordert, einen Praktikums- beziehungsweise Schnuppertag ausserhalb der Schule zu verbringen. Ziel dieses Perspektivenwechsels war es, den Blickwinkel zu öffnen und somit Einblicke in andere Institutionen und Berufe und den damit verbundenen Arbeitsalltag zu gewinnen. Da alle Lehrpersonen frei wählen durften, in welchem Betrieb und in welchem Beruf sie schnuppern wollten, war das Spektrum entsprechend gross.
Während die einen die Nähe zur Natur suchten und als Pferdewirt oder bei der Lawinenverbauung den Tag im Freien oder mit Tieren verbrachten, versuchten sich die anderen im Verkauf, in verschiedenen handwerklichen und technischen Berufen oder arbeiteten in einem Chemielabor. Von der Anwaltskanzlei, der Gemeindeverwaltung über das Tätowier-Studio bis hin zur Tageszeitung wurden zahlreiche Institutionen besucht.
Vergleich mit Schulalltag
Dabei ging es nicht nur um das Kennenlernen der verschiedenen Berufe, Betriebe und Institutionen, sondern auch um einen Vergleich mit dem Schulalltag. So wurde von verschiedenen Lehrpersonen der Tag trotz grosser körperlicher Anstrengung weniger stressig als ein Schultag empfunden. Anderen Lehrpersonen gefiel es gut, auch einmal mit den Händen arbeiten zu dürfen.
Viele Gemeinsamkeiten zwischen Schule und den besuchten Institutionen konnten festgestellt werden, wenn es zum Beispiel um ein hohes Mass an Verantwortung, Vernetzung und Kooperation ging. Wie im Schulalltag sind persönliche Wertschätzung, Vertrauen in die Arbeit des anderen und gute Kollegialität Basis für eine optimale Zusammenarbeit.
So ein Schnuppertag gibt einen, wenn auch kurzen Einblick, in einen anderen Beruf und kann zu mehr Verständnis führen. Die Lehrer durften ihren Horizont erweitern, Neues lernen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Sie können sich nicht nur einen weiteren Perspektivenwechsel vorstellen, sondern ihn auch Lehrpersonen anderer Schulen empfehlen.
Vorteile des Seitenwechsels
Durch die individuelle und vielfältige Begegnung mit der Berufs- und Arbeitswelt jenseits der Schule erscheint auch eine kritische Auseinandersetzung mit der täglichen Schulpraxis sinnvoll.(eps)
Brauchen wir 70% Gymnasiasten?
Bildung In Deutschland ist ein pädagogisches Schulkonzept seit 40 Jahren erfolgreich. Vorarlbergs Schulen führen das Lernen in Tischgruppen erfolgreich ein. Der Verein für Bildungsvielfalt wünscht sich ein ähnliches Konzept für Liechtenstein.
Wie könnte man das Bildungssystem Liechtensteins weiterbringen? Mit dieser Frage hat sich der Verein für Bildungsvielfalt (VBV) beschäftigt. Anlässlich eines Informationsanlasses stellte der Verein gestern ein Projekt vor, das in Kooperation mit der Georg-Chirstoph-Lichtenberg-Gesamtschule (igs) in Göttingen, der Wirtschaftskammer Vorarlberg sowie den Mittelschulen Hard und Wolfurt entstanden ist. Ein Lernkonzept, das sich wesentlich vom herkömmlichen Lernsystem unterscheidet. Denn die Kinder sollen nicht nach Schulnoten bewertet werden, sondern sie sollen Lernerlebnisse sammeln, ihre Stärken entdecken und fördern können. Lehrpersonen, Vertreter der Wirtschaft und Politik hatten sichgestern im SAL in Schaan eingefunden. Unter ihnen auch Erbprinz Alois und Bildungsministerin Aurelia Frick.
Lernen in Tischgruppen mit Eigenverantwortung
«Die Schule soll ein Lern- und Lebensraum sein. Nur wo wir uns gerne aufhalten, lernen wir auch gut», sagte Wolfgang Vogelsaenger, Schuldirektor der igs, in seinem Referat. Er stellte den Zuhörern seine Schule in Göttingen und ihre Philosophie vor.
Eine 40-jährige Erfolgsgeschichte, wie er sagte. Die Trennungen der klassischen Schulformen wurden aufgehoben. So könne jedes Kind seine eigenen Leistungs- und Interessensschwerpunkte entwickeln und erhält nach der 9. oder 10. Klasse den Abschluss, der seinen Leistungen und Fähigkeiten entspricht. «Jedes Kind soll in seiner eigenen Lernentwicklung begleitet werden, damit keines verloren geht das ist unser Ziel», so Voglsaenger. Der Erfolg wird dadurch unterstrichen, dass in Göttingen 70 Prozent ins Gymnasium übertreten. 2011 wurde die igs ausserdem mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet. Das Konzept basiert auf heterogenem Arbeiten und Lernen. Jeder Jahrgang befindet sich in einem eigenen Lernund Lebensbereich – das sogenannte Cluster – mit sechs Klassenräumen, einem Teamraum für die Lehrpersonen, einem PCRaum und Flächen für Gruppenarbeiten, Pausen, Aufführungen und Ausstellungen. Alle Schüler bleiben vom 5. bis zum 10. Jahrgang zusammen. Innerhalb der Stammgruppen bilden jeweils vier bis sechs Schüler ein Arbeitsteam- die sogenannte Tischgruppe. Auf dieser Tischgruppe basiert das Konzept der igs. Gruppenarbeit statt Frontalunterricht ist die Devise. Zusammen sollen die Schüler Aufgaben lösen, die ihnen gestellt werden. Dabei kann jeder seine Stärke einbringen und sie können sich untereinander helfen. Nachsitzen gibt es nicht. «Später im Berufsleben gehen diese Kinder Aufgaben ganz anders an», sagte der Schuldirektor.
Auch die Lehrpersonen arbeiten untereinander in Tischgruppen. Sie sollen als Vorbild für die Schüler gelten. «Es ist die Haltung, die eine Schule ausmacht», so Vogelsaenger. Die Lehrpersonen arbeiten nach einem flexiblen Lehrplan. Sie können untereinander Stunden abtauschen und so die Kinder dort fördern, wo sie es brauchen. Und die wichtigste Regel der Schule: Die Schüler dürfen keine Angst haben- weder vor der Schule noch vor den Lehrern, den Eltern oder Zensuren. Das Lernen soll Spass machen.
Das Konzept aus Göttingen macht nun auch in Vorarlberg Schule. Christian Grabher, Direk- tor der Mittelschule Hard-Markt in Hard, stellte gestern die geplante neue «Schule am See» vor. Schon länger will die Mittelschule neue Wege gehen. Unter anderem auch durchden Druck der Eltern, die von der Montessori-Pädagogik begeistert waren. 2013 ergab sich die Möglichkeit, die igs in Göttingen zu besichtigen. Die Begeisterung war gross. Die Teamstruktur soll auch in Hard eingeführt werden. Ein Teil des Konzeptes konnte bereits umgesetzt werden. «Eine Evaluation zeigt, dass sowohl Schüler, Lehrpersonen als auch Eltern sehr zufrieden sind», sagte Grabher. Die Anmeldezahl an der Schule sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Von 196 auf 295 Schüler. Natürlich sei nicht alles reibungslos gelaufen. «Schulentwicklung braucht Zeit», betonte er.
Auch in Liechtenstein möglich?
«Wir sehen, eine Änderung in unseren Schulen ist möglich und zwar ohne grosse Gesetzesänderungen», sagte Markus Becker, Präsident des VBV, im Anschluss. Der Verein lädt alle interessierten Lehrpersonen nach Göttingen ein, um sich ein Bild von dem Konzept zu machen. «Es soll eine Inspiration sein, so ein Projekt auch in Liechtenstein zu starten.»
Lehrlingsprojekt «Brücken bauen» des Vereins Holzkreislauf in Kreativ-Phase
Lernende aus verschiedenen Berufssparten planen und bauen gemeinsam eine Holzbrücke. Diese Woche haben die 6 Projektteams ihre Ideen vorgestellt.
Lustig ging es am Mittwochabend im Forstwerkhof der Bürgergenossenschaft Balzers zu und her, als die zwei Dutzend Lehrlinge, die beim Projekt «Brücken bauen» mitmachen, die ersten Ideen ihres Bauvorhabens präsentieren mussten. Dabei stellt die Aufgabe, die die Lehrlinge zu bewältigen haben, eine zünftige Herausforderung dar. Humor braucht es dazu zweifellos auch. Gefragt sind vor allem aber Fachwissen, Kreativität und Durchhaltewillen. Herausfordernd ist die Aufgabe aber auch deshalb, weil die Projektteams ziemlich heterogen zusammengesetzt sind. Jedes Gruppenmitglied kommt aus einer anderen Berufssparte, zudem sind Erstjahresstifte genauso dabei wie Lernende, die kurz vor dem Lehrabschluss stehen. Man musste sich in der Anfangsphase deshalb zu-erst einmal kennenlernen. Eine Möglichkeit dazu bot die Besichtigung der über das ganze Land verteilten Projektgebiete. Dort wurden bereits erste Ideen entwickelt, die in einer späteren Phase konkretisiert und zu Papier gebracht werden mussten.
Aufgaben richtig erfasst
Wie der Abend gezeigt hat, sind die verschiedenen Teams gut unterwegs. Man hat die zu bewältigenden Aufgaben richtig erfasst. Die entwickelten Umsetzungsideen orientieren sich an den örtlichen Gegebenheiten, die Konstruktionen sind ästhetisch sehr ansprechend und erfüllen in der Regel auch die statischen Anforderungen. Auch in Bezug auf die Baukosten liegen die meisten Vorschläge in einem vernünftigen Rahmen. Von den zwei bis drei Varianten, die jedes Team vorstellen musste, wurde am Schluss eine ausgewählt, die nun im Detail geplant und danach ausgeführt werden soll. Fachliche Unterstützung bekommen die Lehrlinge von zwei Betreuergruppen, die sich aus Ingenieuren, Architekten, Forst- und Holzfachleuten zusammensetzen. Jetzt geht es wieder zurück in die einzelnen Teams, um die Detailprojektierung voranzutreiben. Im Verlaufe des Winters werden die Forstwartlehrlinge ihren Schreiner-, Zimmermann- und Zeichnerkolleginnen und -kollegen zeigen, wie man Bäume fällt. Danach steht ein Sägereibesuch auf dem Programm.
An Details wird gefeilt
Dazwischen wird immer wieder an den Projektdetails gefeilt, sodass im Verlauf des Frühjahrs mit der Fertigung der Elemente in den Zimmereien begonnen werden kann. Den Projekt-Höhepunkt stellt dann natürlich die Aufrichtung der Brücke an ihrem jeweiligen Bestimmungsort dar. Branchenüblich wird das mit einem kleinen Aufrichtfest begangen. Bis es allerdings so weit ist, haben die «Brückenbauer» noch die eine oder andere Hürde zu nehmen. Wie es heute den Anschein macht, werden sie diese aber zur ihrer eigenen und zur Zufriedenheit ihrer Auftraggeber meistern.
Das Potenzial besser ausschöpfen
Zukunft Im noch jungen Jahr 2017 sucht die Wirtschaftskammer Liechtenstein einen neuen Präsidenten. Für die künftigen Projekte möchte sie langfristig in Arbeitsgruppen tätig sein.
Eines ist für die Wirtschaftskammer Liechtenstein für das Jahr 2017 klar: die Rahmenbedingungen dürfen nicht schlechter werden. Denn sie umfassen stabile Unternehmenssteuern, finanzierbare Lohnnebenkosten sowie die Bewältigung des drohenden Fachkräftemangels in verschiedenen Branchen.
«Für die Zukunft machen wir uns keine Visionen, sondern arbeiten langfristig mit Arbeitsgruppen an den Handlungsfeldern des Gewerbes», so Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer. Unter den neuen Zielen und dem Fokus für das Jahr 2017 steht unter anderem die Produktivitätssteigerung. «Im Gegensatz zur EU ist diese hier niedrig. Die Qualität muss zwar sichergestellt, aber die Prozesse schneller werden», so Nigg. Ein weiteres Potenzial sieht er in der besseren Ausschöpfung von Frauen und älteren Menschen als Arbeitskräfte. «Die Studie der Stiftung Zukunft.li sieht die gleichen Probleme wie wir. Deshalb bauen wir auf deren Analysen auf», fügt der Geschäftsführer hinzu.
Immer mehr Betriebe schliessen ihre Türen
Weiter möchte die Wirtschaftskammer selbst ihre Dienstleistungen für Mitglieder weiter ausbauen. Zusätzlich nimmt sie die Gewinnung von Neumitgliedern in allen Sektionen ins Visier. «Die Tendenz von Betriebsschliessungen wird höher. Das spüren auch wir mit den Austritten. Im Schnitt verschwinden zwischen 40 und 50 Firmen pro Jahr», infomiert Präsident Arnold Matt.
Neu hat die Wirtschaftskammer ihre Zusammenarbeit mit der Concordia erweitert. Bereits steht auch ein Thema fest: Die Bekämpfung von Versicherungsmissbrauch in der Krankengeldversicherung. «Wir setzen uns aktiv dagegen ein. Denn zehn Prozent der Fälle sind von Missbrauch betroffen», informiert Daniel Hofstetter von der Concordia. «Outsource Partner haben Analysen durchgeführt und Konzepte erstellt, um dem Missbrauch den Kampf anzusagen.»
Förderung von schwachen Lehrlingen vorantreiben
Ein funktionierendes Bildungssystem gehört auf jeden Fall zum Wirtschaftsstandort. Darum ist es auch ein Anliegen der Wirtschaftskammer, die Bildungsprojekte zu verbessern und weiterzuentwickeln. So erweitert 100pro! seine Dienstleistungen. «Wir setzen unseren Fokus vermehrt auf in der Schule schwache Jugendliche. Denn diese Wissen nicht, wie sie sich beim Lernen organisieren sollen», erläutert Ivan Schurte von 100pro!. Gezielte Förderungen sollen die Lernautonomie steigern, dafür rief 100pro! die LEBA (Lehrberatung) ins Leben. «Wir werden individuelle Lernmethoden entwickeln, um den schwachen Schülern zu helfen. Das nützt auch den Lehrbetrieben», ist Schurte überzeugt.
Abgeschlossene Projekte und mehr Freizeit
An der Generalversammlung der Wirtschaftskammer am 5. Mai 2017 wird Arnold Matt von seinem Amt als Präsident zurücktreten. «Viele Projekte sind nun abgeschlossen. Ausserdem möchte ich mich mehr in meinem eigenen Betrieb einbringen, da mein Stellver- treter abgeworben worden ist», begründet Matt seine Entscheidung. Zudem werde er bald 60 Jahre alt und es sei somit Zeit, einem jüngeren Platz zu machen. «Nun werde ich auch mehr Freizeit haben», freut er sich. Matt prägte die Wirtschaftskammer während seiner 16-jährigen Tätigkeit als Präsident massgebend darin, dass er den Verband von der Pflichtorganisation zur erfolgreichen freiwilligen Institution geführt hat. Das Präsidium kam zum Schluss, dass eine Findungskommission zum Einsatz kommt, damit das Amt des Präsidenten an der Generalversammlung nahtlos übergeben werden kann.
Alles LOGO: Primarschüler aus Triesen programmieren erfolgreich
Informatik Mit dem ersten Programmierunterricht an der Primarschule Triesen fiel im Oktober der Startschuss für das ETH-Projekt «Programmieren mit LOGO» an Liechtensteins Schulen. Gestern fand in Triesen die vorerst letzte Stunde statt.
Dienstagmorgen im Computerraum der Primarschule Triesen: Munter unterhalten sich die 25 Schüler der vierten Klasse, bis sie schliesslich von Arno Liegmann unterbrochen werden. Der Unterrichtsleiter der ETH Zürich begrüsst die Schüler, wünscht ihnen ein gutes neues Jahr und geht dann über zum Unterricht. Er zeigt auf die Begriffe «Vielecke, Kreise, Farben», die an der Wandtafel zu lesen sind, und bespricht deren Bedeutung mit seinen jungen Zuhörern. Es wird aufmerksam gelauscht und fleissig aufgestreckt, wodurch schon bald auch die Computerbefehle für ebendiese Begriffe an der Tafel stehen. So haben die Schüler beispielsweise gerade gelernt, wie sie – neben der Standardfarbe Schwarz – ihre Computerzeichnungen Violett färben können. Nun gilt es aber, das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
Sogleich wenden sich die Viertklässler den Computern zu und erledigen die Aufgaben aus ihrem Heft, welches sie durch den Programmierunterricht führt. An dieser ersten Phase des Projekts «Programmieren mit Logo» beteiligen sich bisher fünf Liechtensteiner Primarschulen.
Erste Lektionen im Oktober
Triesen ist eine davon. Dort wurde Mitte Oktober die erste Unterrichtseinheit im Land durchgeführt. Nach zehn Doppellektionen unter der Hauptleitung der Betreuer vom Ausbildungs- und Beratungszentrum für Informatikunterricht der ETH Zürich, die das Projekt ins Leben rief, ist die Klasse nun am Ende des Projekts angelangt. Ginge es jedoch nach den Triesner Lehrpersonen und Schülern, so dürfen gerne noch weitere Lektionen stattfinden: «Das Programmieren ist eine anspruchsvolle und komplexe Sache. Aber ich würde es sofort wieder machen», resümiert Klassenlehrer Michael Meyerhans. Ergänzungslehrerin Judith Büchel kann dem nur zustimmen und fügt hinzu, dass ihr einige Aspekte des Projekts besonders positiv aufgefallen sind. So durften die Schüler den Computer von einer anderen Seite kennenlernen. Daneben seien Fortschritte in Geometrie sowie räumlicher Orientierung zu bemerken. Und auch das soziale Klima in der Klasse habe vom Projekt stark profitiert – oft haben die Schüler in Gruppen gearbeitet und gemeinsam allfällige Probleme gelöst. «Das erklärt, weshalb wir nun im Gegensatz zur ersten Lektion die Zeit haben, einige Fragen der Zeitung zu beantworten», lächelt die Ergänzungslehrerin.
Durchhaltevermögen ist gefragt
Das Projekt, bei dem die Schüler den grundlegenden Umgang mit der Programmiersprache LOGO erlernen, ist aufbauend und wird mit zunehmendem Lernfortschritt komplexer. «Am Anfang fiel es den Schülern deshalb noch sehr leicht. Die Übungsphase bis zum Schluss mitzumachen braucht jedoch Durchhaltevermögen», präzisiert Judith Büchel. Für die Viertklässler galt es, genau zu lesen und Fehler selbst zu suchen, sonst wären sie mit den Aufgaben nicht weitergekommen, jedoch half ihre Wissbegierde. Ob auch negative Erfahrungen gemacht wurden? «Eigentlich nicht», heisst es von Seiten der Lehrerschaft. Man lerne die Kinder von einer neuen Steite kennen, betont etwa die Lehrerin Martina Hasler und Judith Büchel ergänzt: «Das Projekt hat zum Teil auch bisher unentdeckte Stärken hervorgebracht.» Sie zeigt auf ein Kind, das «richtig aufgeblüht» sei. Dieses strahlt natürlich zurück. Inzwischen sind komplexe Zeichnungen in sämtlichen möglichen Farben und Formen auf den Bildschirmen zu sehen. Der Unterrichtsleiter gibt letzte Informationen und verkündet schliesslich den Pausenbeginn. Als Abschluss folgt nächste Woche ein Wettbewerb. Während die Schüler den Computerraum nur widerwillig verlassen, notiert Arno Liegmann sich hierfür, wie weit sie jeweils gekommen sind. Und das ist offenbar sehr weit. Da freuen sich auch die Lehrer und sie betonen: «Unser Dank geht ans Bildungsministerium, Regierungsrätin Aurelia Frick, das Schulamt, insbesondere ans Zentrum für Schulmedien, sowie die ETH-Dozenten und natürlich die Schüler.»
Voller Elan zum 10-Jahr-Jubiläum
Neuauftritt Die Agentur für internationale Bildungsangelegenheiten, AIBA, hat an der gestrigen Medienkonferenz ihr neu gestaltetes Erscheinungsbild vorgestellt. Dies besteht aus einem neuen Logo und einer neu aufgesetzten Website.
Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person und seines Teams ging der AIBA-Geschäftsführer, Stefan Sohler auf die Wichtigkeit von Bildung ein. So erklärte er unter anderem, dass diese der Schlüssel zu einer friedliebenden Gesellschaft darstellt: «Denn haben wir gebildete Personen, dann ist das Verständnis und die Toleranz gegenüber anderen wesentlich höher.» Anschliessend thematisierte Stefan Sohler die Geschichte der AIBA: «Bis jetzt sind wir immer unter der Identität des Staatswappens gelaufen.» Dies ändere sich. Seit der Gründung im Jahr 2007 ist die AIBA nicht nur vom Inhalt, sondern auch vom Volumen her gewachsen, führte der Geschäftsführer ferner an: «Jetzt setzten wir das Dreifache von dem um wie noch vor zwei bis drei Jahren.» In einigen Tagen schliesslich, im Jahr 2017, feiert die zentrale Anlaufstelle für alle internationalen Bildungsprogramme ihr zehnjähriges Bestehen, wobei es reichlich Grund zur Freude gibt. Denn die AIBA erhält nicht nur ein neues Logo, sondern auch eine neue Website. Damit soll die AIBA, die etwa regionale und internationale Programme im Bildungsbereich betreut und koordiniert, ihre Dienstleistungen weiter verbessern können: «Mit dem neuen Logo möchten wir eine hohe Wiedererkennung, eine dynamische Ausstrahlung und die Vermittlung von Bildungslust erreichen», sagte Stefan Sohler.
Logo-Farben auch auf der Website
Das neue AIBA-Logo stellt gemäss dem Geschäftsführer einen Globus dar, der für Weltoffenheit und internationale Mobilität steht. Die verschiedenfarbigen Balken hingegen symbolisieren die Vernetzung in einer globalisierten Welt – um nur zwei der Bedeutungen des Logos zu nennen. Damit verbunden wurden die fröhlichen Logo-Farben auch bei der Neuaufsetzung der Website www.aiba.li übernommen, wo sie als Farbleitsysteme dienen. Denn: «Wir haben versucht, eine Homepage zu machen, bei der es Freude bereitet die einzelnen Bereiche anzuschauen», erklärte Stefan Sohler. Die Website wurde derweil einfach gehalten und die verschiedenen Bildungsangebote, wie beispielsweise «Erasmus+» zusammengefasst dargestellt. Und auch Bildungsministerin Aurelia Frick zeigte sich erfreut über das neue Erscheinungsbild und teilte mit: «Die AIBA hat ein breites und spannendes Aufgabengebiet, das vielen von uns wenig bekannt ist. Es war mir ein grosses Anliegen, die AIBA in ihrer Sichtbarkeit und Identität zu stärken. Mit der Überarbeitung der Eignerstrategie haben wir einen neuen Rahmen geschaffen, mit dem neuen Auftritt verleiht sich die AIBA nun das sichtbare neue Kleid dazu und setzt ein starkes Zeichen für ihre Zukunft.»
MINT-Labor: Standort steht fest
Die Finanzierung für das Experimentier-Labor steht. Und auch geeignete Räumlichkeiten konnten bereits im Mühleholz Vaduz gefunden werden. Die Initianten können die Eröffnung kaum erwarten.
«Wir wollen Pfeffer ins MINT bringen», sagte Klaus Risch, Präsident der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK), gestern anlässlich einer Medienkonferenz. Zusammen mit weiteren Vertretern der neu gegründeten Förderstiftung MINT Initiative Liechtenstein informierte er über das geplante Experimentier-Labor mit dem Namen «pepperMINT», was dahinter steckt und wie weit die Planungen sind. Die Begeisterung war allen Beteiligten anzusehen und diese Begeisterung soll nun auf Lehrpersonen und Schüler übergehen. «Wir sind überzeugt, dass die Lehrpersonen aller Stufen mit Freude von diesem Angebot gebrauch machen werden», sagte Aurelia Frick. Durch dieses Projekt sollen die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik Kindern und Jugendlichen praxisorientiert nähergebracht werden.
Eine Leitung für das MINT-Labor wird gesucht
Die Finanzierung des Labors für die ersten fünf Jahre steht. Die Hilti Familienstiftung, Impulsgeberin des Projekt, investiert insgesamt eine Million Franken. Damit werden die Miete für fünf Jahre, die Einrichtung und weitere Investitionen finanziert. Die Betriebskosten werden partnerschaftlich auf Staat und Privatwirtschaft sowie Gönner aufgeteilt. Eine Arbeitsgruppe arbeitet nun mit Hochdruck an der Umsetzung des Projekts. Ein geeigneter Standort konnte im Mühleholz Vaduz an der Landestrasse 114 gefunden werden. Das Labor ist im selben Gebäude wie die Chemichl AG eingemietet. «Dies ist ideal, da eine gewisse Infrastruktur bereits vorhanden ist», sagte Brigitte Haas, Vertreterin der LIHK in der Arbeitsgruppe. In der Schweiz gibt es bereits solche Experimentier-Labors, das «pepperMINT» soll nach diesen Bei- spielen umgesetzt werden. So soll es nicht nur ein Labor geben, sondern auch einen Computer- und einen Werkraum. Momentan befindet sich die Arbeitsgruppe auf der Suche nach einer geeigneten Person für die Leitung des Labors. Die Stelle wurde bereits ausgeschrieben.
Mädchenförderung ist wichtig
Wenn Kinder und Jugendliche die Chance bekommen, mit allen Sinnen zu begreifen, ist der Lerneffekt deutlich höher als beim abstrakten Lernen. Diese Erkenntnis wird in Schulen längst umgesetzt. In den MINT-Fächern sind den Lehrern jedoch Grenzen gesetzt: Benötigtes Material und Infrastruktur sind oft nicht vorhanden. Im Zeitalter der Digitalisierung werden Kenntnisse im Bereich der MINT-Fächer jedoch immer wichtiger. Dies ist nicht nur in der Industrie so, auch in den gewerblichen Berufen wird oft technisches Wissen vorausgesetzt, wie Arnold Matt von der Wirtschaftskammer betonte. Die Initianten sind sich einig: Der Anschluss darf nicht verpasst werden. Gerade Mädchen fehlt häufig die Begeisterung für MINT. «Deshalb ist die Mädchenförderung ein wichtiges Thema», sagte Egbert Appel von der Hilti Familienstiftung.
Um die Begeisterung für diese Fächer zu fördern und Lehrpersonen im Unterricht unterstützen zu können, ist die Idee für das Experimentier-Labor entstanden, wo die Schüler beispielsweise Solarautos oder eine elektrische Mausefalle bauen können. «Es ist wichtig, dass die Schüler an einem kreativen Ort forschen können und so einen guten Draht zu den Fächern bekommen», sagte Bildungsministerin Aurelia Frick, die vom Projekt überzeugt ist. «Das ist für unsere Schüler eine sehr wichtige Institution.» Das Labor soll in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen verwirklicht werden. Es gibt noch einiges an Aufbauarbeit zu leisten. Das Labor soll ideale Rahmenbedingungen zum Entdecken von MINT-Fächern schaffen. «Der Besuch ist kostenlos und freiwillig», sagte Klaus Risch. Doch müsse niemand befürchten, dass Schüler ausserhalb der Schulzeit das Labor besuchen müssen. «Das Angebot basiert auf dem Lehrplan und die Lehrpersonen können es im Stundenplan be- rücksichtigen», so Risch. Jetzt liegt es an den Lehrpersonen, dieses Angebot wahrzunehmen. «Wir hoffen schon auf einen gewissen Zuspruch. Denn wollen die jungen Menschen in Zukunft einen Arbeitsplatz finden, ist dieses Wissen elemen- tar», sagte Appel.
Lücken im Schulsystem schliessen
Ab Sommer 2017 können Schüler im Experimentier-Labor «pepperMINT» erfinden und erleben. Das Bewusstsein für technische Berufe soll gestärkt werden.
Die neu gegründete Förderstiftung «MINT Initiative Liechtenstein» gibt Gas. Nachdem der Landtag vor zwei Wochen den Staatsbeitrag für das Experimentier-Labor genehmigt hatte, wird jetzt mit Hochdruck an der Umsetzung gearbeitet. Bereits ab dem kommenden Schuljahr tun sich für Schüler und Lehrpersonen neue Möglichkeiten auf. Im «pepperMINT», so wird das Labor heissen, können Kinder und Jugendliche die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik mit allen Sinnen ausserhalb des Klassenzimmers entdecken und erleben. Der Lerneffekt und der Spass an den Fächern soll so um einiges gesteigert werden. Das Hauptziel der MINT-Initiative: Das Bewusstsein für technische Berufe stärken, Kinder und Jugendliche optimal fördern und neues Potenzial entdecken.
Technisches Wissen wird immer wichtiger
Der Input für die Initiative kommt von der Hilti Familienstiftung, die vor eineinhalb Jahren eine Studie zu technischen Berufen lanciert hatte. «Zum 75-Jahre-Jubiläum der Hilti wollten wir dem Land etwas zurückgeben. Damit die Entwicklung auch in Zukunft nicht stehen bleibt», sagte Egbert Appel, Präsident der Familienstiftung, gestern an einer Pressekonferenz, wo das Vorhaben näher vorgestellt wurde. Die Studie zeigt auf, dass technische Berufe in Zukunft noch mehr gefragt sein werden- sowohl in Gross- und Kleinbetrieben wie auch in mittelgrossen Betrieben. «Die Situation ist noch nicht problematisch, sie wird es jedoch in zehn Jahren sein, wenn wir jetzt nichts unternehmen. Denn Bildung braucht Zeit», führte er weiter aus. Weiters wurde festgestellt, dass Liechtenstein in diesem Bereich der Schweiz hinterherhinkt. Es gäbe zwar gute Initiativen von staatlicher, privater oder schulischer Seite, aber die Projekte seien nicht koordiniert. «Es gibt Doppelspurigkeiten und Lücken im Schulsystem, wenn man es vom Kindergarten bis zur Matura betrachtet. Ziel ist, diese Lücken zu schliessen», sagte Egbert Appel. Die Finanzierung für das Labor ist, zumindest für die nächsten fünf Jahre, gesichert. Und auch der Standort ist bereits gefunden.
FITNA-Techniktage gehen in nächste Runde
Welt der Technik
Anmeldungen für die FITNA-Tage am 22. und 29. März sowie 5. April werden ab sofort im Internet auf www.fitna.ch entgegengenommen.
Seit 2012 ermöglicht die Arbeitsgruppe FITNA zusammen mit zahlreichen regionalen Firmen Schülern, in die Welt von Technik und Naturwissenschaften einzutauchen. Während drei Nachmittagen erhalten Jugendliche aus der Region Sarganserland-Werdenberg sowie aus Liechtenstein die Möglichkeit, verschiedene Seminare besuchen. Ziel ist es, bei den Schülern das Interesse für Technik und Naturwissenschaften zu wecken und bei der späteren Berufsfindung behilflich zu sein. Anmeldungen für die Techniktage am 22. und 29. März sowie 5. April 2017 werden ab sofort im Internet www.fitna.ch entgegengenommen.
Überregionale Zusammenarbeit
Sepp Dietrich, ehemaliger Rektor der Kantonsschule Sargans, initiierte das Projekt mit dem Ziel, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und Jugendlichen bei der Berufsfindung zu helfen. Dazu wurde die Arbeitsgruppe «Förderung der Interessen für Technik und Naturwissenschaften bei Jugendlichen» (FITNA) ins Leben gerufen, die aus Vertretern von Firmen, der Berufsberatungen Sarganserland und Liechtenstein, der gewerblichen Industrie Liechtensteins, dem Schul-amt Liechtenstein sowie der Region Sarganserland-Werdenberg besteht. Präsidiert wird die Arbeitsgruppe seit Herbst 2016 von Fredy Schöb, Gemeindepräsident Gams, und Vorstandsmitglied Region Sarganserland-Werdenberg. Das Angebot bietet Jugendlichen von der sechsten Klasse bis zur zweiten Oberstufe (Sarganserland/Werdenberg) sowie von der ersten bis zur dritten Sekundarstufe (Liechtenstein) die Möglichkeit, in einem technischen und naturwissenschaftlichen Umfeld selbst etwas praktisch machen zu können. Dazu besucht jeder Teilnehmer drei Seminare in verschiedenen Firmen. In erster Linie soll das Interesse für diese Berufsfelder geweckt werden, sodass die spätere Berufsfindung leichter fällt. In den vergangenen Jahren konnten bereits fünf sehr erfolgreiche Ausgaben der Techniktage durchgeführt werden. Die verfügbaren Plätze waren jeweils vor Ablauf der Anmelde-frist ausgebucht und die Rückmeldungen waren sehr erfreulich; vor allem das praktische Arbeiten kam bei den Teilnehmern sehr gut an. An den drei Mittwochnachmittagen am 22. und 29. März sowie 5. April bieten 30 Firmen 222 Seminarplätze an, in denen die Jugendlichen beispielsweise löten, schrauben, bohren, schweissen oder chemische Experimente durchführen können. Ab sofort können sich Jugendliche von der sechsten Klasse bis zur zweiten Oberstufe (Sarganserland/Werdenberg) sowie von der ersten bis dritten Sekundarstufe (Liechtenstein) auf www.fitna.chfür die Techniktage anmelden. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Die Jugendlichen werden von FITNA in die Firmen eingeteilt. Weitere Informationen sowie die Angaben der teilnehmenden Firmen können ebenfalls der Webseite entnommen werden.
Untypische Berufswege und Lebensentwürfe kennenlernen
Zukunftstag: Die Auswahl an Lehrberufen ist gross, ebenso die Nachfrage nach geeigneten Fachkräften. Trotzdem schränken sich junge Menschen in ihrer Berufswahl zu sehr ein.
Der Zukunftstag zeigt: Talentierte Nachwuchskräfte stehen bereit – wenn sie ihren Beruf ohne Rollen- und Prestigedruck wählen können. Am 10. November sind deshalb Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klasse eingeladen, eine erwachsene Bezugsperson an die Arbeit zu begleiten oder an einem Spezialprojekt teilzunehmen. Unter dem Motto «einen Seitenwechsel wagen» sensibilisiert der Zukunftstag Kinder, Eltern, Schulen und Firmen für eine offene Berufswahl. Einige Betriebe öffnen am 10. November ihre Türen, damit Mädchen und Buben untypische Arbeitsfelder und Lebenswege kennenlernen können.
Schwieriger Prozess
Die Zukunft lässt sich steuern, oder? Die Berufsfindung ist für Jugendliche ein schwieriger Prozess. Eine geschlechterunabhängige Berufswahl beginnt beim Umfeld. Speziell den Eltern muss bewusst werden, dass sich technische Berufe hervorragend für Mädchen eignen. Der Zukunftstag will den Berufseinstieg weder dem Zufall noch veralteten Rollenmustern überlassen. Mädchen und Jungs sollen möglichst früh eine offene Berufswahl und die Vielfalt möglicher Lebensentwürfe sensibilisiert werden. Dank Aufklärungsarbeit und Engagement hat sich das Geschlechterverhältnis inzwischen in etlichen Branchen verändert. Die Universität Liechtenstein beteiligt sich am Spezialprojekt «Mädchen-bauen-los! – Holz verbindet». Forschende und Doktorierende der Universität Liechtenstein werden gemeinsam folgende Fragen beantworten: Wie gross ist der ökologische Fussabdruck oder wie viel Graue Energie steckt wo drin? In Kurzworkshops werden die Eigenschaften von Holz untersucht und danach zusammen eine Holzbrücke ganz ohne Dübel und Nägel gebaut. Abgerundet wird der Tag an der Universität Liechtenstein mit einer Schnitzeljagd auf dem Uni-Campus (Anmeldung auf www.nationalerzukunftstag.ch -> Angebote).
Wer wagt, gewinnt
Gefordert sind alle Beteiligten: die Politik, die Eltern, die Schulen und vor allem die Betriebe. Gemischte Teams sind erfolgreicher. Unternehmen, die unabhängig vom Geschlecht auf Talente setzen, also Frauen und Männern attraktive Berufs- und Laufbahnperspektiven bieten, gewinnen geeignete Fachkräfte und stärken ihr positives Image in der Öffentlichkeit.
Lehrstellenzusage über WhatsApp
Heute ist es wieder so weit: Die Schüler erfahren, ob ihre Bemühungen um eine Lehrstelle erfolgreich waren. Dieser Tag ist nicht nur für die Schüler aufregend, auch die Betriebe haben einiges zu tun. Am zweiten November ist der Blick auf das Handy für Lehrstellensuchende in Liechtenstein spannender als sonst – denn dieser Tag gilt durch die «Fairplay-Abmachung» des Liechtensteinischen Bankenverbands, der Liechtensteinischen Treuhandkammer und der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer als Lehrstellenzusage-Tag.
Über WhatsApp werden beispielsweise die künftigen Lehrlinge in der Hoval AG in Triesen über das Angebot informiert. Kurz darauf wird auch telefonisch mit den Kandidaten Kontakt aufgenommen. «Ab 7.30 Uhr darf dem Kandidat die Zusage ausgesprochen werden – wobei es sich im Grunde genommen eher um ein Angebot handelt, denn der Schüler erhält bei Bedarf mindestens 24 Stunden Bedenkzeit», erklärt Thomas Graf, Leiter der Berufsbildung bei der Hoval AG in Triesen. Da sich die Bewerber zu dieser Tageszeit normalerweise in der Schule befinden, dürfen sie, wie Dagmar Gadow von den Weiterführenden Schulen Vaduz erklärt, ihr Mobiltelefone eingeschaltet lassen. Werden dem Kandidaten mehrere Auswahlmöglichkeiten angeboten, wird ihm genügend Zeit zur Verfügung gestellt, um die Entscheidung mit den Eltern zu besprechen. Wie Graf erklärt, kann es passieren, dass der «Zusage-Tag» zwei bis drei Tage dauert. Auch für Unternehmen ist der 2. November ein aufregender Tag, obwohl die Organisation schnell von statten geht. «Zuerst muss eine Reihefolge der richtigen Bewerber definiert werden, dann halten wir uns den Morgen frei fürs telefonieren und los geht’s», sagt der Berufsbildungsexperte. Zeitaufwendiger sind die im Vorfeld des heutigen Tages arrangierten Schnuppertage und Bewerbungsgespräche.
Darüber, wer zuoberst auf der Zusage-Liste steht, entscheidet in der Hoval AG am Ende das Bauchgefühl der für die Lehrstellenvergabe verantwortlichen Personen. Es kann natürlich immer sein, dass sich Kandidaten gegen die Hoval als Lehrbetrieb entscheiden. Das ist kein Problem für das Unternehmen, da auf einen anderen Wunschkandidaten ausgewichen werden kann. Dem jeweiligen Bewerber gratuliert Graf und wünscht ihm alles Gute. Die Hoval konnte dieses Jahr neun Lehrstellen vergeben. Auf die Frage, ob das Unternehmen zufrieden mit den diesjährigen Bewerbungen ist, antwortet Graf: «Wir durften auch in diesem Jahr wieder viele tolle Jugendliche kennenlernen. Aufgrund der geburtenarmen Jahrgänge ist die Anzahl der Bewerbungen in Summe jedoch rückläufig- diese Aussage kann aber nicht auf alle Lehrberufe adaptiert werden.» Das angestrebte Ziel des Betriebs ist es, die Lehrstellen mit den richtigen Kandidaten zu besetzen. Manchmal funktioniert das aber nicht schon am 2. November, weiss Graf aus Erfahrung: «Auch nach dem heutigen Tag wird sich die Erde weiter drehen, und wir können immer noch sehr gute Bewerber finden.»
Brücken, die weit mehr können, als zwei Orte miteinander zu verbinden
Lehrlingsprojekt Lernende aus verschiedenen Berufsrichtungen planen und bauen gemeinsam eine Holzbrücke. Der Verein Holzkreislauf hat das Projekt am Mittwoch vorgestellt.
Mittwochabend, es wurde bereits dunkel: Noch etwas zurückhaltend standen die zahlreich erschienenen Jugendlichen in den Räumlichkeiten des Forstwerkhofs Nendeln. Alsdann füllten sich die Sitzreihen und Marco Maierhofer, Präsident des Vereins Holzkreislauf, begrüsste die Anwesenden zur Vorstellung des Lehrlingsprojekts «Brücken bauen». Dieses Projekt wird koordiniert vom Verein Holzkreislauf: «Einem Zusammenschluss der Hölzigen in Liechtenstein», erklärte Marco Maierhofer. Wie die Organisatoren sind auch die Projektteilnehmer grösstenteils «Hölzige». Also angehende Forstwarte, Zimmermänner, Schreiner sowie Hoch- und Tief Bauzeichner ab dem 2. Lehrjahr. «Verschiedenste Berufe, Menschen und Erfahrungen treffen hier aufeinander», führte der Präsident aus. Mit einem gemeinsamen Ziel: In den kommenden Monaten werden sie Holzbrücken planen und bauen, wodurch etwa der berufsübergreifende fachliche Austausch unter Lehrlingen oder die Sensibilisierung für das Bauen mit dem heimischen Rohstoff Holz gefördert werden soll.
Zusammenarbeit aller Beteiligten
Christoph Frommelt, ein weiteres Vorstandsmitglied des Vereins, griff anschliessend nach Holzklötzen und fragte die Lehrlinge nach ihren Berufen, die sie dann darauf geschrieben haben. Mit den unterschiedlich beschrifteten Holzteilen erstellte Christoph Frommelt schliesslich eine symbolische Brücke und betonte: «Nur wenn wir zusammenarbeiten und alle bereit sind, etwas zu tun, werden wir es schaffen, eine Brücke zu bauen.» Die Motivationsrede kam gut an: Nachdem später verschiedene Anforderungen an eine Brücke wie beispielsweise Statik, Ästhetik und Verbindung herausgearbeitet wurden, bildeten die Jugendlichen kleine Gruppen und machten sichsogleich ans Werk. Mit einigen Hölzern galt es nun, selbst eine Brücke zu bauen. Konzentriertes Murmeln und ein Lachen hier und da füllten den Raum. Modellbrücken wurden errichtet, stürzten ein und wurden nochmals aufgebaut. «Dies sind alles gute Möglichkeiten, um etwas zu überspannen», hielt Christoph Frommelt bei der darauffolgenden Betrachtung der Ergebnisse fest. «Jedoch ist eine Lösung nicht ausreichend» – Pro Gruppe müssten später jeweils drei Vorschläge abgegeben werden, wovon dann der beste in die Tat umgesetzt werde. «Surft nicht im Internet, sondern schaut selbst», riet Christoph Frommelt den Lernenden für die Projektplanung. Schliesslich gäbe es nur die eine Auflage: Die Konstruktion müsse aus Holz sein. Ob die entwickelten Pläne auch taugen, wird sich zeigen: Die Einrichtung und Einweihung der Holzbrücken sei im Juni nächsten Jahres geplant. Zusammen mit einem Ausflug und der Erstellung einer Projekt-Broschüre bilde die Montage der Brücken den Abschluss, präzisierte Marco Maierhofer. Bis dahin gilt es, fleissig zu planen und zu bauen, wobei die Lernenden von Coaching-Teams, bestehend aus Bauingenieur, Architekt, Zimmermann, Schreiner und Förster, fachlich beraten und betreut werden. Am Schluss der Veranstaltung wurde noch die Einteilung der Gruppen bekannt gegeben. Sechs Teams aus mindestens vier Lernenden der verschiedenen Fachrichtungen werden sich nun an die Planung und Ausführung der Brücken machen. Man darf auf die Lösungen gespannt sein. Schon bald werden sie an verschiedenen Orten in Liechtenstein zu bewundern sein.
Experimentier-Labor soll Schülern das Tor in die «MINT-Welt» werden
Bildung Gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft möchte die Regierung den Schülern in einem Experimentier-Labor die MINT-Fächer näherbringen.
MINT – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind zwar gerade in der heutigen Zeit äusserst wichtige Fächer, aber nicht unbedingt jene, die unter der Schülerschaft Begeisterungsstürme auslösen. Schon 2012 erstellte das Schulamt deshalb ein Konzept zur «Förderung des Interesses für Naturwissenschaften und Technik», woraus zahlreiche Kooperationsprojekte zwischen Schulen und Wirtschaft bereits umgesetzt wurden. Daraus entstand das Bedürfnis, Synergien zwischen einzelnen Projekten stärker zu nutzen und eine Austauschplattform zu integrieren. Zudem soll der Fokus nicht nur auf Technik und Naturwissenschaften liegen, sondern alle MINT-Kompetenzen gefördert werden.
Spielerischer Zugang
In einer Arbeitsgruppe auf Initiative der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK) erarbeiteten Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung deshalb die Idee eines Experimentier-Labors, indem Kindergärtler und Schüler auf spielerische Art Einblicke in die «MINT-Welt» erhalten sollen. Ausserdem sollen auch Lehrpersonen in der Vermittlung des Stoffes unterstützt werden. Die Angebote sollen während des Unterrichts besucht werden, zusätzlich sollen Kurse als Freizeitaktivitäten gebucht werden können.
Eine Idee, die bei Bildungsministerin Aurelia Frick sofort auf offene Ohren stiess: «Wir sind überzeugt, dass die MINT-Fächer in einer zukunftsorientierten Bildung eine zentrale Rolle spielen. Und wir glauben, dass wir bei sehr vielen Kindern mit den richtigen Mitteln die Faszination für technisch-naturwissenschaftliche Phänomene wecken können.» Das Labor soll deshalb sowohl von privater als auch staatlicher Seite partnerschaftlich unterstützt werden, wozu die Förderstiftung «MINT Initiative Liechtenstein» gegründet wurde. Stifter sind gemäss einer Mitteilung des Bildungsministeriums die Hilti Familienstiftung, LIHK, Wirtschaftskammer sowie die Regierung. Der Aufbau des Experimentier-Labors in Vaduz wird rund 400 000 Franken kosten – für das Land Liechtenstein fallen allerdings keine Zahlungen an, da diese von der Hilti Familienstiftung getragen werden.
175 000 Franken Staatsbeitrag
An den jährlichen Betriebskosten von rund 410 000 Franken will sich die Regierung jedoch beteiligen und verabschiedete dazu einen entsprechenden Bericht und Antrag (BuA) an den Landtag. Die darin enthaltenen Mietkosten von rund 60 000 Franken werden in den ersten fünf Jahren wiederum von der Hilti Familienstiftung getragen. Die restlichen von der MINT Initiative Liechtenstein zu tragenden 350 000 Franken sollen gemäss BuA von staatlicher wie privater Seite gleichermassen kommen. Die staatlichen Leistungen seien dabei im Sinne eines Kostendachs in der Höhe limitiert.
Im Dezember muss nun der Landtag zeigen, wie MINT-affin er ist: Dann werden die Abgeordneten voraussichtlich den BuA behandeln – und über den Staatsbeitrag von 175 000 Franken entscheiden.Seite 3
«Wir glauben, dass wir (…) mit den richtigen Mitteln die Faszination für technisch- naturwissenschaftliche Phänomene wecken können.»
Aurelia Frick
Bildungsministerin
Nicht nur die Lehrlinge sind schuld
Lehrabbruch Lehrmeister und Berufsschule sind mitverantwortlich, dass bis zu einem Viertel der Lehrverträge aufgelöst werden.
Gemäss dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) kriegen aber die meisten Abbrecher früher oder später die Kurve.
Der Begriff Lehrabbruch sei des halb irreführend. Viele, die ihren Lehrvertrag auflösen, brechen ihre Lehre nicht ab, sondern sie setzen diese «nahtlos» in einem anderen Betrieb fort, wie die Autoren des Trendberichts des Eidgenössischen Hochschulinstituts für Berufsbildung (EHB) schreiben. Andere Lernende wechseln das Ausbildungsniveau. Fünf bis 15 Prozent ergreifen einen anderen Beruf. Der Bericht des EHB fasst diverse Untersuchungen zusammen. In den Studien setzten zwischen 50 und 77 Prozent der Lernenden ihre Ausbildung inner- halb von zwei bis drei Jahren fort.
Schnellstmöglich fortsetzen
Allen gleich ist die Feststellung, dass je schneller ein Jugendlicher oder eine Jugendliche die Ausbildung fortsetzte, desto besser waren die Erfolgschancen. Die Jugendlichen erleben den Wiedereinstieg «oft als eine positive Korrektur der früheren Ausbildungsentscheidung». Die Quote der tatsächlichen Abbrecher wird auf zehn Prozent geschätzt. Die Bildungsexperten machen zwei Vorschläge, wie man diese senken könnte. Zunächst sollen Jugendliche mit Lernschwierigkeiten in der Berufsschule früher identifiziert werden, um ihnen besser unter die Arme zu greifen. Vor allem aber sollen Jugendliche mit einen «erhöhten Auflösungsrisiko» von Anfang gezielt unterstützt werden. Zürich, Zug, Aargau oder die Waadt kennen solche Projekte schon.
Betriebe in der Pflicht
Vor allem kleinere Betriebe müssen die Qualität ihrer Ausbildung steigern, denn einige davon tragen ihren Teil dazu bei, jungen Berufseinsteigern den Einstieg zu erschweren. Dies jedenfalls legt die Trendstudie nahe. Jugendliche nennen als Auslöser für Lehrvertragsauflösungen oft schlechte Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, wie die Autoren schreiben. Ferner weisen Betriebe mit hoher Ausbildungsqualität weniger Vertragsauflösungen auf. Es gebe auch Hinweise, dass Lehrvertriebsverbünde, in denen die Lernenden zwischen verschiedenen Betrieben rotieren, das Vertragsauflösungsrisiko senken. Studien aus Deutschland zeigen überdies, «dass die Wahrscheinlichkeit von Vertragsauflösungen in Grossbetrieben, im öffentlichen Dienst und in kostenintensiven Ausbildungsgängen deutlich niedriger ist als in Kleinbetrieben, in der Privatwirtschaft und in weniger kostenintensiven Ausbildungen». Fazit: Firmen, bei denen Lernenden öfters ihre Verträge auflösen, müssen bei sich selbst ansetzen, bevor sie dem faulen oder schlecht motivierten Lehrling die Schuld in die Schuhe schieben. Es ist auch der Lehrmeister, der es in der Hand hat, ob der Lehrling mit Freude oder schon frustriert jeden Tag zur Arbeit erscheint oder eines Tages nicht mehr.
Es muss zusammenpassen
Eine Empfehlung haben die Experten des EHB noch: Die Betriebe sollten die Lernenden so auswählen, dass beide von Anfang an besser zusammenpassen. Klappt es nicht, sinkt bei manchem Betrieb die Ausbildungsbereitschaft, stellt die EHB fest. Dies, obwohl eine Lehrvertragsauflösung beim Betrieb selbst kaum Kosten verursacht: Im Schnitt kostet es nur 1000 Franken, weil die Lernenden «rasch auch für produktive Arbeit eingesetzt werden». Wer die Kurve nicht kriegt, bezahlt persönlich einen hohen Preis. Seine «Chancen», ein Leben lang in schlecht bezahlten Jobs zu arbeiten, sind gross. Eine Studie hat dessen «Lohnausfall» im Berufsleben auf 300 000 Franken errechnet. Auch ein Abstieg in die Sozialhilfe droht. Dem Staat entgehen Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge in der Höhe von rund 150 000 Franken pro Person.
Fokus Wirtschaft: Bedeutung des dualen Bildungswegs
Vor Kurzem fand im Gemeindesaal Gamprin die 3. Austragung des Formats «Fokus Wirtschaft» statt. Viele Unternehmer aus Gamprin-Bendern interessierten sich für Vortrag und Podium zum dualen Bildungsweg!
Referent und Bildungsexperte Patrik Schellenbauer lobte den dualen Bildungsweg als ein einzigartiger Weg für die Schweiz und Liechtenstein. Er hält aber dennoch nichts davon, diesen zu idealisieren – dies erschwere Reformen und diese seien durchaus nötig. Der stellvertretende Direktor von Avenir Suisse ist zudem überzeugt, dass der Fachkräftemangel auch mit einer noch stärkeren Berufslehre nicht lösbar sei. Da wiege seines Ermessens nach beispielsweise die Zuwanderung schwerer. Schellenbauers zehn Thesen wurden bei der anschliessenden Podiumsdiskussion vertieft diskutiert. Diese habe sich laut Aussendung der Gemeinde Gamprin-Bendern überaus interessant gestaltet und habe ebenso aufgezeigt, welche Programme und Aktionen in Liechtenstein im Gange sind, um die Berufslehre auch für die Zukunft fit zu behalten. Man sei sich einig gewesen, dass ein wieder verstärkter Fokus auf MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) helfen würde, gut qualifizierte Lehrlinge für Gewerbe und Industrie zu finden, um so den Ansprüchen der Märkte und den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht zu werden. Isabell Schädler (Wirtschaftskammer), Brigitte Haas (LIHK), Andy Minder (CEO Wilhelm Büchel AG) sowie Referent Schellenbauer gaben dem Publikum vieles mit auf den Weg. Es sei wären der Diskussion klar geworden, dass sich der duale Bildungsweg und akademische Ausbildungen gut ergänzen würden und diese Alternativen weder von Unternehmen noch von Eltern oder Schülern als Konkurrenz angesehen werden sollten, so die Veranstalter. 2018 fortgesetzt Im Frühjahr 2018 werde voraus-sichtlich der nächste Fokus Wirtschaft – dann vermutlich wieder in einem ortsansässigen Unternehmen – vonstattengehen. Der Gemeinde sei es ein grosses Anliegen stets ein offenes Ohr für die Unternehmen in der Gemeinde zu haben, wie Gemeindevorsteher Donath Oehri bei seinen Schlussworten zur Veranstaltung betont.
Entscheidungshilfe für die berufliche Zukunft
An der «next-step» hatten Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten in der Region zu informieren.
Die von der Thea Keeler Stiftung, der Landesregierung sowie den Wirtschaftsverbänden initiierten und geförderten «next-step» Berufs- und Bildungstage bieten Jugendlichen, Eltern, Schulen und Lehrpersonen die Möglichkeit, sich ausführlich über die verschiedenen Bildungsmöglichkeiten im Land und den umliegenden Regionen schlau zu machen.
Wo man vor einigen Jahren noch lange Reisen unternehmen musste, um sich die verschiedenen Universitäten und Hochschulen anzusehen, konnte man sich am vergangenen
Wochenende im SAL in Schaan an 40 Ständen eingehend und an einem Ort über das Ausbildungsangebot, die jeweiligen Berufsbilder und die damit verbundenen Zukunftschancen informieren. Ob Lehre, weiterführende Schule, Berufsmatura, Studium oder Weiterbildung – an den «next-step» Berufs- und Bildungstagen sollten keine Fragen offenbleiben. Ein wichtiger Punkt hierbei sei der persönliche Austausch. «Jugendliche können sich mit Lehrlingen und Ausbildern unterhalten», erklärt Organisator Leone Ming.
Dieser «wertvolle Dialog» motiviere und biete einen individuellen Bezug zum jeweiligen Beruf. Es sei ausserdem eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Frage, wie die Jugendlichen ihr Leben beruflich gestalten möchten. Frei von Vorurteilen des Weiteren könnten etwaige Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. So erklärt Sandro Eberle vom Liechtensteinischen Roten Kreuz, dass die Menschen oft ein falsches Bild vom Beruf des Rettungssanitäters haben. «Viele Leute haben die Vorstellung im Kopf, dass wir nur einladen, fahren und wieder ausladen.» Dabei stecke so viel mehr dahinter, denn in ihrer
«kleinen fahrende Intensivstation» müssten die Sanitäter eigenverantwortlich überlebensnotwendige Entscheidungen treffen. Um dem Druck in solchen Momenten gewachsen sein zu können, brauche es Ruhe und Zielstrebigkeit. «Genau da hilft unsere gute
dreijährige Ausbildung, die uns das Handwerk gibt, um auf sämtliche Situationen reagieren zu können», betont Eberle. Auch Anna Hilti von der Kunstschule Liechtenstein möchte den Interessierten den einjährigen Vorkurs der Kunstschule ans Herz legen: «Es ist
ein Jahr der Selbstfindung und man merkt erst viel später, wie wertvoll es eigentlich für das eigene Leben war.» Starke Entwicklung. Dass sich das Projekt «next-step» in den letzten Jahren stark entwickelt hat, stellte Thim van der Laan jun. (Thim van der Laan University College Physiotherapy) lobend fest: «Die Organisatoren ruhen sich nicht aus,
sondern entwickeln und gestalten ihr Angebot stetig neu.» Dementsprechend werden,
wie Leone Ming betont, die Berufstage in Zukunft wohl ein fixer Punkt in der Agenda
eines Schülers werden.
Wirtschaftsminister zu Besuch bei next-step
Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer besuchte am Freitag, 23. September, die «next-step» Berufs- und Bildungstage im SAL in Schaan. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung informierte sich Wirtschaftsminister Zwiefelhofer über das breit gefächerte Aus- und Weiterbildungsangebot in Liechtenstein und der Region.
Über 40 Aussteller ermöglichen den jugendlichen Besucherinnen und Besuchern sowie ihren Eltern und Lehrern einen Einblick in die unterschiedlichen Bildungswege, von der dualen Berufsausbildung über die BerufsmaturabishinzumStudium an Hochschulen und Universitäten. «Die liechtensteinischen Unternehmen investieren sehr viel in die Ausbildung ihrer Fachkräfte, sie bieten jährlich rund 400 Lehrplätze in rund 100 Berufen an. Dieses breit gefächerte berufliche Angebot und die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten sind eine grosse Chance, dass junge Menschen den für sie optimal passenden Ausbildungsweg finden, und eine Qualität unseres Wirtschaftsstandorts», sagte Wirtschaftsminister Thomas Zwiefelhofer.
next-step ist wichtiges Puzzleteil im Berufswahlprozess
Mit «next-step» hat Bildungsministerin Aurelia Frick einen weiteren wichtigen Schritt zur Stärkung des heimischen Bildungssystems initiiert. Weshalb sie diese Bildungsinformationsoffensive lanciert hat und weshalb besonders die duale Berufsbildung ein wichtiger Pfeiler des Wirtschaftsstandorts ist, verrät die Regierungsrätin im Interview mit der «lie:zeit».
Im Herbst 2015 feierte «next-step» eine erfolgreiche Premiere. Am 23. und 24. September steigt im Schaaner SAL die zweite Auflage dieser Infotage. Weshalb haben Sie als Bildungsministerin dieses Projekt initiiert?
Aurelia Frick: Unser Ziel war es, eine Orientierungshilfe für junge Menschen und deren Eltern zu schaffen. Unser Bildungssystem – vor allem auch in der Berufsausbildung – bietet eine Fülle an Ausbildungsmodellen an und damit die Grundlage des in der modernen Bildungspolitik fest verankerten lebenslangen Lernens. Als Bildungsministerin beschäftigt mich die Frage, wie sich Kinder, Jugendliche und Eltern im breiten Bildungsangebot in Liechtenstein zurechtfinden sollen. Mein Wunsch war es, in unserem vielfältigen Bildungswesen mehr Übersicht zu schaffen. Mit «next-step» ist uns des glaub sehr gut gelungen. Dort stellen sich die Schulen und Universitäten ebenso für Lehrbetriebe vor. Auf dem Fundament der next-step Bildungsinfotage 2013 und 2014, welche seitens der Thea Keeler Stiftung ins Leben gerufen wurden, ist ein wichtiges Puzzleteil im Berufswahlprozess geworden, das sich gerade auch an Eltern richtet, die ihre Kinder in diesem Prozess belgeiten möchten.
Der Bevölkerung ist «next-step» in erster Linie als Bildungsmesse bekannt. Dabei sind die Infotage eigentlich nur ein Teil eines umfassenderen Projekts.
Allerdings. Ein Kernelement zentrale bezieht sich auf die duale Berufsbildung. Um den dualen Bildungsweg, der einer der ganz wichtigen Erfolgsfaktoren unserer Gesellschaft darstellt, weiter zu stärken, hat die Regierung den Berufsbildungsbeirat, der sich aus Vertretungen der heimischen Wirtschaftsverbände und den Bildungsbehörden zusammensetzt, mit der Durchführung einer Informationsoffensive beauftragt. Ein Teil davon ist eine zentrale Webplattform, die Informationen zur Berufsbildung mit allen damit verbundenen Themen bereitstellt. Einen festen Bestandteil werden aber natürlich auch weiterhin die «next-step» Berufs- und Bildungstage darstellen, welche das breite Spektrum von Lehre bis Hochschulstudium veranschaulichen. All diese Projekte sollen unter der Dachmarke «next-step» zusammengefasst werden. Die Marke «next-step» soll zum „Gattungsbegriff“ für die Aus- und Weiterbildung in Liechtenstein werden. Die einzelnen Massnahmen und Projekte der verschiedenen Anbieter können in der Folge unter dem Dach der Marke «next-step» angeboten werden, sodass die Dachmarke den Zielgruppen als Orientierungshilfe dient.
Die duale Berufsbildung geniesst in Liechtenstein bereits einen sehr hohen Stellenwert. Ist eine Imagekampagne überhaupt notwendig?
Die Berufsbildung geniesst in Liechtenstein in der Tat einen sehr hohen Stellenwert, im Bildungswesen und in der Wirtschaft ganz besonders. Die Lehre ist ein Erfolgsmodell. Die Verbindung von praktischer Ausbildung in einem gut geführten Lehrbetrieb und ergänzender theoretischer Ausbildung in der Berufsschule haben sich in den vergangenen Jahrzehnten bestens bewährt. Diese Kombination kommt einerseits den Lernenden sehr entgegen und ist andererseits ein Erfolgsfaktor unserer Wirtschaft. Dennoch bedarf es regelmässiger und intensiver Aufklärungsarbeit. Denn trotz aller Bemühungen bleibt jedes Jahr eine grosse Anzahl an Lehrstellen offen – obwohl oft gerade die handwerklichen Berufe immer mehr Entwicklungschancen bieten.
Sie haben die offenen Lehrstellen angesprochen. Und trotzdem: Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist der Lehrlingsmangel in Liechtenstein bei Weitem nicht so dramatisch. Worauf führen Sie das zurück?
Was Liechtenstein betrifft, bin ich überzeugt, dass wir ohne Berufslehre kaum das höchstindustrialisierte Land der Welt sein könnten. Die in der Gesellschaft breit verankerte Berufslehre ist für die heimische Wirtschaft die Basis für gut qualifiziertes Personal. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich internationale Studien immer wieder eine Verbindung zwischen dem Stellenwert der Berufsbildung und der Jugendarbeitslosigkeit feststellen. Die deutschsprachigen Länder schneiden hier sehr gut ab.
Kommt bei Ihren Bemühungen um die duale Ausbildung der akademische Weg nicht zu kurz? Im internationalen Vergleich ist die Maturaquote in Liechtenstein doch sehr tief.
Erstens geht keinesfalls um eine Wertung, welcher Weg der bessere ist, sondern es geht um eine breite Palette von Möglichkeiten. Es ist richtig, dass die Maturaquote immer wieder zu Diskussionen führt, das ist aber nicht nur bei uns so. Wir müssen bedenken, dass in Liechtenstein der Besuch des Langzeitgymnasiums nur einer von mehreren Möglichkeiten ist, die Matur zu machen. Mit jenen Jugendlichen, die nach der Realschule ins Gymnasium eintreten, mit einer Lehre eine Berufs- oder Fachmatura absolvieren oder im Ausland die Reifeprüfung ablegen, liegt die Maturaquote bei uns mittlerweile allerdings bei über 40 Prozent. Es machen also fast doppelt so viele junge Menschen die Matura, als Schüler nach der Primarschule dem Gymnasium zugewiesen werden. Unser dreigliedriges System ist also viel durchlässiger als früher und zudem sind die Möglichkeiten, die Matura zu erlangen, heute deutlich vielfältiger als früher.
Dennoch entscheiden sich immer mehr Jugendliche bzw. deren Eltern für eine akademische Laufbahn. Was spricht in Ihren Augen dennoch für eine Lehre?
Der Zuwachs kommt in erster Linie daher, dass sich immer mehr Jugendliche nach einer Lehre und der BMS an einer Fachhochschule weiterbilden. Die Zahlen im Gymnasium waren über die letzten Jahre relativ konstant. Aber wir müssen aufpassen, dass wir die berufliche und akademische Ausbildung nicht gegeneinander ausspielen. Viel wichtiger ist die Begleitung der Jugendlichen in ihrer gesamten Bildungslaufbahn. Unser Bildungswesen ist in den vergangenen Jahren sehr bunt und vielfältig geworden, es gibt längst nicht mehr nur den einen Weg zum Ziel.
Welche Vorteile sehen Sie in einer Lehre?
Wie gesagt, der ideale Ausbildungsweg sieht für jeden anders aus. Jugendliche mit einem Lehrabschluss verfügen über einen breiten Erfahrungsschatz, der in der Schule allein nicht zu vermitteln wäre. In erster Linie kennen sie den Arbeitsalltag, sie wissen, wie Betriebe und Abteilungen funktionieren und kennen die Perspektive des Unternehmens.
Ist ein abgeschlossenes Studium kein Garant für eine erfolgreiche Karriere mehr?
Keine Ausbildung ist allein ein Garant dafür. Aber was heisst schon erfolgreiche Karriere. Leidenschaft für Fragestellungen im Berufsalltag führt da vermutlich näher zum Erfolg. Aus betrieblicher Sicht wird ein breites Spektrum an Erfahrungen und Ausbildungen bevorzugt. Die Fachkräfte, ob mit praktischem oder akademischem Hintergrund, bilden das Rückgrat der heimischen Wirtschaft und werden auch dementsprechend gut entlohnt.
Hausaufgabenhilfe ist sinnvoll
Für Beat Manz vom Schulpsychologischen Dienst haben Hausaufgaben trotz kritischer Stimmen nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Dennoch begrüsst er die Angebote der Schulen, beaufsichtigte Aufgabenstunden anzubieten.
Die Schulleiter der Deutschschweiz fordern die Abschaffung der Hausaufgaben. Als Gründe führen sie insbesondere die Chancenungleichheit unter den Schülern und vermehrte heimische Konflikte an. Wie beurteilen Sie diese Argumente?
Beat Manz: Tatsächlich gibt es soziale Ungleichheiten in dieser Frage und auch Konflikte zwischen Kindern und Eltern wegen der Hausaufgaben. Familien, in denen beide Elternteile arbeiten und zudem eine andere Muttersprache als Deutsch sprechen, vielleicht selber keine gute Bildung erhalten haben, können ihre Kinder bei den Hausaufgaben nicht gleich gut betreuen und unterstützen wie Eltern mit guter eigener Schulbildung und Deutsch als Muttersprache, beziehungsweise guten Deutschkenntnissen. Versuche, die Hausaufgaben abzuschaffen, wurden in den Abstimmungen in der Schweiz bisher mehrheitlich abgelehnt.
Die zu beobachtenden Probleme sind auch Ausdruck einer sich stetig wandelnden Gesellschaft und sich verändernder «Spielregeln» für unseren Alltag. Sind Hausaufgaben da überhaupt noch zeitgemäss?
Manz: In der Tat entwickelt sich die Gesellschaft dahingehend, dass sie verlangt, die Kinder und Jugendlichen an Tageschulen zu unterrichten, beziehungsweise einen Mittagstisch an den Schulen anzubieten. Die Hausaufgaben sollen dann auch gleich in der Schule erledigt werden. Haus
Somit kann man auch nicht mehr von sprechen. Diese Lösung erhöht die Chancengleichheit, entfremdet die Eltern aber ein Stück weit von der täglichen Erfahrungswelt der Kinder. Der Vorteil für die Kinder: Sie haben mit der Schule wirklich abgeschlossen, wenn sie nach Hause kommen. Schule und Freizeit sind so klar unterschieden.
An den Liechtensteiner Primarschule?! beispielsweise gibt es ein solches Angebot in Form der Hausaufgabenhilfe. Eine Einrichtung in Ihrem Sinne?
Manz: Ich halte das für sehr sinnvoll, gerade für die Kinder, die sonst benachteiligt wären.
Die Frage nach einer Abschaffung von Hausaufgaben stellt sich demnach nicht hinsichtlich des zusätzlichen Arbeitspensums für Schüler sondern dahingehend, ob das eigene zu Hause auch immer die besten Rahmenbedinungen für das Lösen der Aufgaben bietet. Sollten künftig also alle Kinder ihre Aufgaben in der Schule erledigen auch zwecks Entlastung der Eltern? Worin bestehen denn die Vorzüge
Manz: Ich finde, die Möglichkeit dazu sollte bestehen, damit Eltern sich entlasten können, wenn es nötig ist. Die Schule sollte ein gutes Angebot beaufsichtigter Aufgabenstunden machen. Es ist schwierig, dies an jedem Tag für alle einzurichten, weil einige Schülerinnen und Schüler länger Unterricht haben als andere. Meines Erachtens wird das an den Liechtensteiner Schulen aber gut gelöst.
von Hausaufgaben? Inwiefern profitiert das Kind von ihnen?
Manz: Kinder lernen Aufgaben selbständig zu lösen und gewinnen dadurch Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Sie fördern ihr Gedächtnis, weil sie an einem anderen Ort sich nochmals an das Gelernte erinnern sollen. Erst mit dem eigenständigen Lösen einer Aufgabe merken sie, ob sie den Stoff auch wirklich verstanden haben. Zuhause können sie das, fern von jedem Gruppenvergleich, in ihrem Tempo tun. Zudem gibt es Lernstoff, der allein besser gelernt werden kann als in der Klassengruppe, zum Beispiel die Wörter einer Fremdsprache. Allerdings wird gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen der Wert des Lernens während der Hausaufgaben oft überschätzt. Die Hausaufgaben haben aber noch einen anderen Zweck, den ich bereits kurz angetönt habe: Sie sollen den Eltern einen Einblick darin geben, was ihr Kind aktuell in der Schule lernt und wie es den Stoff bewältigt. Das kann die Gespräche zwischen Eltern und Lehrkräften hinsichtlich des Leistungsstandes und der Begabung des Kindes erleichtern.
Sie sprechen die Förderung der Selbstständigkeit eines Kindes an.
Bis zu welchem Grad ist Betreuung da noch im Sinn der Sache?
Manz: Für das Kind sollte es die Möglichkeit geben, Fragen zu stellen. Fragen zeigen, dass das Interesse des Kindes geweckt ist. Wenn die Person, die Betreuung leistet, merkt, dass das Kind klagt, es verstehe etwas nicht, weil es sich eine eigene Denkanstrengung ersparen will, kann sie das Kind zum Beispiel auffordern, die Frage nochmals genau zu lesen, um die es bei einer Aufgabe geht. Die Betreuung soll die Selbständigkeit fördern und dem Kind nicht zu viel abnehmen.
Welchen Charakter müssen funktionale Hausaufgaben haben?
Manz: Hausaufgaben sind dann zweckdienlich, wenn sie etwas in der Schule Gelerntes nochmals einüben oder vertiefen.
Und wann sind Hausaufgaben kontraproduktiv?
Manz: Sie sind dann kontraproduktiv, wenn sie das Kind überfordern. Wenn die Eltern das merken, empfehle ich, dass sie sich an die Lehrperson ihres Kindes wenden. Diese kann die Hausaufgaben dann den Möglichkeiten des Kindes anpassen.
HALO mit Französisch-Hilfe
Auf Initiative der Wirtschaftskammer Liechtenstein steht Lernenden, die sich schulisch verbessern möchten, die Hausaufgaben-Lobby, kurz «HALO», zur Verfügung.
Im Januar 2010 führte Ivan Schurte den ersten HALO Abend ein. In Personalunion leitete Ivan Schurte den Abend. Lernende aus den Berufen Landschaftsgärtner und Maurer waren die ersten Teilnehmer, mittlerweile sind es rund 70 Lernende aus 20 verschiedenen Berufen. Die 70 Lernenden besuchen einmal pro Woche für zwei Stunden die HALO, in welcher sie von zwei Freelancern mit unterschiedlichen Spezialisierungen begleitet werden. Nach einer hauseigenen Methode arbeiten sie den Lernstoff aus der Gewerbeschule auf bzw. erledigen ihre Hausaufgaben.
Auch für die Betriebe ist die HALO eine Erleichterung. Die Ausbildungsbetriebe haben durch den Erfolg der Lernenden weniger heikle Gespräche und der Lernende kann mehr Fachkompetenz mit einbringen. Die HALO ist auch für viele Lernende eine Erleichterung, da sie einen fixierten Abend haben, an dem sie lernen, ohne dass das Handy klingelt oder der Fernseher eine Ablenkung ist.
Seit langem kam die Frage nach einer Französisch Nachhilfe auf und aus diesem Grund können wir seit Dezember 2014 auch hier direkt Hilfe bieten. Immer am Donnerstag abend hilft Urs Dietschi den Lernenden bei Problem in den Sprachfächern. Dies macht er in Kleingruppen, somit profitieren die Lernenden sehr stark.
Lernendensuche 2017 – 100pro! startet
Der Bewerbungsstart für die Lehrstellen 2017 bei 100pro! und deren Lehrbetriebe erfolgt an der diesjährigen LIHGA. Über dreissig Lehrstellen für den Lehrstart 2017 in mehr als zehn verschiedenen Berufen und in mehr als zwanzig Lehrfirmen werden präsentiert. Kontakt zu den Lernenden sowie den Ausbildungsbetrieben, dass alles bietet unser „Lehrstellen Info 2017 – Familyday“!
Unser „Lehrstellen Info 2017 – Familyday“ richtet sich an Lehrstellensuchende für August 2017, deren Eltern, Lehrer und alle Berufsbildungsinteressierten.
Am 8. September 2016 um 10 Uhr startet der „Lehrstellen Info 2017 – Familyday„ von 100pro! berufsbildung liechtenstein. Unter der Moderation von Flotti Löwenherz wird erst die Produktpalette von 100pro! vorgestellt. Mit Filmen unterstrichen, bekommt man verschiedene Einblicke in Lehrfirmen oder kann Lernenden über die Schulter schauen. Während der Veranstaltung werden die offenen Lehrstellen für 2017 vorgestellt. In der Verbundausbildung präsentieren wir 11 und im Betriebs-Coaching 20 Lehrstellen. Nebst den Lehrstellen werden die Ansprechpersonen von 100pro! direkt Vorort Auskunft geben, wie der Ablauf der Rekrutierung ist. Zudem geben sie Tipps und Tricks für die Bewerber und deren Begleiter ab.
Im Anschluss an die Veranstaltung stehen die Lehrbetriebe des Betriebs-Coaching sowie Lernende aus der Verbundausbildung gerne für klärende Gespräche zur Verfügung. Sollten noch Unklarheiten bei der Berufswahl bestehen, können auch klärende Schnupperlehren vereinbart werden.
Dieser Anlass findet bereits zum vierten Mal statt. Es ist uns wichtig, dass alle Beteiligten im Berufswahlprozess die Möglichkeit bekommen, uns vor dem Lehrstart kennen zu lernen. Jeder Mensch kann sich nur dort entfalten, wo er auf fruchtbaren Boden trifft und er sich auch wohl fühlt. Nutzen Sie die Möglichkeit und lassen Sie sich von unserer Begeisterung für die Berufsbildung anstecken.
Da dieser Event an der LIHGA stattfindet, müssen Sie sich schriftlich bei uns anmelden. Jeder Teilnehmer erhält einen LIHGA Eintritt vor der Veranstaltung. Dieser Eintritt berechtigt für den ganztägigen LIHGA Zutritt. Anmeldungen bis am 6.9.2016 an info@100pro.li oder unter +423 237 77 86.
Die Wirtschaftskammer Liechtenstein hat am Mittwoch, 31. August 2016 den sechsten „Checkpoint Lehre“ durchgeführt. An diesem Nachmittag hatten die Schüler die Möglichkeit ihre Bewerbungsunterlagen von HR-Fachleuten auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. Irene Schurte von der Gemeindeverwaltung Eschen, Michaela Marxer von Ivoclar Vivadent AG und Cassandra Senti von 100pro! berufsbildung liechtestein prüften gemeinsam mit jedem Schüler den Bewerbungsbrief, den Lebenslauf und alle weiteren Dokumente, die man für eine Bewerbung benötigt. Die Schüler erhielten nützliche Tipps für das Bewerbungsgespräch und für die Schnupperlehre. Des Weiteren konnten die Schüler alle Fragen rund um den Rekrutierungsprozess stellen, die ihnen auf dem Herzen lagen.
Lehrstellen für nächsten Sommer aufgeschaltet
Ab Donnerstag, den 1. September, sind die freien Lehrstellen mit Lehrbeginn Sommer 2017 auf der Homepage des Amts für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) aufgeschaltet.
Die freien Lehrstellen in der Schweiz sind hingegen unter www.berufsberatung.ch abrufbar. Für Fragen rund um die Berufswahl oder die Lehrstellenbewerbung stehen die Mitarbeiter des ABB gerne zur Verfügung.
Mit HALO & Selbstdisziplin zu besseren Noten
Die Anforderungen in der Lehre und der Berufswelt werden immer grösser. Deshalb benötigen viele Lernende Unterstützung, um gute Leistungen in der Berufsfachschule zu erbringen.
Diese Unterstützung erhalten sie durch 100pro! berufsbildung liechtenstein. Dabei spielt vor allem die Hausaufgaben- Lobby eine grosse Rolle.
Die Hausaufgaben-Lobby (HALO) hilft den Lernenden zum schulischen Erfolg, dank konsequenter Umsetzung von vorgegebener Lernstruktur. Die HALO richtet sich an Lernende aus allen Berufssparten, die zu wenig strukturiert lernen oder nicht über die nötige Selbstdisziplin verfügen. Die HALO bietet das optimale Lernumfeld. Während zweier Stunden pro Woche an vier verschiedenen Abenden können die Lernenden in den Räumlichkeiten der Wirtschaftskammer Liechtenstein in Schaan ihre Hausaufgaben erledigen und den Schulstoff repetieren – und dies ohne Störfaktoren wie Handy, Computer etc. Unterstützt werden sie dabei von zwei Begleitpersonen (Freelancer), die sich in ihren Kompetenzen optimal ergänzen (wirtschaftlich und technisch).
Die Freelancer stehen bei Fragen zur Seite, überprüfen das Wissen bei anstehenden Prüfungen und helfen bei der Erstellung und Durchführung von Präsentationen. Bei ca. 80% der Lernenden stellt sich nach dem Besuch der HALO eine Verbesserung des Notendurchschnitts ein. Bei den restlichen 20% kommt eine individuelle Lernort-/Lerntypberatung infrage, mit deren Methoden sie dann zurück in die HALO kommen. Sollte trotz dieser Massnahmen keine Besserung eintreten, kommt die 1:1-Nachhilfe zum Zug. Die Nachhilfe ist die letzte Möglichkeit, denn dadurch wird die Lernautonomie untergraben. Das Ziel sollte aber schliesslich sein, dass die Selbstständigkeit der jungen Menschen gefördert wird.
Seit Dezember 2014 bietet 100pro! zusätzlich Nachhilfe in Französisch an, da hier der Bedarf sehr hoch ist. Jeweils am Donnerstagabend steht Urs Dietschi den Lernenden bei Problemen in den Sprachfächern zur Verfügung. Dies macht er in Kleingruppen, somit profitieren die Lernenden sehr stark.
Die erste Hausaufgaben-Lobby fand im Januar 2010 mit drei Lernenden an einem Abend statt. Mittlerweile bietet 100pro! die HALO vier verschiedene Abende an und betreut insgesamt über 60 Lernende. Dies mit der Unterstützung von 14 Freelancern.
Zehn Verbundlernende starten in ihre Ausbildung
Am Montag war es endlich so weit: Zehn neue Lernende starteten ihre Ausbildung bei «100pro! Berufsbildung Liechtenstein». Um 8 Uhr trafen sich gemäss Medienmitteilung alle in der Wirtschaftskammer.
Nach der Begrüssung durch Jürgen Nigg wurden die Jugendlichen in die Abläufe der Verbundausbildung eingeführt. Ivan Schurte erklärte nochmals die Vorteile der Verbundausbildung und welche Türen für Lernende während bzw. nach der Lehre offenstehen. «Nach einem intensiven Morgen genossen alle gemeinsam das Mittagessen. Nach der Mittagspause wurden die Lernenden in die Verbundbetriebe gebracht, wo sie dann mit den Arbeiten starteten», heisst es in der Mitteilung abschliessend.
Lehrabschluss: Zwei Absolventinnen wurden gegautscht
«Pakkt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen seine beiden Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturtzbad obendrauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauff.»
«Pakkt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen seine beiden Ballen. Der durstigenSeele gebt ein Sturtzbad obendrauf, das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauff.» So tönt es, wenn ein Jünger Gutenbergs gegautscht wird. Gautschen ist ein bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lernender nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer Bütte untergetaucht und/oder auf einen nassen Schwamm gesetzt wird. Das Gautschen wird auch als symbolische Massnahme betrachtet, um schlechte Gewohnheiten aus der Lehrzeit abzuwaschen. Gestern wurden im Brunnen beim St. Peter Schaan nicht Söhne, sondern zwei Töchter Gutenbergs gegautscht. Jennifer Curras Prete (links) hat die 4-jährige Ausbildung zur Polygrafin und Sahra Kranz die 3-jährige Ausbildung zur Printmedienverarbeiterin mit Bravour bestanden. Die BVD Druck+Verlag AG gratuliert ihr ganz herzlich zur Aufnahme in die Zunft Gutenbergs und wünscht ihr für die Zukunft alles Gute! Das «Liechtensteiner Vaterland» schliesst sich der Gratulation an.
Vaterland, 05. Juli 2016
Einige Lehrstellen noch nicht besetzt
In den vergangenen Wochen und Monaten waren die 319 Schulabgänger Liechtensteins damit beschäftigt, die nächsten Schritte ihrer beruflichen Laufbahn einzuläuten.
Mit den rund 350 vergebenen Lehrstellen zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren ein konstantes Ergebnis. Am kommenden Freitag werden Hunderte Jugendliche der Ober- und Realschulen Liechtensteins ihre Abschlusszeugnisse in den Händen halten. Doch bevor ihre Schulzeit offiziell abgeschlossen ist, sind viele Schüler seit Anfang dieses Jahres damit beschäftigt, sich den Einstieg in das Berufsleben mit einer Lehrstelle zu sichern. Nach aktuellem Stand sind noch 80 Stück unbesetzt.
Erste Schritte bewältigt
In diesem Jahr wurden bis Mitte Juni rund 350 Ausbildungsplätze mit Lehrbeginn im Sommer 2016 von der heimischen Wirtschaft vergeben. Von den insgesamt 319 Schulabgängern werden 203 Jugendliche eine berufliche Grundbildung mit Anlehre, Fähigkeitszeugnis oder Berufsattest antreten. «Per 23. Juni 2016 sind noch acht Schulabgänger auf der Suche nach einer für sie geeigneten Anschlusslösung. Wir vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) stehen mit diesen Jugendlichen in Kontakt und unterstützen sie auf ihrem weiteren Berufswahl-Findungsprozess», sagt Werner Kranz, Amtsleiter des ABB, auf Anfrage.
Möglichkeiten für diese Jugendlichen gibt es viele, da sich die 80 offenen Lehrstellen in den unterschiedlichsten Branchen wiederfinden lassen: Von einer Lehre als Automobil-Fachmann bis hin zum Zeichner in der Fachrichtung Ingenieurbau ist vieles vertreten. Wie Kranz bestätigt, können Interessenten die Liste mit allen Lehrbetrieben auf der Homepage des ABB abrufen.
«Eine weitere Möglichkeit bietet die BIZ-App, mit der Jugendliche und Interessierte einfach und unkompliziert herausfinden können, welche Unternehmen in Liechtenstein oder der angrenzenden Schweiz freie Lehrstellen im gewünschten Lehrberuf anbieten. Informationen zu den einzelnen Berufen, der Lehrdauer und den Arbeitsinhalten können ebenfalls eingesehen werden», erklärt der Leiter des ABB.
Unter Jugendlichen beliebt
Bei Frauen wie auch bei den Männern erfreut sich die Kauffrau beziehungsweise der Kaufmann grösster Beliebtheit. In diesem Jahr wurden 50 genehmigte Lehrverträge für Frauen, und 26 für Männer unterzeichnet. An zweiter Stelle folgen bei den angehenden Lehrlingen die Fachfrau Gesundheit und Fachfrau Betreuung sowie die Lehre zum Polymechaniker. «Es lässt sich nicht sagen, welche Lehrstellen in diesem Jahr schwierig zu besetzen waren. Die Berufswahl hängt von sehr vielen einzelnen Faktoren, wie beispielsweise der Eignung und Neigung der Jugendlichen oder der Zulassungsvoraussetzungen der weiterführenden Schulen ab, die letztendlich ausschlaggebend für den möglichen Erhalt eines Ausbildungsplatzes oder für die Zulassung beziehungsweise Aufnahme an einer weiterführenden Schule sind», führt der Leiter des ABB weiter fort.
Jahrelange Konstanz
Laut Kranz lässt sich die diesjährige Lehrstellensituation mit den Vorjahren vergleichen. «Mit dem aktuellen Stand können alle, die am Berufswahlprozess beteiligt sind, ziemlich zufrieden sein. Rund 98 Prozent der Sekundarschulabgänger haben eine für sie geeignete Anschlusslösung gefunden. Ich bin davon überzeugt, dass bis Mitte August alle Jugendlichen eine akzeptable Lösung gefunden haben.» Das Angebot der heimischen Wirtschaft an Ausbildungsplätzen ist seit Jahren konstant hoch, da das Lehrstellenangebot seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle bei der Berufswahl einnimmt.
In der Schweiz zeigt sich die Situation ein wenig prekärer. Die Anzahl an Jugendlichen, die ab August ihre Lehrstellen antreten werden, ist deutlich zurückgegangen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Zahl der Schulabgänger in der Schweiz ebenfalls um fünf Prozent rückläufig ist. Gleichzeitig ist das Lehrstellenangebot jedoch nur leicht von 80’000 auf 79’000 geschrumpft. Da sich laut dem Lehrstellenbarometer Mitte April hochgerechnet 66’000 Jugendliche für eine Lehrstelle interessierten, übertrifft derzeit das Angebot an Lehrstellen die Nachfrage um 13’000 Lehrstellen. Das ist rund die Hälfte mehr als vor einem Jahr.
Alternativen auch gefragt
Von den insgesamt 319 Schulabgängern haben sich 108 Schüler nicht für eine Lehre, sondern für eine andere Anschlusslösung entschieden. Acht werden ab dem neuen Schuljahr eine Vollzeitberufsschule antreten und weitere 23 haben den Übertritt in die Oberstufe des Gymnasiums geschafft. Eine weitere beliebte Alternativlösung für noch unentschlossene Schulabgänger bietet der Besuch einer Mittelschule, an der ab kommendem Schuljahr 14 Liechtensteiner ihre Ausbildung fortsetzen werden, und 50 Jugendliche besuchen künftig das 10. Schuljahr in Vaduz.
Vaterland, 29. Juni 2016
Lernende – unsere Zukunft
Die Roman Hermann AG in Schaan kann auf rund 40 motivierte Mitarbeitende im Betrieb zählen. Darunter sind einige Angestellte, die dem Betrieb seit bis zu 35 Jahren die Treue halten sowie vier Lernende.
Der Geschäftsführer Patrick Hermann gibt Auskunft über die Lehrlingsausbildung in seinem Betrieb.
bau:zeit: In welchen Berufen bilden Sie Lehrlinge aus?
Patrick Hermann: Nachdem letztes Jahr der erste Gerüstbau-Lernende in Liechtenstein seine Ausbildung in unserem Betrieb erfolgreich abgeschlossen hat, freut es uns, dass wir jetzt auch den zweiten Gerüstbau-Lernenden ausbilden können. Zum allerersten Mal bilden wir auch eine Kauffrau aus. Hier setzen wir auf eine 100pro-Verbundausbildung mit der Liechtenstein Life Assurance AG in Ruggell. Ebenfalls bilden wir aktuell zwei Gipser-Trockenbauer aus. Dabei können wir auf grosse Erfahrung bauen, denn voller Freude und Stolz können wir sagen, dass wir in unserer 60-jährigen Firmengeschichte bereits über 30 Gipser-Trockenbauer ausgebildet haben.
Gibt es spezielle Anlässe, Angebote, Betreuung für die Lehrlinge?
Zum einen sind die Lernenden natürlich ein Teil des ganzen Teams und sind bei unseren Firmenanlässen mit dabei. Dazu gehören ein traditioneller Grillnachmittag vor den Sommerferien sowie ein jährlich stattfindender, ganztägiger Firmenausflug. Auch bei den regelmässigen firmeninternen Schulungen zu Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz oder fachspezifischen Themen sind sie mit dabei. Schulisch bieten wir unseren Lernenden an, die Hausaufgabenlobby HALO von 100pro zu besuchen. Grundsätzlich stehen wir unseren Lernenden bei allen Fragen immer zur Verfügung. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, dass wir ihnen in unserem Magazin einzelne Kojen aufbauen, in denen sie die Arbeiten, welche ihnen noch Mühe bereiten, speziell üben können.
Wie werden die Lehrlinge ins Team integriert?
Wir verstehen unsere ganze Firma als Kette, welche nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Deshalb fördern wir jeden unserer Mitarbeitenden, damit wir für unsere Kundschaften immer eine solide Kette bilden. In unserem Firmennamen steht das AG auch für «Alle Gemeinsam». Auch unsere Lernenden behandeln wir nicht als billige Hilfskräfte, sondern als Glied unserer Kette. Nur dadurch können wir eine gute Ausbildung der Fachhandwerker von morgen sicherstellen. In den drei Lehrjahren folgen wir dem Grundsatz, dass das erste Jahr zum Lernen, das zweite zum Üben und das dritte zum Festigen und Routine holen ist.
bau:zeit, 14.05.2016
Gemeinde Eschen-Nendeln ausgezeichnet
Anlässlich der Jahresversammlung der Wirtschaftskammer Liechtenstein konnte die Gemeindeverwaltung Eschen-Nendeln die Auszeichnung «100pro! Lehrbetrieb des Jahres 2015» entgegennehmen.
Am vergangenen Freitag versammelten sich rund 100 Gewerbetreibende im Eschner Gemeindesaal. Neben der statutarischen Jahresversammlung wurde zum fünften Mal die Auszeichnung «100pro! Lehrbetrieb des Jahres» vergeben. Berechtigt zur Teilnahme sind alle Lernenden, welche die Hausaufgaben- Lobby (HALO) von 100pro! besuchen.
Unter den 70 Teilnehmern ist der Lernende Andreas Karl, Kaufmann im zweiten Lehrjahr bei der Gemeindeverwaltung Eschen-Nendeln. Er entschied sich im März, seine Bewerbung für seinen Lehrbetrieb einzureichen. Folgende Angaben sind für die Jury relevant: Wie unterstützt der Lehrbetrieb den Jugendlichen? Welche Veranstaltungen können besucht werden, gibt es Spezielles für Lernende? Schlüsselkriterium ist der Bewerbungstext zum Thema «Wieso hat mein Lehrbetrieb bzw. meine Berufsbildnerin diesen Titel verdient?» Karl überzeugte mit seinem Antrag die dreiköpfige Jury. So konnte der Gemeindevorsteher Günther Kranz, stellvertretend für sein Berufsbildungsteam, die Trophäe und das Preisgeld von Arnold Matt, Präsident der Wirtschaftskammer Liechtenstein, entgegennehmen. Karl erhielt von Ivan Schurte, Bereichsleiter 100pro!, einen Gutschein für einen Monat HALO überreicht. Die Trophäe «100pro Lehrbetrieb des Jahres» kann beim Empfang der Gemeindeverwaltung besichtigt werden. (pd)
Vaterland, 03.05.2016
«100pro!»-Lager in Malbun
Rückblick vom 18. bis 22. April weilten die Verbundlernenden von «100pro! Berufsbildung Liechtenstein» für ihr Lager im Jugendhaus in Malbun. Sie erlebten zahlreiche Abenteuer und machten spannende Ausflüge.
Am Montagmorgen versammelten sich alle Lernenden aus neun verschiedenen Berufsfeldern beim Rheinpark Stadion in Vaduz. Nach der kurzen Fahrt ins Malbun bezogen sie die Zimmer im Jugendhaus und starteten dann gleich mit dem Kennenlern-Programm. Es wurden drei Gruppen gebildet, welche im Verlauf der Woche immer wieder gegeneinander antraten. Der erste Tag wurde somit hauptsächlich mit Kennenlern-Aufgaben, Wettbewerben und Spielen verbracht. Am Dienstagnachmittag wurde die Sportlichkeit der Lernenden getestet. Von einem Personal Coach beraten und motiviert, wurde viel über Sport und Gesundheit gelernt sowie ein Parcours mit Kraftübungen absolviert. Müde aber zufrieden wurde abends das Jugendhaus erreicht. Den Mittwoch verbrachten die Auszubildenden in Chur. Hier wurde der Adventure Room besucht, in dem komplexe Rätsel in kurzer Zeit gelöst werden mussten. Für alle war dies ein spannender Vormittag, wenn nicht sogar das Highlight der Woche. Nach freier «Shopping»- und/oder «Essens»-Zeit in der Stadt trafen sich alle bei der Kletterhalle «Ap ’N Daun». Den Bergsteigern bot sich nun die Chance, ihr Können zu zeigen. Aber auch die Unerfahrenen konnten sich ausprobieren. Am Donnerstag besuchten die Lernenden die Landespolizei in Vaduz und erhielten eine persönliche Führung durch das Polizeigebäude sowie das Gefängnis. Nachdem alle wieder in Freiheit waren, füllten wir in den bestimmten Gruppen das «Vaduzer Rallye Quiz» aus. Zuletzt wurden die Lernenden zum Mittagessen im Subway in Vaduz eingeladen. Als alle satt waren, wurde noch ein Gruppenfoto geschossen. Freitags wurden die letzten Wettbewerbe ausgetragen und die Gewinner-Gruppe auserkoren. Danach wurde das Jugendhaus aufgeräumt und die Koffer gepackt. Die nun besser miteinander vertrauten Lernenden verabschiedeten sich voneinander und jeder durfte in sein wohlverdientes Wochenende gehen.
Volksblatt, 23.04.2016
«Run» aufs Gymnasium ist ungebrochen
Derzeit gilt es ernst für die Fünftklässler im Land. In diesen Wochen wird entschieden, welche weiterführende Schule sie künftig besuchen. Der Druck, es ins Gymnasium zu schaffen, ist nach wie vor gross. Dies, obwohl das Schulsystem viel durchlässiger geworden ist.
«Der Run auf eine Gymnasiumsempfehlung ist konstant hoch, wie auch der Wunsch, es mindestens in die Realschule zu schaffen. Die existenziellen Ängste der Eltern beziehungsweise die Sorge um eine erfolgreiche Zukunft der Kinder sind deutlich spürbar», stellt Daniel Ritter, Schulleiter der Gemeindeschulen Eschen und Nendeln fest. Beim Druck auf das Kind hänge jedoch viel davon ab, welche Unterstützung es von zu Hause aus habe und welche Erwartungen die Eltern an das Kind hätten. Dennoch, bei den meisten Übertrittsgesprächen kommt es zu einer Einigung zwischen Lehrperson und Eltern, nur bei weniger als 10 Prozent sind sich die beiden Parteien uneinig. Bei Differenzen kann der jeweilige Schüler zu einer Prüfung antreten. Diese Chance wurde jedoch im Jahr 2015 lediglich von 20 Schülern genutzt. Davon haben laut Daten vom Schulamt 6 die Prüfung bestanden.
Die Verteilung an die weiterführenden Schulen folgt weitgehend der im Jahr 2001 gesetzlich festgelegten Zuweisungsquote (28 Prozent Oberschule, 50 Prozent Realschule, 22 Prozent Gymnasium) und ist aus diesem Grund über die Jahre relativ konstant. «Wie das Jahr 2015 mit Quoten von 25 Prozent für die Oberschule, 49 Prozent für die Real-/Sekundarschule und 26 Prozent für das Gymnasium zeigt, sind Schwankungen dennoch möglich», heisst es in der gestern veröffentlichten Bildungsstatistik.
Noch nicht in den Köpfen
Rachel Guerra, Fachverantwortliche für den Bereich Pflichtschule und Kindergarten beim Schulamt, hofft, dass der Druck auf die Kinder in Zukunft nachlässt: «Ich erwarte schon, dass sich die Situation in den nächsten ein bis zwei Jahren etwas entspannen wird.» Als Grund nennt sie das im Jahr 2011 revidierte Schulgesetz, mit welchem der Übertritt ins Oberstufengymnasium neu geregelt wurde. Diese Anpassung bewähre sich in der Praxis sehr gut, weiss Guerra. Erstens würden deutlich mehr Schüler von der Realschule ins Oberstufengymnasium eintreten und zweitens hätten diese dort auch kaum Probleme. «Es braucht natürlich eine gewisse Zeit, bis diese Umstellung in den Köpfen ist», sagt Guerra. Seit drei Jahren werde aber konsequent an den jeweiligen Informationsveranstaltungen auf diese Neuerung hingewiesen. Dabei wird vermittelt: «Wenn ein Kind nicht wirklich gut in eine Schulstufe passt oder es einfach noch nicht reif ist, für den langen Weg nach Vaduz oder für ein so grosses Schulhaus, dann ist der Weg über die Realschule die bessere Option.» Schliesslich stünden nach der Realschule alle Wege offen, ob Oberstufengymnasium, Berufslehre mit oder ohne Berufsmaturität oder andere weiterführende Schulen. Dies stärke den Realschulweg zusätzlich. Aber auch die Oberschule sei aufgewertet worden, seit Schüler in Mathematik einen Abschluss auf Realschulniveau machen könnten, ist Guerra überzeugt.
Primarlehrer liegen meist richtig
Ob die Selektionsempfehlung der Primarlehrperson richtig war, das zeigt sich im späteren Verlauf der Schulkarriere der Schüler. Diese wird vom Schulamt weiterverfolgt. Im Herbst bekommen die Primarlehrpersonen jeweils eine Rückmeldung, wie sich ihre ehemaligen Schützlinge in den weiterführenden Schulen bewähren. Laut dem Rektor des Liechtensteinischen Gymnasiums, Eugen Nägele, ist dies auch meistens der Fall: «Grundsätzlich machen wir sehr gute Erfahrungen mit dem Übertritt. Wir glauben, dass die Primarlehrer eine gute Arbeit machen und die Schüler in die richtige Schule schicken. Natürlich gibt es von Primarschule zu Primarschule teilweise grosse Unterschiede. Die Kinder sind nicht immer gleich gut vorbereitet. Die Einzelfälle dürfen das positive Ganze nicht schlecht machen», erklärt er auf Anfrage. Auch mit der Durchlässigkeit mache das Gymnasium positive Erfahrungen: «Die Schüler und Schülerinnen, die zu uns kommen, sind motiviert und finden bald den Anschluss», stellt Eugen Nägele fest.
Selektion zu früh?
Ein Fragezeichen setzt Daniel Ritter punkto Selektionszeitpunkt: «Die Individualisierung und Binnendifferenzierung, die im Kindergarten und der Primarschule einen hohen Stellenwert hat, wird mit der Selektion gewissermassen gebrochen.» Schliesslich werde in der Primarschule gros-sen Wert drauf gelegt, jedem Kind so gut wie möglich gerecht zu werden. Dabei stehe auch die Stärkung der Persönlichkeit und des Selbstvertrauens im Vordergrund, sagt Ritter. Die Diskussion um eine Verschiebung des Selektionszeitpunkts sei aber seit der Volksabstimmung über SPES (Gesamtschul-Projekt) im Jahr 2009 vom Tisch, meint Rachel Guerra. Auch eine Anpassung an die Schweiz (sechs Jahre Primarschule), sei derzeit nicht geplant. Dies, obwohl es aus Sicht des Lehrplanes und auch aus Kostengründen durchaus Sinn machen könnte.
Durchlässigkeit wurde verbessert
Im Jahr 2012 sind Leistungszüge in den Realschulen angepasst worden. Der A-Zug der Realschule entspricht nun dem Niveau des Untergymnasiums. Wer also in allen Fächern, welche in Leistungszügen geführt werden, den A-Zug besucht und eine Durchschnittsnote von einer 4.0 erreicht, kann nach der 3. oder 4. Klasse Realschule prüfungsfrei ins Gymnasium wechseln. Vorausgesetzt ist jedoch eine Empfehlung der Klassenkonferenz. Vor 2012 war es so, dass Schüler des Untergymnasiums mit einem Promotionsschnitt von 4,0 ins Oberstufengymnasium eintreten konnten. Realschüler hingegen benötigten einen Notenschnitt von 5,0, um prüfungsfrei ins Oberstufengymnasium wechseln zu können. «Die Messlatte war damals nicht gleich hoch», erklärt Rachel Guerra.
Volksblatt, 17.03.2016
Ehrung für Simon Heeb
Beim Tag der Berufsbildung wurde Simon Heeb für seine ausserordentlichen Leistungen bei den Schweizermeisterschaften der Innendekorateure Fachrichtung Bodenbelag geehrt.
BERN/SCHAAN. Zum zwölften Mal fand in Bern der Tag der Berufsbildung statt. Organisiert durch die Stiftung SwissSkills in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI konnten am 11. Februar die Schweizermeister und die Platzierten des Jahres 2015 im Kongresszentrum Bernexpo eine Eh- rung für ihre ausserordentlichen Leistungen entgegennehmen.
Solide Ausbildung und Einsatz
Simon Heeb absolviert derzeit eine Verbundlehre bei 100pro! berufsbildung liechtenstein (Wirtschaftskammer) und ist im letzten Lehrjahr. Simon Heeb wird in den Firmen Heeb Wohnambiente und Augrenier ausgebildet. Dank der soliden und guten Ausbildung in den beteiligten Betrieben sowie dem unermüdlichen Einsatz von Simon Heeb war diese überdurchschnittliche Leistung möglich.
Vize-Schweizermeister
Anlässlich des Tags der Berufsbildung wurde er als einzigerLiechtensteiner geehrt. Damit bekam Simon Heeb die Anerkennung für seine Leistungen anlässlich der Schweizermeisterschaften der Innendekorateure Fachrichtung Bodenbelag. Bei den Meisterschaften im Oktober 2015 erreichte Simon Heeb den verdienten zweiten Rang und holte sich somit die Silbermedaille. (pd)
HALO Rückerstattung – 100pro!
Tag der Abrechnung: Nach Eingang der Schulzeugnisse wird mit den Lernenden von 100pro! „abgerechnet“. Alle unsere Lernenden welche die HALO besucht haben und so schulischen Erfolg erreicht haben bekommen die HALO-Beiträge im vergangenen Semester teilweise oder ganz zurückerstattet. Es freut uns riesig, dass wir Annina Götz 100% der Beträge zurückerstatten konnten. Annina Götz hat heute vom Geschäftsführer Jürgen Nigg und dem Verbundberater Alessio Haas 1020 CHF erhalten. Weiter so Annina, wir sind stolz auf dich!
Tag der Abrechnung: Nach Eingang der Schulzeugnisse wird mit den Lernenden von 100pro! „abgerechnet“. Alle unsere Lernenden welche die HALO besucht haben und so schulischen Erfolg erreicht haben bekommen die HALO-Beiträge im vergangenen Semester teilweise oder ganz zurückerstattet. Es freut uns riesig, dass wir Annina Götz 100% der Beträge zurückerstatten konnten. Annina Götz hat heute vom Geschäftsführer Jürgen Nigg und dem Verbundberater Alessio Haas 1020 CHF erhalten. Weiter so Annina, wir sind stolz auf dich!
«WorldSkills»-Sieger Beck geht nach Venedig
TRIESENBERG/VENEDIG – Gut ein halbes Jahr nach seinem Triumph bei den Berufsweltmeisterschaften stellt sich Lukas Beck in Venedig einer neuen Herausforderung.
Nur zwei Jahre nach seinem Lehrabschluss gewann der Gipser Lukas Beck im vergangenen Sommer bei den «WorldSkills» in Brasilien die erste Goldmedaille für Liechtenstein seit zehn Jahren. Am Freitag, den 15.01.2016, startet der Triesenberger nun die nächste Etappe in seiner Laufbahn als Gipser. Der 22-jährige macht sich auf den Weg nach Venedig, wo er eine dreimonatige Ausbildung bei Maestro Giorgio Berto an der Unione Stuccatori Veneziani – eine der renommiertesten Ausbildungsstätten für Stuckateure in Europa – absolvieren wird. «Ich war bereits einen Tag in Venedig und habe Giorgio Berto kennengelernt. Er hat mir seine Arbeiten gezeigt, wodurch ich mir einen Eindruck davon verschaffen konnte, was auf mich zukommt. Ich freue mich riesig über die Chance den Gipser-Beruf in seinem Ursprung kennenzulernen», freute sich Lukas Beck gestern gegenüber dem «Volksblatt».
Volksblatt, 15.01.2016
Die duale Berufsbildung als Erfolgsmodell auch für kleine Unternehmen
Der 6. Ruggeller Unternehmer-Apéro stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Ausbildung der Jugend verbunden mit der Rekrutierung von jungen Fachkräften für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein. So bildet die Gemeinde Ruggell selbst vier Lernende in drei verschiedenen Bereichen aus. Mit dieser Themenwahl fand die jährlich stattfindende
Die jungen Lernenden sind unsere Zukunft, sei es für unsere Unternehmen oder für unsere Gesellschaft. Der duale Bildungsweg, also die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, eröffnet sehr gute Berufsaussichten für unsere Jugend. Kritiker sehen diesen Weg gerne als Bildung zweiter Klasse, doch damit liegen sie falsch. Denn reines Wissen aus der Schulstube kann die praktischen Berufsqualifikationen nicht einfach ersetzen. Entscheidet sich ein Unternehmen für diese Ausbildungsmöglichkeit, wird eine vollumfängliche Förderung des Lernenden vorausgesetzt, welche finanziell und zeitlich entsprechend hoch ausfallen kann. Aus diesem Grund entscheiden sich wahrscheinlich viele Klein- und Mittelunternehmen (KMU) gegen einen Lernenden im eigenen Betrieb, weil das Know-how oder einfach die Zeit für die Betreuung fehlt. Mit der jungen Organisation „100pro! berufsbildung liechtenstein“ von der Liechtensteiner Wirtschaftskammer wird diesen KMUs entgegengekommen. Sie übernehmen entweder das Coaching des Lernenden oder es kann eine Verbundlehre eingegangen werden, indem man sich als KMU mit einem anderen Unternehmen zusammenschliesst. Der oder die Lernende ist dabei bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein angestellt und absolviert die fachliche Ausbildung bei den beteiligten dualen Lehrbetrieben. Der Lehrvertrag wird zwischen der Wirtschaftskammer und dem Lernenden abgeschlossen, die Rahmenbedingungen zwischen den Unternehmen und der Wirtschaftskammer definiert.
Tanja Kressig war die erste Lernende Kauffrau der Gemeinde Ruggell, welche eine Verbundlehre antrat. Als Partner konnte die Gemeinde Schellenberg gefunden werden, welche bis dahin keine Möglichkeit sah, eine Lehrstelle alleine überhaupt anzubieten. Begleitet wurde diese Verbundlehre von 100pro! berufsbildung liechtenstein. Nach ihrem sehr erfolgreichen Abschluss im Sommer 2015 sagt Tanja heute dazu: „Während der Lehrzeit habe ich abwechslungsweise in den Gemeindeverwaltungen Ruggell und Schellenberg gearbeitet. Die Ausbildung war äusserst spannend und sehr abwechslungsreich. Ich durfte vielseitige Erfahrungen sammeln und lernte, dass gute Kommunikation das wichtigste Werkzeug einer Kauffrau ist. Allein schon die Kommunikation zwischen den Gemeinden Ruggell und Schellenberg, mit „100pro!“ und allen Mitarbeitenden war anfänglich eine grosse Herausforderung – aber ich habe diese Lektion schnell gelernt.
Die Verbundausbildung hatte den Vorteil, dass ich als Lernende gleichzeitig mehrere Betriebe, Unternehmenskulturen und Arbeitsweisen kennenlernen durfte und so ein breitgefächertes Wissen mitnehmen konnte. Für mich waren diese drei Jahre nicht nur eine berufliche Neuorientierung sondern auch eine persönliche Weiterentwicklung. In beiden Verwaltungen habe ich sehr viel gelernt und erlebt. Heute kann ich mit Freude sagen, dass mir von der Reinigungskraft bis zum Vorsteher alle etwas mit auf den Weg gegeben haben.“
Seit August 2015 arbeitet Natascha Morrone aus Ruggell als Lernende Kauffrau in der Verbundlehre der Gemeinden Schellenberg und Ruggell. Im Wintersemester (August bis Januar) in der Gemeindeverwaltung Ruggell, erlebte sie ihren Einstieg als sehr abwechslungsreich und intensiv. Die Gewöhnung an den Wochenrhythmus – drei Tage in der Verwaltung und zwei Tage in der Schule – erfolgte jedoch rasch: „Anfangs war es eine echte Umstellung von dem „gemütlichen“ Schülerleben in das anstrengende Erwachsenenleben zu wechseln. Doch trotz dieser Herausforderung fühlte ich mich schon gleich sehr gut aufgehoben in der Gemeinde Ruggell. Auch wenn ich erst seit drei Monaten hier bin, habe ich schon sehr viel gelernt. Ich freue mich schon auf die weiteren drei Jahre in der Verbundlehre und bin gespannt auf meinen Wechsel im Februar 2016 in die Gemeinde Schellenberg.“
Ein Jahr zuvor, im August 2014, startete Maximilian Hasler als Lernender Kaufmann „nur“ in der Gemeindeverwaltung Ruggell. In seinem Fall läuft das Coaching über die Organisation 100pro! berufsbildung liechtenstein. Neben Betreuungsgespräch ist für ihn die Hausaufgabenhilfe HALO von 100pro! berufsbildung liechtenstein als professionelle Unterstützung für seine Lehre wichtig. Dieses Coaching erhalten bei der Gemeinde Ruggell auch Pascal Wohlwend, der als Lernender Fachmann Betriebsunterhalt FZ, Fachrichtung Hausdienst tätig ist sowie Marco Lenherr als Lernender Unterhaltspraktiker EBA beim Werkhof. Pascal Wohlwend befindet sich zurzeit im dritten und letzten Lehrjahr und ist überzeugt, dass er vor allem von der Hausaufgabenhilfe profitieren konnte: „Zuerst brauchte es grosse Überwindung, regelmässig die Hausaufgabenhilfe am gleichen Wochentag zu besuchen. Jedoch für die Repetition und das Lernen vor grossen Prüfungen waren diese zwei Stunden ideal, da man sich zu Hause sehr leicht ablenken liess. Ab einem gewissen Notenschnitt wurden die Kosten für diese Unterstützung vom Lehrbetrieb übernommen, was für mich als zusätzlicher Anreiz diente, diesen Schnitt auch zu erreichen und zu behalten. So konnte ich mich stets verbessern. Für berufsspezifische Sachthemen brauchte ich jedoch schon jeweils auch die volle Unterstützung meiner Vorgesetzten im Betrieb.“ Auch wenn das Coaching bezüglich Betreuung und schulische Unterstützung in diesen Fällen extern ausgelagert werden kann, bleibt der Lernende ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens. Gemeinsames Lernen, berufliche Unterstützung und auch ein offenes Ohr für private Anliegen gehören hier selbstverständlich dazu. Ist der Unternehmer in bestimmten Situationen überfragt, steht man trotzdem nicht alleine da. In Ruggell nutzt nicht nur die Gemeindeverwaltung diese Vorteile, sondern auch Firmen und Unternehmen wie die BUNTAG AG, BWV, Liechtenstein Life, CNC Mechanik, Prisma Life und die Wohlwend AG. Und wenn Lernende nicht nur mit Wissen überzeugen, sondern auch mit ihrem Geschick indem sie vor allem in handwerklichen Lehrberufen ausserordentliche Leistungen zeigen, dann ist eine Teilnahme bei den WorldSkills möglich …
Schlussendlich müssen Unternehmen motiviert werden, in die heutige Jugend zu investieren, um die zukünftigen Fachkräfte zu fördern. Auf der anderen Seite werden für dieses Unterfangen aber auch potenzielle jugendliche Lernende benötigt, die sich bewusst für die duale Berufsbildung entscheiden. Unser Bildungswesen ist in den vergangenen Jahren sehr bunt und vielfältig geworden, es gibt längst nicht mehr nur den einen Weg zum Ziel. Viele Jugendliche tendieren heute eher zur Matura oder zur Berufsmatura mit anschliessender akademischer Ausbildung. Ein erfolgreiches Studium ist heute bekanntlich aber auch kein Garant mehr für einen einfachen Berufseinstieg bzw. eine erfolgreiche Karriere. Ein guter Mix sowie die Begleitung der Jugendlichen in ihrer gesamten Bildungslaufbahn, egal welcher Weg eingeschlagen wird, sind gemäss Bildungsministerin Aurelia Frick viel wichtiger. Schlussendlich ist die Ministerin überzeugt, dass Liechtenstein ohne die duale Berufsbildung kaum das höchstindustrialisierte Land der Welt sein könnte.
Christian Öhri, Gemeindekanzlei
Nordwind, Ruggell