Druckerei Gutenberg gautschte ihre Lehrabgänger

Bis ins 16. Jahrhundert lässt sich dieser Brauch der Buchdrucker- Zunft zurückverfolgen, in dem der Gäutschling im Zuge der Freisprechungszeremonie von Gautschmeister, Schwammhalter und Packern insWasser bugsiert wird. Der Gautschakt rührt also aus der frühen Neuzeit her, die Johannes Gutenberg mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern gut 100 Jahre zuvor eingeläutet hatte. Über die historische Gewichtigkeit ihres Handwerks wissen die Buchdrucker der Gutenberg AG Bescheid, denn sie führen das Gautschen gewissenhaft aus.

«Nicht alle Druckereien praktizieren diesen Brauch noch»,sagte Thomas Mandel, Leiter des Verkaufs, «obwohl er schön ist und Geschichtevermittelt».Während dieser Erklärung sammelten sich die Arbeitskollegen der Lehrabschlussgänger, deren Eltern, Schaulustige, Kameramänner und Journalisten um die Käfige, in denen Vogt und Yildiz zuvor von den Packern eingesperrt worden waren, und schossen Fotos. Beide wussten zuvor nichts über das Datum und den Zeitpunkt dieser Aktion. Doch obwohl sie Sprüche einstecken mussten («Mit Gefangenen redet man nicht»), behielten sie ihren Gleichmut. Die Palette, auf welcher der Käfig stand, stiessen die Packer mit dem Hubwagen Richtung Brunnen an der Feldkircher Strasse, wo der Gautschmeister Florian Eschenmoser sie in seiner Tracht erwartete. Alle waren heiterer Laune,das mag nicht nur an die Historie liegen, die das Gautschen mit sich bringt, sondern an der Tat an sich, jemanden ins Wasser zu tauchen. Der Gautschmeister hielt eine zweiminütige Ansprache: «… Dass die ehrsame Jüngerin und der ehrsame Jünger unserer hochedeln Druckerkunst, Xenia Vogt, Ahmed Yildiz, nach altem Brauch und Herkommen die Wassertaufe Aposteriorum erhalten werden». Es wurde der Käfig geöffnet und Vogt sowie Yildiz, nachdem sie der Reihe nach auf einen nassen Schwamm gesetzt und in den Brunnen geworfen wurden,in die Freiheit entlassen. Nervös seien sie zuvor nicht gewesen, wie sie sagten,aber nach der Wassertaufe würden sie sich richtig gut fühlen. Passend zum Feierabend fand nun das ebenfalls traditionelle Gautschfest statt.