Einige Lehrstellen noch nicht besetzt

Mit den rund 350 vergebenen Lehrstellen zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren ein konstantes Ergebnis. Am kommenden Freitag werden Hunderte Jugendliche der Ober- und Realschulen Liechtensteins ihre Abschlusszeugnisse in den Händen halten. Doch bevor ihre Schulzeit offiziell abgeschlossen ist, sind viele Schüler seit Anfang dieses Jahres damit beschäftigt, sich den Einstieg in das Berufsleben mit einer Lehrstelle zu sichern. Nach aktuellem Stand sind noch 80 Stück unbesetzt.

Erste Schritte bewältigt
In diesem Jahr wurden bis Mitte Juni rund 350 Ausbildungsplätze mit Lehrbeginn im Sommer 2016 von der heimischen Wirtschaft vergeben. Von den insgesamt 319 Schulabgängern werden 203 Jugendliche eine berufliche Grundbildung mit Anlehre, Fähigkeitszeugnis oder Berufsattest antreten. «Per 23. Juni 2016 sind noch acht Schulabgänger auf der Suche nach einer für sie geeigneten Anschlusslösung. Wir vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) stehen mit diesen Jugendlichen in Kontakt und unterstützen sie auf ihrem weiteren Berufswahl-Findungsprozess», sagt Werner Kranz, Amtsleiter des ABB, auf Anfrage.

Möglichkeiten für diese Jugendlichen gibt es viele, da sich die 80 offenen Lehrstellen in den unterschiedlichsten Branchen wiederfinden lassen: Von einer Lehre als Automobil-Fachmann bis hin zum Zeichner in der Fachrichtung Ingenieurbau ist vieles vertreten. Wie Kranz bestätigt, können Interessenten die Liste mit allen Lehrbetrieben auf der Homepage des ABB abrufen.

«Eine weitere Möglichkeit bietet die BIZ-App, mit der Jugendliche und Interessierte einfach und unkompliziert herausfinden können, welche Unternehmen in Liechtenstein oder der angrenzenden Schweiz freie Lehrstellen im gewünschten Lehrberuf anbieten. Informationen zu den einzelnen Berufen, der Lehrdauer und den Arbeitsinhalten können ebenfalls eingesehen werden», erklärt der Leiter des ABB.

Unter Jugendlichen beliebt
Bei Frauen wie auch bei den Männern erfreut sich die Kauffrau beziehungsweise der Kaufmann grösster Beliebtheit. In diesem Jahr wurden 50 genehmigte Lehrverträge für Frauen, und 26 für Männer unterzeichnet. An zweiter Stelle folgen bei den angehenden Lehrlingen die Fachfrau Gesundheit und Fachfrau Betreuung sowie die Lehre zum Polymechaniker. «Es lässt sich nicht sagen, welche Lehrstellen in diesem Jahr schwierig zu besetzen waren. Die Berufswahl hängt von sehr vielen einzelnen Faktoren, wie beispielsweise der Eignung und Neigung der Jugendlichen oder der Zulassungsvoraussetzungen der weiterführenden Schulen ab, die letztendlich ausschlaggebend für den möglichen Erhalt eines Ausbildungsplatzes oder für die Zulassung beziehungsweise Aufnahme an einer weiterführenden Schule sind», führt der Leiter des ABB weiter fort.

Jahrelange Konstanz
Laut Kranz lässt sich die diesjährige Lehrstellensituation mit den Vorjahren vergleichen. «Mit dem aktuellen Stand können alle, die am Berufswahlprozess beteiligt sind, ziemlich zufrieden sein. Rund 98 Prozent der Sekundarschulabgänger haben eine für sie geeignete Anschlusslösung gefunden. Ich bin davon überzeugt, dass bis Mitte August alle Jugendlichen eine akzeptable Lösung gefunden haben.» Das Angebot der heimischen Wirtschaft an Ausbildungsplätzen ist seit Jahren konstant hoch, da das Lehrstellenangebot seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle bei der Berufswahl einnimmt.

In der Schweiz zeigt sich die Situation ein wenig prekärer. Die Anzahl an Jugendlichen, die ab August ihre Lehrstellen antreten werden, ist deutlich zurückgegangen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Zahl der Schulabgänger in der Schweiz ebenfalls um fünf Prozent rückläufig ist. Gleichzeitig ist das Lehrstellenangebot jedoch nur leicht von 80’000 auf 79’000 geschrumpft. Da sich laut dem Lehrstellenbarometer Mitte April hochgerechnet 66’000 Jugendliche für eine Lehrstelle interessierten, übertrifft derzeit das Angebot an Lehrstellen die Nachfrage um 13’000 Lehrstellen. Das ist rund die Hälfte mehr als vor einem Jahr.

Alternativen auch gefragt
Von den insgesamt 319 Schulabgängern haben sich 108 Schüler nicht für eine Lehre, sondern für eine andere Anschlusslösung entschieden. Acht werden ab dem neuen Schuljahr eine Vollzeitberufsschule antreten und weitere 23 haben den Übertritt in die Oberstufe des Gymnasiums geschafft. Eine weitere beliebte Alternativlösung für noch unentschlossene Schulabgänger bietet der Besuch einer Mittelschule, an der ab kommendem Schuljahr 14 Liechtensteiner ihre Ausbildung fortsetzen werden, und 50 Jugendliche besuchen künftig das 10. Schuljahr in Vaduz.

Vaterland, 29. Juni 2016