Endspurt auf Lehrstellenmarkt

Während 388 Lehrverträge bereits abgeschlossen wurden, sind auf der Homepage next-step.li des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung derzeit noch 89 freie Lehrstellen gemeldet. In den Bereichen Druck, Informatik, Gestaltung und Kunst, Textilen, Bildung und Soziales sowie in der Kultur sind bereits alle Lehrstellen vergeben. Das Angebot an Ausbildungsplätzen werde grundsätzlich von dem entsprechenden Berufsfeld beziehungsweise den in diesen Bereichen tätigen Lehrbetrieben, gesteuert. «Des Weiteren sind in den genannten Berufsfeldern eher Kleinbetriebe tätig, die aus Ressourcen- oder anderen Gründen nicht die Möglichkeit besitzen, jährlich einen Ausbildungsplatz anbieten zu können», erklärt Werner Kranz, Leiter des Amtes für Berusfsberatung und Berufsbildung (ABB).

Rekrutierung aus dem Ausland

Gemäss der Schulstatistik schliessen im Sommer 2019 insgesamt 264 liechtensteinische Jugendliche die Schule ab. Davon absolvieren 184 aller Schulabgänger eine Berufslehre, 75 davon besuchen eine Vollzeitberufsschule, Mittelschule oder haben sich für eine andere Zwischenlösung  wie das 10. Schuljahr entschieden. Lediglich 5 Schulabgänger sind noch auf der Suche nach einer für sie geeigneten Anschlusslösung. «Diese werden im Bedarfsfall von den zuständigen Stellen die notwendige und individuelle Hilfestellung erhalten», so Kranz.
Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Liechtenstein sei das Angebot an Ausbildungsplätzen der heimischen Wirtschaft grundsätzlich höher als die jährliche Anzahl an Schulabgängern. Die Rekrutierung von Auszubildenden müsse deshalb auch im Ausland erfolgen. Insgesamt beginnen in diesem Sommer 388 Jugendliche eine Berufslehre. Zwei Drittel davon kommen aus Liechtenstein, während das restliche Drittel vorwiegend Personen aus der Schweiz sind. «Seit Jahren rekrutiert die heimische Wirtschaft sowohl Lernende als auch Arbeitnehmende aus dem benachbarten Ausland», weiss Werner Kranz.

Baubranche attraktiver darstellen

Die Palette der freien Lehrstellen sei von Jahr zu Jahr unterschiedlich und ziehe sich praktisch über alle Berufsfelder hinweg. «Bei der Berufswahl sind die Neigung sowie die Eignung des Jugendlichen für einen Lehrberuf massgeblich», sagt Kranz. Dennoch finden sich heuer die meisten offenen Lehrstellen laut next-step.li in eher handwerklichen Berufen. Auf dem Bau und in der Gebäudetechnik sind derzeit jeweils 16 noch zu besetzende Stellen gemeldet, in der Elektrotechnik sind es 10 Stellen und in der Metall- und Maschinenbranche sind es derzeit 8 Lehrstellen, die noch zu besetzen sind. Diese Entwicklung wird auch vom Baumeisterverband beobachtet. Beat Gassner, der Präsident des Baumeisterverbandes Liechtenstein, sprach bei der Podiumsdiskussion «Baubranche Next Generation» im vergangenen Mai über das Fehlen der Bewerber für freie Lehrstellen in diesem Gewerbe. Dabei mahnte er, dass der Anteil der Lernenden im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten zu gering sei. «Wir sind angewiesen auf Pendler, wir können unsere Leute nicht aus dem Nachwuchs rekrutieren.» Weiter führte Gassner aus, dass die Digitalisierung der Branche durchaus helfen könnte, um wieder attraktiver für Berufsanfänger zu werden. Dass das Baugewerbe ein schlechteres Image hat als andere Branchen, merke man bei Berufswahlberatungen jedoch nicht, so Kranz. Eine viel wichtigere und entscheidendere Rolle bei der Berufswahl würden die Eltern spielen. «Es ist somit naheliegend, dass nicht nur die Schüler selbst von der Berufswahl überzeugt sein müssen, sondern auch deren Eltern.» Um die Attraktivität und das Image einzelner Berufsgruppen aufwerten zu können, werde es notwendig sein, die Eltern von den Berufen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu überzeugen.