Erneut weniger Lehrbetriebe, doch schuld ist (auch) die Statistik

Bereits im Ausbildungsjahr 2014/15 hatte die Anzahl Lehrbetriebe ihr Rekordtief erreicht. Waren mit Beginn der Statistik im Jahr 2006/07 noch 389 Ausbildungsbetriebe ausgewiesen worden, gab es solche 2014/15 gerade noch 328. Im aktuellen Berichtsjahr 2015/16 wird nun erneut ein Rückgang um 6 Betriebe verzeichnet, womit sich der neue Tiefststand von noch 322 Lehrbetrieben in Liechtenstein ergibt. Wie dieser zustande kommt, kann sich Werner Kranz, Leiter Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB), durchaus erklären und gibt gleichzeitig Entwarnung: «Ein wichtiger Faktor, der diese Entwicklung in der Statistik begünstigt, ist der seit einigen Jahren implementierte Modus der Verbundslehre», weiss der ABB-Chef. Dieser Modus ermöglicht es Lehrbetriebe ihre Lernenden unter der Federführung der Wirtschaftskammer gemeinsam auszubilden (das «Volksblatt» berichtete mehrfach). «In der Statistik wird dann aber lediglich die Wirtschaftskammer als Lehrbetrieb aufgeführt. Die Verbundsbetriebe werden nicht berücksichtigt», erklärt Kranz weiter. Zudem könne eine nominell geringfügige Abnahme grundsätzlich auch individuellen strategischen Veränderungen in einzelnen Betrieben geschuldet sein. Dass auch die Zahl der Lernenden zurückgegangen ist, ordnet der erfahrene Amtsleiter als «normale» Schwankung ein. So wurden 2015/16 2,7 Prozent weniger Lernende registriert als noch im Jahr zuvor. 2014/15 hatte dieser Rückgang 1 Prozent betragen. Total zählt die Statistik für 2015/16 in Liechtenstein 1151 Lernende, 362 davon haben ihren Wohnsitz im Ausland. Im Gegenzug absolvieren 121 hiesige Lernende ihre Lehre ausserhalb des Landes.

Weniger Schüler

Wie bereits auf «Radio L» zu hören war, wurden 2015/16 an Liechtensteins Schulen ebenfalls weniger Schüler ausgebildet. Die Zahl der sich in der obligatorischen Schulbildung befindlichen Kinder und Jugendlichen blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 3482 Schülern jedoch nahezu unverändert. Genau genommen wurden gar 2 Schüler mehr registriert als 2014/15. Dennoch konstatiert das Amt für Statistik (AS): «Generell ist die Anzahl der Schulkinder in obligatorischen Schulen rückläufig.» In den vergangenen fünf Jahren sei durchschnittlich eine Abnahme von 1,2 Prozent pro Jahr zu verzeichnen gewesen. Effektiv eine konkrete Abnahme im Berichtsjahr ergibt sich hingegen, wenn die Anzahl aller Schüler in der allgemeinen Ausbildung (also Kindergarten bis Sekundarstufe II) verglichen wird. Diese sank innert eines Jahres von 4778 um 22 auf 4756 Schüler. Angesichts der erwähnten Zunahme an den obligatorischen Schulen kann also insgesamt von einem Rückgang um 24 Schüler an den nicht obligatorischen Bildungseinrichtungen gesprochen werden.

Mehr Ausgaben

Zu überraschen vermag derweil auf den ersten Blick, dass trotz sinkender Schülerzahlen die Bildungsausgaben von insgesamt 187 Millionen Franken um 4,7 Prozent höher ausfielen als im Vorjahr. Dieser Umstand ergebe sich, da mit 15,9 Millionen Franken die höchsten Investitionsausgaben seit 2010 getätigt worden seien, schreibt das AS in der Statistik. So seien vor allem die Gemeinden mit einem Investitionsvolumen von 11,5 Millionen Franken «intensiv» tätig gewesen. Das Land verbuchte demnach Investitionen in der Höhe von 4,4 Millionen Franken, wobei der Grossteil (2,5 Millionen) auf Studiendarlehen entfiel. Insgesamt trägt jedoch nach wie vor das Land mit 77,2 Prozent den Bärenanteil der Bildungskosten.