Gruppenbildung durch soziales Engagement

Es ist eine besondere Gegend, in der das diesjährige Lernendenlager von «100pro!» stattfindet. In Alma Vii fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt. Holz und Heu werden von Pferden gezogen. Es gibt weder Mobilfunk-noch Internetempfang im Dorf. Die 20 Lernenden aus Liechtenstein freuen sich auf die Erfahrung, zu der sie am 7. Oktober mit dem Flugzeug aufbrechen. Begleitet werden sie von drei Betreuern und zwei Maurern, die in Ausbildung bei der Frickbau AG sind. Seit rund einem Jahr stecken die Betreuer in den Vorbereitungen. Projektleiter Ivan Schurte, der schon seit 20 Jahren solche Lernendenlager organisiert, kann die Reise nach Rumänien kaum erwarten: «Es ist eine andere Welt, in die wir aufbrechen.» Die Lernenden sollen während der Woche zusammenwachsen, indem sie ein soziales Projekt unterstützen. «Bei unseren Lagern geht das Hand in Hand».

Lebensqualität in Siebenbürgen verbessern
Seit 2015 organisiert «100pro!» jedes Jahr ein Lernendenlager mit sozialem Konzept. Vergangenes Jahr hat man in Graubünden die Jungwaldpflege unterstützt. Davor lautete das Motto «Made in Liechtenstein». Bislang hat es stets in der näheren Region stattgefunden. Nun geht es zum ersten Mal weiter weg. Das Lager in Rumänien wird hauptsächlich über eine Liechtensteiner Stiftung und eine Bank finanziert. Für den Restkommen die Lehrbetriebe auf. Die Wirtschaftskammer übernimmt die Schirmherrschaft. Der Kontakt zum Projektpartner Mihai Eminescu Trust ist entstanden, als sich das Präsidium in Rumänien mit Handelspartnern getroffen hat. Die gemeinnützige Organisation unterstützt mit ihrem «The Whole Village Project» die traditionellen Gemeinden Siebenbürgens. Es soll die Lebensbedingungen auf dem Land durch eine Konservierung des Kultur- und Naturerbes verbessern.

Viele Arbeiten zu erledigen
Übernachten werden die Lernenden bei Gastfamilien. Abseits der Arbeitseinsätze erhalten sie einen Einblick in das traditionelle Handwerk sowie die kulturelle Vielfalt Siebenbürgens. Hierfür werden ein Köhler, eine Angus-Beef-Farm und die nahgelegene Stadt Sibiu besucht. Eine Herausforderung stellt die Kommunikation dar, denn die Roma haben ihre eigene Sprache. Ein deutscher Zimmermann, der sich vor Ort sesshaft gemacht hat, wird das Projekt als Experte betreuen und vermittelt sprachlich. Die Betreuer haben ihn kennengelernt, als sie vergangenen Herbst die Region auskundschafteten. Für ihren Aufenthalt in Rumänien haben sich die Lernenden viel vorgenommen. Eine alte Tischlerei und Schmiede müssen für die Roma-Siedlung auf Vordermann gebracht werden. Ausserdem soll ein Fussballplatz errichtet werden, damit die Jugendlichen einen Treffpunkt erhalten. Zu den Aufgaben gehören: neue Böden legen, Fensterläden einsetzen, die Fassaden richten, Abwasserrinnen montieren und alles einbruchsicher machen. Viele der Lernenden – die Zimmermänner ausgenommen – agieren ausserhalb ihres Berufes, sammeln als Hilfsarbeiter neue Erfahrungen. Die Wirtschaftskammer stellt dem Projekt zusätzlich neue Maschinen zur Verfügung, die in den Einzelunternehmen zu installieren sind. Als Ziel haben sich die Lernenden gesetzt, dass die Betriebe nach der Woche ihre Arbeit aufnehmen können. «In Alma Vii gibt es reichlich zu tun. Wir stellen den Roma viele fleissige Hände zur Verfügung. Langweilig wird uns sicher nicht», freut sich Projektleiter Ivan Schurte.