Ein regelrechtes Heimspiel könnte man das letzte Training von «WorldSkills»-Kandidatin Lena Schädler auch nennen. Vom 19. bis 21. Juli, also rund einen Monat vor den Berufsweltmeisterschaften, konnte die Fachfrau Gesundheit (FaGe) nämlich im Berufs- und Weiterbildungszentrum in Sargans (BZSL) an der Seite der Kandidaten aus der Schweiz, Italien und Kolumbien trainieren. Das BZSL ist laut Expertin Katharina Lorenz-Klemm nicht nur Schädlers Berufsfachschule, sondern sei für die Schweizer beziehungsweise italienische Kandidatin zentral für das Training gelegen. Darüber hinaus habe der Kandidat aus Kolumbien gute Verbindungen vom Flughafen her gehabt. «Das BZSL hat eine gute Infrastruktur», so Lorenz-Klemm gegenüber dem «Volksblatt». «Sie haben mehrere Räumlichkeiten mit Spitalbett und Nachtkästchen.» Zudem verfügten sie über genügend Material zum Beispiel für verschiedene Verbände und hätten auch verschiedene Geräte, Rollatoren und Rollstühle, die für die Betreuung und Pflege der Patienten benötigt werden. Ein zusätzlicher Vorteil am BZSL sei zudem, dass während des Trainings keine Patienten gestört würden.
Mehr Austausch statt Wettkampf
Wer sich an die Generalprobe im vergangenen Mai erinnert, weiss, dass die Kandidaten damals darunter auch Schädler unter enormem Druck arbeiteten. Laut Lorenz-Klemm war dies beim Training im BZSL allerdings nicht der Fall: «Es gab keine Besucher und die Simulationspatienten wurden von uns abwechselnd gespielt.» Einen Nachmittag lang habe auch die amtierende Weltmeisterin, Irina Tschuor aus Graubünden, das Training besucht. «Sie hat uns sehr unterstützt, indem sie wertvolle Tipps gegeben hat, eine Simulationspatientin gespielt hat und wichtige Erfahrungen mit uns geteilt hat», so Lorenz-Klemm. Das Training erinnerte somit mehr an einen Austausch als an einen Wettkampf. Das Feedback von den verschiedenen Experten und auch der Vergleich mit der «Konkurrenz» war sehr wertvoll für die Vorbereitung. Auch war wichtig, dass Lena Teilnehmer und Experten kennenlernen durfte vor dem Wettbewerb. In einer völlig neuen Umgebung bereits bekannte Gesichter zu sehen, kann hilfreich sein.
Zurücklehnen konnte sich Schädler bei ihrem Training allerdings nicht. Nach wie vor galt es, bei all ihren Aufgabenbereichen die bestmöglichste Leistung zu zeigen. Diese Aufträge umfassten laut Lorenz-Klemm unter anderem Arbeitsorganisation und -management, Kommunikation und zwischenmenschliche Fähigkeiten sowie Bedarfsermittlung und Planung der Patientenbetreuung. «Jede dieser Fähigkeiten wird in verschiedenen sogenannten Settings geprüft. So zum Beispiel im Spital, bei der Langzeit- oder Tagespflege oder bei der Pflege zu Hause. Jedes dieser Settings wird an einem Wettkampftag geprüft», erklärt Lorenz-Klemm.
Mit der letzten Trainingseinheit vor den «WorldSkills» endet für Schädler eine intensive Zeit, in der sie sich nicht nur auf die Berufsweltmeisterschaften vorbereiten musste, sondern auch ihre Lehrabschlussprüfung sie zusätzlich belastete. Nun zieht sie aber ein zufriedenes Fazit aus ihrer Arbeit: «Meine Expertin wusste nach einigen Trainings genau, was ich brauche und wie sie mich am besten unterstützen kann. Während ich parallel noch meine Abschlussprüfungen hatte, war es schwierig für mich, mich auf beides zu konzentrieren. Als dies dann alles vorbei war, bemerkten wir beide, dass ich einen grossen Fortschritt gemacht hatte. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung und mit meinem Wissen, dass ich mir angeeignet habe und weiss, dass ich für Russland bestmöglich vorbereitet bin», so Schädler. Auch ihre Expertin ist mit Schädlers Arbeit mehr als nur zufrieden. Im letzten Training habe sie vor den anderen Kandidaten eine sehr gute Leistung erbracht. «Jetzt bleibt nicht mehr viel Zeit bis Kazan», sagt Lorenz-Klemm. «Wir haben bislang noch am Feinschliff gearbeitet. Wichtig ist nun, dass wir die Batterien vor dem Wettbewerb füllen.»