Im Zuge der sogenannten Bologna-Reform wurde vor über 20 Jahren beschlossen, dass Studierende von Fachhochschulen und Universitäten ihr Studium mit den akademischen Graden Bachelor beziehungsweise Master abschließen.
Bereits seit geraumer Zeit geht in der Schweiz damit ein Diskurs um die Gleichsetzung von Absolvierenden der höheren Berufsbildung einher.
Schließlich beenden diese ihre Ausbildung an Höheren Fachschulen (HF) nicht mit den international gängigen Bezeichnungen Bachelor und Master, sondern beispielsweise als «Dipl. Betriebswirtschafter HF» oder «Dipl. Technikerin HF».
Jüngst hat sich der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) im Rahmen einer Konsultationsantwort an das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation einmal mehr für die Titelzusätze «Professional Bachelor» bzw. «Professional Master» ausgesprochen.
«Damit sich Jugendliche und ihre Eltern auch künftig für den beruflichen Bildungsweg entscheiden, ist es wichtig, dass dieser Bildungsweg gesellschaftlich eine anerkannte Positionierung erhält», so der Schweizerische Arbeitgeberverband.
Das Ansinnen findet auch jenseits des Rheins Zustimmung, wie eine Anfrage von «Wirtschaft regional» bei der Wirtschaftskammer Liechtenstein zeigt.
«Wir unterstützen dieses Vorhaben nicht nur, wir fordern es», betont WK-Geschäftsleitungsmitglied Ivan Schurte.
«Der Weg, über die Berufsbildung zu einem gleichwertigen Grading zu kommen wie auf dem akademischen Weg, würde die Wichtigkeit beider Wege betonen und den praktischen Werdegang über eine berufliche Grundbildung stärken.»
Mit der Maßnahme sei es möglich, wieder ein breiteres Feld an Interessenten für die berufliche Grundbildung zu gewinnen.
Zudem erfolge die höhere Fachausbildung grenznah und berufsbegleitend – «das heißt, unser Arbeitsmarktpotenzial wird regional beschult und bleibt dem Werkplatz erhalten», so Schurte.
«Keine Konkurrenz, sondern gleichwertiger Teil»
Die Gleichwertigkeit müsse jedoch nicht nur aufgezeigt, sondern auch von der Gesellschaft akzeptiert werden:
«Die Berufsbildung darf nicht als Konkurrenz zum akademischen Weg aufgezeigt werden, sondern als gleichwertiger Teil.»
Indes fordert Ivan Schurte auch eine vermehrte Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Ausbildungsniveaus sowie eine Stärkung der beruflichen Weiterbildung:
«Wir müssen uns von alten Bildern lösen und den Weg der Berufsbildung etwa auch Gymnasiasten aufzeigen. Die Durchlässigkeit hat in alle Richtungen ihre Gültigkeit.»
Dass etwa Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums über eine Way-up-Lehre in die höhere Berufsbildung wechseln oder Lernende via Passerelle den universitären Weg einschlagen, sei richtig und wertvoll.
Zudem solle die Weiterbildung nach der beruflichen Grundbildung «als so selbstverständlich erachtet werden wie der Pflichtschulteil».
Dunja Goop